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ambient
hallo liebe gemeinschaft,

ich bin neu hier und überwinde gerade meine schreibphobie, möchte jedoch einen gedanken aufgreifen, der sich durch meine anmeldung hier in den sinn kommt:

eine gute umschreibung für depressionen ist: die wut gegen sich selber. also anstatt seine wut nach außen auszustrahlen (wie z.b. psychopathen oder choleriker), ist eine depression, eine fortlaufende abrechnung mit sich selber. depressive menschen machen sich selber vorwürfe, sind äußerst selbstkritisch und bestrafen sich, bis hin zu selbstverletzungen.

die frage die sich mir aufdrängt ist: würden wir solche foren wie diesem hier, nutzen müssen, wenn unsere gesellschaft weniger gier, verachtung, mobbing, gewalt und hass prägen würde? ich finde die ursache für die meisten hier zu lesenden posts, ist durch die kranke gesellschaft in der wir leben geprägt und auch in vielen fällen wie mobbing hauptursächlich. dies ist keine verschwörungstheorie, sondern eine kaum besprochene tatsache. sind wir nicht alle daran gescheitert, dieser höher/schneller/weiter-gesllschaft mitzuhalten. eine gesellschaft die auf kapital basiert, wettbewerb und konkurrenz seit kindestagen in uns eingeimpft wird und wo anders denkende, anders fühlende und anders aussehende menschen verachtet werden, nur weil sie nicht dem allgemeinen idealen entsprechen, ist krank. aus einer anderen perspektive heraus, könnte man auch sagen: nicht wir, sondern die gesellschaft ist krank

ich wünsche mir dass wir psychisch kranke, uns unsere wut gegen uns selber öfters mal bewusst machen und ruhig die gesellschaftliche form in der wir heute leben, in frage stellen, anstatt uns selber jegliche unvollkommenheit, armut oder aussenseiterrolle aufzuzwingen. wer nicht funktioniert, ist nichts wert?

wir können unsere mitmenschen und leider auch unsere gesellschaft mit propagierten schönheitsidealen nicht ändern, jedoch unsere einstellung zu uns selber und dem falschen bild, unserer achso perfekten und eigentlich kranken gesellschaft.

Menschen wurden geschaffen, um geliebt zu werden. Dinge wurden geschaffen, um benutzt zu werden. Der Grund, warum die Welt sich im Chaos befindet, liegt darin, dass Dinge geliebt und Menschen benutzt werden. - Dalai Lama

ich bin gespannt was ihr dazu denkt und fühlt.

sonnige grüße

03.10.2020 18:48 • 04.10.2020 x 7 #1


18 Antworten ↓


T
Ja, ich bin aufgrund von Gewalt psychisch krank geworden, als hochsensibler Mensch. Irgendwann war es zuviel. Jetzt nehme ich Medikamente und bin wieder normal,

03.10.2020 18:55 • x 1 #2


A


Nicht wir, sondern unsere Gesellschaft ist krank

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U
Gier, Mobbing, Diskriminierung, Hass und Gewalt liegen in der Natur des Menschen.
Jeder, wirklich JEDER diskriminiert oder wird irgendwie, irgendwo oder irgendwann diskriminiert. So ist der Mensch halt.

Religion, Aussehen, Sozialer Status, verschiedene Meinungen...Irgendwo wird immer jemand direkt oder indirekt diskriminiert/untergebuttert.

Es macht für mich daher keinen Sinn der Gesellschaft Schuld zu geben. Man muss einfach lernen, mit solchen Problemen umzugehen.

Jeder Mensch sollte darauf aus sein, möglichst viel in seinem Leben zu erreichen: Besitz, Gesundheit, soziale Beziehungen usw..
Es ist für mich keine Gier, sondern einfach Ziel möglichst viel zu schaffen.

Ich denke, die meisten Menschen möchten gerne ein eigenes Haus, einen schicken Wagen, volle Gesundheit usw.

Leider ist es so, dass irgendwo in der Kette immer jemand untergebuttert wird, damit jemand anders mehr erreichen kann.

Jede Firma sollte z.B. das Ziel haben, möglichst günstig zu produzieren und Kosten im allgemeinen niedrig zu halten um mehr Gewinn zu schöpfen. Da ist es ganz natürlich, dass woanders jemand in dieser Produktionskette ausgenutzt wird.

Frei nach dem Motto: DER STÄRKERE ÜBERLEBT!

Das ist alles nicht krank, sondern im Menschen seit jeher ein fest verankertes Verhalten.

03.10.2020 19:14 • x 3 #3


4_0_4
Ich konzentriere mich lieber auf das was funktioniert und versuche nur das zu verändern was in meinen Möglichkeiten liegt. Anstelle mir Gedanken über das zu machen was negativ ist und ich keinen Einfluss darauf nehmen kann.

Das einzige was aus meiner Sicht Sinn macht, ist etwas positives in die Gesellschaft einzubringen. Dazu gehört z.B. Menschen die hier nach Rat fragen, an meiner Erfahrung teilhaben zu lassen.

03.10.2020 19:20 • x 5 #4


ambient
ich finde es großartig dass du dich hier engagierst, du dein wissen teilst und somit bei vielen die symptome linderst, jedoch versuche ich die ursache zu ergründen. differenziert betrachtet ist es eben nicht das gleiche.

03.10.2020 19:35 • #5


Icefalki
Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass man nicht im Aussen suchen sollte, denn das ändert des Innere überhaupt nicht.
Bei sich selbst kann jeder Veränderungen vornehmen, bei anderen wird das weniger funktionieren.

Ist natürlich auch einfacher, anderen die Schuld geben zu wollen, obwohl andere scheinbar problemloser mit Schwierigkeiten klarkommen.

Deine These ist mir zu einfach und gleichzeitig im Konsens auch nicht besser, als das, was du anprangerst. Die Gesellschaft sind wir. Jeder von uns. Wenn wir, egal warum und an welcher Erkrankung gelitten wird, Gesunde angreifen, voller Neid sind, ziemlich Pauschalieren, rettet das auch nicht vor Seelenqualen.

03.10.2020 19:36 • x 5 #6


U
So sehe ich es auch. Es ist ein Weg ohne Ziel sich darüber Gedanken zu machen, wie man mehr Toleranz usw. in die Welt bringt. Wenn jeder lernt mit Diskriminierung usw. usw. besser umzugehen ist es sicher einfacher.

Wenn du schreibst, die Gesellschaft ist krank, dann sagst du ja damit, dass diese Leute wegen ihrer Meinung/Denkweise (die anders als deine ist) krank sind. Das ist im Prinzip dann auch schon diskriminierend.

Diskriminierung ist wie Stress, jeder Mensch nimmt es anders wahr.

Was für den einen Diskriminierung ist, ist für wen anders eine kleine Stichelei.
Was für den einen eine Lebenskrise ist, ist für wen anders eine stressige Woche.

Es ist also um einiges stressfreier, sich manche Dinge einfach am Ar. vorbeigehen zu lassen.

03.10.2020 19:37 • x 3 #7


ambient
entschuldige aber hier geht es nicht darum gesunde zu beneiden oder die fehler in der gesellschaft zu suchen. hier geht es einfach darum, den tunnelblick den wir auf uns selber richten, mal von einer anderen perspektive zu betrachten. zu verstehen, das wir zwar teil dieser gesellschaft sind, jedoch die sind, die darunter leiden und dass dies scheinbar unerschätzt wird.

03.10.2020 19:46 • #8


U
Das Leben ist für mich wie ein Garten voller Stolpersteine. Es gibt dann immer Leute, die überhaupt keine Steine im Garten wollen, andere Leute räumen ein paar Steine beiseite um einen Weg zu haben.

Da Steine sich aber nicht einfach in Luft auflösen, muss man die Steine wegschaffen. ZACK, liegen die Steine bei wem anders im Garten.

So geht es immer weiter, man schafft Steine weg und neue werden dir in den Garten geworfen.

Wenn du also nicht irgendwann so viele Steine im Garten haben willst, dass du nicht mehr gehen kannst, MUSST du auch Steine wegschaffen.

Man muss also einfach akzeptieren, dass das Leben nicht immer lieb und nett ist, damit muss man lernen umzugehen.

03.10.2020 19:47 • x 4 #9


U
Der andere Weg ist dann der, sich selbst in eine Art Opferrolle zu stellen. Ob sich damit etwas bessert ist fraglich.

03.10.2020 19:49 • #10


ambient
klar, ich bin auch der meinung, dass eine permanente rosrote brille das leben besser macht. aber es gibt viele unter uns die sich durch eine einseitige, depressive wahrnehmung nur mit der eigenen unfehlbarkeit beschäftigen, anstatt auch mal gesellschaftsstrukturen in frage zu stellen.

03.10.2020 19:54 • #11


Icefalki
Zitat von ambient:
den tunnelblick den wir auf uns selber richten


Wir haben aber doch nur unseren Blick, unsere Erfahrungen, unsere Sichtweise. Wenn die also krank macht, muss der Blick nach innen gerichtet werden um die Ursache zu finden. Insofern die eigenen Steine im Garten (Psyche) wegräumen, wie es @untercoverhypo so schön beschreibt.

03.10.2020 19:55 • x 2 #12


ambient
ich finde deine sicht mit den steinen interessant. ist es nicht so, dass wir mit zunehmenden krankheitsverlauf die steine nur noch wegräumen wollen, anstatt sie einfach liegen zu lassen und sich bewusst zu machen, dem ideal des steinewegräumens eh nicht mehr entsprechen zu können.

03.10.2020 20:04 • #13


U
Es bleibt einem ja auch nichts anderes übrig. Irgendwann ist der Garten voll mit Steinen (Problemen), das ist der Punkt, wo der Mensch in Form der Depression komplett überlastet ist.

Ab dem Moment schafft man nur noch langsam Steine weg, die zeitgleich aus anderer Richtung in doppelter Menge wieder in deinen Garten geworfen werden.

Tatsächlich ist Mobbing für viele Menschen eine Art Ventil um von eigenen Problemen abzulenken bzw. sich selbst besser zu fühlen. Diese natürliche Verhaltensweise ist im Grunde sozusagen genau das Gegenteil von krank. Der Mobber fühlt sich besser. Er macht aus seiner Sicht bzw. aus Sicht seiner Psyche alles richtig.

Also weniger grübeln und das Leben weniger selbstkritisch nehmen bzw. einen sch. auf die Meinung manch anderer geben.

03.10.2020 20:06 • x 3 #14


hereingeschneit
Mein Blick auf Thema Erziehung.
Früher waren die Eltern Respektspersonen oder Personen vor denen man Angst hatte, denn wenn man nicht gespurt hatte, dann gab es Schläge. Damit der Respekt nicht untergraben wurde, wurde auch nicht getröstet bzw in den Arm genommen (Männer). Da sah man keine Männer, die den Kinderwagen schoben oder wickelten.
Da sich diese Erziehung in vielerlei Hinsicht nicht als gut erwies hat sich das nun gewandelt und zwar zum Teil in das Gegenteil. Die Eltern haben nichts mehr zu sagen, die Kinder tanzen ihnen auf der Nase rum. Die Kinder dürfen sich frei entfalten allerdings ziemlich ohne Anleitung und hängen somit ebenso in der Luft wie die Kinder damals.
Der Mittelweg ist richtig und um das zu erkennen braucht es die Gesellschaft, die es falsch macht?

Warum hat es sich verändert? Meine Mama sagte immer, sie wollte nicht die Fehler machen, die ihr Papa gemacht hat, also worunter sie gelitten hat, und somit hatte ich eine schöne Kindheit ohne diese harte, ungerechte Strenge. Allerdings hat sie mir/uns nicht besonders viel Selbstbewusstsein vermitteln können.

Ich denke somit, dass jeder einzelne versucht für sich den besten Weg zu finden. So wie es heute Eltern gibt, die ihre Kinder gut erziehen ohne Schläge und die Kinder trotzdem Respekt und Achtung vor ihnen haben, so gab es solche Eltern auch schon früher. Wenn viele Menschen den gleichen Weg gehen, dann sprechen wir wohl von Gesellschaft.


Auch aus Steinen die dir in den Weg gelegt werden kann man was Schönes bauen.

03.10.2020 20:29 • x 3 #15


ambient
genau, bauen wir uns aus den steinen ein kloh und sch... drauf

03.10.2020 20:40 • #16


U
Klar, wenn man sich aus den Steinen etwas baut, dann hat man gelernt mit den Problemen (die einem in Form von Mobbing, Diskriminierung, Gier, Hass, Missgunst usw. usw.) in den Garten fliegen umzugehen.

Sehe es auch so, dass der Mittelweg das Beste ist. Man verwendet einige Steine zum bauen und gibt Steine die übrig sind weiter.

Also: Man versucht mit einem Teil der Alltagsprobleme umzugehen und einen anderen Teil gibt man weiter.

03.10.2020 20:41 • x 1 #17

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T
Ja, wer sagte das zu uns, Einstein oder Freud, ich glaube es war Freud: Bevor du bei dir eine Depression feststellst, denke lieber darüber nach, ob du von Ar. umgeben bist. Dass zum Beispiel der Holocaust stattfand und sehr viele Leute krank gemacht hatte, ist ein Beispiel, wie die Gesellschaft auf die Individuen einwirken kann. Natürlich sind wir alle Individuen und jeder kann somit, im kleinen oder großen Kreise, auf sein Umfeld einwirken. Wenn etwas schief läuft, sind es ja oft einzelne Leute, die ihre Macht missbrauchen, und andere, die es dann treffen kann. Ich glaube an die Wechselwirkung von Beeinflussung.

03.10.2020 22:45 • x 1 #18


By_myself
Hallo @ambient ,

am Anfang steht ja die Frage: Welche Art Gesellschaft wollen wir überhaupt sein?
Das Streben nach Entwicklung heißt bei uns: erfolgreich sein - wirtschaftlich, monetär; mit dem Ziel, dass es dem Land und jedem Einwohner gut geht. Möglicherweise hat man die sozialen Aspekte und Folgen zu wenig bedacht. Mit den Auswirkungen leben wir nun.

Ich stimme Dir zu:
Jedes Kind wir schon getrieben, erfolgreich zu sein. Ein Hauptschulabschluss und eine solide Ausbildung genügt heutzutage nicht mehr. Und jedes Elternpaar ist sowieso davon überzeugt, dass ihr Kind zu höherem berufen ist.
Durch die weltweite Vernetzung kann jeder auf der ganzen Welt sehen, zu was es andere gebracht haben, bzw. was anderen möglich ist und/oder was sie besitzen. Und natürlich will jeder für sich auch ein Stück vom Kuchen abhaben. Notfalls erkämpft mit Ellenbogen. Notfalls macht man sich selber groß, indem man andere klein macht (Mobbing).
Das Streben nach MEHR hat ziemlich Fahrt aufgenommen, und das in einer Geschwindigkeit, auf die die meisten Menschen gar nicht vorbereitet waren und sind. Entwicklung braucht Zeit, die wir aber nicht haben, weil wir alle möglichst viel in ein Leben packen wollen. Dass das immer öfter zu Überforderungen führt, sieht man ja daran, dass die Psychologen Hochkonjunktur haben. Statt den Nachwuchs auf die Herausforderungen des Lebens vorzubereiten, wird er in Watte gepackt und geschont. Da genügt dann schon ein kleiner Windhauch, um ihn umfallen zu lassen. Erst recht dann, wenn Eltern viel zu schnell meinen, als Paar nicht mehr zusammenbleiben zu können, die gegenseitigen Erwartungen zu hoch sind. Das Kind verliert dabei - an Halt, an Schutz, an Vertrauen. Die Widerstandskraft schwindet immer mehr und damit auch die Stärke, sein Leben zu meistern.

Dieses Leben ist nicht eine einzige perfekte Welle. Jeder hat irgendwann auch einmal Niederlagen oder Negatives zu bewältigen. So wie z.B. jetzt in der Corona-Zeit. Da stelle ich fest, dass viele Leute noch nichtmal in der Lage sind, sich ein wenig einzuschränken. Urlaub steht in der Liste ganz oben - darauf einmal zu verzichten, geht anscheinend nicht. An Wochenenden muss unbedingt gefeiert werden - anders scheint das Leben nicht aushaltbar zu sein. Es ist verrückt.

Aber es ist nicht die Gesellschaft, die so tickt, sondern jeder einzelne, der letztendlich zusammen mit anderen die Gesellschaft ausmacht. Man MUSS ja schließlich nicht alles mitmachen. Jeder für sich kann auch beschließen, ein Leben zu führen, das ihm ganz persönlich besser liegt. Die SCHULD an der eigenen Misere einer Gesellschaft zuzuschieben, ist mir deshalb zu einfach gedacht. Jeder ist seines Glückes Schmied - so heißt es doch. Wir sind alle frei genug, um nach unserem persönlichen Glück zu suchen. Wir leben in relativer Sicherheit, haben Zugang zu Bildung und einem sehr guten Gesundheitssystem. Es tut gut, einmal zu reflektieren, was wir HABEN - und nicht, was wir NICHT haben. Wir sind umringt von Möglichkeiten und Angeboten - und müssen die nur nutzen. Wir sind alle immer Kinder unserer Zeit, und ich bin froh, nicht in den 1940-er Jahren -zu Kriegszeiten- geboren worden zu sein, sondern in einer viel unbeschwerteren Zeit. Deshalb bin ich auch nicht wütend mir selbst gegenüber. Mir hilft, den Blick weiter zu machen; nicht nur auf mich selbst zu schauen, sondern zu relativieren: Millionen Menschen geht es so viel schlechter - sicher wären sie froh, in unserer Gesellschaft leben zu dürfen.

LG, By_myself

04.10.2020 07:46 • x 2 #19


A


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