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Hallo allerseits!

Ich bin sozusagen auf der Suche nach der Bezeichnung meines Problems. Ich tue mich etwas schwer mit der Beschreibung. Here we go:

Ich hatte es längere Zeit nicht mehr, aber gerade ist es wieder passiert. Dazu reicht, dass es mir in den Sinn kommt und dann ist es da und sehr mächtig. Da ich gerade eh nicht schlafen kann, kann ich ja mal versuchen, es zu beschreiben.

Es ist wie Platzangst, wobei es stärker, eher eine Panik ist. Und es ist nicht nur irrationale Panik. Ich habe schon öfter mal gegoogelt, ob das Kind einen speziellen Namen hat, also das Phänomen bekannt ist. Aber ich konnte nie etwas finden, was es noch bedrohlicher für mich macht. Denn wo kein Name, da keine Behandlung. Dabei kann ich mir echt nicht vorstellen, dass es nur mir so geht.

Wenn es mir in den Sinn kommt, drehe ich quasi innerlich durch. Ich kann dann nicht mehr liegen. Ich muss aufrecht sein. Richte ich mich auf, ist es sofort weg. Es ist heftig wie Platzangst, nur dass es die Lage des Körpers ist und nicht irgendwie beengt zu sein. Und es ist verbunden mit der Phantasie in eine Situation zu geraten, aus der ich nicht mehr aus eigener Kraft herauskomme. Quasi liegen zu müssen. Nach einem Unfall zum Beispiel, oder weil man krank ist.

Diese Phantasie ist dann derart mächtig, dass ich sie nur loswerde, wenn ich mich in meinem Bett aufrichte, oder ganz aufstehe. Solange ich das kann, verliere ich nur Schlaf. Könnte ich es aus gerade genannten Gründen jedoch nicht, würde ich total durchdrehen. Ist dieses Gedankenspiel in meinem Kopf, bekomme ich es nicht los. Solange ich liege.

Es ist keine Klaustrophobie, auch wenn die Dynamik ähnlich ist, denn im Bett bin ich ja nicht beengt. Aber es hat damit zu tun. Es ist irgendwie die Panik, die Lage meines Körpers nicht ändern zu können, ähnlich als wenn man in eine Kiste gesperrt ist. Extrem verschlimmern würde die Situation mit einer Decke zugedeckt zu sein. Ich kann dann auch eine Decke nicht ertragen. Zusätzlich schlimm wäre es dabei wegen Schnupfen nicht durch die Nase atmen zu können. Auch wenn ich durch den Mund noch problemlos atmen kann, kann ich nicht mehr liegen. Bei Erkältung habe ich diese Form von Schlafproblemen eher. Aber im Moment habe ich keinen Schnupfen und es hat mich trotzdem erwischt. Ist meine Nase zu kann ich nicht liegen. Ich habe deswegen schon ein paarmal sitzend in meinem Sessel versucht zu schlafen. Aber das klappte nicht so gut.

Aufrechtes Stehen wäre ebenfalls schlimm, könnte ich meine Position nicht ändern, aber liegend ist um ein Vielfaches schlimmer. Da reicht dann alleine die Vorstellung. Phantasien, die sich mir da aufdrängen und die ich, solange ich liege nicht mehr loswerde, sind beispielsweise in einer Felsspalte steckenzubleiben. In besagte Kiste gesperrt zu sein. Oder gefesselt und geknebelt. Ich kann dann an nichts anderes mehr denken. Solange ich liege. Nun ist es unwahrscheinlich, dass so etwas passiert, ich begebe mich sowieso nicht in die Nähe einer solchen Situation. Aber durch Krankheit, Unfall oder Alter ans Bett gefesselt und hilflos zu sein ist eine Situation, in die man sehr wohl geraten kann, auch ohne eigenes Zutun. Spätestens am Ende des Lebens ist es recht wahrscheinlich, dass es im Bett endet. Es ist also ein Schicksal, dem ich letztlich wahrscheinlich nicht entgehe, außer durch die Gnade eines Herzinfarktes auf der Straße. Und das ist wirklich ein bedrohlicher Gedanke. Gut, wenn ich mich noch aufrichten und notfalls auch aufstehen kann. Aber das wird wahrscheinlich nicht immer so sein.

Kurz, ich kann mir nicht vorstellen liegen zu müssen. Egal, ob ich gebrochene Knochen habe oder nicht. Mein Geist erträgt es nicht. Es ist also auch Angst vor der Angst involviert. Letztere werde ich nur los, wenn ich dann aufstehe. Die Angst hat also ein realistisches Setting. Das, einmal nicht mehr aufstehen zu können. Weil das kann passieren. Was dann? Das hält mich dann eine Weile wach, während ich umherwandere in der Wohnung. Lege ich mich hin, erlebe ich es quasi, als sei es soweit. Irgendwann geht es dann aber wieder. Dann ist es monatelang verschwunden und ich schlafe ganz normal.

Es ist vermutlich wie Waterboarding. Nur statt Wasser sind es Gedanken ums Liegen. Und so wie die unmittelbare Panik beim Waterboarding wohl sofort weg ist, sobald man damit aufhört, ist es das Aufstehen oder Aufrichten, das die Panik sofort verschwinden lässt. Aber versucht mal im Stehen zu schlafen.

Ich leide nicht permanent darunter. Im Jahr so vier bis fünfmal und dann auch nur nachts für eine Weile. Und eher im Winter, wenn Schnupfen dazukommt. Dabei sind Gedanken der Auslöser. Was wäre, wenn du liegst und es nicht mehr ändern kannst. Sorgen mache ich mir da ganz real vor der Zukunft, die mir tatsächlich diese Situation bringen könnte.

So, lange Rede, kurzer Sinn, gibt es so etwas wie Liege-Panik? Hat das Kind vielleicht doch einen Namen? Ich finde einfach nichts im Internet dazu.

Merci!

24.06.2020 18:18 • 24.06.2020 #1


Calima
Zitat von Sitzschläfer:
Sorgen mache ich mir da ganz Real vor der Zukunft, die mir tatsächlich diese Situation bringen könnte.


Was genau ist an dieser Vorstellung real? Grundsätzlich besteht natürlich die Möglichkeit, dass du irgendwann krankheitsbedingt nicht mehr aufstehen kannst, aber ebenso besteht die Möglichkeit, vom Blitz getroffen oder einem Hai gefressen zu werden. Real sind aber auch diese Möglichkeiten sind, sondern nur denkbar.

Und damit sind wir im Bereich des DENKBAREN, also der Phantasie. Die lässt du munter galoppieren, obwohl du weißt, dass dir das nicht gut tut. Du steigerst dich in deine Phantasien hinein, bis du kurz vor dem Durchdrehen bist und es nur noch den Ausweg des Aufstehens gibt. Heißt: Du machst dir deinen Liegestress selbst.

Dagegen hilft nur Gedankenhygiene. Dir verbieten, Szenarien zu konstruieren, ist der einzige Weg da raus. Der Herr über deine Gedanken bist du allein. Niemand zwingt dich, so zu denken, wie du es tust.

Ich halte das insofern für bedenklich, als Ängste die Tendenz haben, sich immer mehr Raum zu nehmen. Noch sind es überschaubare Phasen, aber das wird sich ändern, weil du dein Gehirn systematisch darauf konditionierst, an diese Dinge zu denken. Der Tag wird kommen, an dem du solche Denkautobahnen angelegt hast, dass der Zug völlig automatisiert ins Rasen kommt.

Da wieder auszusteigen, wird weit schwieriger werden, als es jetzt zu tun.

24.06.2020 18:30 • x 1 #2


A


Gibt es so etwas wie "Liege-Panik"?

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kritisches_Auge
Ich glaube nicht, dass Gedankenhygiene hier das Allheilmittel ist, außerdem kann der Schuß auch nach hinten losgehen, je mehr man sich verbietet an etwas zu denken, desto mehr denkt man daran.

Ganz ganz entfernt habe ich das auch schon einmal erlebt und zwar wenn ich ganz flach auf dem Boden lag, mir fällt immer mehr dazu ein je mehr ich darüber nachdenke. Die Zahnärzte kippen einen ja manchmal ganz flach nach hinten, einmal bat ich sie das zu ändern.

Es ist schon einige Zeit her, dass ich diese Gefühle hatte, auf einmal war es weg.

Was mir spontan dazu einfällt, gehe doch einmal zum HNO, vielleicht hat es etwas mit dem Innenohr zu tun, der erste Ansprechpartner könnte auch der Hausarzt sein.

24.06.2020 19:28 • x 1 #3


Icefalki
Ist eine Angststörung, die beginnt. Kannst das in die Agoraphobie einordnen, dann hat das Kind einen Namen. Und jetzt tust du das einzig richtige und suchst dir einen Therapeuten, denn wenn's knallt, bekommst du keinen Termin, oder nur paar Sitzungen.

Wie @Calima schon geschrieben hat, Ängste haben die Tendenzen, sich zu verselbständigen, ungeachtet wie sie nun heissen und unser Gehirn kennt alle Tricks, damit man sich nur noch auf die Symtome konzentrieren kann.

Hinter allem steht wahrscheinlich die Befürchtung, mit Niederlagen nicht umgehen zu können, rate ich mal. Im Liegen ist man ausgeliefert, im Stehen deutlich weniger, da kann man schneller reagieren.

24.06.2020 19:41 • x 2 #4


kritisches_Auge
Und wie erklärst du dir dann, dass ich diese kurze Panik auch kannte die dann aufhörte als sich nicht mehr die Situation ergab flach auf dem Boden zu liegen.

24.06.2020 19:55 • x 1 #5


Angor
Zitat von Sitzschläfer:
Es ist keine Klaustrophobie, auch wenn die Dynamik ähnlich ist, denn im Bett bin ich ja nicht beengt. Aber es hat damit zu tun. Es ist irgendwie die Panik, die Lage meines Körpers nicht ändern zu können, ähnlich als wenn man in eine Kiste gesperrt ist. Extrem verschlimmern würde die Situation mit einer Decke zugedeckt zu sein. Ich kann dann auch eine Decke nicht ertragen.

Puh, ich muss zugeben dass mich diese Schilderungen etwas getriggert haben, denn so geht es mir auch.

Ich muss auch aufpassen, dass ich abschweife in meine Phantasien und mir vorstelle, wie es z.B. wäre, gelähmt zu sein und bewegungslos im Bett zu liegen. Deshalb versuche ich, es mir nicht vorzustellen und diese Gedanken weit weg zu schieben.

Was aber da ist ist genau die Angst wie Du sie schilderst. Es gab viele Situationen, die mir auch schon PA beschert haben, das was Auge schildert beim ZA, dies nach hinten kippen, beim Friseur, wenn man den Kopf nach hinten legen soll zum Haare waschen und man hat einen steifen Nacken und kriegt den Kopf nicht hoch.

Und einmal der Alptraum daass ich einen Hexenschuss hatte und nicht aufstehen konnte, aber die Panik war hinterher größer als die Schmerzen.

Dann wenn ich mir vorstelle, grade auf dem Rücken zu liegen, kein Kissen unter dem Kopf dass ich nicht mal versuchen könnte aufzustehen, indem ich den Kopf drehe und bei dem Gedanken an einer Decke über dem Kopf bekomme ich Beklemmungen.

Wenn mir jemand aus Spass eine Decke über den Kopf werfen würde, ich würde vor Panik um mich schlagen. Ich bekomme ja schon manchmal Schiss, wenn ich mir einen Pulli über den Kopf ziehen will, und der verheddert sich.

Wie sich das genau nernnt weiß ich nicht, aber ich habe das bisher immer als Mitsymptome meiner Agoraphobie angesehen.

Was man dagegen tun kann, was z.B. dass Schlafen angeht, versuche mal mit dem Oberkörper erhöht zu schlafen, so kannst Du immer weg wenn Du willst.

Du solltest aber was gegen diese Angst unternehmen, denn auch wenn sie nicht oft auftritt, auch bei mir, so ist diese Angst doch sehr quälend und beklemmend.

Wegen meiner Angststörung nehme ich im Moment ein Medi, habe aber auch schon eine Therapie hinter mir.

Jetzt muss ich erst mal etwas runter kommen, wenn ich mir dass nämlich vorstelle weiß ich genau, wie es Dir geht.

24.06.2020 19:57 • x 1 #6


Wildrose
Zitat von Sitzschläfer:
Wenn es mir in den Sinn kommt, drehe ich quasi innerlich durch. Ich kann dann nicht mehr liegen. Ich muss aufrecht sein. Richte ich mich auf, ist es sofort weg. Es ist heftig wie Platzangst, nur dass es die Lage des Körpers ist und nicht irgendwie beengt zu sein. Und es ist verbunden mit der Phantasie in eine Situation zu geraten, aus der ich nicht mehr aus eigener Kraft herauskomme.

Ich habe das auch ab und zu.

24.06.2020 20:02 • x 2 #7


Icefalki
Zitat von kritisches_Auge:
Und wie erklärst du dir dann, dass ich diese kurze Panik auch kannte die dann aufhörte als sich nicht mehr die Situation ergab flach auf dem Boden zu liegen.


Könnte ja ein Trigger sein, dem du entgehst, wenn du nimmer flach auf dem Boden liegst.

24.06.2020 20:08 • #8


kritisches_Auge
Ich meine, du solltest zu einem Fachman gehen, selbst wenn der Grund ursprünglich ein organischer ist, kann sich die Angst verfestigen.

24.06.2020 20:15 • x 1 #9


S
Vielen Dank für die vielen Antworten. Sehr interessante Kommentare bisher. Vielleicht sollte ich wirklich mal einen Therapeuten zu Rat ziehen.

24.06.2020 21:29 • x 1 #10


S
@ Angor

Ja, ich lese aus deiner Antwort, dass es ziemlich genau dasselbe sein muss, was uns beide manchmal umtreibt. Mein Bett ist schon leicht erhöht, aber wenn die Gedanken zuschlagen, reicht das nicht mehr, dann muss ich eh am besten komplett aufstehen. Oft regelrecht explosionsartig. Als wenn ich mich endlich aus einem Schwitzkasten befreien konnte. Auch ganz übel ist auf dem Rücken zu liegen, wenn ich in diesem Modus bin. Ohne Kopfkissen wäre es noch viel übler. Wenn dann auch noch die Nase zu ist, ich glaube ich würde sterben. Mein Gehirn würde wohl explodieren. Zumindest fühlt es sich so an. Das ist wirklich wie vollendete Platzangst, aus der ich ja zum Glück sofort fliehen kann. Aber was eben, wenn nicht? Aufgrund einer Krankheit, Alter oder Unfall. Das wäre genau der Worst Case.

Ich vermute aber, und es ist eine vorsichtige Hoffnung, dass man es eventuell überschätzt? Vielleicht muss man das einmal wirklich durchgestanden haben, damit es weggeht? Aber ohne fest gezurrt zu werden würde ich es nie hinbekommen es sozusagen verhaltenstherapeutisch in den Griff zu bekommen. Vielleicht jedoch mit therapeutischer Begleitung?

24.06.2020 21:45 • x 1 #11


Icefalki
Zitat von Sitzschläfer:
Vielen Dank für die vielen Antworten. Sehr interessante Kommentare bisher. Vielleicht sollte ich wirklich mal einen Therapeuten zu Rat ziehen.


Auf jeden Fall. Ich habe das zu lange nicht getan, und könnte mich in den Allerwertesten beissen, für meine Dummheit. Je früher man alles erkennt, desto weniger verfestigt sich alles. Und glaube mir, es lohnt sich immer.

24.06.2020 21:47 • x 2 #12


Wildrose
Bei mir ist es immer wieder von selbst besser geworden.
Ich versuche mich ganz bewusst beim Hinlegen zu entspannen.
Und wenn ich merke, es geht gerade nicht, setze ich mich halt auf und löse Kreuzworträtsel.
Ich kann sowieso nur auf der Seite schlafen.

24.06.2020 21:49 • x 2 #13


S
@Cati

Ja, das würde helfen, aber ich entferne mich am liebsten ganz aus dem Bett, weil darin liegen gefühlt ja noch die unangenehmen Gedanken herum sozusagen. Ich muss quasi eine Weile ganz weg von der Situation, damit diese Gedankenwelten verblassen.

24.06.2020 21:54 • #14


Wildrose
Ich entferne mich auch aus dem Bett.
Mit einer Art Sprung meistens.
Ich meinte, ich setze mich auf mein Sofa und löse Kreuzworträtsel.
Ich habe auch schon im Sitzen auf einem Lehnstuhl geschlafen, weil ich einfach nicht liegen konnte.

24.06.2020 21:58 • x 2 #15


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Dr. Christina Wiesemann