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Gil08
Zitat von Magic_farytale:
Aber wenn sie dann abends im Bett sind fängt meist das Grübeln an. Was sind deine Gedankengänge? Tollwut etc. holt man sich doch nicht einfach so oder?

Nein, Tollwut holt man sich eben nicht mal einfach so. In der Angstfalle spielt das in dem Moment aber keine Rolle. Ich male mir dann die verrücktesten Szenarien aus, wie ich mir die Tollwut eingefangen haben könnte.
Aber wie schon geschrieben wurde, HIV holt man sich auch nicht einfach so. Besonders nicht über Hautkontakt beim Einkaufen. Selbst wenn da Blut wäre, sobald das trocken ist, sinkt die Infektiosität. Dann müsste derjenige der es dort hinterlassen hat auch noch infiziert gewesen sein und selbst dann hat das Virus ja auch noch keine Eintrittspforte gefunden. Selbst mit einer Schnittwunde am Finger, würde die Viruslast niemals ausreichen sich anzustecken.
Das sind Fakten, aber ich weiss auch aus persönlicher Erfahrung, dass man mit einer Angststörung ganz oft mit diesen Fakten nicht umgehen kann und immer wieder die selben Gedanken und Ängste aufkommen.
Das ist eben das Problem bei übersteigerten Ängsten. Sie sind von der Realität losgelöst.

20.06.2020 17:08 • #21


Gil08
Ich habe gelesen, dass eine Tollwutphobie ganz oft durch unterdrückte Probleme entstehen kann. Man befindet sich in einer belastenden Situation und will/kann diese aber nicht auflösen. Das Gehirn sucht sich dann ein anderes, schreckliches Szenario um sich nicht mit den unterdrückten Problemen beschäftigen zu müssen.
Das muss natürlich nicht auf jeden Zutreffen. Bei mir persönlich ist das aber durchaus im Bereich des Möglichen.

20.06.2020 17:14 • #22


A


Ich sehe überall Blut - HIV Phobie

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Gil08
Ich habe gelesen, dass Du schon des öfteren dieses Thema angesprochen hast. Das ist eigentlich auch typisch für eine Angststörung. (Das ist keine Wertung, nur eine Feststellung). Gegen solche übersteigerten Ängste hilft eigentlich nur eine Therapie. Der Hausarzt wäre wohl der erste Ansprechpartner. Der kann Dir auch eine Überweisung verschreiben oder auch schon direkt eine entsprechende Therapie mit Dir besprechen.
Gibt es vielleicht Selbsthilfegruppen in Deiner Nähe?
Das habe ich gemacht, hat mir geholfen. Leider waren jetzt keine Gruppen mehr wegen Corona...
Das Forum hier finde ich auch gut, schon alleine weil man merkt und erfährt, dass man nicht allein mit den Problemen und Ängsten ist und dass sich die Verhaltensweisen schon manchmal sehr ähneln.
Ich sage mir jetzt schon immer, wenn das Szenario zu kompliziert ist, dann kann es nicht stimmen. Das ist dann keine Infektion, sondern nur meine Angststörung.

20.06.2020 17:23 • #23


Calima
Zitat von Gil08:
Das ist eben das Problem bei übersteigerten Ängsten. Sie sind von der Realität losgelöst.


Stellt sich die Frage, warum man das zulässt. Wenn man weiß, dass Rattengift tödlich für Menschen ist, wird man es nicht freiwillig zu sich nehmen. Man wird es vermutlich sogar - so man welches im Haus hat - fernab von Lebensmitteln und jeder Gefahr der versehentlichen Einnahme lagern.

Was bei einer übersteigerten Angst passiert, ist genau das Gegenteil. Man sucht das ganze Haus nach dem Rattengift ab, um es sich schließlich unverdünnt zu verabreichen.

Das eine ist so bescheuert wie das andere .

Ihr stellt gerade gegenseitig fest, dass die Angst der anderen völlig ballaballa ist. Natürlich drückt ihr das nicht so aus, weil ihr ja zum einen freundliche Menschen seid und zum anderen wisst, wie sich die Angst anfühlt. Trotzdem ist der Angstauslöser wechselseitig jeweils abstrus.

Ich schreib' das nicht, um euch zu ärgern, sondern um vielleicht eine Hilfestellung für die jeweils eigene Angst zu bauen. Wenn ihr in einer akuten Situation quasi einen Schritt zur Seite tretet und euch vorstellt, die andere hätte gerade Angst vor ihrer Krankheit, gelingt es möglicherweise, besser Abstand zu gewinnen. Man muss diese Gedanken aber auch wollen und zulassen.

Sich klarmachen, wie idiotisch manche Ängste auf einen selbst wirken, kann Distanz zur eigenen - im Grunde genommen ja ebenfalls idiotischen - Angst schaffen.

Spannend finde ich auch, dass die Bereitschaft fehlt, etwas gegen diese Angst zu unternehmen, indem, man sich entweder impfen lässt (Tollwut) oder sich einer PreP unterzieht (HIV). Meine Theorie ist, dass man sehr genau um die Unsinnigkeit der Angst weiß und nicht riskieren möchte, sich den potentiellen Nebenwirkungen einer Prophylaxe auszusetzen.

Und wenn das stimmt, könnte man ausreichend Vernunft generieren, um diese unsinnige Angst loszulassen.

20.06.2020 17:42 • #24


Gil08
Zitat von Calima:
Spannend finde ich auch, dass die Bereitschaft fehlt, etwas gegen diese Angst zu unternehmen, indem, man sich entweder impfen lässt (Tollwut) oder sich einer PreP unterzieht (HIV).

Das mit der Impfung hatte ich tatsächlich mal angedacht aber natürlich macht das wenig Sinn, sofern man nicht in ein Risikogebiet fährt in dem es noch terrestrische Tollwut gibt, wie zB Indien oder beruflich mit den Viren in Kontakt kommt. Es wäre sicherlich auch keine Impfung gegen die Ängste gewesen. Wahrscheinlich hätte ich mir dann ausgemalt, dass ich die Ausnahme sei, bei der die Impfung nicht anschlägt...oder so ähnlich.

20.06.2020 18:01 • x 1 #25


Abendschein
Zitat von Calima:
Stellt sich die Frage, warum man das zulässt. Wenn man weiß, dass Rattengift tödlich für Menschen ist, wird man es nicht freiwillig zu sich nehmen. Man wird es vermutlich sogar - so man welches im Haus hat - fernab von Lebensmitteln und jeder Gefahr der versehentlichen Einnahme lagern.Was bei einer übersteigerten Angst passiert, ist genau das Gegenteil. Man sucht das ganze Haus nach dem Rattengift ab, um es sich schließlich unverdünnt zu verabreichen. Das eine ist so bescheuert wie das andere .Ihr stellt gerade gegenseitig fest, dass die Angst der anderen völlig ballaballa ist. Natürlich drückt ihr das nicht so aus, weil ihr ja zum einen freundliche Menschen seid und zum anderen wisst, wie sich die Angst anfühlt. Trotzdem ist der Angstauslöser wechselseitig jeweils abstrus. Ich schreib' das nicht, um euch zu ärgern, sondern um vielleicht eine Hilfestellung für die jeweils eigene Angst zu bauen. Wenn ihr in einer akuten Situation quasi einen Schritt zur Seite tretet und euch vorstellt, die andere hätte gerade Angst vor ihrer Krankheit, gelingt es möglicherweise, besser Abstand zu gewinnen. Man muss diese Gedanken aber auch wollen und zulassen. Sich klarmachen, wie idiotisch manche Ängste auf einen selbst wirken, kann Distanz zur eigenen - im Grunde genommen ja ebenfalls idiotischen - Angst schaffen. Spannend finde ich auch, dass die Bereitschaft fehlt, etwas gegen diese Angst zu unternehmen, indem, man sich entweder impfen lässt (Tollwut) oder sich einer PreP unterzieht (HIV). Meine Theorie ist, dass man sehr genau um die Unsinnigkeit der Angst weiß und nicht riskieren möchte, sich den potentiellen Nebenwirkungen einer Prophylaxe auszusetzen.Und wenn das stimmt, könnte man ausreichend Vernunft generieren, um diese unsinnige Angst loszulassen.

In der Angst, in der Panik schaffst du es nicht , Rational zu denken.
Ich habe es Damals nicht geschafft. Erst später, als ich die Angst (mich) verstanden hatte, da konnte ich die Angst
anders betrachten, vorher nicht, @Calima

20.06.2020 18:21 • #26


Calima
Zitat von Abendschein:
In der Angst, in der Panik schaffst du es nicht , Rational zu denken.


Da ist meine Erfahrung eine andere. Es ist eine Entscheidung, die man treffen muss, Denk- und Handlungsmuster zu verändern.Bei mir hat das genau über den Weg funktioniert, meinen Verstand zu benutzen, anstatt mich nur noch jagen zu lassen.

20.06.2020 19:04 • #27


M
Guten Morgen
Ich habe mich jetzt bewusst mal ein paar Tage hier herausgetan. Ich hatte mir vorgenommen mich mehr auf meinen Verstand zu verlassen. Ich bin gestern nach über einem Jahr das erste mal wieder schwimmen gegangen. In ein Spassbad mit meinen Kindern. Es war eine Riesen Herausforderung für mich.. die ganzen Menschen, barfuß etc.
Und eigentlich hatte alles echt gut geklappt. Es war für mich ein relativ entspannter Tag, allerdings gab es eine Situation die mir im Nachhinein Angst macht...ich bin mit meiner Tochter auf eine Reifenbahn gegangen. Die Reifen lagen alle auf einem Haufen und man nahm sich einen. Es war dort eine große Pfütze drauf. Natürlich würde man jetzt sagen das war Wasser. Jedoch waren die Reifen dunkel blau und somit konnte ich es nicht erkennen und mein Kopf meldete direkt blut vielleicht hatte jemand seine Periode?! Ich hatte keine Zeit mich vor meiner Tochter damit zu beschäftigen und setzte mich einfach drauf. Ich dachte auch später nicht mehr drüber nach. Aber heute traf es mich dann wie ein Blitz. Was wenn es doch Blut war?! Uns dann so viel?! Es war eine handgroße Pfütze...
In so einem Moment fällt es mir schwer auf meinen Verstand zu hören. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit viel größer das es Wasser war... aber die Leute sitzen dort ja nunmal auch alle halb *beep* drauf... ach man..

24.06.2020 06:47 • #28


Gil08
Solche konstruierten Szenarien sind typisch für Angsterkrankungen. Das was man nicht zu 100% kontrollieren kann führt zu solchen Gedankenspiralen.
Selbst die Tatsache, dass in einem Schwimmbad Wasser ist und sich das auf den Reifen befand, was nunmal vorkommt wenn der durchs Wasser flutscht , führt dann nicht zur beruhigung. Ich kenne ähnliche Gedankengänge und ohne Hilfe wird es schwierig diese zu stoppen.
Versuche aber mal die Situation rational und realistisch zu erfassen. Schreib Dir Deine negativen Gedanken und Befürchtungenauch mal auf und lese sie Dir laut vor, für Dich allein natürlich. Mir hat das manchmal geholfen.

24.06.2020 09:28 • #29


M
Zitat von Gil08:
Solche konstruierten Szenarien sind typisch für Angsterkrankungen. Das was man nicht zu 100% kontrollieren kann führt zu solchen Gedankenspiralen.Selbst die Tatsache, dass in einem Schwimmbad Wasser ist und sich das auf den Reifen befand, was nunmal vorkommt wenn der durchs Wasser flutscht , führt dann nicht zur beruhigung. Ich kenne ähnliche Gedankengänge und ohne Hilfe wird es schwierig diese zu stoppen. Versuche aber mal die Situation rational und realistisch zu erfassen. Schreib Dir Deine negativen Gedanken und Befürchtungenauch mal auf und lese sie Dir laut vor, für Dich allein natürlich. Mir hat das manchmal geholfen.


Das hilft mir leider nicht mehr. Früher hat sowas geklappt aber mittlerweile.. ich komme aber gerade ganz gut klar mit der Ungewissheit dass es nicht zu 100 Prozent Wasser war. Ich versuche mir zu sagen dass es höchstwahrscheinlich Wasser war. Mehr kann ich nicht machen. Grübeln bringt mir nichts.

Und wie geht es dir zur Zeit?

24.06.2020 12:20 • #30


Zwangsstörung34
Hallo magic_fairytale
Ich wollte nachfragen, ob du in der Zwischenzeit eine Lösung oder Verbesserung erreicht hast?

Ich habe genau dasselbe Problem.

Viele Grüße

26.06.2022 19:32 • #31


A


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