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B
Hallo,
Es gibt Tage, an denen geht es mir besser und dann Tage wie gerade, an denen geht es mir schlecht.
Ich vermisse mein Zuhause, meine Umgebung, meinen Hund, sogar meinen Bruder (ich bin z.Zt. in Bayern im Urlaub).
Ich bin 25 und fahre mit meinen Eltern in den Urlaub, weil ich zum einen Angst hätte, wenn sie alleine fahren, dass ihnen was passiert. Dann fahre ich lieber mit und bin sozusagen dabei, wenn was passiert.

Und zum Anderen, weil ich mich nicht traue gerade 8 Tage alleine zuhause zu bleiben. Ebenso wenig traue ich mich, alleine bzw. mit Freunden wegzufahren.
Das war nicht immer so. Ich bin vor fünf Wochen völlig zusammengebrochen von einen auf den anderen Tag und hatte plötzlich wahnsinnig viele Ängste.
Ich wollte nicht mehr erwachsener bzw. älter werden, denn das bedeutet so viele Veränderungen (Studium beenden, Auszug, Partner kennenlernen, Kinder, etc) und ich habe Angst, dass ich mich von meinen Eltern entferne.
Vor drei Monaten bin ich viel mit Freunden unterwegs gewesen, alleine zu meinem Cousin nach Köln gefahren (ich komme Aus Schleswig-Holstein), das war alles okay. Ich war zwar auch da schon am liebsten Zuhause, aber ich konnte mein, für mich normales, Leben leben.

Ich wollte bis vor zwei Monaten immer heiraten und drei Kinder haben. Da habe ich mich schon drauf gefreut.
Jetzt machen mir solche Gedanken Angst. Ich möchte mich einerseits nämlich nicht von meinen Eltern lösen. Ich möchte nicht von ihnen weg. Ich möchte vor allem nicht noch älter werden. Am liebsten wäre ich nochmal wieder 12 Jahre alt.
Und eigene Kinder bedeuten so viele Einschränkungen und so viel Verantwortung, das will ich gerade auch nicht.

Wie gesagt eigentlich würde ich das gerne- ausziehen, heiraten, ein Kind haben. Auf der anderen Seite kann ich da nicht drüber nachdenken, weil das für mich so surreal scheint und so weh tut.

Auch Erinnerungen an früher tun so weh. Weil es mir immer und immer wieder zeigt, dass die Zeit unaufhaltsam weiterläuft.

Ich denke oft darüber nach, dass ich es nicht schlimm fände, wenn ich jetzt eine schlimme Krankheit bekäme und daran sterben würde. Oder einen Unfall hätte. Oder meinetwegen auch ganz plötzlich sterbe.

Manchmal denke ich auch darüber nach, dass ich nicht mehr älter werden möchte und einfach sterben möchte. Allerdings hält mich der Gedanke an meine Familie und wie es für sie wäre, davon ab, mir selber etwas anzutun.
Meine Eltern haben so viel sch. die letzten Jahre mitgemacht, ich könnte es ihnen nicht antun, auch noch mich selbst zu töten.
Wie gesagt, Unfall oder Krankheit wäre etwas anderes.

Ich habe momentan einfach nichts mehr, wofür es sich für mich lohnt zu leben, außer meiner Familie und meinem Hund. Natürlich habe ich Freunde. Wahnsinnig tolle sogar, die mir momentan nach Kräften helfen, aber ich denke die würden auch ohne mich klarkommen.

Meine Arbeit in der Landwirtschaft liebe ich! Ich denke auch hier wären einige der Kollegen und vor allem mein Chef traurig, aber auch die würden wohl damit klarkommen.

Ich wäre gerne wieder so wie vor drei Monaten. Unbeschwert, fröhlich und mit Lebensfreude und Lebenswillen!

Gerade liege ich alleine in meinem Hotelzimmer (meine Eltern haben ihr Zimmer eine Etage höher) und direkt kommen Gedanken wie Gewöhn dich schon mal dran. Irgendwann ist das dein Alltag, alleine zu sein. Kein Trubel im Haus, nur du alleine in deiner Wohnung. Und dann kriege ich direkt wieder Angst und fange an zu heulen. Weil ich das nicht will! Weil ich solche Angst habe!
Und weil mich diese Gedanken so fertig machen, denke ich dann oft, es wäre schöner nicht mehr hier zu sein.
Und mir tun solche Gedanken so Leid, denn ich wüsste ich würde meinen Eltern so unendlich wehtun.
Aber ich weiß auch, dass ich so einfach nicht mehr kann. Das macht mich so fertig und das zermürbt mich so.

Ich weiß, dass ich jetzt gerade nicht ausziehen muss! Und wenn man das ganz nüchtern betrachtet auch imme bei ihnen wohnen kann. Aber das ist ja irgendwie eigentlich nicht, was ich möchte.

Und diese Gedanken sind ständig da. Ich kriege die nur mal kurz weggeschoben. Aber sie kommen immer wieder. Das macht mich so fertig.

03.11.2019 21:55 • 04.11.2019 x 1 #1


8 Antworten ↓


Meteora
Das kenne ich! Das Gefühl, die Kindheit nicht abgeschlossen zu haben, überfällt mich immer vor Schulen oder Spielplätzen. Als Kind wollte ich immer erwachsen sein, und jetzt ist es umgekehrt. Das ist ein Stück weit natürlich, denn man will meistens das, was man nicht hat. Und alt werden will keiner.
Aber es könnte auch darauf hinweisen, dass etwas aus deiner Kindheit noch nicht verarbeitet oder abgeschlossen ist. Und/oder dass du überbehütet wurdest. Ist zumindest bei mir der Fall. Triffst du dich viel mit Gleichaltrigen oder älteren? Das kann helfen, sich erwachsener zu fühlen. Fange neue Dinge an und bestätige dir, dass du sehr viel alleine und selbstständig tun kannst. Wenn du nicht allein in Urlaub willst, kannst du ja auf eine Freizeit gehen. Wollte ich zuerst auch nicht und jetzt war ich schon zweimal allein und ohne Angst im Urlaub. Sag dir immer wieder: ich kann das! Ich pack das Leben!

03.11.2019 22:23 • x 1 #2


A


Angst erwachsen zu sein

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E
Hallo,

Wenn du darunter sehr leidest solltest du unbedingt für dich eine Therapie machen.
Wahrscheinlich hast du auch vor einer Therapie Angst aber das ist jetzt normal . Das du im Moment so denkst . Bestimmt hattest du viel viel Stress gehabt und jetzt kommt dein Körper zur Ruhe .
Es ist typisch das der Körper dann mit einer Panikattacke das Adrenalin abbauen möchte.
Dein Körper reagiert gesund .
Eine Unterstützung durch einen Fachmann kann ja nie schaden.
Im Gegenteil ,du gewinnst daraus nur auch für deine Zukunft.
Ich möchte dich vorab schonmal Mal etwas beruhigen.
All die Symptome sind zwar wirklich nervig aber sie Schaden dir nicht.

03.11.2019 22:28 • #3


B
Zitat von tuffie 01:
Hallo,Wenn du darunter sehr leidest solltest du unbedingt für dich eine Therapie machen.Wahrscheinlich hast du auch vor einer Therapie Angst aber das ist jetzt normal . Das du im Moment so denkst . Bestimmt hattest du viel viel Stress gehabt und jetzt kommt dein Körper zur Ruhe .Es ist typisch das der Körper dann mit einer Panikattacke das Adrenalin abbauen möchte.Dein Körper reagiert gesund .Eine Unterstützung durch einen Fachmann kann ja nie schaden.Im Gegenteil ,du gewinnst daraus nur auch für deine Zukunft.Ich möchte dich vorab schonmal Mal etwas beruhigen.All die Symptome sind zwar wirklich nervig aber sie Schaden dir nicht.



Hallo, ich suche schon eine Therapie, bisher aber erfolglos. Ich habe über 50 Therapeuten im Umkreis von 50 km angeschrieben, Niemand hat zeitnah Termine frei.
Ich habe jetzt bei meiner Krankenkasse einen Antrag auf außervertragliche Psychotherapie gestellt.
Aktuell bin ich nur bei einer Beratungsstelle und bei einer Psychotherapeutin, die ich leider selbst zahlen muss. Als Studentin kann ich mir das aber nicht ewig leisten
Ich bin aber auf jeden Fall dran.
Danke für deine Nachricht.
Stress hatte ich die letzten 15 Jahre massiv, ja.

04.11.2019 08:34 • #4


B
Zitat von Meteora:
Das kenne ich! Das Gefühl, die Kindheit nicht abgeschlossen zu haben, überfällt mich immer vor Schulen oder Spielplätzen. Als Kind wollte ich immer erwachsen sein, und jetzt ist es umgekehrt. Das ist ein Stück weit natürlich, denn man will meistens das, was man nicht hat. Und alt werden will keiner.Aber es könnte auch darauf hinweisen, dass etwas aus deiner Kindheit noch nicht verarbeitet oder abgeschlossen ist. Und/oder dass du überbehütet wurdest. Ist zumindest bei mir der Fall. Triffst du dich viel mit Gleichaltrigen oder älteren? Das kann helfen, sich erwachsener zu fühlen. Fange neue Dinge an und bestätige dir, dass du sehr viel alleine und selbstständig tun kannst. Wenn du nicht allein in Urlaub willst, kannst du ja auf eine Freizeit gehen. Wollte ich zuerst auch nicht und jetzt war ich schon zweimal allein und ohne Angst im Urlaub. Sag dir immer wieder: ich kann das! Ich pack das Leben!


Hallo,
Ja ich habe viele Gleichaltrige und ältere Freunde, das ist nicht das Problem.
Überbehütet nicht unbedingt, aber ich wurde über 11 Jahre lang gemobbt und da waren meine Eltern halt irgendwie die einzigen, auf die ich mich verlassen konnte.
Lehrer, Mitschüler, Freunde, Familienangehörige haben halt alle mitgemobbt.
Daher vertraue ich kaum jemand anderem.

Und ja, ich vermute dass insbesondere das noch längst nicht abgeschlossen ist und mich deshalb auch gerade so einholt.

04.11.2019 11:13 • #5


Meteora
Dann lohnt es sich, das aufzuarbeiten. Ich wurde 7 Jahre lang gemobbt, aber nur von 5 Personen (meine narzisstische Mutter mitgerechnet) und bin seit 3 Jahren in Therapie. Ich verstehe jetzt meine Trigger und kann besser damit umgehen. Ein Trauma wie dieses kann das Gefühl auslösen, ein Kind zu sein, oder allgemein schwach und verwundbar. Das wird Teil der Identität. Gerade wenn es so lang gedauert hat und so viele Täter gab.

04.11.2019 17:07 • #6


B
Zitat von Meteora:
Dann lohnt es sich, das aufzuarbeiten. Ich wurde 7 Jahre lang gemobbt, aber nur von 5 Personen (meine narzisstische Mutter mitgerechnet) und bin seit 3 Jahren in Therapie. Ich verstehe jetzt meine Trigger und kann besser damit umgehen. Ein Trauma wie dieses kann das Gefühl auslösen, ein Kind zu sein, oder allgemein schwach und verwundbar. Das wird Teil der Identität. Gerade wenn es so lang gedauert hat und so viele Täter gab.


Ich dachte eben immer, es sei alles gut. Ich habe die letzten 14/15 Jahre nur funktioniert. Neben dem Mobbing kam noch eine Vergewaltigung hinzu und ein Partner, der mich dann aufs übelste gestalkt hat.
Ich wollte meinen Eltern nie zur Last fallen, obwohl sie immer für mich da waren, aber die hatten selbst so viele Probleme :/

04.11.2019 18:31 • #7


I
Das man eine schöne Zeit vermisst, wenn man als Kind eine hatte und die einem durch gesellschaftliche Alters Vorlagen einfach genommen wird ist ja auch ein sehr krasser Eingriff in das Leben was einem Menschen vielleicht ganz gut gefällt.

Nicht jeder steht auf das Standard Programm Schule - Ausbildung - Auto - Heiraten - Kind
weil nicht jeder sein will wie die gefühlten 90%, sondern seine Individualität und Freiheit leben will statt sich auferlegten
Gesellschaftlichen Normen von Klonen zu unterwerfen.

Man kann auch anders erwachsen werden ohne sich vorschreiben zu lassen wann das zu passieren hat.
Zumal man in Deutschland gar nicht mehr weiß was eine Familie ist, dass erste worüber junge Paare nachdenken ist In welche Kita können wir unser Kind abgeben.

In Deutschland setzt man bedingt durch die Karriere also schon länger falsche Prioritäten.
Entweder man will eine Familie und verhält sich dann auch wie eine oder man macht Karriere.

Viele Menschen lassen sich also in einen Status quetschen der nicht unbedingt richtig ist.
Es ist einfach nur Anpassung an fragwürdige gesellschaftliche Normen.

04.11.2019 18:49 • x 1 #8


weltwunder
Deine Eltern sind für dich der sichere Hafen, hm? Und wenn sich gerade jetzt oder in näherer Zukunft in deinem Leben einiges ändert, kann ich verstehen, dass du dich in deinen sicheren Hafen zurückziehst. Weil es Sicherheit und Halt gibt. Bei dir scheint aber auch Angst eine Komponente zu sein. Wenn das vorübergehend ist, ist es okay. Wenn es lähmende Angst ist und du im Stillstand verharrst, aus Angst vor Veränderungen, würde ich mir an deiner Stelle professionelle Begleitung suchen. Erwachsen sein muss nicht schrecklich sein und du musst keinen Bild entsprechen, das sich für dich nicht stimmig anfühlt. DAS Erwachsen sein, an das man als Kind oft geglaubt hat, gibt es sowieso bei so gut wie keinem. Selbst meine Mama hat mir mal gesteckt, dass sie sich oft gar nicht so richtig erwachsen fühlt.

05.11.2019 00:51 • x 1 #9





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Mira Weyer