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Hallo ihr Lieben,

ich bin schon vor längerem auf dieses Forum gestoßen und freue mich, dass ich mit meiner Angst nicht alleine bin! Ich habe lange überlegt ob ich mich hier anmelden soll, abder da meine Panikattacken zur Zeit - warum auch immer - wieder schlimmer geworden sind, glaube ich das ein Austausch mit Gleichgesinnten mir vllt. helfen kann.

Ich bin weiblich und 25 Jahre alt; meine erste Panikattacke hatte ich Anfang2012 während meines Auslandsaufenthaltes in Finnland. Ich hatte einen Fahrradunfall und musste am Kinn genäht werden, nicht weiter schlimm. Ein paar Tage oder sogar Wochen später bin ich mit meinem kaputten Fahrrad zum Supermarkt gefahren und habe mich in einer Kurve wieder hingelegt.Ich war langsam unterwegs und habe mir nicht weh getan, eigentlich war es wirklich ein harmloser Sturz und ich habe mir auch nicht weiter darüber Gedanken gemacht. An diesem Abend bekam ich plötzlich Kopfschmerzen und googelte dann irgendwie Kopfschmerzen nach Sturz und ich glaube so fing es an. Natürlich las ich einiges über Gehirnerschütterungen usw. Später am Abend lag ich im Bett und hatte plötzlich das Gefühl nicht wirklich zu sein , nicht richtig Luft zu bekommen und gleich ohnmächtig zu werden. Meine erste Panikattacke!

Während und nach des Aufenthalt hatte ich noch vereinzelt solche Attacken, meist hatte ich dieses seltsame Gefühl im Kopf (Unwirklichkeitsgefühl, ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll). Anfang Mai war mein Auslandsaufenthalt zu Ende und ich fuhr wieder nach Hause. Im Kino mit meiner Mutter hatte ich plözlich wieder eine Attacke und außerdem das Gefühl, dass das Herz in meiner Brust nach unten fällt. Ich bin kurz darauf zum Arzt der ein EKG gemacht hat und meinte alles wäre i.O. , ob ich viel Stress hätte und das ich mir keine Sorgen machen müsse, denn Schmerzen direkt am Herz würden meist nicht auf einer Erkankung des Herzen hindeuten und das mit dem Stolpern könnte in Stresssituationen schonmal vorkommen. Nachdem beim Arztbesuch etwas organisches ausgeschlossen wurde, hörten die Attacken auf. Ich flog einen Monat später nach England um ein Praktikum zu machen und hatte keinerlei Beschwerden mehr.

Im September 2014 bin ich nach Australien geflogen. Ich muss dazu sagen: ein kleiner Hypochonder war ich schon immer. Ich erinnere mich an einen Abend an dem ich bei meiner Oma schlief, ich war nicht älter als vllt. 8(?) und Kopfschmerzen hatte. An diesem Abend war es so schlimm, dass ich meine Mutter anrief und ihr sagte, dass ich Angst vor einem Hirntumor habe. Zurück zu Australien. Kurz vor meinem Flug erwähnte jemand, ob ich mir keine Gedanken wegen Thrombose machen würde, da ich durch die Pille ja einen Risikofaktor hätte. Wieder fragte ich Dr. Google und las alle möglichen Horrorstories von jungen Mädels die in Australien nach einem langen Flug an einer Thrombose einfach umkippten und gestorben sind. Meine Angst war geschürt, ich kaufte mir Stützstrümpfe für den Flug, nahm alle zwei Stunden Aspirin um das Blut zu verdünnen (völliger Schwachsinn), trank im Flugzeug jede Menge Wasser und machte alle möglichen Übungen etc., ich überlegte sogar ob ich mir beim Flughafenarzt eine Thrombosespritze geben lassen sollte, was ich dann aber doch sein ließ. Noch während meiner Zeit in Australien (ich war insgesamt nur 16 Tage da) hatte ich das Gefühl, dass mein linkes Bein schmerzt und da doch etwas sein könnte. Ich versuchte es tagsüber so gut es ging zu ignorieren, aber abends bzw. nachts googlete ich immer weiter Symptome und hatte plötzlich unfassbar Angst vor einer Thrombose und Lungenembolie. Und da fing es plötzlich wieder an: Dieses Unwirklichkeitsgefühl und das Gefühl keine Luft zu bekommen. Es war so schlimm, dass ich nachts wirklich schlecht schlief und immer wieder Angst hatte ich würde jeden Moment ersticken. Der Rückflug stand an, ich suchte mir einen Platz am Gang, stand so oft es ging auf und marschierte durchs Flugzeug usw.

Schon zwei Tage später stand ein erneuter Flug an (diesmal nach London mit meinem Freund für ein Wochenende - man könnte meeinen ich wäre nur am Fliegen haha). Ich hatte die zwei Tage zu Hause immer mal wieder ein leicht ungutes Gefühl aber mein Freund lenkte mich relativ gut ab. Am ersten Abend in London hatte ich dann wieder eine richtige Panikattacke, die auch zum ersten Mal mein Freund mitbekam. Ich dachte ich sterbe jeden Moment, hatte das Gefühl zu ersticken und mein Freund wusste natürlich erstmal gar nicht was los ist und wollte schon einen Notarzt rufen. Ich habe ihm von meiner Angst erzählt und er hat mich beruhigt und meinte das sei bestimmt eine Panikattacke (er arbeitet auch im medizinischen Bereich, was mir immer Sicherheit gibt). Nach ca. 1 Stunde hatte ich mich beruhigt, mein Freund versicherte mir dass ich sicherlich keine Thrombose oder Sonstiges habe und die Anzeichen dann ganz anders wären usw. Danach waren die Attacken fürs erste wieder verschwunden.

2015 hatte ich vereinzelt immer mal wieder kleinere Attacken, die aber meistens mein Herz betrafen. Ich erwische mich dabei wie ich super oft meinen Puls oder Blutdruck messe, ein kleiner Stolperer und ich denke sofort Herzinfarkt. Eine meiner größten Ängste ist auch eine Herzmuskelentzündung, da ich sehr viel Sport mache und bei dem kleinsten Schnupfen oder Sonstiges Angst habe etwas zu verschleppen.

Nun hatte ich seit ca. 2 Wochen (nur) morgens Schluckbeschwerden und dachte so würde sich eine Erkältung anbahnen. Da ich mich aber tagsüber bzw. bereits 10 Minuten nach dem Aufstehen immer super gefühlt habe und keinerlei Schmerzen hatte, habe ich weiterhin trainiert. Da es Morgens nicht besser wurde, habe ich seit Sonntag den Sport eingestellt. Andauernd habe ich mir in den Rachen geleuchtet um evtl. Veränderungen festzustellen und dachte dann vorgestern plötzlich, dass ich womöglich eine Mandelentzündung habe, weil ich glaubte meine Mandeln wären geschwollen. Was macht frau? Mandelentzündung googeln! Schlechte Idee! Warum? Eine Mandelentzündung wird durch streptokokken ausgelöst und diese können unter anderem den Herzmuskel befallen. Sofort machte ich mir Sorgen! Trage ich die Entzündung vllt. schon länger mit mir rum und sie ist nicht richtig ausgebrochen? Habe ich durch den Sport den ich damit noch gemacht habe mein Herz geschädigt? DIe letzen Tage war ich wieder wie eine Verrückte Herzmuskelentzündung Erfahrungsberichte etc am googeln und es kam wie es kommen musste: Nach meheren kleinen Attacken, bekam ich gestern eine richtige mit Puls über 132 (ich habe normalerweise eher einen niedrigen Puls zwischen 54-65), Schwindel, Schwarz vor Augen, Übelkeit, außerdem leichte Schmerzen in der linken Brust die in den Arm ziehen.... Ich war kurz davor meinen Freund zu bitten den Notarzt zu rufen, beruhigte mich aber doch wieder. Mein Puls ist trotzdem relativ hoch geblieben, was mir schon einige Sorgen machte, denn bei allen vorherigen Panikattacken hatte ich nie einen solch hohen Puls!

Heute morgen bin ich zum Arzt gegangen (was ich sonst nie mache!), hauptsächlich weil ich ja dachte ich habe eine Mandelentzündung, aber natürlich habe ich auch mein Herzrasen erwähnt. Der Arzt schaut mir in den Hals und meint ob ich überhaut noch Mandeln hätte, die wären ganz klein und er würde keinerlei Entzündungsanzeichen sehen . Danach hat er ein EKG gemacht, einen Ultraschall der Schilddrüse, den Sauerstoffgehalt im Blut gemessen, Blut abgenommen und einen Lungenfunktionstest gemacht. Er hat sich also wirklich Zeit genommen. Alles war in Ordnung, auch das EKG, nur halt etwas schnell weil mein Puls immer noch auf 122 war. Morgen bekomme ich die Laborwerte des Bluttests und außerdem wird ein anderer Arzt noch nach Blockaden in der Halswirbelsäule schauen, da er meinte, das sowas auch aufs Herz drücken kann. Am 7.1 habe ich außerdem noch einen Termin für ein Langzeit EKG und er meinte, wenn ich möchte, könnte ich mir noch einen Termin für ein Herz Ultraschall beim Kardiologen machen lassen, wobei er wie gesagt keinerlei Anzeichen für Herzprobleme gefunden hat.

Siehe da, kaum eine Stunde zu Hause ist mein Puls wieder zwischen 60-70. Natürlich warte ich noch die Laborergbenisse etc ab, aber es ist immer wieder krass, was meine Angst in mir auslösen kann.

Ich merke gerade, dass mein Text hier ziemlich lang geworden ist, aber das ist meine Geschichte und aktuelle Situation. Oft frage ich mich ob ich verrückt bin! Ich bin eigentlich ein rational denkender Mensch, auch während der Attacken sage ich mir ganz oft: Das ist nur dein Kopf - calm down! Aber so einfach ist es eben nicht immer.

Viele Grüße

Angsthase_90

17.12.2015 15:35 • 17.12.2015 #1


3 Antworten ↓


Vergissmeinicht
Hallo Angsthase,

dann schreib ich Dir mal ein liebes Hallo von mir.

Schon seltsam wie manchmal die Ängste entstehen @ Fahrrad. Leider ist das Googeln heute Usus und hilft nicht wirklich weiter.

Trotz der ganzen Symtome bist Du viel gereist und hast Dich irgendwie durchgeschlagen. Schreiben kann ich Dir jetzt schon, das beim Langzeit-EKG ganz sicher nichts gefunden wird. Wie lange Deine letzte Blutuntersuchung her ist, weiß ich nicht?! Warte halt ab.

Es liest sich für mich wie eine Generalisierte Angststörung und wirst hier auf viele Gleichbetroffene treffen. Wünsche Dir einen hilfreichen Austausch.

Hast Du je eine Therapie in Erwägung gezogen?

17.12.2015 16:31 • #2


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Meiner Erfahrungen mit einer Herzphobie

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A
Hallo Vergissmeinicht,

danke für deine Antwort!

Ja bisher habe ich mich - gott sei Dank - nicht sehr viel von der Angst einschränken lassen, ich hatte aber auch wie gesagt immer wieder sehr lange Phasen, in denen ich überhaupt keine Attacken hatte. Sowieso kommen sie auch ganz oft so aus dem Nichts, ohne das ich bewusst Stress habe etc.

Das Googeln sollte ich mir wirklich abgewöhnen, das weiß ich auch. Schließlich diagnostiert Dr. Google bei jedem noch so kleinen Stechen im kleinen Zeh gleich das Schlimmste...

Mein Freund hat mir auch schon vorgeschlagen eine Therapie zu machen. Ich habe das eigentlich immer abgelehnt, weil ich damit selbst umgehen wollte und mir immer gesagt habe man komm mal klar und lass dich von der Angst nicht so fertig machen. Es war mir irgendwie immer ein bisschen peinlich, obwohl es das ja eigentlich wirklich nicht sein muss. Da es aber in letzter Zeit wieder schlimmer wurde, spiele ich tatsächlich im Moment mit dem Gedanken, mir nächstes Jahr vllt. wirklich Hilfe zu suchen; Schaden kann es ja nichts.

Viele Grüße
Angsthase

17.12.2015 16:53 • #3


Icefalki
Liebes angsthäschen, ich begrüße dich auch recht herzlich bei uns.

Ich würde dir auch eine Therapie Anraten, noch kriegst du alles auf die Reihe. Therapieplätze dauern auch. Und bevor sich alles so verfestigt, macht es Sinn, daran therapeutisch zu arbeiten.

17.12.2015 20:02 • #4





Dr. Matthias Nagel