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Ich hatte schon mit 17 Panikattacken, aber die gingen immer wieder weg. Ängste jeder Art habe ich kennengelernt. Wegen meiner Depressionen werde ich schon lange behandelt, aber die Medikamente, die mir dabei halfen, haben die Ängste, die ich in vergangenen Jahr bekam, nicht verhindern oder mildern können, dabei nahm ich Paroxetin, das bei Ängsten helfen soll, aber da ging nichts mehr. Ich habe einen solchen Zustand noch nie beschrieben gelesen. Das war der reinste Horror, eine Panik, die einfach nicht wegging. Ich konnte nicht mehr sitzen oder ruhig stehen. Ich konnte nur noch hin und her laufen immer mit dem Gefühl:Ich falle gleich um und bin tot. Das hörte nicht auf. Mein ganzer Körper zitterte. Zucker in den Kaffee löffeln, war nicht möglich, alles hab ich verschüttet. Der Zustand hielt an. Kein Ende abzusehen. Man empfahl mir Lyrica, aber ich hatte auch davor Angst. Schließlich hab ich es dann doch probiert. Zusätzlich bekam ich 4 mal am Tag 0,5 mg Tavor. Es gab dann eine kurze Zeit, in der es mir relativ gut ging, aber mein Gesamtbefinden verschlechterte sich dann doch wieder, aber es blieb erträglich. Ich nehme 200mg Lyrica am Tag und immer noch 2 mg Tavor am Tag. Und ich merke, wenn ich mal zu spät mit dem Lyrica bin, denn dann kommt die Angst. Es gab keine für mich erklärbare Ursache, die diese Angst ausgelöst haben könnte. Inzwischen habe ich trotz allem noch häufig Angst. Es ist aber eine begründete Angst. Anfang diesen Jahres wurde ich mit einer doppelseitigen Lungenentzündung auf der Intensivstation eingeliefert. Die Lungenentzündung ging auf den Körper über und verursachte eine Sepsis (Blutvergiftung). Es kam zum septischen Schock mit Multiorganversagen. Man sagt, es sei ein Wunder, dass ich überlebt habe. Auch das kam plötzlich. Ich hatte schon mehrere Lungenentzündungen - immer mit hohem Fieber, aber dabei hatte ich kein hohes Fieber, aber ich habe es noch selbst geschafft, den Notarzt anzurufen, weil ich keine Luft mehr bekam. Und ich wusste, dass dies etwas anderes war als alles andere. Ich wusste, dass ich sterben könnte. Als der Arzt kam, war ich schon nicht mehr richtig da. Ich habe 3 Wochen im künstlichen Koma gelegen und wurde beatmet. Um mit all dem leben zu können, habe ich mich zu einer stationären Psychotherapie entschlossen. Es wird sicher noch ein paar Wochen dauern, aber ich will das machen. Ich weiß nicht, welche meiner Medikamente verzichtbar sind und ob man mir in der Therapie wirklich helfen kann, aber ich will es wenigstens versuchen. Meine Leber ist nach dem septischen Schock immer noch nicht in Ordnung - und ich möchte sie so wenig wie möglich belasten. Meine Antidepressiva habe ich abgesetzt, u.a. weil sie über die Leber abgebaut werden. Und ich nehme ja noch jede Menge Cortison wegen meiner Lunge.
So, das sind jetzt nur meine Symptome. Ich bin 61. Mein Partner ist vor 6 Jahren plötzlich gestorben. Ich habe 4 erwachsene Kinder, meine zweitjüngste Tochter ist Dro. und hat noch jede Menge weiterer Erkrankungen. Ich hatte eigentlich gehofft, mein eigenes Leben leben zu können, aber ich musste die Betreuung für die Tochter meiner Tochter übernehmen. Ich habe das gerne getan, aber mir wäre es lieber gewesen, ihre Mutter hätte das getan, statt sich immer wieder den Dro. hinzugeben. Ich weine oft, weil ich meine gesamte Situation so unerträglich finde, aber ich will hier nicht gleich alles schreiben. Ich denke, dass das schon reicht.

Liebe Grüße
Psyco52

13.09.2013 23:06 • 26.09.2013 #1


6 Antworten ↓


O
Hallo Psyco52,

es hört sich jetzt einfach an, aber: Was hälst du davon, dich mal auf eben dich selber zu konzentrieren? Was ich da gelesen habe, deutet darauf hin, daß du an deiner Situation, auch mit deiner Tochter, zu Grunde gehen kannst. Du brauchst die Kraft, um selber zu gesunden. Mache dich nicht für andere verantwortlich, denn du bist nur für dein Leben verantwortlich, also gehe mit dir pfleglich um!
Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß das nicht so einfach ist, aber ich habe mir gesagt, eine gesunde Portion Ego ist in solch einer Situation nicht verkehrt.
Auch ich habe Antidepressiva genommen. Der Arzt meinte, daß mir das geholfen hat. Ich sagte, nein, hat es nicht. Zum Beweis setzte ich das Medi trotz Höchstdosis von 600 mg von heute auf morgen ab und hatte keine Nebenwirkungen (soll man nicht machen, ich weiß). Aber nur ich konnte wissen, ob es wirkt.
Ich habe daraufhin mit einer CD angefangen, die einen in eine Art der Hypnose versetzt. Wenn es mir schlecht geht, höre ich sie. Danach fühle ich mich besser. Wäre das auch so ein Weg für dich? Auch ich scheue die Medis aus Angst vor Nebenwirkungen. Es muß doch noch was anderes geben als nur Antidep.

LG
Gruß

14.09.2013 09:55 • #2


A


Septischer Schock mit Multiorganversagen - Cortison Lunge

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S
Willkommen Psycho 52,

Man Du hast ja eine Menge durchgemacht. Ich kann Dich gut verstehen, vor 3 Jahren hatte ich eine Lungenembolie ( durch Chemotherapie), die Angst die ich da hatte, hat mich insgesamt viel ängstlicher gemacht.
Toll, dass Du Dichjetz auch noch um Deine Enkelin kümmerst, aber es wird wohl wirklich Zeit, dass Du auch an Dich selbst denkst! Bestimmt wird Dir auch das Forum helfen, ich wünsche es Dir!
L.G. Schnuffchen

14.09.2013 09:59 • #3


P
Erst einmal vielen Dank für eure lieben Antworten.
Ja ich weiß, dass ich an mich denken muss. Im Moment weiß ich aber nicht wie überhaupt. Ich hänge im Moment so sehr in der Depression, dass ich total fertig bin. Ich habe jetzt auch noch 10 Tage im Krankenhaus gelegen, deshalb die späte Reaktion. Ich kann einfach nicht mehr. Ich glaube nicht, dass ich so einfach ohne Medis klar komme. Ich habe schon vor vielen Jahren Psychotherapie gemacht, was für eine Zeit auch ganz gut war, aber dann lief es wieder nicht mehr. Ich war immer gegen Medikamente, aber irgendwann habe ich mich dann entschlossen, mich in einer Psychiatrie einstellen zu lassen. Es hat eine Weile gedauert, aber dann war die Kombination ganz gut und es ging mir echt richtig gut. So gut hatte ich mich in meiner Haut noch nie gefühlt. Das hielt auch lange an. Ich konnte Kontakte halten, was mir vorher nie so recht gelungen war, hatte Freunde. Ja, es ging mir gut. Aber dann hat mich das Leben mächtig eingeholt. Meine Mama starb ganz plötzlich und ich bin mit meinem Bruder in das Haus meiner verstorbenen Eltern gezogen. Ich hab erst mal alles gemacht, einschließlich Umbau und so. Ich wollte meiner Tochter helfen, insbesondere wegen meiner Enkelin. Ich wusste zu dem Zeitpunkt aber nicht, dass sie nicht mehr clean war. Ich glaubte sie habe den Dro. auch durch ihre Tochter ganz hinter sich gelassen. Ich baute für sie eine Wohnung aus, weil sie eine Interferontherapie machen wollte und ich nach allem, was ich über diese Therapie wusste, sicher war, dass Daniela dann echt Hilfe brauchen würde. Von ihren Rückfällen hat sie mir natürlich nichts erzählt. Ich hätte sie dann nicht einziehen lassen, weil ich aus der Vergangenheit wusste, dass ich das nicht mehr verkraften kann. Aber sie zog ein und lieferte mir dann bald das volle Programm, natürlich mit viel Lügerei dabei und so weiter. Dann starb auch noch mein Partner, mit dem ich aber nicht mehr zusammenlebte. Ich habe viel mit ihm gestritten wegen Daniela, weil er wohl sah, was ich nicht sehen wollte. Ich ertrug das nicht. Ich habe das dann auch noch einigermaßen verbacken, jedenfalls glaubte ich das, aber dann fingen die körperlichen Krankheiten so richtig an. Es gab immer wieder Krankenhausaufenthalte, zwischendurch dann auch mal wieder Psychiatrie, aber ich kam nicht mehr auf die Beine. Ich tat immer noch, was ich konnte, aber das war kein Vergleich mehr zu vorher. Mein Partner fehlt mir. Dadurch, dass meine Tochter die Betreuung ihres Kindes nicht leisten konnte und ich so oft krank war, kam Janina in ein Internat. Ich leide sehr darunter, weil ich es immer wieder als mein Versagen betrachte. Ich liebe meine Enkelin so sehr. Sie ist irgendwie mein Kind. Daniela kann und will ich nicht mehr helfen. Es hat sowieso keinen Sinn. Entweder sie ändert etwas oder sie stirbt. Ich kann das, was da kommt nicht mehr verhindern. Ich habe mich körperlich und psychisch so runtergewirtschaftet, dass ich im Grunde für andere keine Kraft mehr habe. Ich weiß nicht, welche Chance ich noch habe, aber ich fühle mich so krank so ausgelaugt und ausgesaugt. Bei meiner körperlichen Krankheit weiß ich nicht, ob ich den nächsten Infekt überlebe. Ich habe Angst vor dem Winter. Nun ja, mehr als sterben kann ich nicht und das haben schon viele vor mir geschafft und egal wie, das steht ja irgendwann jedem bevor, ob nun früher oder später. Ich will nur nicht hilflos sein und nicht mehr entscheiden können. Aber noch lebe ich und noch kann ich versuchen, etwas für mich zu tun. Ich weiß nur nicht mehr wie. Meine Depressionen sind echt heftig. Ich weiß einfach nicht wirklich weiter. Aber ich freue mich immer, wenn jemand mir schreibt, mir Rat gibt und mir zeigt, dass ich nicht alleine bin. Ich meine der Rest meiner Familie steht schon hinter mir und mein Sohn und meine jüngste Tochter bemühen mich sehr, mir zu helfen, aber ich will sie auch nicht belasten, denn ich denke, dass meine Kinder erst einmal für sich selbst da sein sollten und nicht für meine Probleme. Das war mal wieder ziemlich viel.
Habt nochmals vielen Dank! Ich werde mir eure Antworten sicher noch mehrmals durchlesen. Danke!

Seid mal lieb gedrückt!

Waltraud

25.09.2013 22:48 • #4


O
Zitat:
Mein Partner fehlt mir.


@ psyco52,

dann hole ihn dir doch zurück wenn er noch frei ist! Rede dir alles von der Seele. Erkläre ihm, daß du fälschlicherweise (aber verständlich, da Tochter) zu ihr gehalten hast, anstatt dich deinem Partner zu widmen. Er als Außenstehender sah das sachlicher als du. Das verstehe ich. Deine Situation verstehe ich allerdings auch, weil deine Tochter dein eigen Fleisch und Blut ist. Ich hätte da erst mal genauso reagiert. Auch mein Sohn nahm mal Dro. und lebte sprichwörtlich unter der Brücke. Da hätte ich die Wände hochlaufen und alles zerschlagen können. Heute ist er selbstständig und verheiratet. Glück gehabt! Du kannst aber nichts mehr tun für deine Tochter, ohne das du zu Grunde gehst.
Also kümmere dich um dich und um dein Seelenleben.

LG

26.09.2013 08:11 • #5


P
Liebe Okok,

leider kann ich meinen Partner nicht zurückholen. Er ist tot. Statt bei ihm zu sein, habe ich mich nur um meine Tochter gekümmert, und dann war er plötzlich tot.

Liebe Grüße

Waltraud

26.09.2013 12:17 • #6


O
Zitat von psyco52:
Liebe Okok,

leider kann ich meinen Partner nicht zurückholen. Er ist tot. Statt bei ihm zu sein, habe ich mich nur um meine Tochter gekümmert, und dann war er plötzlich tot.

Liebe Grüße

Waltraud


Hallo Waltraud,

entschuldige bitte, daß habe ich überlesen. Es tut mir leid um deine Schicksalsschläge.

Gruß Martin

26.09.2013 13:33 • #7




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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl