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S
Hallo an alle,

ich schätze ich bin hier nur eine von vielen, die sich ein paar Sorgen von der Seele reden wollen. Ich hab erst überlegt ob ich meinen ersten Beitrag in der Sparte Einsamkeit posten sollte, aber sich vorzustellen ist ja auch wichtig, nicht?

Ich bin ein durchschnittliches Mädel, mittlerweile 29 Jahre alt (und hasse es, weil der Großteil der Menschheit damit gleich gewisse Erwartungen in punkto Selbstständigkeit, Verhalten, etc. stellt) und lebe in der schönen, überteuerten Stadt Potsdam. Ich bin vor 3 Jahren extra aus dem Ruhrpott hierher gezogen und habe meine Freunde zurückgelassen, um die allgemein gesellschaftlich festgelegte To-do-Liste weiter abzuarbeiten. Durch die Schule hab ich mich gekämpft, hab auch im Abi die schönste Zeit meines Lebens gehabt mit Leuten, die mich mit meiner Schwerhörigkeit und den damit einhergehenden Eigenarten akzeptiert haben. Das Studium danach war nichts weiter als der Versuch, die Liste weiter abzuarbeiten und mich irgendwie durchzumogeln, aber ich hab schnell festgestellt dass ich entweder zu blöd oder zu ungeschickt bin, um neue Kontakte zu knüpfen, also war der Versuch auch schnell vorüber.
Jetzt mache ich eine Ausbildung in Potsdam. Hab einmal mehr alles hinter mir gelassen, völlig neu angefangen. Und ich bereue es, wie sonst nichts zuvor. Ich quäl mich durch eine Ausbildung, die mir nicht liegt (Büromanagement...ich mag weder telefonieren noch dumme Kalkulationen aufstellen oder irgendwelche Gemeinkosten auf einen einzigen pseudo-hergestellten Gegenstand runterrechnen) und jetzt steh ich kurz vor den Prüfungen und heul mir in der Woche an mindestens 3 Tagen die Augen aus dem Kopf.

Freunde hab ich...keine/eine? Eine Freundin, die auch an meiner Schule lernt hab ich in London bei nem Praktikum kennen gelernt, aber ich fühl mich trotzdem einsam. Ich hab keinen mit dem ich reden kann / niemanden dem ich meine Sorgen aufbürden will. Meine liebevollen Eltern meinen, ich schaff das schon alles und treiben mein schlechtes Gewissen nur noch weiter in die Höhe und die Lehrer kümmern sich nen schei., selbst wenn sie sehen dass es ihrer Schülerin schlecht geht.
Am liebsten würd ich alles hinschmeißen. Einfach von heut auf morgen nicht mehr zur Arbeit kommen, nicht mehr zur Schule gehen, mich nur noch in meiner winzigen Wohnung verbarrikadieren und irgendwie wieder zu mir selbst finden.

Aber wie, wenn man nicht weiß was man will? Sowas wie Zukunftsvorstellungen hab ich nicht. Was immer mich interessiert ist nach wenigen Wochen wieder uninteressant. Ich weiß nie worüber ich mit Leuten sprechen soll, aber ich wünsche mir Freunde, die mich in den Arm nehmen wenns mir schlecht geht und mit denen ich was zusammen machen kann. Aber stattdessen hock ich nur in meiner Bude, in der ich mich nicht wohl fühle, quäl mich zur Arbeit, auf der ich mich fehl am Platz fühle und träume von langen Reisen in fremde Länder, anstatt einfach die Koffer zu packen und zu gehen. Und anstatt mich einfach auf den Allerwertesten zu setzen und zu lernen, krieg ich jedes Mal fast das Heulen wenn ich nur an die bevorstehenden Prüfungen denke und dann ist jeder Elan weg, den Kopf in die Bücher zu stecken.
Wie lernt man etwas, was man nicht lernen will? Wann immer ich diesen bescheuerten Buchhaltungsquark sehe, krieg ich gleich ne Blockade im Kopf und muss mich vom Heulen ablenken, dann ist nichts mehr mit Aufpassen und lernen.

Ob ich depressiv bin, weiß ich nicht. Ich bin gut im Verdrängen von Tatsachen und dementsprechend schnell schlägt meine Laune um, wenn ich mit unliebsamen Dingen konfrontiert werde. Ich wünsche mir krank zu werden, um mal ein paar Wochen ne legale Auszeit zu nehmen und bleib trotzdem gesund. Was natürlich dumm ist, sich Krankheiten zu wünschen ist unter aller Sau. Das weiß ich. Aber manchmal überkommts mich einfach, dann kann ich nicht anders. Und am nächsten Tag nach ner Mütze voll Schlaf (die man im normalen Arbeitsalltag selten bekommt, wenn man den Tag mit mehr als nur schlafen - arbeiten - essen - schlafen verbringen will) ist die Welt wieder gut, bis der Unterricht mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Aber Suizidgedanken habe ich keine. Zumindest keine ernsthaften. Dazu geht es mir dann wohl doch noch nicht schlecht genug.

Nun, soviel von mir. Eine Reaktion erwarte ich gar nicht. Ich wollte mir nur ein wenig was von der Seele schreiben in der Hoffnung, dadurch die Laune etwas anzuheben (was nicht so recht funktioniert, oh Wunder!) und vielleicht meldet sich ja jemand, dem es ähnlich geht. Ich hab keine Erfahrung damit, Fremden meine Sorgen zu erzählen, aber angeblich soll das ja helfen...oder ist das auch wieder nur eine leere Filmweisheit?

Allen die das hier gelesen haben, wünsch ich einen hoffentlich angenehmen, ruhigen Abend. Die Woche ist fast vorüber! Nur noch 2x aufstehen und dann gibt es endlich wieder ne Mini-Pause vom Leben. See ya

14.03.2018 20:34 • 04.06.2018 #1


15 Antworten ↓


A
Hallo, die gesellschaftlichen Erwartungen wie man zu sein hat, spätestens ab 30, geht mir auch auf die Nerven. Aber leider gibt es diese Erwartungshaltung, Eltern, Bekanntenkreis jeder meint man müsste bestimmte Kriterien erfüllen.
Keine richtigen Freunde und eine Wohnung in der du dich unwohl fühlst, kann ich gut nachempfinden, denn diese beiden Probleme habe ich auch.
Wolltest du überhaupt studieren oder ist es nur die falsche Richtung? Bist du dir sicher das du nicht weißt was du willst oder ist das was du willst nur nicht das was du solltest?
Deine Eltern meinen es sicher gut aber sie setzen dich nur unter Druck.

Du hast die Ausbildung solange durchgehalten, abbrechen würde ich da jetzt nicht. Du musst keinen super guten Abschluss haben aber kein Abschluss halte ich für ungünstig, darüber würdest du dich vielleicht später im Leben ärgern.
Vielleicht liegt es auch nur an der Firma, den Kollegen das es dir nicht gefällt?
Kannst du dir nach der Ausbildung einfach mal eine Auszeit nehmen? Ins Ausland gehen? Reisen? Das wär bestimmt gut um herauszufinden was du willst und wo dein Weg ist.

Grüße

15.03.2018 06:00 • #2


A


Bin ich depressiv? Ich habe keine Freunde

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S
Hallo Ani33

danke für deine lieben Worte. Ich tendiere mittlerweile wieder dazu die Ausbildung zu beenden, einfach schon deswegen, weil ich so viel Zeit da reingesteckt hab. Mit welcher Note ist mir relativ egal, hauptsache ich komm irgendwie durch. Und die Sache mit dem Wissen, was man will...ich kann mich nicht erinnern als Kind je eine Phase gehabt zu haben, in der ich gewusst hab, was ich später mal werden will. Leute, die schon früh wissen was sie später machen wollen finde ich erstaunlich, aber ich kann sowas nicht nachvollziehen. Ich hab mich immer nur irgendwie überall durchgemogelt und bin einfach mitgelaufen. Aber so langsam erreicht man einen Punkt, an dem das immer schwerer wird...und wenn die Leute einen dann noch ungläubig angucken wenn man sein Alter nennt, dann weiß man dazu auch nichts mehr zu sagen.

Ich weiß aber, dass Reisen mir Spaß macht. Aber das mag wohl jeder, oder? Ich mag die englische Sprache, lese viel auch in englisch und ich übersetze auch manche kleine Geschichten für mich selbst. Aber egal was ich mag oder kann, nichts ist ausgereift genug, um damit Geld zu verdienen. Und ich schätze genau das ist auch das Problem.
Wenns nach mir ginge würde ich für wenigstens ein Jahr aus Deutschland verschwinden und die Welt bereisen, vielleicht verschiedene Berufe in Form von Praktika ausprobieren und schauen, was mir liegt, was ich vielleicht ein paar Jahre lang machen möchte. Aber wie, ohne Geld? Und ohne Arbeit gibts kein Geld. Reiche Verwandte hab ich leider nicht
Ich schätze ich bin nicht die einzige, die das Leben als unendlich trostlos empfindet.
Allein die Vorstellung für ein Jahr lang in ein und demselben Beruf zu arbeiten, erschöpft mich innerlich. Dabei ist es nicht so dass die Leute auf der Arbeit doof sind oder so, aber...ich weiß nicht. Alles, was man möchte scheint so weit entfernt, dabei weiß der Kopf genau, dass Freizeitaktivitäten bestimmt helfen würden, das Selbstwertgefühl und auch die innere Langeweile etwas aufzumöbeln. Nur mit der Überwindung ist das so eine Sache. Ich bewundere Leute, die über ihren Schatten springen und sich zu etwas zwingen, aber ich hab das nie gemacht. Bis zu einem gewissen Punkt zieht die Gesellschaft einen irgendwie durch und dann steht man plötzlich da und muss alles allein machen, ohne dass man je gelernt hat sich durchzukämpfen. Und genau diesen Punkt hab ich jetzt erreicht und der überfordert mich.

20.03.2018 21:03 • #3


kalina
Es gibt doch sowas wie work and travel, oder? Wär das nicht ne Möglichkeit für Dich?

20.03.2018 21:35 • #4


B
Willkommen ShoIchi89,

mit den was du fühlt bist du wahlich nicht alleine, ich denke dein Problem unterteilt sich in mehreren Punkten:

1. Du brauchst eine Arbeit die dir ein Sinn gibt, als Beispiel ich habe mal als Altenpfleger gearbeitet das war einer der wenigen Jobs die ich gemacht habe wo ich ein Sinn dahinter gesehen habe. (War dazu aber wegen meiner Vergangenheit nicht fähig die Arbeit auf der Arbeit zulassen, das solltest du unbedingt können bei so ein Job). Ich würde dir raten frag dich persönlich welche Jobs für dich ein Sinn haben, ich habe leider auch nicht wie du früher ein Interesse für etwas gehabt zb erfülle das Klischee Mann=Autos überhaupt nicht. Was das Vereißen angeht, wenn das wirklich dein Wunsch ist solltest du sowas suchen. Aber ich denke das das eher eine Art von Flucht ist, weil dir alles zuviel wird. Nur egal wie weit du flüchtest, dir selbst entkommst du nicht.

2. Freunde: Mein Freundeskreis bestehet derzeit aus einer Person den ich in der Tagesklinik kennenlernte und wo man sich nich verstellen muss. Ich würde dir das gleiche raten was mein Therapeut mir rät Versuch rauszugehen, Hobbys, Vereine etc zu finden und zeige den Menschen an den du interesse hast nicht die tolle Fassade, sondern was wirklich in dir vorgeht. Das könnte dann welche abschrecken, aber die es nich abschreckt, haben dann das potenzial gute Freunde zu werden. Ich weis wie schwer das ist, wenn man antriebslos ist, aber ich hoffe für dich das du mehr stärke hast als ich.

3. Du Selbst: Du sagt du bist gut im Verdrängen und das glaube ich dir und das ist dein wirkliches Problem, all die Dinge die du verdrängst, den musst du dich stellen. Sei es alleine, mit Freunden oder auch ein Therapeuten. Je mehr und/oder länger du deine Probleme verdrängst je schlimmer wird es.

21.03.2018 05:20 • #5


S
Zitat von kalina:
Es gibt doch sowas wie work and travel, oder? Wär das nicht ne Möglichkeit für Dich?

Ja, an Work Travel hab ich schon oft gedacht. Es wäre auf jeden Fall mal ein Erlebnis wert, da stimme ich zu. Der Haken an der Sache ist da eher wieder die Überwindung. Wer länger allein gelebt hat lernt die Ruhe zu schätzen und ich kanns mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen jeden Tag mit jungen Leuten im nächsten Hostel zu wohnen. Ich bin ja schon nach 2h bei meiner Freundin schon wieder auf dem Rückzugstrip. Aber ein längerer Sprachaufenthalt interessiert mich sehr, da bin ich auch schon fleißig am Suchen. Am Geld arbeite ich. Irgendwie. Muss ja nur die verdammte Prüfung bestehen und mich danach ein Jahr durch den Beruf quälen, dann kann ich endlich auch mal was für mich tun. Easy! Nichts leichter als das Wenn alle Stricke reißen lässt man sich eben für eine Woche oder 2 krankschreiben und lädt die Akkus wieder ein bisschen auf für den nächsten Schwung.

Zitat von brokenphoenix82:
Du brauchst eine Arbeit die dir ein Sinn gibt


Eine Arbeit die Sinn macht? Hm. Klingt es seltsam wenn jemand mit ner starken Katzenallergie sagt, dass er Katzen liebt? Ich möchte helfen, aber ich glaub für eine Arbeit als Tierschützer bin ich definitiv zu dicht am Wasser gebaut. Von der Allergie mal ganz abgesehen. Und in Krisensituationen hab ich nie gesteckt, also weiß ich nicht wie ich da reagieren würde. Ob ich da passend reagieren würde. Für die Arbeit mit alten Menschen bin ich nicht gemacht, das weiß ich. Ugh. Da gibts wieder 100.000 Möglichkeiten und ich hab nicht den Mut einfach nach der Arbeit mal hinzugehen und zu fragen ob ich ein paar Tage in der Woche ehrenamtlich aushelfen kann.

Genau dasselbe mit dem Hobby. Ich möchte gern Klavier lernen. Im Chor mitsingen. Klettern gehen. Tanzen. Aber nach der Arbeit bin ich immer so k.o. dass Einkaufen schon das Höchste der Gefühle ist, wie sollte ich da noch Zeit und Kraft aufwenden für anstrengende Tätigkeiten am Abend? Ugh. Und am Wochenende muss ich mich ausruhen von der Woche, da mag ich auch nicht mehr rausgehen als nötig. Hätte ich den Tag zur freien Verfügung wäre das kein Problem, in der Zeit wo ich umgezogen bin und erst einen Monat später mit Arbeiten angefangen hab, hab ich viel von der Stadt erkundet und neue Dinge ausprobiert. Aber seitdem... Hobbys sollten eigentlich nicht anstrengend sein. Aber wenn man schon vorher völlig ausgepowert ist, sind sie das. Leider.

Ja, verdrängen ist leicht. Und bequem. Ich weiß, dass genau das das Problem ist. Aber der innere Schweinehund ist so groß wie der Mount Everest *seufz* Im Augenblick versuch ich mich erstmal nur auf die Prüfungen zu konzentrieren. In der Übungsprüfung heute bin ich zumindest schonmal nicht durchgefallen, das ist doch mal ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn ich das hinter mich gebracht hab (das Ergebnis ist dabei erstmal zweitrangig), dann seh ich weiter.

21.03.2018 18:54 • #6


B
Ich rate dir nur nicht immer wieder neue Gründe zu finden es hinauszuschieben und dich zu fragen was wünscht du dir von deinem Leben ( ich weis ist leichter gesagt als getan, ich stehe vor dem selben problem, der unterschied ist nur ich bin nicht so beliebt, bin nicht berufstätigt usw.) aber etwas zu finden was ein erfüllt ist keine leichte Sache. Ich würde dir den Rat geben schieb es nicht zulange hinauf und schau dir erstmal an welche Dinge dir Spass machen und du hast ja schon paar aufgezählt und dann schau wie sie sich beruflich einbringen lassen und nimm dir dafür Zeit zb mal ein We, Urlaub etc.

Versuche lieber etwas zu finden was dich erfüllt, als etwas zu machen wo du nur noch funktionierst, das wird ich auf Dauer kapputtmachen. Ich hatte mal eine Arbeit da hab ich die Sekunden gezählt (leider kein Scherz).

Ja verdrängen ist leicht, aber es wird sich rächen, je mehr du verdrängst umso höher wird anschließend der Preis sein den du dafür zahlst. Das ist auf das berufliche wie private gleichermaßen bezogen. Und du solltest dir frage stellen welche Art von Bez du leben möchtest und danach dir ein gleichgesinnten Partner suchen und dich nicht nach den gesellschaftlichen Normen richtigen die sind eh schwachsinn (meine Meinung). Viel Glück dabei.

21.03.2018 19:02 • #7


S
Hey brokenphoenix82

ich stimme dir zu. Die gesellschaftlichen Normen sind überwiegend der Grund dafür, warum wir uns mit jedem Lebensjahr immer weiter vom Leben an sich entfernen. (und die Wirtschaft, aber wer hat damit angefangen?) Ich war gestern nach 3 Wochen Fortbildung wieder 1 Tag auf Arbeit und schon liegen meine Nerven wieder dermaßen blank, dass ich mich für heut hab krankschreiben lassen. Und ja, mein erster Gedanke nach dem Aufstehen ist das Abzählen der Minuten, bis ich wieder zurück zuhause bin. Traurig aber wahr. Bis zu den Sekunden hab ichs bisher (zum Glück!) noch nicht geschafft, aber ich hoffe ich werde es auch niemals so weit bringen. Echt nicht.

Morgen und übermorgen muss ich noch durchhalten, dann wechsel ich wieder den Bereich. Und der wird hoffentlich etwas besser. Meine Eltern drängen darauf, dass ich nach der bestandenen (! schlimm genug...) Prüfung noch ein Jahr lang bei dem Verein bleibe und dort weiterarbeite, weil mir das angeboten wird, aber ganz ehrlich...ich will nicht. Meine Akkus sind so dermaßen leer, dass eine einzige Woche Urlaub da nicht mehr ausreicht, um die aufzuladen. Ich will nicht mehr und ich kann nicht mehr und diese ständigen Gefühlsachterbahnen nerven langsam wirklich. Einen Morgen glaub ich noch, alles wird gut, ich pack das, ist gar kein Problem und am nächsten Tag wach ich auf und finde nicht mal die Kraft, das Bett zu verlassen. Von den ewig andauernden Grübeleien über gefakete Krankmeldungen und enttäuschte Kollegen mal ganz abgesehen, das nimmt nur noch mehr mit als ohnehin schon.
Und dann stehen wieder die Gedanken daneben, wenn ich nach der Prüfung arbeitslos werde, kann ich nicht raus aus Deutschland und die Welt sehen. Ich gehöre jedenfalls leider nicht zu diesen supermutigen Menschen, die ihre Wohnung kündigen, ihren hoffnungsfrohen Eltern den Stinkefinger zeigen und mit einem One Way Ticket irgendwo hinfliegen und dann vor Ort schauen, wie es weitergeht. Und man kennt das ja, ohne Moos nix los. Ich hasse diese Teufelsspirale. Pause, ja, unbedingt. Wenigstens mal für einen Monat, gern auch länger. Aber arbeitslos = kein Geld = kein Ausland. Und im Job bleiben = tägliche Quälerei = relativ sicheres Leben = genug Möglichkeiten zum Sparen fürs Ausland. Ich mag beide Optionen nicht. Oder zumindest kommt keine dem Zwiespalt aus täglicher psychischer Verfassung und den Wünschen so nahe, dass ich eins dafür zurückstecken könnte. Nicht auf Dauer zumindest.

Und was den gleichgesinnten Partner angeht...schwierig. Ich würde nicht sagen dass ich unsozial bin, aber...das Leben in einer eigenen Wohnung ohne viele Freunde prägt schon, irgendwie. Mittlerweile finde ich es schwer, mit Menschen zu reden. Unverfängliche Gespräche zu starten oder gar längerfristige Kontakte aufzubauen. Und bei Gleichaltrigen habe ich immer die Erfahrungen gemacht dass man mit Jungs nicht befreundet sein kann, ohne dass die gleich ins Bett wollen. Und bei ganz vielen jungen Frauen in meinem Alter drehen die meisten Gespräche sich entweder um die Arbeit oder um irgendwelche Männer, wo ich weder mitreden kann noch will. Also von daher...ich habe die Suche aufgegeben.

Ich denke ich entscheide morgen, wie ich weiter verfahre. Im Moment tendiere ich dazu, mich wieder krankschreiben zu lassen (und ja ich weiß ich nutze das System aus, das muss man mir nicht erklären. Ich weiß es ist nicht richtig und belaste die Steuerzahler etc. blablubb, aber das ist mir grad sowas von schnurz), aber vielleicht siehts ja morgen schon wieder besser aus.
Ich wünsche allen die das hier vielleicht heut noch lesen sollten einen angenehmen Abend und schöne Träume. Und allen anderen noch schöne Stunden

27.03.2018 21:38 • #8


A
Ich denke nicht das krankschreiben in deinem Fall ausnutzen von irgendetwas ist. Du solltest dem Arzt ehrlich erzählen wie es dir geht, entweder es sind Depressionen oder Burnout, jedenfalls brauchst du wirklich mal eine Pause.
Angenommen du arbeitest noch ein Jahr in dieser Firma, könntest du dann nur Teilzeit, ca. 32-35 Stunden arbeiten? Das wäre etwas mehr Freizeit und vielleicht ein Kompromiss? Deinen Eltern müßtest du nicht erzählen das du weniger Stunden arbeitest.
Nach den Prüfungen könntest du dich überall bewerben, müßtest eben nur wissen wo du hin willst. Möchtest du in Potsdam bleiben?

Hoffentlich kannst du über Ostern bisschen abschalten. Du hast es doch nicht sehr weit bis zur Ostseeküste vielleicht könntest du einen Tag ans Meer fahren?

Grüße

28.03.2018 05:14 • #9


S
Zitat von Ani33:
Du solltest dem Arzt ehrlich erzählen wie es dir geht

Jaaa...schwieriges Thema. Ich verstehe deinen Punkt und sicherlich ist der auch völlig richtig. Ich denke dann nur immer wie schräg es sein muss dem Arzt zu erzählen dass man nicht mehr oder weniger arbeiten möchte, weil der Arzt selbst ja schließlich auch jeden Tag zur Arbeit kommt und seine Pflicht ableistet. Also warum kann er das und ich krieg das nicht hin? Bin ich eine Mimose? Oder nicht diszipliniert genug? (was ich nicht mal abstreiten kann, aber mit der Arbeit ist das noch einmal eine völlig andere Art von Disziplin) Oder sind alle anderen irgendwie schon zu abgestumpft und merken kaum noch, dass sie sich kaputt machen? Ich weiß es nicht. Ich finde das Thema echt schwierig. Aber selbst wenn ich wollte, im Moment traue ich mich das noch nicht. Gesetzt der Fall ich würde nach der Prüfung übernommen werden, sieht die Lage anders aus, dann bin ich im festen Angestelltenverhältnis und kündigen geht nur noch außerordentlich (weil Kündigungsschutz). Jetzt als Azubi trau ich mich ja noch nicht mal den Mund aufzumachen und klar zu sagen dass ich früher wechseln will. Als Azubi steht man eben nur knapp eine halbe Treppenstufe über den Praktikanten und manche lassen einen das auch spüren. Deswegen gehe ich lieber erstmal auf Nummer Sicher und lass mich krankschreiben. Ich hab meine AU von gestern verlängert und gönne mir jetzt ein verlängertes Wochenende über Ostern. Um meine Akkus wieder aufzuladen. Und verdammt, das tut so gut!
Und danke für den Tipp, aber an die Ostsee fahre ich nicht meine Eltern wohnen und bestehen dann nur darauf, dass ich zu ihnen komme. Ich bin an der Ostsee aufgewachsen, das ist für mich keine Entspannung, nicht zu dieser Jahreszeit. Eher eine Art Vorstufe vom Koma...aber was erwartet man auch vom Dorf. Nein, ich bleib lieber hier in Potsdam und geh lieber öfters in den Park. Wenns nicht grad wieder schneit


Zitat von Ani33:
Angenommen du arbeitest noch ein Jahr in dieser Firma, könntest du dann nur Teilzeit, ca. 32-35 Stunden arbeiten?Grüße

Das ist tatsächlich ein möglicher Punkt, aber darüber hab ich ehrlich gesagt noch nicht wirklich nachgedacht. Das ginge natürlich auch nur, wenn die Möglichkeit überhaupt angeboten wird, was ich auch noch nicht weiß. Jetzt gilt es erstmal die dumme Prüfung zu bestehen. Und übernommen werde ich nur, wenn ich mindestens ne 3 vorweisen kann. Aber ja, als Kompromiss wäre das ein guter Ansatz. Aber mal angenommen ich würde 30h die Woche arbeiten, dann wären das pro Monat rund 300Euro weniger. Hm. Auch nicht besonders gut. Und wenn man es realistisch betrachtet ist eine offizielle 30h Woche fast immer eine tatsächliche 35h Woche, wenn nicht sogar noch mehr. Je nachdem wo man eingesetzt wird und wie viel grad los ist. Aber wie gesagt, darüber mache ich mir noch keine großen Gedanken. Eins nach dem anderen.

Ich wünsch euch allen ein schönes Osterfest und einen fleißigen Hasen. Und keine zugefroren Osternester im Garten und weiße Plüschbäume. Echt mal, wo bleibt der Frühling?!

28.03.2018 20:09 • #10


S
Wie gehts euch?
Die Prüfungen rücken näher, ich schaffe es aber irgendwie ständig, mich selbst vom Lernen abzuhalten. Ich hoffe, nächste Woche wird es besser.

04.04.2018 20:47 • #11


L
Cool komme auch aus Potsdam

06.04.2018 22:17 • #12


P
Hey... ich bin auch in deinem Alter und komme aus Berlin. Mensch hab jetzt auf die schnelle noch nicht alles durch gelesen .... auch ich suche Gleichgesinnte... vielleicht könnte man ja schreiben / telefonieren / treffen etc.. hättest du mal Lust ... vielleicht nach deinen ganzen Prüfungen ? Drücke ganz fest die Daumen **

08.04.2018 16:58 • #13


P
Sooo... ich habe mir jetzt alles durchgelesen.... ich kann dir sagen du sprichst mit ein wenig aus der Seele was meine Vergangenheit angeht ... besonders das mit dem Beruf... ich hab mit 29 erst meinen jetzigen UND EINZIGEN längerfristigen Beruf erlernt und übe ihn jetzt aus und bin manchmal traurig warum ich ihn nicht schon früher für mich entdeckt habe und freue mich aber dass es nun so ist und sage mir immer wieder dass Gott mich erst durch einen langen schwierigen Pfad geschickt hat damit ich selbst erkenne was für mich JETZT gut ist.
Das mit den Leute ansprechen und wie mit Ihnen umgehen pipapo das kannte ich auch und das Problem hat sich auch mit meinem neuen Job erledigt.
Vielleicht antwortest du mir ja... ich würde mich echt freuen... ich hatte lange zeit ne Depression.... und jetzt nimmt mein Leben in privater Natur seine Wende... und bin verzweifelt... ich würde mich freuen von dir zu hören. LG

08.04.2018 17:29 • #14


S
So, in 2 Tagen ist Weltuntergang. Juchu. Ich hab nicht das Gefühl, dass ich die bisherigen freien Tage wirklich gut genutzt hätte, eher im Gegenteil. Die waren mehr wie Urlaub, denn wie Prüfungsvorbereitung...
Aber ich bin mittlerweile wenigstens soweit mit mir selbst im Reinen, dass ich sage, entweder es klappt oder es klappt nicht. Wenn es nicht klappt geht die Welt höchstens für meine Eltern unter, aber nicht für mich. Und ich kann damit leben, denke ich. Klar wird dann einiges anders, vermutlich auch nicht unbedingt besser, aber deswegen höre ich noch längst nicht auf zu Existieren. Und selbst wenn ich arbeitslos werden sollte, dann ist das eben so. Dann hat es das Schicksal vielleicht für mich so vorgesehen. Oder ich bin einfach nur gut darin, die von mir ausgehende Schuld auf imaginäre Andere abzuwälzen, die irgendwo da oben im Himmel sitzen und meinen, die Geschicke der Welt lenken zu wollen. Oder zu sollen, weil das ja deren von der Menschheit festgelegte Aufgabe ist. Hehe.

Nun ja. Ich bin beinahe tiefenentspannt, auch wenn der Blick in die Prüfungsbücher ein nicht so schönes Gefühl in mir auslöst. Ich kann nur hoffen, dass die Aufgaben einigermaßen human sind, dann besteh ich vielleicht wenigstens. Mehr will ich auch gar nicht, die Note ist mir inzwischen völlig egal. Ich kann mit den Folgen leben, die kommen könnten. Bin ja schließlich nicht auf den Kopf gefallen, auch wenn ich nicht immer die Schnellste bin.

Kennt ihr das Gefühl, mit Fast 30 in die Pubertät zu rutschen? Ich kann mich nicht erinnern als Teenager diese Die Welt kann mich mal-Einstellung gehabt zu haben, dafür hab ich sie aber jetzt. Das ist irgendwie schräg. Und nicht grad angenehm, aber naja. Ich bin schon immer ein Spätzünder gewesen, schätz ich
Gut, soweit mein Statusupdate. Wenn ich wieder zurück bin, geb ich mal ein kurzes Update durch, wie es gelaufen ist. Entweder das oder ich setz mich in die nächste Ecke und besauf mich Je nachdem.

Zitat:
ich hab mit 29 erst meinen jetzigen UND EINZIGEN längerfristigen Beruf erlernt und übe ihn jetzt aus

Wow, na lieber etwas später seinen Beruf finden als gar nicht, sag ich mal. Du Glückspilz Ich schätze sowas wünscht sich jeder und die Zeit spielt dabei weniger eine Rolle. Man ist nur viel zu früh festgefahren und traut sich nicht mehr, das Hamsterrad zu verlassen um neue Wege einzuschlagen. Aber du hast es geschafft, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich bin noch auf der Suche, aber ich bin sicher, irgendwann findet jeder sein Körnchen Glück. Früher oder Später. Ich lasse mich überraschen, wie es bei mir weitergeht. Und du halt die Ohren steif!

23.04.2018 16:20 • #15


S
Hallo alle zusammen

Lange war es hier still...aber jetzt gibts endlich die Entwarnung. Die schriftliche Prüfung ist bestanden und trotz dass ich zeitlich gesehen nicht mal eine Woche gelernt hab, hab ich aufs ne 3 geschafft! Bis dahin gab es viel zu viele Tränen und eigentlich wieder viel zu wenig Anstrengung, aber letztlich mogelt man sich wieder irgendwie durch.
Trotzdem vielen Dank für euren lieben Worte, ihr habt mir jedes Mal, wenn ich hier wieder reingelesen hab, wieder Auftrieb gegeben!

Man sollte meinen, jetzt sei wieder alles gut, weil bestandene Prüfung heißt sichere Jobgarantie für das kommende Jahr. Aber warum fühl ich mich nicht gut dabei? Heute ist wieder so ein Tag, wo der Kopf einfach keine Ruhe geben will und die Tränendrüsen beständig drücken. Jetzt kommen die täglichen 9 Arbeitsstunden auf mich zu, 360 Tage im Jahr, natürlich ohne jede Überstunde, also vollkommen unrealistisch. Jeden Tag früh aufstehen (verhältnismäßig, für mich ist 8 definitiv zu früh) und spät nach Hause kommen. Für recht gutes Geld zwar, aber ist man deswegen zufrieden? Nein.
Ich guck aus dem Fenster und hab das Gefühl, das Leben geschieht ohne mich. Eine Hürde hab ich gemeistert (wie immer mit mehr Glück als Verstand), aber die Latte steigt immer höher und mir damit immer weiter über den Kopf. Das macht mich fertig. Ich krieg es einfach nicht hin, anständig zu leben. Dass ich jetzt überhaupt wieder hier sitze und schreibe, anstatt zu schlafen, ist einmal mehr der Beweis. Ich möchte gern so viel erleben, so viel sehen, aber ich krieg es nicht mal hin, meine grundlegendsten Bedürfnisse zu stillen. Nicht mal eine Mahlzeit am Tag ist bei mir drin. Während der Arbeitstage gibt es wenigstens noch 2 Stullen über den Tag verteilt, aber sobald ich allein zuhause sitze, wandert die Hand nur in die Chipstüte und das wars auch mit Nahrungsaufnahme. Anstatt zu essen, wenn ich Hunger hab, ignorier ich das Gefühl so lange, bis ich mit Krämpfen auf dem Klo sitze und mich umstülpe. Und dann ist auch wieder gut, danach ist der Magen erstmal wieder für ne Weile ruhig. Wenn ich dann kann, schlaf ich danach locker wieder 12 Stunden durch, bis ich mit sterbendem Kreislauf wieder aufstehe und den neuen Tag beginne, wie der alte geendet hat.
Ich fühl mich antriebslos, ständig müde und geschafft und weiß auch ganz genau, dass ich selbst daran Schuld bin, aber ändere ich was? Nein. Warum nicht? Keine Ahnung. Und solche Aussichten wie ein neuer Job machen mich nur noch mehr fertig als mich alles andere ohnehin schon fertig macht.
Dabei würde sich jeder normale Mensch über eine neue Herausforderung freuen...mich stresst sowas nur. Und das sorgt dann nur wieder für schlafarme Nächte (nicht schlaflos, schlafen kann ich immer und überall) und dementsprechend fertig bin ich am nächsten Tag. Also schaffe ich mir damit selbst beste Bedingungen für einen gelungenen Arbeitsalltag

Dazu will gesagt sein, dass dies meine erste eigene Wohnung ist. Seit 3 Jahren mittlerweile. Vorher hab ich immer in WGs gelebt und in Internaten, vielleicht bin ich deswegen jetzt so überfordert damit, plötzlich alles allein zu machen. Am Anfang hab ich mir noch Mühe gegeben, regelmäßig zu putzen und zu essen, aber seit rund anderthalb Jahren ist mir das alles völlig egal geworden. Klar, manchmal krieg ich Ausraster, in denen ich plötzlich anfange zu putzen, aber die Küche ist für mich kein Ort, der Essen bereitstellt, sondern nur eine Art Abstellraum. Und das obwohl ich genug da habe an Essen. Aber ich hab einfach keine Lust zu essen...wozu auch. Danach wird man nur träge und müde und zwar noch mehr als sonst.
Ich hab keine Ahnung, was ich dagegen tun soll. Manchmal nehme ich mir vor, mich zu ändern, aber das hält nie lange. Früher oder später kommt die Unlust zurück und dann sitz ich wieder nur nachts auf dem Klo und ärgere mich darüber, dass ich am nächsten Tag arbeiten muss und grad mal 4 Stunden Schlaf abgekriegt hab.

Meint ihr, es würde was bringen, wenn ich mit meinem Hausarzt darüber rede? Gibt es irgendwas, was der machen könnte? Also so therapie-mäßig oder so? Ich fühl mich immer total lächerlich, wenn so ein Thema aufkommt, weil das doch eigentlich so lapidar ist. Man muss ja nur essen...aber irgendwo hakt es da bei mir und ich weiß nicht mal, wo. Nur das warum kenne ich, aber das ist genauso lächerlich wie alles andere auch.

Ich geh jetzt ins Bett, auch wenn mir überhaupt nicht danach ist. Vielleicht ist meine Laune morgen früh wieder besser, ich hoffe es jedenfalls. Jetzt stehen erstmal 2 Wochen Vorzimmer-Vertretung an *seufz* Genau das, was ich am meisten mag, was auch sonst. Und mit Kaffee lässt sich ja alles irgendwie schaffen, wenn auch mehr schlecht als recht, aber wie heißt es so schön: solang es noch irgendwie funktioniert, ist alles gut. Und bisher klappt es noch irgendwie. Aber wer weiß, wie lange noch.

Ich wünsch allen eine erholsame, möglichst lange Nacht. Gute Nacht.

04.06.2018 00:18 • #16


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl