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Hallo liebes Forum,

ich bin weiblich, 21 Jahre alt, wohne in der Nähe von Erfurt und bin auf der Suche nach Hilfe.
Ich hoffe, es wird sich jemand die Zeit nehmen, sich meinen Roman durchzulesen und mir zu antworten, denn ich habe sonst Niemanden, mit dem ich reden könnte. Ihr könnt es ja auch einfach überspringen und ganz unten weiterlesen, aber ich würde mich eben freuen, wenn es doch jemand liest. Ich weiß auch nicht, ob das in dieses Forum hier passt... Ich bitte um Verständnis.

    Vorweg muss ich noch etwas sagen. Seit meiner Geburt habe ich eine Lidschwäche (wie Karl Dall zB.). In der Grundschule hatte ich damit nie Probleme, denn man kannte sich aus dem Kindergarten schon und keinem wäre je eingefallen, da noch etwas drüber zu sagen. Zu Hause lief es eigentlich bis dahin immer gut, obwohl ich nie eine große Bindung zu meinem Vater hatte.

    Es fing mit 13 Jahren an. Ich musste die Schule wechseln. Keiner meiner alten Klassenkameraden konnte mir folgen, da man hochbegabt sein musste. Damals wollte ich unbedingt auf diese Schule gehen. Wie dumm ich war...
    Die Lehrer hatten sich etwas ganz besonderes für die neuen Einsteins der Schule überlegt: eine Kennenlern-Klassenfahrt noch bevor der Unterricht an der neuen Schule startete. Eigentlich eine gute Idee sollte man meinen. Ich wurde von Anfang an ausgeschlossen. Es gab getrennte Bungalows und da ich mich mit Mädchen noch nie gut verstand, habe ich das Einzelzimmer für mich beansprucht - irgendwer musste sowieso dahin. Die Jungs der Klasse fanden Mädchen aber allgemein blöd, also fand ich dort auch keine neuen Freunde. Ich kapselte mich komplett ab, redete schon mit keinem mehr, ich war allein.
    In der Schule wurde es dann noch schlimmer. Man beschimpfte mich mit Zyklop, lachte mich aus, bewarf mich mit Essen. Ich traute mich nicht mehr zu einigen Unterrichtsstunden, weil selbst die Lehrer kein Verständnis zeigten und manche führten mich vor der ganzen Klasse als gestört vor. Irgendwann wurde meine Mutter kontaktiert, sie war schockiert und traurig.
    Nun begab es sich, dass sie mir einen Laptop schenkte zum 15. Geburtstag. In der Schule hörte ich Jungs über ein Online-Spiel reden, also ging ich nach Hause, um dieses auch zu spielen - um vielleicht Anschluss zu finden. Natürlich habe ich nie ihre Benutzernamen gewusst, es war sinnlos, sie zu suchen, aber das Spiel gefiel mir. Hier wusste niemand, wie ich aussehe, oder was für ein Versager ich bin. Ich chattete bis spät in die Nacht mit Freunden. Ich schwänzte nun oft ganze Tage, ging draußen spazieren, damit es meiner Mutter nicht auffiel und kam dann pünktlich nach Haus. Irgendwann flog das natürlich auch und das Schwänzen gepaart mit dem langen Sitzen vor dem Laptop machte meiner Mutter glauben, dass sie mir nicht mehr helfen könne.

    Sie schickte mich in eine geschlossene Psychiatrie. Die erste Nacht dort habe ich auf einem Stuhl geschlafen, weil ich mich weigerte, in eines der Zimmer mit anderen Kindern zu gehen. Danach hatte ich ein Einzelzimmer. Man sollte meinen, dass es mir dort schlecht ging und ich nur von dort weg wollte, doch so war es nicht. Umso länger ich dort war, desto weniger wollte ich wieder nach Hause zurück. Über Wochenenden, wo man eigentlich hätte zu den Eltern gehen können, blieb ich lieber dort. Andere Kinder verließen die Station, neue kamen. Ich wurde zum alten Hasen, der alles kannte und jeden Erzieher beim Namen nennen konnte. Ich öffnete mich den anderen allerdings Kindern nie. Auch Gruppentherapien verweigerte ich jedes mal. So kam es, dass ich nach 4 Monaten die Psychiatrie verlassen musste. Die Psychologin teilte mir ein Schriftstück aus. Soziale Phobie mit narzistischen Anteilen.
    So musste ich also wieder nach Hause. Meine Mutter trennte sich von meinem Vater. Es war mir egal.

    Übers Internet lernte ich meinen ersten Freund kennen, der in Bayern wohnte. Ich fuhr ihn besuchen, doch Fernbeziehungen waren nichts für ihn, also trennten wir uns nach einem Jahr wieder. Meinen zweiten Freund lernte ich auch über das Internet kennen. Er war meine große Liebe... Meine Mutter lernte nun einen neuen Kerl kennen, der mir von Anfang an unsymphatisch war. Im weiteren Verlauf machte mich dieser zu Hause nur fertig. Er prügelte, drohte mit Mord, doch meine Mutter mochte ihn. Ich weinte viel, war immer allein, nur mein Freund stand mir bei und hörte mir zu.
    Nach einer besonders heftigen Prügelei mit dem Freund meiner Mutter, packte ich meine Koffer und zog zu meinem Freund. Er nahm mich auf, obwohl er nicht alleine wohnte... Er tat so viel für mich, doch er verstand nicht, was wirklich mit mir los ist.
    Ich kann nicht mehr rausgehen, weil ich denke, die Leute schauen mich angeekelt an. Wenn jemand lacht, denke ich, er würde mich auslachen. Wir gingen gemeinsam zu Ämtern, Schulen - doch nichts tat sich, weil ich mich nicht mal in die Gebäude hineintraute. Ich liebte ihn so sehr, er war mein Ein und Alles, mein Sinn im Leben. Mir ging es gut, als ich bei ihm war. So gut, wie noch nie.
    Seine Mutter machte ihm nun Druck, weil bei mir nichts passierte und ich 1 Jahr lang auf seiner Tasche lebte. Er log mich an, meinte, wir würden meine Mutter besuchen fahren. Dort angekommen, trennte er sich von mir. Ich wusste, du wärest niemals alleine gefahren, ich musste das so machen., sagte er damals. Ich weinte, fiel vor ihm auf die Knie, dass das nicht sein ernst sein könne. Er fuhr am selben Tag zurück. In meinem Herzen ein Loch.
    Ich wollte alles in Ordnung bringen, wollte wieder mit ihm zusammen kommen. Ich wohnte in Berlin, er in Köln. Eine Wohnung wollte ich dort haben, eine eigene. Es sollte alles gut werden. Nach der Trennung kam er mich auch noch einmal besuchen. Ich hatte das Gefühl, dass er mich eigentlich noch mochte.
    So fuhr ich los nach Köln, wieder mit meinem Koffer. Zu Ämtern bin ich dort gegangen, wurde weggeschickt, niemand konnte oder wollte mir helfen. Auf der Straße habe ich geschlafen, kein Geld für ein Hotel habe ich gehabt. Alles nur für ihn, um bei ihm zu sein. Er traf sich manchmal mit mir aber nicht oft. Nach 2 Wochen konnte ich nicht mehr. Nichts hatte ich erreicht. Ich fuhr nach Berlin zu meiner Mutter zurück. Ich wollte, dass er sich bei mir meldet. Doch das tat er dann nie wieder. Irgendwann versuchte ich ihn anzurufen, doch er ging nicht mehr ran. Er las meine Nachrichten zwar, aber antwortete nie. Er hatte wohl eine neue Freundin, dachte ich mir.
    Ich war zerstört. Alles war mir gleichgültig. Ich versuchte mich zu ertränken, doch ich brachte es nicht über mich.
    Meine jetzige Lage ist der Gipfel eines sinnlosen Daseins. Ich wohne bei meinem 3. Freund, den ich nur mag, aber nicht liebe. Er bezahlt für mich, da ich vom Staat nichts bekomme. Er zahlt sogar eine ILS-Fernschule für mich, damit ich endlich einen Abschluss habe. Aber wofür? Ich werde niemals unter Menschen sein können. Tag für Tag sitze ich im Internet. Den Laptop und das Online-Spiel habe ich zwar mittlerweile ausgetauscht gegen einen PC und ein anderes Spiel, aber sonst hat sich nicht viel geändert. Ich kann Leute, die mich kennen, an meinen Händen abzählen und nicht mal die Hälfte habe ich bisher in echt gesehen.


Ich träume oft von meinem Ex-Freund aus Köln, obwohl ich es nicht will. Es tut mir weh.

Auch fühle ich mich schlecht bei meinem jetzigem Freund zu bleiben, denn ich liebe ihn nicht und er gibt zu viel, was ich einfach nicht zurückgeben kann. Selbst wenn er zu Hause ist, fühle ich mich alleine.

Woanders hinziehen in eine eigene Wohnung wäre der Tod für mich. Ich würde nie rausgehen und es würde vielleicht alles noch schlimmer werden. Abgesehen davon würde mir das auch niemand finanzieren.


Was meint ihr? Was soll ich nun tun? Habt ihr etwas ähnliches erlebt? Wie habt ihr es überwunden?

Bitte schreibt keine Kommentare wie: Wow, der Text ist viel zu lang, hättest ja nicht beim Urschleim anfangen müssen... oder: Oh Mann, und das nennst du Probleme? Hab dich mal nicht so....

Mit freundlich Grüßen, Amy

29.11.2014 00:56 • 29.11.2014 #1


3 Antworten ↓


Hotin
Hallo AmyLea,

Personen mit Lidschwäche bekommen von mir normalerweise keine Antwort.
Ich denke, bei Dir mache ich mal eine Ausnahme.

Ich werde Dir jetzt sehr, sehr weh tun. Das mache ich aber nur, weil ich Dir
helfen möchte. Du bist eine tolle, intelligente und bestimmt hübsche junge Dame.
Es wird endlich Zeit, das Du Deinem Leben einen neuen Sinn gibst.

Stell Dir vor, ich schreibe Dir. Kann mir jemand helfen?
Seit 2 Jahren esse ich immer Sand und Steine. Hin und wieder ein paar Nägel und etwas Holz. Mir ist immer schlecht,
ich habe ständig Bauchschmerzen. Was meint Ihr, was soll ich tun.
Welche Antwort würdest Du mir dann geben?

Wie soll ich Deine Handlungen verstehen? Warum lebst Du so? Welche Ziele hast Du? Wann fängst Du an im Leben
etwas für Dich und Deine Gefühle zu tun.

Im Leben ist alles ein Geben und Nehmen

Was investiertst Du täglich für Dein Glück?

Zitat:
Ich werde niemals unter Menschen sein können.
Woanders hinziehen in eine eigene Wohnung wäre der Tod für mich.


Wenn Du das liest. Das glaubst Du wirklich? Das kann nicht Dein Ernst sein.

Zitat:
Ich liebte ihn so sehr, er war mein Ein und Alles, mein Sinn im Leben. Mir ging es gut, als ich bei ihm war.
So gut, wie noch nie.


Ich kann es mir kaum vorstellen. Mir scheint, Du solltest erst mal Dich selbst lieben lernen. Ich befürchte, solange
Du Dich selbst nicht liebst, wirst Du niemanden anderen wirklich lieben können.

Ich könnte Dir noch viel, viel mehr erzählen.
Mach mal bitte dein Herz auf. Gehe wieder auf Deine Mitmenschen zu. Viele haben genau so viel Angst wie Du.
Sie zeigen es nicht und sind sehr dankbar, wenn jemand den ersten Schritt tut.

Bestimmt würde Dir die Unterstützung eines Psychologen sehr helfen.

Alles Gute für Dich

Viele Grüße

Hotin

29.11.2014 02:05 • #2


A


Soziale Phobie - was soll ich nur tun?

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L
Hi
Sowas wollte sie wohl nicht lesen, hotin.

Ich glaube dir dass wenn du iwo alleine wohnst, dich selten raus traust. Geht mir ja ähnlich. War bloß vorher bei mir genauso. Nur da gabs immer wieder wege dass andere einem helfen. Kann dich also verstehen. Wenn du meinst dass du es garnicht von alleine hinkriegen kannst, solltest du dir psychologische Hilfe suchen. Oder mit deinem Freund mehr unter Menschen gehen. Dann merkst du dass nichts passiert. Ich sag das so einfach, aber einfach mal in solch eine Situation begeben und dort bleiben, dich in ruhe umschauen usw. Ich denk auch immer wenn welche lachen, lachen sie über mich. Is wohl so
Lg und alles Gute.

29.11.2014 13:29 • #3


Icefalki
Hallo AmyLea,

Bist du eigentlich noch in therapeutischer Behandlung?

LG icefalki

29.11.2014 14:21 • #4





Dr. Reinhard Pichler