Kein Problem. Immer gerne. In einer der mehreren Entgiftungen damals war eine junge Frau knapp 20. Sie war mehrmals schon in der Psychiatrie wegen Depressionen und Mißbrauchs .
Sie war dem äußeren Anschein nach lebenslustig. Dann war sie auf Urlaub nach Hause. Kam nicht mehr zurück. Sie wohnte in dem Ort in dem auch ich wohnte. Später erfuhr ich das sie sich aus dem 4 Stock gestürzt hatte als ein Streit zwischen ihrem Stiefvater und ihr eskalierte. Schade um ein so junges Leben.
Ebenso hatte ich in einem anderen KH einen netten Herrn um die 50 gut betucht und nach aussen sehr klar und zielstrebig selbständig und ohne finanzielle Problemen. War trockener Alk.. Der letzte Rückfall bevor er wohlgemerkt freiwillig in die Klinik kam machte ihn so depressiv das er auf Ausgang eine Scheune entdeckte und sich dort nüchtern wie man uns später erklärte erhängt hatte.
So ist das Leben. Leider kein Ponyhof.
Schizophrenie habe ich auch schon mitbekommen. Schmeißt sich einer den man seit ein paar Tagen kennt plötzlich mitten im Frühstücksraum auf den Boden, flattert mit den Armen und schreit ich fliege, ja ich fliege.
Ein anderer brauchte 15 Valium am Tag. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt im Flur als er plötzlich einen Krampfanfall bekam vom Entzug... Leute die so etwas nicht kennen sind erstmal geschockt und empfinden solche Situationen als sehr lebensbedrohlich.
Nach 5 ml Diazepam intravenös stand der Gute 30 Minuten später schon wieder auf den Beinen. War Dachdecker und nahm Alk. und Valium nicht zu knapp über Jahre hinweg.
Leute die sich ritzen gab es in jeder Psychiatrie. Doch alle sagten nach der Frage warum sie das denn tun als Antwort... Damit sie sich wieder spüren können.
Schon echt arm was da so an Schmerz Verzweiflung Kummer Selbsthass und Mißbrauch dahintersteckt.
Wobei ich bemerken möchte das sehr viele Patienten in einer Psychiatrie hoch intelligent sind und man sich fragt wenn man sich mit ihnen unterhält und die Ansichten so hört wer eigentlich krank ist. Die draußen oder die drinnen
Also ganz anders meist als man sich eine Psychiatrie so vorstellt. Natürlich gab es verschiedene Stationen. Auch mit schwerst geisteskranken die eine Gefahr für sich und andere darstellen würden. Doch die waren auf geschlossenen Stationen.
Doch auf Entgiftungstationen wo ja nicht nur Alk. Dro. und Tablettenabhängigkeit behandelt wurde waren ja auch psychiatrische Fälle.
Da spricht des nächtens mal der Zimmerkollege mit seinem Kasper unterm Bett. Ein anderer redet mit seinem Schutzengel am Fenster, manche sind schizophren andere haben Halluzinationen. usw.
Kann man jedenfalls jede Menge Vorurteile in die Tonne kloppen
War immer gut betreut und hatte auch mit dem Personal nie Probleme. Im Gegenteil. Begleitete manche Patienten auf Bitte der Ärztin auf ihre Station, half bei der Essensausgabe und engagierte mich wo ich konnte.
Da wurde auch mal der hübschen Stationsärztin die Haare geschnitten. War ich doch Friseur. Lach
Lang ist es her. Aber sehr sehr interessante Zeit gewesen.