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Pierrot35
Mir gehts im Moment nicht gut....
Ich bin 35 Jahre und hatte noch keine einzige feste Beziehung. Und deswegen bin ich der Meinung, ich bin unfähig eine Beziehung zu führen. Ich glaube es liegt an meinen früheren Erlebnissen, hat was mit sexuellen Missbrauch zu tun.
Ich verfluche die Menschen, die mir dies antaten und mir mein Liebesleben zerstörten.
Ich habe zwar die ganzen Erlebnisse aufgearbeitet und soweit jetzt endlich verkraftet. Aber wenn ich mir überlege, wieviel Freude am Leben mir gestohlen wurde, werde ich wütend.
Ich konnte mit männern damals nur was anfangen, wenn ich sehr viel Alk. trank. Dann war ich hemmunslos, aber auch sehr leichtsinnig ohne Verhütung. In meinem Viertel hatte ich einen ganz miesen Ruf und nahm mir jeden den ich kriegen konnte. Sogar auf Freundinnen nahm ich keine Rücksicht. Aber ich hatte nie dadurch eine feste Beziehung, denn ich nahm mir nur das von den Männern, was ich brauchte.
Jetzt trinke ich seit über 2 Jahren keinen Tropfen Alk. mehr. Hatte auch seit dem keinen Kontakt mehr zu Männern oder traue mich auch nicht. Aber langsam merke ich, ich möchte nicht mehr alleine sein. Alle raten mir gib doch ne Anzeige auf und versuche es. Ich möchte nicht nur Sex, dass ist auch nicht wichtig für mich. Wichtig ist mir die Zärtlichkeit und die Geborgenheit. Aber ich habe Angst davor.
Dann bin ich auch sehr dick und kann mich nicht mal im Spiegel anschauen, geschweige *beep* vor einem Mann zeigen. Ich habe mir meine Probleme wortwörtlich in mich hineingefressen. Dies artete in regelrechten Fressattacken aus, als ob ich mich damit bestrafen wollte bzw. will. Denn so richtig im Griff habe ich sie immer noch nicht. Hatte es bis vor 6 Monaten so gut gepackt, da nahm ich in 2 Jahren über 20 Kilo ab und hatte sogar Spaß daran. Jetzt krieg ich die Kurve nicht mehr. Bin seit Oktober krankgeschrieben und konnte nicht mehr ins Fitnessstudio. das kam mir gelegen und ich aß wieder alles durcheinander.
Ich bin verzweifelt und weiß nicht mehr weiter. Kann mir jemand ein paar Tipps geben oder hat jemand auch solche Probleme.

10.02.2009 22:27 • 17.02.2009 #1


12 Antworten ↓


M
Hallo Pierrot35,

du schreibst, daß Du schon einiges aufgearbeitet hast. Das ist gut. Du hast schon etwas für Dich getan.
Andererseits schreibst Du von Wut und von verlorenen Jahren.
Aber im Loslassen und Vergeben liegen für uns ungeahnte Kräfte.
Kein Mensch sollte solche Erfahrungen machen müssen, wie Du sie erlebt hast, aber so schlimm das Erlebte war - es macht Dich nicht als Mensch aus. Hinter dieser ganzen Struktur steckst Du - Dein eigentliches Selbst, das gelebt und geliebt werden will, aber du noch nicht leben kannst. Das heißt, daß Deine Vergangenheit, Dein wirkliches Selbst noch immer im Griff hat.
Wenn Du Dein wirkliches Selbst entdeckst und leben gelernt hast, spielen auch verlorene Jahre oder Wut über das Erlebte überhaupt keine Rolle mehr. Es zählt dann nur noch das Jetzt. So ist zumindest meine Erfahrung.
Es ist immer sehr schwer Empfehlungen und Tipps zu geben. Ich würde dir Reikiarbeit oder Chakraarbeit empfehlen. Da wird der Verstand, der ja nicht gerne Neues lernt, oder umlernt, umgangen. Er kann sich nicht mehr einmischen, weil über den Körper gearbeitet wird.
Natürlich kannst du hier auf den Seiten auch immer wieder Artikel über Selbstwert und Eigenliebe lesen. Es gibt auch Videos zu den Themen.

Du tust es für dich. Denn Du solltest Dir selbst der wichtigste Mensch in deinem Leben sein.

Ich wünsche Dir Kraft und Mut für einen neuen Anfang

MissErfolg

11.02.2009 10:46 • #2


A


Ich will nicht mehr alleine sein, aber ich habe Angst.

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M
Ich muß da noch was ergänzen. Zu Verzeihen und zu Vergeben heißt nicht gut zu heißen, was geschehen ist.
Es heißt Dich aus der Rolle eines Opfers herauszunehmen und dich selbst damit von den belastenden Erlebnissen zu befreien, die nicht mehr zu ändern sind.

Es ist eine andere Sichtweise. Du befreist Dich im Grunde selbst. Du läßt dich nicht länger davon knebeln.

MissErfolg

11.02.2009 13:47 • #3


Pierrot35
Ich danke dir und werde es mir zu Herzen nehmen und daran arbeiten. Über Vergebung dachte ich auch nach und ich glaube es ist auch ein Zeichen von Stärke, aber es kostet Überwindung. Du hast Recht, dass ich mich von dieser Wut jetzt beherrschen lasse. Früher waren es die Ereignisse, die mein Leben beeinflussten und heute ist es die Wut. Dagegen muss ich ankämpfe und ich werde es auch schaffen, da ist vielleicht der einzigste Weg die Vergebung.

Ich danke dir viiiiieeeelmals für deine Antwort und den kleinen, aber angenehmen Schubbs in die richtige Richtung.

Ich bin sehr froh, dass ich euch gefunden habe.

Pierrot35

11.02.2009 14:19 • #4


M
Hallo Pierrot35,

ich finde, Deine Reaktion zeigt deutlich, daß Du auf Deinem Weg schon sehr, sehr weit gekommen bist. Auch dieser Weg war sicher nicht einfach, aber Du hast es bis hierher geschafft.

Manchmal muß man sich entscheiden - zwischen dem leichten Weg und dem Richtigen.

Es freut mich, daß Du mit meinem Worten vielleicht ein Stück weiter auf Deinem Weg gehen kannst. Wenn es so ist, dann liegt das nur daran, daß Du Dich dafür geöffnet hast.

Danke

MissErfolg

11.02.2009 19:55 • #5


Pierrot35
Ich hadere am meisten mit mir, wegen des Verzeihens, weil es Personen sind, die mir nicht übergeholfen haben oder mich als Lügnerin hinstellten und dadurch noch andere Personen gegen mich aufgebrachten. Die sich auch nicht bei mir entschuldigten, sondern nur Ausreden suchten, um es nicht zu tun.
Oder ist es zu viel verlangt von mir, von denen eine Entschuldigung zu erwarten? Denn dann wäre es für mich leichter zu verzeihen. Denn die Täter gibt es für mich nicht mehr, die habe ich schon hinter mir gelassen.

11.02.2009 20:15 • #6


M
Wir Menschen haben ja ein sehr starkes Bedürfnis (oder besser es wurde uns anerzogen) für ein gerechtes Ergebnis sorgen zu wollen. Und wir möchten gerne auch sehen, wie der Gerechtigkeit genüge getan wird.
Wenn wir dieses Bedürfnis fallenlassen und nicht daran festhalten, machen wir uns selbst frei.

Ich habe mir angewöhnt zu denken - naja, der steckt halt auch in seinem Korsett, er kann nichts dafür. Das hat nichts mit mir zu tun. Ich kann auf meinem Weg bleiben und nach mir schauen und weitergehen. Oder auch eine ungute Situation verlassen.
Ja, ganz schön schwer. Aber bewußter zu leben, heißt ja nicht, daß es sofort einfacher wird. Man befreit sich davon zu beurteilen, was andere sagen, tun, denken, nicht tun...Man muß halt umlernen.
Man befreit sich auch davon, bestimmte Erwartungen (ich arbeite gerade daran ':|') zu haben.

Man ergreift einfach die Macht über sich selbst und die Macht der Wahl. Will ich darauf reagieren? Will ich mich dadurch in schlechte Stimmung bringen lassen? Will ich das zu einem Teil meines Selbst machen? Will ich mein Leben dadurch beeinflussen lassen?

MissErfolg

11.02.2009 20:45 • #7


Pierrot35
es tut sehr gut, zu wissen nicht alleine mit diesen Problemen zu sein und nicht immer mit meiner Therapeutin darüber reden zu müssen.
denn dieses Thema habe ich ihr nie so richtig erklären können oder gar wollen. ich werde dies alles sacken lassen und daran arbeiten.

ich danke dir, dass du für mich da warst. es ist ja nicht immer einfach über seine Probleme zu reden, denn man will den anderen nicht belasten oder stören. wie du schon geschrieben hast, so wurde es uns auch anerzogen, den meisten jedenfalls. aber du weißt bestimmt, was ich damit meine.
ich kann wirklich nur jeden raten, offen über seine probleme zu reden. es ist sehr befreiend.

danke MissErfolg für deine Unterstützung

Pierrot35

11.02.2009 23:13 • #8


M
Hallo Pierrot35,

Was vor uns liegt und was hinter uns liegt,
ist nichts im Vergleich zu dem,
was in uns liegt.
Und wenn wir das, was in uns liegt,
nach außen in die Welt ragen,
geschehen Wunder.
(Henry David Thoreau)

Manchmal passen einfach die Worte, der Zeitpunkt...einfach das Drumherum. Das ist für beide Seiten ein schönes Erlebnis und ein ganz besonderer Austausch. ':D'

MissErfolg

12.02.2009 12:24 • #9


Marvin Gainsborough
Uaaah, dieser Hai ist ein schreckliches Bild, MissErfolg. Was hat der mit dir zu tun?

15.02.2009 17:04 • #10


H
Was nicht mehr vor uns liegt, das haben wir hinter uns ... ... ohne das in uns zu vernachlässigen.

15.02.2009 17:27 • #11


M
@Marvin Gainsborough

der Hai hat eigentlich nichts mit mir zu tun. Wobei ich Haie als Tiere schon ziemlich cool finde. Alternativ wäre noch ein Janoschfrosch oder Pippi Langstrumpf für mich in Frage gekommen..':D'

@Helpness

das gefällt mir sehr gut. Sehr hintergründiger Text kombiniert mit schwarzem Humor und noch was fürs Auge. Ich glaube das ist nicht zu toppen.':lol:' Ich bin begeistert.

MissErfolg

17.02.2009 18:45 • #12


H
Danke, war auch tiefgründig gemeint
(natürlich soll dabei niemand gefressen werden)

17.02.2009 19:19 • #13


A


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