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Icefalki
Also meine Tricks im Flieger: ich nehme meinen DVD Player (ok, altmodisch, Tablett geht auch) mit und schaue meine Lieblingsserie. Dann such ich mir immer ein Parfum aus, dauert ewig, aber das muss seeeehr gut überlegt werden. Buch ist auch gut, irgendwas, worin du gut abtauchen kannst.

Ich bin sehr kommunikativ und quatsche alle Menschen an. Also, wenn du allein bist, rede mit deinen Sitznachbarn. Wo du sitzt, ist auch wichtig, ich mag den Fensterplatz, aber das ist Geschmacksache.

Resquetropfen, grundsätzlich im Handgepäck. Oder Tavor, einfach für alle Fälle.

Noch etwas, Reisen ist aufregend, du darfst hippelig sein. Hat nix mit der Angst zu tun.

Dann, such dir Bilder von Afrika raus, gut, tolle Bilder, schau sie dir an, wenn du ins Zweifeln kommst. Der Nachthimmel muss der Hammer sein.

Zu deiner Krankheitsangst, die hast du so oder so. Und wirkliche Krankheit unterscheidet sich deutlich von der Angstkrankheit. Für Notfälle, eine gute Reiseapotheke mitnehmen.

Anstelle von Krankheit, was wäre wenn, denke, was wäre wenn ich das nicht mache?

Und jetzt mal aus eigenem Erleben. Im Flugzeug hatte eine junge Frau eine PA. Sie wusste es nur nicht. Sie hat sich dann auf den Boden legen dürfen. Und KEIN Mensch im Flugzeug hat da was negatives gesagt, alle waren sehr hilfsbereit. Man vergisst bei diesen ganzen Vorstellungen, dass drumrum sehr nette Menschen sind.

Bist du fliegst, kannst du dich hier austauschen, wir sind da.

Übrigens ich habe in meinem Leben natürlich auch vermieden. Der Witz dabei ist, dass dich das entweder trotzdem einholt, du es trotzdem irgendwann machen wirst, darfst, und , jetzt kommst, wieder ein blödes Gefühl hast.

Ich bin jetzt lange Zeit ohne kranke Ängste. Und ich werde nach wie vor, diese mulmige Gefühle nicht abstellen können, wenn es raus aus der Komfortzone geht.

Was dein Abenteuer anbelangt, dadurch, dass ich Tiere liebe, und auch weiß, wieviel die dir geben können, kann ich dich nur unterstützen. Zumindest dann, bei dieser Beschäftigung, wirst du deine Angst vergessen können.

16.03.2016 18:20 • x 1 #21


ninja
@Icefalki
also während dem Flug werde ich ein Schlafmittel nehmen ! ist sowieso ein Nachtflug also passt das ganz gut und nachdem ich mir sowieso Blutverdünner spritzen muss, habe ich keinen Stress wegen Thrombose trotzdem wird es kein allzu großer Spaß, weil fliegen nunmal kein Vergnügen für mich ist!
aber danke für deine zahlreichen Tipps! das hilft wirklich. nur leider ist es schon wieder Abend und – wie gesagt – kommt da bei mir die Angst wieder zum Vorschein ... und die is leider grad sehr laut ...
ich versuch mir vorzustellen, wie kurz 1 Monat doch in einem ganzen Leben ist und wie schnell das auch wieder vorbei gehen wird. trotzdem quält mich die Frage, ob ich das Richtige mache (aber das erfahre ich wohl dann erst im Nachhinein )

ich halte dieses auf und ab wirklich nicht mehr aus! das geht an die Substanz!
(Habe mir noch dazu gerade eine Doku angesehen über eine Löwenfamilie aus Kenia und dabei Rotz und Wasser geheult)

gute Nacht euch allen

17.03.2016 00:15 • #22


A


Trotz Panikattacken allein nach Afrika ?

x 3


Lilli90
@ninja
Hi. Ich wollte nur sagen das ich am Montag was ähnliches durchmachen werde. Fliege für einen Monat nach Thailand. Seit ich gebucht habe,habe ich up's und down's . Ich sitze nächtelang wach, weil ich denke keine Luft zu bekommen, ich wache klitschnass auf,ich habe das Gefühl mein Hals ist dauerhaft eng. Ich hab pochern in den Ohren,fühle mich schwach und werde teilweise richtig aggressiv vor Angst. Ich lebe in der gleichen Misere wie du,ich hab schwere Agoraphobie und habe trotzdem ein Hirn was mir sagt,das ich unbedingt die Welt sehen muss Erster Fakt: Klar werden wir es wahrscheinlich überleben,aber unter welchem Kraftaufwand und wie sieht es dann Vorort aus? Ich denke übrigens auch das ich da extreme Probleme mit dem Essen haben werde. Dann dazu die Angst dort zum Arzt zu müssen (vllt sogar Akutpsy?)und meiner Mutter den Urlaub zu versauen,weil sie mitkommt aber mich weder versteht noch Mitleid empfindet. (Nebenbei bemerkt bin 25) hilfreich wäre ihr Verständnis wohl dennoch;) Alsooo. Du bist nicht allein und seit ich eure Beiträge gelesen hab,weiss ich,ich bin es wohl auch nicht. Nebenbei, wann geht es los bei dir?

19.03.2016 06:59 • x 1 #23


ninja
@Lilli90
hey du! danke für deine Antwort
es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine ist und andere die genau gleichen Probleme haben .. aber durch diese Misere kann ich dann doch nur selber durchmarschieren ... und das macht es für mich so schlimm.
Mich machen diese Stimmungswechsel schon echt irre (ich weine fast jede Nacht und bin mir sicher alles abzublasen, dann in der früh bin ich wieder sehr optimistisch!)
spürst du es auch in dir, dass du das machen musst bzw sollst? also kommt dieser Wunsch echt von dir?
Ich finde, dass das das Kneifen dann noch schlimmer macht, weil man sich selbst belügt.
Bezüglich essen habe ich auch irre Angst! Wenn ich so ängstlich bin, dann bekomme ich keinen Bissen runter (das ist echt eine Qual). Sobald es mental bergauf geht, kann ich auch wieder futtern ich bin da wie ein Tier haha!
Wie is das bei dir?
Bist du eigentlich in Therapie? Und wie hast du dich mental auf diese Reise vorbereitet?

Du wirst das schon packen! Wird vielleicht nicht immer leicht sein, aber nachher ist man 1 Meter größer

19.03.2016 10:55 • #24


Lilli90
@ninja
Hi. Also alles was du so beschreibt mache ich auch durch. Ich hab halt noch Angst vor dem auf Toilette müssen sei es groß oder klein,in der Öffentlichkeit jedenfalls;) Die Menschen die ich anschaue die sich auf den Urlaub freuen, machen mich fertig weil ich das auch gern so hätte. Ich habe aber einfach nur Angst. Mich zu blamieren, mich zu übergeben bla bla..am Besten zu beschreiben ist es so: wenn ich alleine in einem Privatjet fliegen würde,hätte ich keinerlei Ängste,außer der normalen Reiseaufgeregtheit. Und ja,mein Charakter ist eben so ich will die Welt sehen was erleben, aber mein Kopf bringt meinen Körper in so verschiedene Phasen das der auf Not schaltet und ich alles mögliche durchleide, Schmerzen überall, Magenbeschwerden... Was es dann natürlich alles noch schlimmer macht. Es ist ja nicht so als würde man sich nicht versuchen zu motivieren. und ja,tatsächlich ist es am Abend meist viel schlimmer als am Morgen. Ich bin Phasenweise in Therapie aber jemanden festes hab ich nicht. An Vorbereitung hab ich es mit Angst Meditation versucht (YT war ganz gut wenn man sich einfach mal fallen lässt) und indem ich mir immer wieder sage,du wirst es dermaßen bereuen wenn du es nicht tust..Afrika muss auch so gut sein 3

19.03.2016 12:08 • #25


S
Hallo Ninja...

Habe mit Bewunderung deine Beiträge gelesen ...
Das was du dich da traust-ganz egal mit wieviel Angst...
Ständest du vor mir und ich hätte nen Hut auf-ich würde ihn nur für dich ziehn
Hey mit soviel Mut das überhaupt in Angriff zu nehmen-schaffst du das auch und stell dir schon jetzt das Gefühl vor wenn du da bist-das muss irre sein .
Ich finds einfach nur wow!
Und meinereiner hadert das nächste Jahr nur mit Rügen -was aber eher an meinen Schlafproblemen liegt die ich dann wieder hätte.
Dein Mut wird mir sicher im Kopf bleiben.
Das musste ich jetzt mal loswerden-dafür verdienst du ne Medaille

Liebe bewundernde Grüße

Shine

19.03.2016 12:32 • x 1 #26


ninja
@Lilli90
du sprichst mir aus der Seele ... als hätte ich es selbst geschrieben! Das mit dem Übergeben ist auch für mich die absolute Horror-Vorstellung ! ich habe mir schon mal gedacht, am besten wäre es, wenn ich im Flugzeug/Bus/etc. voll kotzen würde, damit ich sehe, dass ja dann doch nichts ärgeres passiert! Ich mein ja, herrlich is es sicher nicht, aber mein Gott!
Ich habe wirklich lange darüber nachgedacht zu stornieren, nur bin ich mir zu 100% sicher, dass mich der Gedanke, dass ich tatsächlich aufgegeben habe und somit meine Angst gesiegt hat, im Endeffekt zerstören wird! Und vielleicht würde es mir dann Zuhause sogar schlechter gehen ..
Der schei. is halt, es wird nicht von allein über Nacht besser werden! Man muss halt was dafür tun .. sich gemütlich Zuhause aufs Sofa zu setzten und warten, dass man ein anderer Mensch wird, ist halt Schwachsinn – so viel hab ich zumindest schon erkannt haha

ich hab vl ein paar Tipps für dich
-- in meinen starken Momenten habe ich mir am Handy eine Nachricht an mich selbst geschrieben, die mir bissl in den Hintern treten soll, falls ich weinend und hysterisch aufwachen sollte!
-- dann höre ich ständig Motivationsvideos, die pushen mich unfassbar! sind zwar bissl pathetisch aber das muss einem egal sein haha ( schau mal hier: https://www.youtube.com/watch?v=MqkoctuPsWA oder https://www.youtube.com/watch?v=26U_seo0a1g)
-- außerdem versuche ich in den ängstlichen Phasen an jemanden zu denken, der mir aufgrund seiner Lebenseinstellung und Stärke ein Vorbild ist! ich konzentriere mich als in dem Moment wirklich dieser Mensch zu sein und es hilft wirklich (kann auch eine Filmfigur sein etc)

Ich halt dir Daumen und schick dir viel Energie

19.03.2016 12:40 • x 2 #27


ninja
@Shine1
wow .. hey! ich bin gerührt! 3
vielen Dank für deine lieben Worte ... das war gerade echt schön!
Ich versuche euch nicht zu enttäuschen (obwohl ich echt Angst hoch zehn habe )

Kannst du nicht durchschlafen oder erst gar nicht einschlafen? Hast du schon mal autogenes Training vor dem Schlafen probiert oder eine Art Schlaf-Schlaf-Meditation?

alles Liebe

19.03.2016 12:54 • #28


S
Hallo Ninja

Das waren nicht nur liebe Worte-sondern die Wahrheit
Ich habe mit dem einschlafen keine Probleme-aber wenn ich aufwache kommt die Angst-supi.Seit wenigen Tagen versuche ich es mit verschiedenen Übungen in Youtube.
Na ja gestern habe ich geschludert .Eine Übung war echt supi-leider endete sie mit den Worten von Blutkreislauf und so -vorbei wars.
Sollte vielleicht mal gezielt danach gucken-bin stimmenmässig sehr wählerisch-das ganze muss mich nämlich so richtig-ähem bedudeln Mache jetzt konsequent ein Schlaftraining mit 6 Stunden Liegezeit-einmal am Tag mind.15 Minuten auspowern(besser wie spaziern gehn) und ja da hast du recht was entspannendes.Durch die Attacken ist natürlich auch viel Adrelanin in mir und gestern kam Frau Panik wieder mal vorbei und sie hat mich ganz schön getriezt-ich sie auch und so verschwand sie dann .Daher bin ich wohl auch in der Früh eingepennt ,wo ich gar nicht mehr sollte .
Heut scheint die Sonne so schön-also raus in Garten.

Mut ist nicht keine Angst zu haben
Mut heisst die Angst zu überwinden

Und du hast den Entschluss gefasst

Lg
Shine

19.03.2016 13:32 • #29


V
Hallo ninja, ich hab das hier mal verfolgt und finde es auch super was du vor hast.
Ich habe auch mal eine reise abgesagt weil ich so angst hatte weil es mir so ging wie dir. Island , alleine mit einer gruppe.
Ich bin noch dazu im Tourismus tätig.....ich hab erst angst vorm fliegen seit ich panikattacken hab und mal auch einen nicht so tollen flug. Davor bin ich viel und weit geflogen. Naja nach dem absagen fühlte ich mich besser. ABER ich bereue es bis heute und weine dieser reise nach und bin sauer dass ich so feige war.
Ich hätte es machen sollen. Die Freude über den erfolg und die vorherige qual ist tausend mal schöner als das bereuen und feige sein!
Als Übung habe ich mich zumindest auf einen flug nach München getraut, war super, hab geweint auf dem hin flug aber im Endeffekt war es toll und ich war so stolz. Jetzt hab ich wieder 1, 5 jahre nichts gemacht und ich will am liebsten durch die ganze welt....

Kurz gesagt: egal was passiert, mach es und ich verspreche dir, du kannst nur gewinnen! Du bist jetzt schon mutiger als ich.
Eine enge Freundin von mir war auch grad in namibia und sie fand es wunderschön. Arbeitet auch für einen reiseveranstalter in berlin und ist für afrika tätig.

Alles liebe und mach einfach die tipps von icefalki, die sind super

Hoffentlich schaff ich auch bald das was du machst, , dabeiist es eigentlich einfach.

19.03.2016 19:41 • x 1 #30


M
Hallo Ninja,
MACH DAS - Mach DAS - Mach DAS !
Ich kann nur unterstützen was vonnchen geschrieben hat und auch alle anderen hier bestätigen: Du kannst nur gewinnen

Menschenskinder ( ich darf das sagen, bin schon ein alter Knochen ) , euch stehen heute so viele Türen offen, habt so viele Möglichkeiten diese Welt zu erkunden, Erfahrungen zu sammeln, Menschen kennenzulernen, den Kopf frei zu kriegen.........

Nutzt diese Chancen!

Kanada, Alaska, dahin gingen in meiner Kindheit meine Traumreisen. Mit 15 Jahren habe ich mir Auswanderungsunterlagen von der Kanadischen Botschaft schicken lassen. Als ich 21 war, ergab sich die Gelegenheit, zusammen mit einem Freund nach Alaska zu gehen. Ein deutscher Auswanderer suchte 2 ausgebildete Deutsche für seinen Betrieb. Arbeitsvertrag auf 2 Jahre, sehr, sehr gute Bezahlung, 1 x jährl. 6 W. Urlaub in Deutschland inkl. Flug...... Mein Traum konnte endlich war werden. Entscheiden musste ich mich innerhalb einer Woche.
Ich bin zu Hause geblieben. Ein wenig ( oder vielleicht doch viel mehr ) Angst vor dem Ungewissen - und - ich war verliebt - bis über beide Ohren.
Ich will mich kurz fassen: Hab mich selbstständig gemacht, meine Liebe geheiratet, 2 Kinder in die Welt gesetzt, Scheidung, neue Partnerin, Trennung, hab mit Freunden mtl. auf ein Gemeinschaftskonto für eine Namibiareise eingezahlt - dann kam der Burnout, teilweise arbeitsunfähig, finanziell alles verloren. Meine Freunde sind schon das 2. Mal in Namibia gewesen - ich werde da wohl nicht mehr hinkommen. Bin immer noch selbstständig und hab noch einen zweiten Job - als Eigentherapie. Versuch mich langsam, ganz langsam, zurück zu kämpfen.
In Kanada bin ich dann doch noch gewesen, vor der Scheidung. 1997 ergab sich die Möglichkeit, in Kanada einen Betrieb zu übernehmen. ich bin dann mit meinem Freund und noch einem Bekannten zusammen für 4 Wochen dorthin. Mit dem Betrieb das wurde nix, aber diese 4 W. waren fantastisch. Ich hab damals meinen Frieden mit meiner Entscheidung, nicht nach Alaska zu gehen, geschlossen.
Auch, dass ich nicht nach Namibia kommen werde oder in andere Länder reisen kann, macht mich nicht traurig. Ich hab mich damit abgefunden und hab mir kleinere Ziele gesteckt. Manche Dinge sind halt so wie sie sind.
Meine Kinder haben während dieser Trennungsphase und Scheidung unglaublich gelitten. Für sie brach damals eine heile Welt, die schon lange keine mehr war, zusammen.
Mein Sohn lebte bei mir, meiner Partnerin und ihrem Sohn, meine Tochter zog zu ihrer Mutter. Mein Sohn machte sein Abitur ( super) und ging dann zur Bundeswehr. Während der Bundeswehrzeit überwarf sich meine Tochter mit ihrer Mutter und zog zu mir. Als mein Sohn seinen Wehrdienst beendet hatte, war die Situation soweit eskaliert, dass sowohl meine Tochter als auch mein Sohn den Kontakt zu ihrer Mutter fast ganz abgebrochen hatten. Mein Sohn hatte die Nase voll und sich entschlossen für einige Zeit nach Australien zu gehen. Er hat sich dann alles selber organisiert, keine Organisation eingeschaltet.
Ja, und dann war er weg.
Meine Tochter wurde immer depressiver, bekam immer stärker werdende Schmerzen an einer alten Sportverletzung. Die Sportverletzung hatte viele Jahre keinerlei Schmerzen verursacht, die Schmerzen waren also psychosomatisch. Sie begann dann eine Therapie, nahm Antidepressiva und starke Schmerzmittel. Und das alles vor dem Abitur. Die Stimmung zu Hause wurde immer schlechter. Meine Partnerin und ich arbeiteten jeden Tag bis zu 10 - 12 Std. und waren Abends k.o., dazu die depri Stimmung meiner Tochter, und der immer quirlige Sohn meiner Partnerin, schaukelten dann die Stimmung so hoch, dass meine Partnerin eines Tages die Sachen packte und auszog.
Die Depressionen meiner Tochter verstärkten sich noch mal, da sie sich die Schuld an der ganzen Situation gab.
Mein Sohn war jetzt schon 1 Jahr in Australien. Das erste viertel Jahr hatten wir wenig Kontakt, war so abgesprochen. Er wollte einfach nur Abstand bekommen. Er hat sich immer wieder Jobs gesucht, gearbeitet um dann wieder weiter reisen zu können.
Auch nur annähernd zu erzählen, was er alles erlebt, würde hier den Rahmen sprengen. Als er nach 1 J und 9 M wieder zu Hause war, hatte er sich verändert. Es war nicht ganz einfach für ihn, sich wieder an einen festen Wohnort, geregelte Zeiten, die deutsche Einstellung zu vielen Dingen, zu gewöhnen.
Zu dem Zeitpunkt, als er zurück kam, machte meine Tochter ihr Abitur. Ein super Abi. Mir ist heute noch schleierhaft wie sie das damals in dieser Situation hingekriegt hat. Noch während der Lernphase vorm Abi, hat sie sich ihre Auslandsreise, auch Australien, zusammengestrickt, ohne Hilfe ihres Bruders, dazu war sie zu stolz. In den letzten 2 Monaten vor dem Abflug nahm sie rapide ab. Nur 156cm groß, spindeldürr. Sie hätte, glaube ich, in ihrem eigenen Rucksack übernachten können. Schlaflosigkeit, depressive Phasen, die aber weniger wurden, Panikattacken ( so würde ich es heute deuten ) waren zum Schluss normal.
Für mich war ganz klar, dass sie diesen Schritt gehen muss. Es stand für mich fest, dass sie eine absolute Auszeit von dieser Familie, dieser Umgebung und den ganzen Lebensumständen braucht. Und trotz aller Zweifel, die ihr manchmal kamen, sie kurz vor dem Abbruch der Reise stand, sagte sie immer wieder: Ich will DAS, also mach ich DAS
Ihre Freundinnen, ihr Bruder und ich sowieso, unser Hausarzt und ihre Therapeutin vor allem, standen hinter ihr.
Am 31. Juli 2008 ist sie dann geflogen. Freunde, Freundinnen, ihr Bruder, ihre Mutter und ich haben sie am Flughafen verabschiedet. Ich glaube, 2 mal ist sie unter Tränen bis zur Absperrung zurück und wir haben sie angetrieben ( aber sehr liebevoll ), in den Flieger zu steigen.
Und dann war sie weg.
Ihr Rückflug war für den 31. Juli 2009 gebucht - 1Jahr später. Ich hab gedacht - na ja - 3 Monate - spätestens - dann ist meine Kleine wieder da. Mein Sohn meinte nur: Wenn du dich mal nicht gewaltig vergallopierst.
Was soll ich sagen. Sie ist in Australien angekommen, genauso wie mein Sohn - ich meine - richtig angekommen. Sie hat gearbeitet, in allen möglichen Jobs. Im Servicebereich, bei der Weinernte, in einer Pizzeria, in Hostels, 3 Monate im tiefsten Outback in einem Roadhouse.........., hat genau wie mein Sohn, meistens die Touri Städte gemieden, 1000 Menschen aus aller Welt kennengelernt, zu vielen hat sie immer noch Kontakt, viele viele Eindrücke gesammelt und viele gute und wenig schlechte Erfahrungen gemacht.
Nach ca. 10 Monaten - ja, mein Sohn sollte Recht behalten - rief sie mich an: Paaapaaa, waaas ich dir sagen wollte.... , wenn sie so anfängt klingeln bei mir immer die Alarmglocken, entweder sie braucht Geld ( was während der ganzen Reise nicht vorkam ), oder kannst du mich abholen ( unwahrscheinlich ), oder ich bin schwanger ( noch unwahrscheinlicher ) oder - und das hab ich dann gesagt: Du kommst noch nicht zurück ? Schweigen ------ dann jaaaaaaa, richtig, ich glaub, ich bin mit Reisen irgendwie noch nicht fertig. Nach kurzem Überlegen hab ich gefragt: Neuseeland ? Antwort : Jow . Ich hab geschluckt und dann gesagt: Super, wie lange ? Sie: Hmmmmm, vielleicht 1 Jahr Ich : du bist verückt, aber find ich gut Sie: Ich weiß

Tja, dann ist sie 2 Mon. durch Neuseeland gereist, hat dann 1/2 Jahr im Süden in einem Tourismusbüro gearbeitet, Flüge, Schiffsfahrten, Wanderungen organisiert und geführt....., und dann ging wieder das Telefon: Paapaa Ich: Jaaa? Sie: Ich komm am 1. August nach Hause Ich: Ja, hab ich mit gerechnet, und ? Sie: Ich komm über Land Pause------- Ich: Sag mal, sitzt du gerade in der Sonne? Sie: Hmmmm, nein, aber ich versteh dich. Pause...... Sie: Ich hab schon alle Visa und alles gebucht, flieg in 2 Wochen nach Vietnam, fahr mit dem Zug und Bus bis zur chinesischen Grenze, von da weiter nach Peking , dann mit der Transsibirischen Eisenbahn in die Mongolei und dann weiter bis Moskau und dann weiter durch die Ukraine und Polen und bin dann am 1. Aug. in Berlin - könntest du mich dann da wohl abholen? Paaauuuuuuse --- mir wurde schwarz vor Augen, mein Verstand setzte aus und ich glaub ich hab Schnappatmung bekommen...... Paapaa, bist du noch daaaaa? Ich: Ja, sag mal, rauchst du was, trinkst du ein bisschen viel vielleicht oder nimmst du sonst was ? Pause...... Sie : Nein , wiiiiiesoooo ?
Da war mir klar, sie meint das Ernst und das ist alles schon im Fluss. Ich, der coole Papa: Klar hol ich dich in Berlin ab, logisch. Welcher Bahnhof und wie spät? Und dann nannte mir dieses kleine Biest mir auch noch den Bahnhof und die Ankunftszeit, war sich aber nicht sicher ob der Zug von Polen aus wohl pünktlich ist.
Vater werden ist nicht schwer - Vater sein dagegen sehr. Oh ja - das stimmt.
Sie hat das alles so durchgezogen , wie sie es geplant hatte. Ich könnte noch ewig erzählen. Ich bin sehr stolz auf meine Kinder, weil sie in so schwierigen Lebensphasen sich überwunden haben, ja über ihren eigenen Schatten gesprungen sind und sich etwas getraut haben, wovon sie geglaubt haben, dass sie es sich nie trauen würden.
Im Grunde genommen haben sich meine Kinder nicht wirklich verändert, aber durch diese ganzen Erfahrungen die sie gemacht haben sind Charakterzüge und Wesenszuge zum Vorschein gekommen, oder vielmehr noch deutlicher zum Vorschein gekommen, die ich vorher nicht so gesehen habe.
Da ist einerseits eine Offenheit gegenüber anderen Menschen, gleichzeitig aber so ein gesundes Misstrauen, ein Wachsamsein ein ganz konzentriertes Zuhören, sehr schnell unterscheiden zu können, was ist wichtig, was nicht; ist das gut für mich oder schlecht; Dinge, Abläufe, ich weiß nicht wie ich es nennen soll, mit einem gewissen Abstand - von aussen zu betrachten. So eine Gradlinigkeit, Selbstbeherrschung, Selbstsicherheit, Menschenkenntnis ................
Beide Kinder haben jeweils nach ihrer Rückkehr von ihren Reisen ein Studium begonnen. Meine Tochter hat noch ein Auslandsemester in Südamerika eingelegt, natürlich mit viel Reiseaktivität. Chile, Argentinien, Peru, Brasilien, Kolumbien - die Anden , das Pantanal, Feuerland..... alles mit dem Rucksack.
Ihr Studium hat sie abgeschlossen - und war ( ist ) schon wieder weg. Arbeitet in Tansania an einem Projekt, war zwischendurch mal in Sambia, Simbabwe, Malawi, ist jetzt in Kenia in einem Hostel und kommt nächste Woche wieder nach Hause - wenn nix dazwischen kommt?!
Und dann ? Wird sich zeigen.

Eigentlich wollte ich mich ja kurz fassen, aber ich komm immer in so eine euphorische Stimmung wenn ich von meinen Kindern erzähle. Ich hab das hier nicht erzählt um damit zu prahlen, wie toll meine Kinder sind und was die alles können und........
Das, was die beiden gemacht haben , war schon sehr extrem und so etwas hatte ich mir nie vorstellen können.
Es zeigt aber, das man, auch wenn man ein Angsthase ist, unter Panikattacken leidet oder an einer Depression erkrankt ist, durchaus selber etwas für sich und seine Gesundheit tun kann. Jeder sicherlich nach seinen Möglichkeiten. Der eine ist froh am Tag vielleicht 1 Std. vor die Tür zu gehen, eine andere schweißgebadet aber glücklich 2 km mit Auto gefahren zu sein und.......
Den ersten Schritt muß man immer selber tun. Wenn dann noch Unterstützung von aussen dazu kommt, eine Therapie, Medikamente, moralische Unterstützung durch Verwandte, Freunde, Partner, Arbeitskollegen.....ist man doch schon auf einem guten Weg. Und dann weiter, vorwärts, manchmal mit Rückschlägen, aber immer weiter, in ganz kleinen Schritten....

Ninja, du bist 24 Jahre alt, intelligent, mutig und frech genug deinen Ängsten die rot Karte zu zeigen. Das lese ich zumindest in allem was du hier geschrieben hast und auch in dem wie du schreibst.

Du hast dein Abitur gemacht, Hut ab dafür. Ich hab bei meinen Kindern erlebt, was für eine Quälerei das ist. Für mich war das nix.

Du hast nicht nur einmal deinen Ängsten gezeigt wo der Hammer hängt und bis geflogen, auch wenn du dich noch so sch....
gefühlt hast, du hast es getan.

Du gehst zur Therapie, auch dazu gehört Mut und Überwindung.

Du bist mutig. Mutig genug um nach Namibia zu fliegen und dort eine tolle Zeit zu haben.

Ich kann dir nur noch einmal sagen :

MACH DAS

20.03.2016 16:33 • x 4 #31


Icefalki
@m_eiche, war das schön zu lesen. Ich hab mich mit dir mitgefreut, und ja, mein jüngerer Sohn war 5 Monate in China. Bin auch sehr stolz auf ihn.

Was wir Angsthasen nicht geschafft haben, kriegen unsere Kinder hin.

Liebe Ninja, wir steigen mit dir virtuell in den Flieger und begleiten dich in Afrika.

20.03.2016 16:52 • x 1 #32


ninja
wow ... ich bin echt so hin und weg ! ihr seid der absolute Hammer! vielen, vielen Dank für die so lieben Worte .. dank euch komme ich wirklich schon wesentlich mutiger durch den Tag und geh dem Abenteuer etwas gelassener entgegen (Betonung auf etwas )

@m_eiche
dein Beitrag war wirklich toll! und ich hoffe so sehr, dass es mir ähnlich wie deiner Tochter ergehen wird .. das wäre zumindest mein großer Wunsch! Ist sie jetzt halbwegs frei von Panikattacken und Depression?

20.03.2016 20:39 • #33


V
Toll danke eiche. Das animiert selbst mich, mich endlich wieder in den flieger zu setzen....auf nach new york...irgendwann tu ich es definitiv, ein bisschen zeit lass ich mir noch aber ich werde nicht sterben ohne das reisen wieder intensiv anzufangen.

Aber ninja, du hast den ersten Schritt gemacht und du wirst so unendlich glücklich sein, wenn du den weg gegangen bist.
Mit Sicherheit wirst du deine angst dann ganz anders sehen. Und außerdem, du kannst immer wieder zurück....ein paar Stunden und du bist wieder zu hause....aber vorher versuchst du alles um dein traum wahr werden zu lassen. Deine angst wird dann zu dir rauf schauen und nicht mehr von oben runter, wenn du verstehst....

20.03.2016 22:57 • x 1 #34


M
Die Depressionen, übrigens auch bei meinem Sohn, waren wohl ausgelöst durch die Scheidung, wie ja leider wohl sehr häufig. Das sehr dramatische Zerwürfnis mit ihrer Mutter, der ja nicht geplante Umzug zu mir und meiner Partnerin, die neue Lebenssituation, das anstehende Abitur , die selbstgestellte Aufgabe nach Australien zu fliegen..... all das steigerte die Depression und führte dann auch zu Panikattacken und psychosomatischen Schmerzen. Aus ihrem doch überschaubaren Leben, war sie plötzlich in ein totales Chaos gerutscht.
Als sie nach Australien aufbrach, hatten die Depressionen schon stark nachgelassen, sie waren zumindest für mich kaum wahrnehmbar. Ihre Therapeutin war fest davon überzeugt, das sie diese Reise packt. 1 Monat, 2 Monate, 1/2 Jahr oder 1 Jahr, das war gar nicht die Frage.
Einfach machen, weg von den Problemen der anderen. Und sie hatte recht. Die Schmerzen ihrer alten Sportverletzung waren schon nach den ersten Tagen ihrer Reise verschwunden. Panikattacken, wie sie sie zu Hause manchmal erlebt hatte, hat sie in der Heftigkeit nie wieder erlebt.
Sie sagt zwar heute auch noch wohl vor anstehenden größeren Herausforderungen, wie z.B. ihrer jetzigen Reise nach Afrika, Papa, ich krieg gerade die totale Panik. Aber ich halte das nicht mehr für eine wirkliche krankhafte Panikattacke, sondern für ein ganz normales Verhalten unter einem ziemlich großen Druck. Und das sieht sie genau so.
Manchmal denke ich, sie braucht diese große Anspannung vor einer Herausforderung, sei es vor einer Klausur, einer Reise..... um sich nachher auf die Schulter klopfen zu können: Ja, ich hab´s mal wieder geschafft!
Ihr geht`s heute mental und körperlich sehr gut.

Ninja, nicht vergessen:

MACH DAS!

20.03.2016 23:02 • x 1 #35


Icefalki
http://akupressurpunkte-liste.de/beschwerden/angst.htm

Scheinbar gibt es Akupressurpunkte für unsere Ängste. Stehen da ne Menge Punkte drin.

Vielleicht hilfst es ja. Wenn nicht, ist man zumindest mal ne Weile abgelenkt.

20.03.2016 23:04 • x 1 #36


ninja
Hallo Leute!
ich wollte mich mal wieder melden, weil ich mir vorgestern eure lieben Antworten durchgelesen habe (hab die ausgedruckt und in meinem Reise-Notizblock).
Ich war 2016 also allein in Namibia und es war wunderbar ... vor allem Hinflug (aber auch Rückflug) waren aber grauenhaft .. hab mich mit Medikamenten betäubt.
Ich war dann 2017 nochmal mit meinem Freund in Namibia und Südafrika und auch das war der Wahnsinn .. bloß beginnt mein Körper mir vor Reisebeginn Streiche zu spielen ... die sind unerträglich. Im Nachhinein sehe ich aber nur die schönen Momente und verdränge die schwierige Zeit davor total.
Und was soll ich sagen .. es ist 2018 und in 4 Tagen fahren wir (für eh nur sehr kurze) 2 Wochen nach Tansania und Sansibar! Pünktlich eine Woche vor Reisebeginn dreh ich sowas von durch und bin wieder 1mm davor alles abzublaßen ... Ich kann seit 3 Tagen nichts essen, wache in der Früh in PA auf und kämpf dann 2h wie ein Tier dagegen an, danach schaffe ich (und auch nur mit einem liebevollen Ar. von meinem Freund) gerade mal mir die Zähne zu putzen und dann schlafe ich bis 17.00/18.00 damit ich nichts spüre ...
Ich bin wieder in meiner irrationalen Wahrnehmung; habe so Angst vorm Flug (trotz Tabletten) und auch wieder Angst, dass es mir Vorort schei. geht ...

Ihr habt mir damals alle so geholfen kann mir diesmal wieder jemand seine Hand reichen ? Ich bitte euch
Vielen DANK schon mal 3

01.02.2018 17:15 • #37

Sponsor-Mitgliedschaft

Icefalki
Nun, dann packe dir deine Medis wieder ein und du bist gerüstet. Ich weiss ja jetzt nicht, ob bei eurem Flieger die Möglichkeit zum upgraden gibt. Das haben wir jetzt entdeckt. Bedeutet, man hat in der 3er Reihe einen Platz mitbezahlt. Weiss nicht mehr, wie das heisst. Man sitzt vorne, und hat bissle mehr Platz. Business für Arme, sagen wir dazu immer.

Und du weisst doch, dass es dir in Afrika gefällt. Also, die Angst akzeptieren, und auf keinen Fall auf die tollen Wochen verzichten. Ich such mir an Bord immer ein Parfum aus. Dann bin ich abgelenkt und dann ist alles gut. Und dieses Parfum benutze ich im Urlaub und zuhause, wenn ich es dann wieder mal auftrage, kommen die Erinnerungen.

Du packst das.

01.02.2018 19:30 • x 1 #38


ninja
vielen Dank @Icefalki
ich verstehe nur nicht, warum es immer noch sooo ein Drama ist
ich hätte jegliches Verständnis, wenn ich am Tag vor dem Abflug nervös bin etc., aber schon 7 Tage davor so dermaßen durchzudrehen ist einfach nicht das, was ich mir erhofft habe... ich starte immer wieder bei Null
ich musste gestern außer Haus und habe in der Ubahn und auf der Straße nur geheult wenn mich da jemand sieht, muss derjenige denken, dass meine ganze Familie gestorben ist oder ich eine fürchterliche Diagnose bekommen habe ... aber sicher nicht, dass ich 14 Tage auf Urlaub fahre

was kann ich die Tage bis zum Abflug machen, um nicht so den Verstand zu verlieren?
HELP

01.02.2018 20:47 • #39


Icefalki
Ninja, ich bin jetzt ca 15 Jahre Panikfrei. Jedes Mal, wenn wir uns Ausland fliegen, ist nix mit Freude. Im November habe ich mir sogar Tavor geholt, für alle Fälle. Sodele, jetzt kommt du. Ich hab null Probleme im Flieger gehabt, aber einmal Angstpatient und man ist immer wieder latent gefährdet. Und alles, was in den Bereich ungewohnt geht, wird zumindest schräg angeschaut.

Das ist unser Leben eben. ABER, schau jetzt hinter den Flug. Dir kann nämlich nix passieren, ist ja bisher auch nix passiert, ausser blöder Angst.
Und nach dem Flug wartet Afrika. Und du fliegst doch nicht alleine. Du schaffst das.

01.02.2018 22:02 • x 1 #40


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