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Hallo, ich bin neu hier un mir geht es gerade ziemlich schlecht, so dass ich mir die Dinge dringend von der Seele schreiben muß... .

Ich habe Schlafstörungen, Herzrasen, ein inneres Zittern und flaues Magengefühl, Übelkeit, Muskelverspannungen und starke Rückenschmerzen sowie Kopfschmerzen, komme aus dem Grübeln und Gedankenkreisen nicht mehr raus. Gleichzeitig fühle ich mich total ausgepowert, denke oft, dass bald nichts mehr geht. Ich fühle Angst und Verzweiflung.

Ich finde einfach keine innere Basis, die mich emotional stabilisiert, mir Sicherheit gibt., stattdessen habe ich das Gefühl, dass ich im Meer schwimme und einfach keinen festen Boden (Sicherheitsgefühl) unter meine Füße bekomme.
Ich bin ständig am Rechnen (mehrmals in der Woche !), wie lange ich noch arbeiten und sparen muß, bis ich einigermaßen unabhängig von einem Job bin und mir „nichts mehr passieren kann“, ich endlich frei bin. Meine Ersparnisse sind wohl irgendwie für mich meine einzige Sicherheit…. . In ca. 5 Jahren könnte ich mir das Geld bis zum 85. Lebensjahr verrenten und hätte zumindest ein Grundeinkommen, dass mir zumindest Wohnen, Essen, Kleidung sichert, so dass ich nur noch damit mein Geld verdienen muß, was mir gut tut. So wäre ich frei von Druck und Fremdbestimmung.
Je mehr ich im Job leide, desto rigoroser versuche ich zu sparen. Zwar schaffe ich es, anderen gegenüber großzügig zu sein, aber ich selbst gönne mir kaum etwas. Ich bin gegen mich selbst so richtig geizig geworden, leide aber gleichzeitig darunter, weil ich mir eigentlich gerne auch etwas gönnen würde. Doch wenn ich Geld ausgebe, ist das für mich ein Gefühl, also ob ich damit ein Stück meiner Freiheit bzw. Sicherheit aus der Hand gebe.
Ich habe nicht wie etwa Donald Duck Spaß an meinen Ersparnissen (keine Reichtümer, sondern selbst aus einem Normaleinkommen erspart), sie dienen lediglich meinem starken Sicherheits- und Freiheitsbedürfnis.

Oder ich male mir aus, wie es ist, wenn ich mit Hartz-4 leben müßte, weil alles schief gelaufen ist und ich nichts mehr geregelt bekomme. Ich weiß, dass ist irrational, aber ich kann nicht anders, denn meine Gedanken kreisen ständig darum: wann bin ich endlich frei, wann kann mir nichts mehr passieren !?!?!?

Leider habe ich kaum enge Freunde, auch wenn ich eigentlich kein Einzelgänger bin. Allerdings vermeide ich es tendenziell, im Mittelpunkt zu stehen und ich bin kein“Partylöwe“, sondern eher der Beobachter und Zuhörer. Und ich liebe gute Gepräche oder auch einfach mal nichts sagen (müssen)…. .

Ich glaube, dass meine Eltern mir in meiner Kindheit und Jugend auch nie diese von mir ersehnte emotionale Sicherheit geben konnten und vielleicht fehlt es mir deswegen heute an entsprechender Resilienz. Mein Vater konnte nie Gefühle zeigen, war wie ein Eisbrocken, dafür aber oft jähzornig und manchmal wurde ich von ihm mit dem Gürtel grün und blau geschlagen, wenn ich einen „Streich“ spielte. Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind oft sehr verzweifelt war und oft heimlich weinte, weil ich das Gefühl hatte, dass er mich nicht liebt. Ich bin übrigens kein Wunschkund, sondern ein „Unfall“. Auch heute habe ich kein inniges Verhältnis zu meinem Vater. Wir hatten nie einen Zugang zueinander.
Meine Mutter wiederum ist eine warmherzige Frau, stand/steht allerdings unter der Herrschaft Ihres Ehemannes und hat sich untergeordnet. Mit ihr konnte man nie Konflikte offen austragen, denn sie hat ihren Standpunkt nie klar vertreten und eher subtil ihre Interessen verfolg, oftmals auch durch Erzeugung von Schuldgefühlen, (intuitiver) emotionaler Erpressung, was mir heute erst bewusst wird.
Ich hatte nie eine feste Orientierungsbasis: einen unerreichbaren Vater und eine unsichere Mutter.
Wenn ich meine Mutter nach ihrer Meinung zu einer mich beschäftigenden Problematik gefragt habe, kam stets die Antwort:“dazu kann ich nichts sagen, das musst du selbst wissen“.


In meinen früheren (oft langjährigen) Beziehungen durfte ich wiederholt erleben, dass über Jahre aufgebaute Stabilität plötzlich zusammenstürzen kann wie ein Kartenhaus.
Ein Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit. Plötzlich war alles kaputt: Verlust ihres Freundeskreises, ihrer Familie, Verlust der gewohnten Wohnumgebung durch Umzug, Trauer und Einsamkeit. Ich hatte das Gefühl, das Leben ist vorbei. Lediglich das Umfeld des (wenn auch ungeliebten) Jobs blieb stabil.

In meiner jetzigen Beziehung habe ich mit starken Bindungsängsten zu kämpfen. Wir hatten im Sommer heftige Konflikte wegen dem Thema Heiraten. Sie wollte unbedingt heiraten und ich hatte Angst davor. In meinem Gefühl ist das Heiraten ein Vertrag, der mich ausliefert, meine Existenz bedroht. Emotional würde ich sehr gerne heiraten, aber gleichzeitig kommt meine Verlustangst zum tragen. Was ist, wenn sie sich irgendwann von mir scheiden läßt ? Dann bin ich womöglich finanziell (Unterhalt) und emotional (Einsamkeit) ruiniert, ohne dass ich etwas dazu kann, insbesondere wenn kleine Kinder im Spiel sind. Und ich bin wieder allein und verlassen ! Davor habe ich furchtbare Angst ! Das ist für mich wie Todesangst (Existenzangst).

Wenn ich doch nur das Gefühl emotionaler Sicherheit hätte, dann würde ich mit all diesen Unsicherheiten besser fertig werden.
Ich wünsche mir einen Menschen, dem ich zu 100% vertrauen kann, der mich niemals im Stich lassen würde, niemals (!), egal was passiert. Der mir beim Aufstehen hilft, wenn ich hinfalle, der mir ein Sicherheitsnetz ist und der mich nicht einsam sein lässt.
Ich sehne mich nach einer Familie und Freunden, die mir Kraft, Zuversicht, Lebensfreude und Sicherheit geben.

Ich weiß, dass ich für mein Leben selbst verantwortlich bin. Aber es ist ein Unterschied, ob man in einem Meer schwimmt, dass nur aus Wellen bis zum Horizont besteht, ohne Boden unter den Füssen…oder ob man im Meer schwimmt, umgeben von vielen im Notfall erreichbaren Inseln…. .

Ich bin total erschöpft und verzweifelt, kann mich vom Gedankenkreisen nicht befreien.
Ich fühle mich so alleine mit meiner Angst und weiß einfach nicht mehr weiter, hab´ kein Selbstvertrauen, fühle keinen Selbstwert.

Ich möchte doch nur glücklich sein und mich sicher und geborgen fühlen……. .
Aber ich finde keine Lösung, drehe mich im Kreis, finde keinen Ausweg. Meine Seele sitzt in einem tiefen dunklen Keller und hat Angst, während meine äußere Hülle im Leben mitspielt, als ob alles in bester Ordnung ist…. . Ich fühle, dass ich irgendwann daran zerbreche.
Ich habe Angst, dass ich mein Leben vergeude, nur noch auf „Sparflamme“ lebe und mich selbst permanent am Glücklichsein hindere.

Aber ich kann einfach nicht über meinen Schatten springen ! Ich bin gelähmt in meinen Ängsten…..

16.12.2014 15:51 • 18.12.2014 #1


3 Antworten ↓


leftmariah
Oh je, das tut mir echt leid, dass deine Zukunftsangst so extrem präsent ist

Ich habe Angst, dass ich mein Leben vergeude, nur noch auf „Sparflamme“ lebe und mich selbst permanent am Glücklichsein hindere.

Im Moment ist das ja auch definitiv der Fall bei dir. Du musst unbedingt von diesem Gedanken was wäre wenn los kommen. Du kannst planen und rechnen wie du willst, es kann im Leben immer anders kommen als man denkt. Deswegen ist das hier jetzt viel wichtiger. Ich weiß jetzt nicht, was du von Therapien hältst, aber du kannst ja mal eine Gesprächstherapie ausprobieren. Schaden kann es ja nicht. Fakt ist, du musst diese Gedanken los werden, damit du dein Leben endlich wieder genießen kannst.

Alles Gute, LG

16.12.2014 17:02 • #2


A


Zukunftsangst - Existenzangst - Bindungs-& Verlustangst

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H
Hi trotzdemHoffnung

Ich kenne das irgendwie... das einzige was Du versuchen kannst, ist Dich zu spezialisieren um so bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben / bekommen. Oder es eben gelassener angehen und dann halt im heute zu leben. Aber das will halt gelernt sein. Ich kann es aus versch. Gründen bis dato leider auch nicht, auch wenn ich ne Festanstellung habe...

Du kannst Dich nur auf Dich und Deine Fähigkeiten verlassen und somit baust Du Dir ein besseres Selbstwertgefühl auf, wenn Du weisst, dass Du was kannst und zur Not auch Konsequenzen ziehen kannst und bestimmte Altlasten hinter Dir lassen kannst.

17.12.2014 14:13 • #3


Luna70
Ich glaube, dass dir kein Geld-Betrag, den du irgendwo angelegt hast, das Sicherheits-Gefühl geben könnte, nach dem du suchst. Eigentlich müsstest du doch gar keine Existenz-Sorgen haben. Du hast eine Beruf, eine feste Stelle usw. Auch ein Betrag X auf einem Konto wird dir da nicht weiterhelfen. Auch dann gibt es noch Unsicherheiten wie Inflation, eine weitere Banken-Krise usw. (das kennst du als Banker ja besser als ich) über die du dir Gedanken machen könntest.

Ich bin Versicherungskauffrau und kenne den Druck, der auf den Vertrieb ausgeübt wird, sehr gut. Ich habe mich dem schon vor Jahren entzogen und arbeite jetzt bei einem Versicherungsmakler. Ich muss (und darf) dem Kunden nur noch anbieten, was seinem Bedarf entspricht. Ich bin jeden Tag dafür dankbar, dass ich mit gutem Gewissen zur Arbeit gehen kann und nur dafür sorgen muss, dass der Kunde zufrieden nicht. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass ich so wesentlich weniger verdiene. Mir persönlich ist es das wert, aber das muss natürlich jeder selbst entscheiden. Ich glaube, dass es immer eine Alternative gibt und man in jedem Alter noch einen neuen beruflichen Weg gehen kann.

Dein Bedürfnis nach Garantie und Sicherheit (im Beruf und privat) ist verständlich, aber ehrlich gesagt fürchte ich, du wirst mit den Unsicherheiten des Lebens leben müssen. Eine Ehe kann dir natürlich einen Rückhalt geben, man ist durch den Rahmen, den man der Beziehung gibt einfach verbundener. Wenn ihr euch liebt, warum versucht ihr es dann nicht? Eine 100%-Garantie gibt es nicht, aber wenn man es aus Angst vor einem Scheitern erst gar nicht wagt, hat man doch von vorneherein verloren. Meine ganz persönliche Erfahrung mit Ehe und Familie ist die, dass sowohl die Partnerschaft als auch die Kindererziehung sehr, sehr harte Arbeit ist (manchmal geht man da auch an seine Grenzen), aber auch so viel Sicherheit und Zufriedenheit bringt, wie es ein Beruf niemals kann.

Dir macht das Neue Angst, das kann ich verstehen. Aber deine vielen Was ist wenn....-Fragen bringen dich nicht weiter. Das Leben birgt nun mal Risiken, auch wenn wir Angsthasen daran oft verzweifeln.

LG Luna

18.12.2014 21:25 • x 1 #4




Mira Weyer