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R
Zitat von yellow_belly:

Zitat von Hotin:
So berichten Menschen mit Angststörungen fast immer, sie möchten ihr altes Leben wiederhaben.
Was ist daran so schwierig? Niemand hat ihnen das alte Leben genommen.

Ja und ich würde alles dafür tun!
Doch die Angst hat es mir genommen! Die imaginäre Angst, die immer wieder zuschlägt, gerade wenn sie sinnlos ist. Aber ich glaube zu verstehen, was du mir sagen willst. Die Angst ist ein Teil von mir - ohne mein ich keine Angst, wenn ich nicht wäre, dann wäre auch meine Angst nicht da. Wenn ich den Gedanken weiterspinne, dann habe also ich mir mein altes Leben genommen? Ich würde jetzt am liebsten ganz dicke Backen machen und schreien: Was? Warum sollte ich das tun? Irgendwie wird mir an dieser Stelle bange ...

Das Problem mit dem alten Leben ist leider oftmals, daß die Umstände daraus uns dahin gebracht haben, wo wir heute sind. Schön mit Angst und Depression im Gepäck müssen wir uns einen neuen Weg suchen. Das 'alte Leben' war uns vertraut und wir denken an die guten Tage und Jahre zurück. Das bedeutet aber nicht, daß uns die Angst aus dem Himmel übergegossen worden ist und plötzlich und unerwartet einsetzte.

Es ist auch möglich, daß einem das alte Leben genommen worden ist. Das geht durchaus und das sind die traumatischen Ereignisse (Haus abgebrannt, Gewalt erlebt, Unfall, aber auch Verlust der Arbeit durch sehr extremes Mobbing). So kann einem auch das alte Leben von irgendwelchen Idioten genommen werden.

Auf jeden Fall ist es weg, was wir als 'altes Leben' bezeichnen und nach dieser Erkenntnis sollte eigentlich eine neue Lebensplanung beginnen. Aber um so länger man dem 'alten Leben' nachrennt, um so mehr wird man viele neue Möglichkeiten verpassen. Die Arbeit beginnt an sich selbst.

21.03.2017 13:47 • x 2 #41


Andi_
Hallo,

ich habe mich zwar erst heute angemeldet und grabe mich durchs Forum. Dieser Thread ist für mich sehr interessant, weil ich ähnliche Erfahrungen gemacht habe und möchte meinen Senf dazugeben.

Ich war neulich auch auf einem großen Meeting (4Tage). Das erste mal nach einem langen Burn out und Depriphase.
Diese Zusammenkünfte habe ich immer gehasst und habe mich teilweise für ein paar Tage aus dem Verkehr nehmen lassen, nur um meiner Angst, die ich schon Tage bevor es überhaupt losgegangen ist hatte, nachzugeben. Ich konnte zuhause dann nicht schlafen, reagierte meiner Familie gegenüber gereizt und war zu nichts zu gebrauchen. Auf dem Meeting hatte ich immer das Gefühl, mich zurückziehen zu müssen, aber wohin? Also habe ich alles über mich ergehen lassen, war aber eigentlich gar nicht anwesend. Beim Teambuilding habe ich mich immer wieder zurückgezogen. Eigentlich bin ich nur mit Maske dort rumgelaufen. In jeder Pause erst einmal weg und Luft für den nächsten Durchgang tanken. Ich mag Menschen, aber 4 Tage mit Leuten zusammen zu sein, die getreu nach dem Motto leben, da wo ich bin ist vorne und immer mit Ihren materiellen Dingen prahlen, passt mit meiner Welt nun mal gar nicht zusammen.

Aber dieses mal habe ich mir geschworen, ich fahre dort ohne Angst hin, ohne Anzug und Krawatte, bin einfach nur ich und mache etwas, das es mir gut geht dabei.
(Habe ich in der Tagesklinik und Reha gelernt ) Ich habe mir meine neuen Lieblingsschuhe, die wirklich extrem zwischen Anzugträgern auffallen angezogen, ne schicke Jeans an (Hemd baumelte schön draussen ) und los ging es.

Alle haben geschaut und ich habe mich wohl gefühlt damit. Ich dachte immer die wollen bestimmt auch alle gerne casual tragen und haben sich nicht getraut. Bin ich deswegen ein anderer Mensch? Und sie da... Es fragten Kollegen wie es mir nach meiner langen Pause geht und sie hätten das, oder ähnliches auch schon einmal selbst oder im Freundes und Bekanntenkreis erlebt. Aha... also doch alles nur Menschen wie du und ich und keine Halbgötter. Ich entwickelte meine eigene Strategie, damit umzugehen. Wenn ich nicht mehr konnte, habe ich den Raum verlassen um für ein paar Minuten Luft zu holen und was sage ich?.... keinen hat's gestört. Das wäre für mich vorher undenkbar gewesen. Abendveranstaltungen habe ich nicht mitgemacht, muss ja nicht 24h für die Firma da sein. Nächsten Morgen beim Frühstück dann... Essen nicht gut, Veranstaltung nicht berauschend, schlechte Luft, viel zu spät im Hotel usw. Also dachte ich, alles richtig gemacht, mich nicht dem Gruppenzwang unterworfen und einfach ich geblieben. Ich hatte schön gegessen, habe meditiert und mir Ruhe gegönnt und mit Schlaftablette schön genächtigt. Punkt um, die Tage vergingen wie im Flug ohne große Angst und Panik. Entweder waren das meine Medikamente oder ich fange an, eine andere Einstellung zu entwickeln. Und darin glaube ich liegt der Schlüssel.

Alle haben ihre Päckchen zu tragen. Bei einigen Menschen sieht man es, bei anderen ist es geschickt getarnt. Aber tragen tun wir alle eines.
Wichtig ist aus meiner Sicht nur sich nicht aus Angst zu verbiegen und das zu machen, was andere Menschen von mir verlangen, wenn es mir dabei nicht gut geht.
Ob Du nun alleine fährst oder nicht. Entscheidend dabei ist nur wie Du dich bei Deiner Entscheidung fühlst. Weglaufen hilft leider aus eigener Erfahrung, auf Dauer nicht. Irgend eine Entscheidung muss immer getroffen werden.

Ich weiß nicht, ob Du aus meinen Zeilen etwas nutzen kannst. Für mich ist es jedenfalls schön gewesen, das nieder zuschreiben und Stolz zu sein, das ich dieses Meeting nicht nur überlebt habe, sondern dabei etwas entscheidendes für mich getan habe.

LG
Andi

21.03.2017 13:55 • x 3 #42


A


Größere Angst, wenn Wegrennen nicht möglich ist

x 3


Icefalki
Zitat von Andi_:
bin einfach nur ich und mache etwas, das es mir gut geht dabei.
Danke, danke danke. Genau so lebe ich auch. Authentizität..Ich bin ich. Nicht zu sehr narzistisch, keinem seinen Stempel aufdrücken wollen, einfach nur ICH sein.

21.03.2017 20:10 • x 1 #43


Andi_
Genauso ist es. Ich bin und bleibe ich. Das musste ich in der Tagesklinik auch erst einmal lernen.
Ist schon ein schmaler Grad zwischen Wohlsein und Egoismus.
Aber das sollte mir, als typisch Fische geborenen Mann nicht passieren.

21.03.2017 20:51 • #44


yellowBag
Zitat von Icefalki:
Zitat von Andi_:
bin einfach nur ich und mache etwas, das es mir gut geht dabei.
Danke, danke danke. Genau so lebe ich auch. Authentizität..Ich bin ich. Nicht zu sehr narzistisch, keinem seinen Stempel aufdrücken wollen, einfach nur ICH sein.



Wenn man mal alles andere weg lässt, ist es genau das. Ganz einfach eigentlich.

21.03.2017 21:50 • x 2 #45


yellow_belly
Hallo Zusammen,
Viiiiiiielen Dank für den Input, eure Erfahrungen, eure Meinungen. Ich versuche mal wieder das ganze für mich zu rekapitulieren. Es ist nicht einfach, aber es tut gut. Ich hätte nie gedacht, dass mir dieses Forum in so kurzer Zeit so viel geben konnte. Ja natürlich könnt ihr meine Angst nicht übernehmen, dass will ich euch ja auch gar nicht zumuten und das wollt ihr ja auch sicherlich nicht . Jeder hat sein Päckchen zu tragen und damit genug zu tun.
Ich war heute noch im Einkaufzentrum, brauchte ein paar neue Kulis. Es war ein Tripp, zuerst falsch geparkt und von da auf kommt man nur über nee Rolltreppe runter. Gut war jetzt zum Glück kein Gedränge und an den Stehenden konnte ich mich vorbei schleichen. Irgendwie gelang es mir in den Laden zu kommen und ich blieb auch etwas länger als unbedingt notwendig gewesen wäre. Auf den Rückweg hab ich dann auch gewartet bis die Rolltreppe leer war.
Aber, hey ich habe meine Kulis.
Zitat von Hotin:
Zitat: Es fällt mir auch schwer Hilfe anzunehmen.
Dann lerne das.

Schwer, aber ich will's versuchen. Mal sehen, was draus wird.
Zitat von Hotin:
Oh doch, es gibt einen starken Grund. Du könntest ganz,ganz tief fallen.

Da hast du (vielleicht?) durchaus Recht. Das ergibt auch einen Sinn, ich komme von unten. Interessanter Aspekt.
Zitat von kopfloseshuhn:
Wenn du yellow, in einer ANgstsituation nicht klar denken kannst so könnte es helfen, sich Zettel vorzubereiten. Sich die irgendwo an die Wnad zu hängen oder in die Tasche zu stecken und sich den dann anzugucken. Irgendwas aufbauendes. Irgendwas, das dir wieder sagt es ist nur die Angst.

Die Idee finde ich gut und werde diese umgehend umsetzen. Erst dachte ich an ein Bild mit Computerschrift, das habe ich aber wieder verworfen. Handschriftlich dürfte besser sein. Ich muß mich ja überzeugen . Mal sehen was draus wird.
Zitat von kopfloseshuhn:
Ich hasse es dem ausgeliefert zu sein. Und ich kämpfe stark gegen den Selbsthass an und versuche trotz allem nett zu mir sein.

Geht mir bis auf den letzten Teil genauso. Aber ich schaffe es noch nicht in diesen hoffnungslosen Momenten nett zu mir zu sein, *ganz winzig klein* eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Aber auch das wird bestimmt wieder besser werden.
Zitat von andocie:
Ich glaube manchmal muss man sich einfach trauen den Schritt zur Veränderung zu gehen.

Evnt. ist es ja gerade das, was mir jede Faser meines Körpers sagen will. Deshalb will ich mich ja auch nochmal aufrappeln und es versuchen. Man kann ja mal schauen, wie die Veränderung aussehen wird. Im Verlauf dieses Beitrages ist mir schon einiges etwas klarer geworden.
Zitat von Reenchen:
Das bedeutet aber nicht, daß uns die Angst aus dem Himmel übergegossen worden ist und plötzlich und unerwartet einsetzte.

Ich empfinde es aber so, die ersten Male hat es mich aus heiteren Himmel übergossen. Aber ...., es durchaus sein, dass die ersten Anzeichen durch Zufriedenheit und inneren Frieden, besser weggesteckt wurden und so die Erinnerung daran nicht so dramatisch ist.
Zitat von Reenchen:
Aber um so länger man dem 'alten Leben' nachrennt, um so mehr wird man viele neue Möglichkeiten verpassen. Die Arbeit beginnt an sich selbst.

Eigentlich würde ich ja gerne schreiben - Ja, leider. Aber du hast Recht, aber eben jene Arbeit an einem selbst, ist wohl auch die schwerste Arbeit.
Zitat von Andi_:
Eigentlich bin ich nur mit Maske dort rumgelaufen.

Das kenn ich auch nur zu gut.
Zitat von Andi_:
Aber dieses mal habe ich mir geschworen, ich fahre dort ohne Angst hin, ohne Anzug und Krawatte, bin einfach nur ich und mache etwas, das es mir gut geht dabei.

Ganz ehrlich: R E S P E K T ! Ich nehm es mir auch immer vor, ganz mutig zu sein, aber dann zieht mein Körper immer wieder eine Jocker Karte und ich falle jedesmal drauf rein und somit meistens in alte Muster.
Zitat von Andi_:
Ob Du nun alleine fährst oder nicht. Entscheidend dabei ist nur wie Du dich bei Deiner Entscheidung fühlst. Weglaufen hilft leider aus eigener Erfahrung, auf Dauer nicht.

Ich bin nicht gefahren und habe somit wieder einmal mehr versagt und fühlte mich beschi.... Schlimmer ist eigentlich nur der fortwährende Selbstbetrug, offiziell war ich dann krank.
Zitat von yellowBag:
Zitat von Icefalki:
Danke, danke danke. Genau so lebe ich auch. Authentizität..Ich bin ich. Nicht zu sehr narzistisch, keinem seinen Stempel aufdrücken wollen, einfach nur ICH sein.
Wenn man mal alles andere weg lässt, ist es genau das. Ganz einfach eigentlich.

Ja, ganz einfach. Kann ich dafür einfach mal eine Kurzfassung haben *Galgenhumor*. Wie lerne ich mich selbst zu lieben.
Bitte nicht falsch verstehen, ich denke schon zu wissen, was mir gut tut. Aber gut tun = Liebe? An diesem Punkt bin ich wohl noch nicht angelangt.

21.03.2017 22:54 • x 1 #46


Icefalki
Weisst du, das mit dem ganz einfach impliziert kein Spott oder ähnliches, es ist der eine Schritt zur Seite, das Annehmen seiner Selbst, Frieden schließen, Wahrheiten akzeptieren. Ich bin so, wie ich bin. Selbst diese Angst, sie ist ein Teil von mir, wird sie auch immer sein.

Mich mahnt sie, pass auf, verrenne dich nicht mehr, bleib gelassen, es kommt, wie es kommt, dich zwingt niemand mehr, ich versuche mein Bestes, und das ist gut so. Meine Fehler, ich hab sie zwischenzeitlich sogar gerne, ich kenne sie. Ich kenne mich.

Ohne Angst hab ich nicht aufgepasst. Ich war blind. Da war keine Gelassenheit, da war Stress, Perfektionismus, Erfolg. Ich hab mich gezwungen zu funktionieren, was anderes gab es gar nicht, Fehler, sie haben mich ins Mark getroffen, gehen gar nicht. Ich? Wer war ich denn? Ich hab mich wirklich nicht gekannt.

Im Prinzip hat mich keiner gezwungen, so zu leben. Ok, die Erziehung, fehlende Liebe, ersetzt durch Strenge, Blossstellung, etc. haben mich in diese Richtung geleitet. War eben so. Einerseits alles Recht machen zu wollen, andererseits Rebellion, Flucht, hohe Wertvorstellungen.
Das Ergebnis war die Angst. Angst nicht zu genügen. Spiegelte sich deutlich: Agoraphobie, frei florierenden Ängste, Angst vor Blamage, Angst vor dem Verrücktwerden. Angst vor Kontrollverlust. Der Ohnmacht. Hier stecken alle meine wirklichen Ängste drin. Ich war ohnmächtig.

Jede Angst spiegelte mein Innerstes wider. Als ich da verstanden hatte, hab ich die Wahrnehmung verändert. Ich konnte nach und nach die Zügel aus der Hand geben. Selbst als Reiterin hat sich das alles gezeigt. Ich hatte die Zügel meines Pferdes fest in der Hand. Totale Kontrolle. Die Pferde zeigten das mit Verspannungen an. Dabei war ich der Meinung, dass ich gut reiten konnte. Als Nichtreiter versteht man das nicht. Aber auch Verspannung können vordergründig spektakulär aussehen.

Drum, dieses ganz einfach. Einfach mal loslassen.

Man braucht keine starren Zügel, das Geheimnis ist die Nachgiebigkeit. Eingehen, beweglich, verzeihend, führend. Dann ist es kein Kampf mehr, dann ist es Harmonie.

So, jetzt hör ich auf, sonst kriegst du noch eine Lektion im Umgang mit Pferden..haha. Mein Lieblingsthema.

21.03.2017 23:39 • x 1 #47


yellowBag
Na eine Kurzfassung war das jetzt nicht, aber so gut erklärt.

Aber vielleicht noch schwer nach zu vollziehen für yellow-belly, so am Anfang noch mitten im Kampf gegen Angst und Symptome,
was doch letztendlich nur ein Kampf gegen sich selbst ist. Den kann man nicht gewinnen.
Ich hätte den Text damals gar nicht verstanden, wollte nur, dass das verschwindet was mich so quält.

Diese so einfach ist doch die Akzeptanz seiner selbst. Mit allen Fehlern, Schwächen, Talenten und Träumen.
Sich zu trauen so zu sein, wie es einem gut tut, auch wenn man damit nicht immer Beifall bekommt und im schlimmsten
Fall einiges verliert von dem man meinte es sei wichtig.

Da man schon ewig darauf getrimmt war zu funktionieren und Ansprüche zu erfüllen kann es dauern und Angst machen das heraus
zu finden.

Und jeden verdammten Tag darauf achten nicht wieder zurück zu fallen in die alten Funktionen.
So gesehen war es das Schwerste was ich je gemacht habe .

22.03.2017 00:03 • x 1 #48


Icefalki
Natürlich ist das ein langer Weg. Ich hab das ewig nicht kapiert. Geschweige denn, dass ich diese Richtung überhaupt gedacht zu haben. Allerdings gab es keinen, der mich mal auf andere Ideen verwiesen hat. Es gab eigentlich nur die Angst vor der Angst. Nonstop Kampf. Bin aber ganz bei dir, yellow bag.

Mir gefällt, dass yellow_belly mal ein bisschen anders auf meine/unsere Antworten reagiert. Ich spüre förmlich, wie er an sich arbeitet. Vielleicht auch, bin da mal ganz ehrlich, wenn man schon eine Weile hier ist, das Gefühl hat, jemandem ein bisschen zu erreichen. Der Gedanken begreifen kann, sie aber noch weghuschen sieht.

Ich schrieb ja auch, dass wir gewaltig Druck machen und er sich das rausholen soll, was für ihn passt. Vielleicht bin ich auch so eifrig, weil ich Parallelen zu mir sehe. Mein Helfersyndrom lässt grüßen. Grins.

22.03.2017 00:27 • #49


A
Ich habe letztens mit meiner Mama über meine Angst gesprochen und sie meinte ich soll mich nicht verrückt machen und das viele Frauen Ängste in diesem Alter bekommen. Wie alt seid ihr denn so wenn ich mal fragen darf? Meine Mama hatte damals wohl auch Angst vorm Herzversagen und hatte Panikattacken und heute ist es komplett verschwunden und ich hätte das nie von ihr gedacht, dass sie auch mal mit so etwas zu kämpfen hatte. Vielleicht ist es wirklich nur eine Umstellung unseres Denkens in einem bestimmten Alter, dass uns zum Nachdenken zwingt. Das Unterbewusstsein kämpft mit einer Umstellung und muss unserem Bewusstsein deutlich machen, dass wir etwas ändern sollen und versucht das durch Ängste zu erzwingen. Je nachdem wie schnell derjenige darauf reagiert (ob er schnell etwas ändert oder Zeit braucht) wachsen oder sinken die Ängste dann. So habe ich das auch mal in einem Buch gelesen. Manche Menschen lieben Veränderungen und stecken das gut weg und andere halten gerne an alten Mustern fest oder können mit plötzlichen Veränderungen, die sie vielliecht gar nicht selbst bestimmen konnten, nicht umgehen. Ich finde es nur echt schwer herauszufinden, was ich ändern soll. Wie erkennt man so etwas? Ich bin übrigens gerade 27.

22.03.2017 09:00 • #50


R
Zitat von yellow_belly:
Zitat von Reenchen:
Das bedeutet aber nicht, daß uns die Angst aus dem Himmel übergegossen worden ist und plötzlich und unerwartet einsetzte.

Ich empfinde es aber so, die ersten Male hat es mich aus heiteren Himmel übergossen. Aber ...., es durchaus sein, dass die ersten Anzeichen durch Zufriedenheit und inneren Frieden, besser weggesteckt wurden und so die Erinnerung daran nicht so dramatisch ist.

Bei dir hat noch kein Verarbeitungsprozeß eingesetzt und du zögerst das auch sehr gut selbst hinaus. Du denkst immer noch, daß dein Leben mit Zufriedenheit und innerem Frieden erfüllt war. Und neigst sehr stark dazu, Eigenanteile nicht zu sehen.
Zitat:
Zitat von Reenchen:
Aber um so länger man dem 'alten Leben' nachrennt, um so mehr wird man viele neue Möglichkeiten verpassen. Die Arbeit beginnt an sich selbst.

Eigentlich würde ich ja gerne schreiben - Ja, leider. Aber du hast Recht, aber eben jene Arbeit an einem selbst, ist wohl auch die schwerste Arbeit.
Man muß nur bereit sein, bereits angesprochenen Eigenanteil heraus zu finden, nicht zu verwechseln mit Schuld.

Zitat:
Ich bin nicht gefahren und habe somit wieder einmal mehr versagt und fühlte mich beschi.... Schlimmer ist eigentlich nur der fortwährende Selbstbetrug, offiziell war ich dann krank.
Das ist nicht nur einfach Selbstbetrug. Ist dein Job der Richtige? Veränder was!
Hinter der Geschichte deines ersten Posts, mit der Dienstfahrt und wo das Töchti noch da hin und da hin wollte, steckt nichts weiter als Überforderung. Du erkennst den Eigenanteil nicht und dann erklärst du dir und der Welt, du hättest versagt. Hä?

Es wird Zeit, daß du aufhörst, dir bequemerweise eine Versagungsschuld zu geben und anfängst, deinen Eigenanteil heraus zu arbeiten. Das ist ein Teil der Arbeit an sich selbst und das kann man auch mit einem Therapeuten erarbeiten. Wie soll ein Verarbeitungsprozeß einsetzen und Überforderungen erkannt werden, wenn man seinen Eigenanteil verleugnet?
Deine Angst ist nicht vom Himmel gefallen!

Jeder hier hat bereits darauf hingewiesen, daß du was ändern solltest, aber @andocie hat das in einem Satz sehr deutlich geschrieben:
Zitat:
andocie: Das Unterbewusstsein kämpft mit einer Umstellung und muss unserem Bewusstsein deutlich machen, dass wir etwas ändern sollen und versucht das durch Ängste zu erzwingen. Je nachdem wie schnell derjenige darauf reagiert (ob er schnell etwas ändert oder Zeit braucht) wachsen oder sinken die Ängste dann.

Du reagierst gar nicht @yellow_belly - denn du suchst Schuld bei dir, nennst dich Versager und änderst nichts. Such deinen Eigenanteil und wir können uns jedes weitere Getippel hier sparen. Ich hoffe, du findest die Überforderungsfaktoren.

22.03.2017 10:09 • x 1 #51


yellow_belly
@ Reenchen,
Sorry, ich bin wohl noch zu blöd. Ich versteh es nicht, deshalb noch meine Nachfrage.
Zitat von Reenchen:
Und neigst sehr stark dazu, Eigenanteile nicht zu sehen.

Hä, welchen Eigenanteil?

Ich bin mit meinem Job, an und für sich zufrieden. Dachte ich bisher jedenfalls. Was soll an so einer Dienstreise Überforderung sein? Ich bin Jahrzehnte durch Deutschland, Österreich und Schweiz gefahren. Nach meinen ersten Serie, habe ich mich innerhalb der Firma umorientieren können. Etwas Streß hat doch jeder in seinem Job, alles andere ist doch ein Wunschkonzert.
Ich fühle, dass ich im Ars... bin, aber ich soll mein Leben über den Haufen werfen? ich bin keine 20 mehr. Statistisch habe ich noch 28 Jahre zu leben und die möchte ich nicht mit dieser schei. Angst verbringen. Verdammt, mein altes Leben war Okay!

Welchen Eigenanteil, ich bin doch nicht schuld!? Oder doch? Aber wie, ich stand doch nicht irgendwie rum und habe gerufen, auch mir geht's ja gut, na dann Angst komm mal her und zeige, was du kannst.
Zitat von Reenchen:
Du reagierst gar nicht @yellow_belly - denn du suchst Schuld bei dir,

Bei wem sollte ich die schuld denn sonst suchen? Was soll ich ändern? Ja klar, einfach nicht mehr wegrennen, flüchten, vermeiden, etc. Aber WIE geht das?

22.03.2017 19:52 • #52


Icefalki
Yellow, Eigenanteil sind die Hintergründe. Schuld gibt es nicht. Als Beispiel. Mein Eigenanteil war meine falsche Wahrnehmung, oder nennen wir es Lebenseinstellung, die dazu geführt hat, mich zu überfordern.

22.03.2017 19:59 • x 1 #53


kopfloseshuhn
Aber yellowchen ....
Es geht dabei nciht um Schuld. Siehst du, da haben wir schon einen Dnekfehler! Es geht nicht um Schuld bei der ganzen Sache.
Du hast Probleme, du hast Angst. Daher kannst du manche Dinge gerade nicht so machen, wie es andere Menschen tun. Manchmal liegt die Schuld auch einfach in der Intelligenz: manmacht sich ZU VIELE Gedanken und Sorgen und gerät so irgendwie in eine Spirale hinein.
Wie willst du denn aus der Angstgeschichte wieder herauskommen, wenn du dich dafür, dass du Angst hast auch noch selbst zerfledderst?
Vielleicht wäre ein erster Schritt mal, dich so wie du gerade bist zu akzeptieren. So al la okay ist halt grad so, wird auch wieder anders. Deswegen bin ich aber immernoch ein liebenswerter Mensch

Manchmal überfordert man sich auch einfach so lange und merkt es nicht, bis die Bombe im wahrsten Sinne platzt.
Und in deinem Fall, was du schon so geschireben hast...Könnte man auch meinen, dass du die Überforderung auch für normal gehalten hast. Schließlich muss man sich den Neid ja erarbeiten

Liebe Grüße

Deine Angst macht dich nicht kleiner und erstrecht NICHT zu einem schlechteren Menschen.

22.03.2017 20:12 • x 1 #54


yellowBag
Naja , die Angst macht dich nicht kleiner ? Ich denke schon, und wie klein sie dich machen kann.

Sonst hättest du ja nicht diesen riesigen Leidensdruck. Dein Leben würde nicht völlig aus den Fugen geraten, weil du eigentlich
normale Dinge nicht mehr bewältigen kannst.

Ich bin ja für alles offen, aber so Parolen kann ich gar nicht ab.
Und wenn ich richtig am Ar... bin , ist mir wurscht ob ich ein guter Mensch bin, ich fühle mich aber nicht so.

yellow_belly ist noch am Anfang, ich denke es überfordert gewaltig ihm die Erkenntnisse für die man selbst Jahre gebraucht hat nun
hier um die Ohren zu hauen.

Er kann es nicht nach vollziehen und das frustriert noch mehr.

Also kleine Schritte. Bitte.

22.03.2017 20:35 • x 1 #55


R
Zitat von yellow_belly:
@ Reenchen,
Sorry, ich bin wohl noch zu blöd. Ich versteh es nicht, deshalb noch meine Nachfrage.
Zitat von Reenchen:
Und neigst sehr stark dazu, Eigenanteile nicht zu sehen.

Hä, welchen Eigenanteil?

Ich schrieb: Eigenanteil, nicht zu verwechseln mit Schuld. Welchen Eigenanteil du an deiner Geschichte hast, kann hier keiner wissen - aber du solltest darüber nachdenken. Aber alles, was von dir kommt, ist Abwehr. Und wenn du es noch so oft drehst und wendest. Man hat immer einen Eigenanteil in sämtlichem Tun und Handeln haben wir immer die Entscheidung.
Zitat:
Ich bin mit meinem Job, an und für sich zufrieden. Dachte ich bisher jedenfalls. Was soll an so einer Dienstreise Überforderung sein? Ich bin Jahrzehnte durch Deutschland, Österreich und Schweiz gefahren. Nach meinen ersten Serie, habe ich mich innerhalb der Firma umorientieren können. Etwas Streß hat doch jeder in seinem Job, alles andere ist doch ein Wunschkonzert.

Dachte ich es mir doch! Deine marktorientierte gesellschaftliche Denke hängt schief. Überforderung, ein negativ behaftetes Wort, gleich bedeutend mit Unvermögen, mit nicht leistungsfähig, mit nicht im Stande... Der Körper zeigt sehr genau, wann wir überfordert sind, und das tut er ohne jede gesellschaftliche Bewertung. Beispielsweise wenn wir in für uns brenzlichen Situationen aufs Klo müssen und der Darm und Blase alles dafür tun, um uns an unserem Vorhaben zu hindern, uns einen Strich durch die Rechnung machen, obwohl es uns eben noch ganz gut ging.
Zitat:
Ich fühle, dass ich im Ars... bin, aber ich soll mein Leben über den Haufen werfen? ich bin keine 20 mehr. Statistisch habe ich noch 28 Jahre zu leben und die möchte ich nicht mit dieser schei. Angst verbringen. Verdammt, mein altes Leben war Okay!
Es würde genügen, dein Leben nochmal genau anzusehen. Hier kann niemand von uns wissen, wie dein Leben ist. Aber man kann sich jahrelang einreden, daß man seinen Job toll findet, gerne auf Dienstreisen geht, immer erfolgreich war und viele Menschen von einem abhängig sind und doch plötzlich größere Angst, wenn Wegrennen nicht möglich ist, hat man nicht fahren können und die Gedanken kreisen nur noch darum. Ohne das ganze Leben über den Haufen zu werfen, kann man trotzdem überlegen, woran es liegt, daß jetzt das Leben eben nicht mehr okay ist.


Zitat:
Welchen Eigenanteil, ich bin doch nicht schuld!? Oder doch? Aber wie, ich stand doch nicht irgendwie rum und habe gerufen, auch mir geht's ja gut, na dann Angst komm mal her und zeige, was du kannst.

Du gibst dir selbst die Schuld und das solltest du nicht weiter tun.
Zitat von Reenchen:
Du reagierst gar nicht @yellow_belly - denn du suchst Schuld bei dir,

Zitat:
Bei wem sollte ich die schuld denn sonst suchen? Was soll ich ändern? Ja klar, einfach nicht mehr wegrennen, flüchten, vermeiden, etc. Aber WIE geht das?
Nein, du wirst nichts ändern, wenn du nur versuchst nicht wegzurennen oder nicht zu vermeiden. Denn wenn du nicht dahinter kommst, was dein Eigenanteil an der Angstreaktion war und ist und welche deine Überforderungsfaktoren sind, kannst du so oft konfrontieren, wie du willst. Es wird dir gar nichts bringen.

22.03.2017 20:50 • x 1 #56


kopfloseshuhn
Yellowbag ich hätte auch schreiben können die angst macht dich nicht wertloser. Das wäre präziser gewrsen und so wars gemeint.
Und was für dich doofe parolen sind ist für mich ganz ganz wichtig. Also bitte nimm das so als eine für MICH hilfreifreiche denkweise hin.
Wenns für dich nicht stimmt...gut...
Dann ist das so.

22.03.2017 21:29 • #57

Sponsor-Mitgliedschaft

yellow_belly
Hallo liebe Schreiber(innen),
es wird Zeit für mein abendliches Rekapitulieren eurer lieben Beiträge. Danke für eure Anmerkungen und eure Geduld mit mir.
Mein Tag war ..., auch lassen wir das, morgen ist ein Neuer.
Zitat von Icefalki:
Eigenanteil sind die Hintergründe.

@Icefalki
Danke, auch für deine persönlichen Erläuterungen und deine Hoffnungen in mich

Zitat von kopfloseshuhn:
Manchmal liegt die Schuld auch einfach in der Intelligenz: man macht sich ZU VIELE Gedanken und Sorgen und gerät so irgendwie in eine Spirale hinein.

Wo hab ich das Mal gelesen? Ah aus Mut Proben sinngemäß ...da paaren sich Urängste mit kreative Intelligenz ... . Es bleibt halt immer das Gefühl, wenn ich Mut proben will, greift mein Körper in Trickkiste und holt die Jocker Karte raus.
Ich wollte mir ja noch ein Kärtchen schreiben.

@yellowbag,
Zitat von yellowBag:
yellow_belly ist noch am Anfang, ich denke es überfordert gewaltig ihm die Erkenntnisse für die man selbst Jahre gebraucht hat nun hier um die Ohren zu hauen.

Ich stelle mir nur die Frage, warum hat mir dann in der Verhaltenstherapie erklärt, immer wieder aussetzen, aushalten und nicht wegrennen? War es doch der falsche Weg. Warum kommt erst jetzt, der Hinweis auf die Suche nach den Hintergründen?
Zitat von yellowBag:
Sonst hättest du ja nicht diesen riesigen Leidensdruck. Dein Leben würde nicht völlig aus den Fugen geraten, weil du eigentlich normale Dinge nicht mehr bewältigen kannst.

Ehrlich? Was habe ich schon zu verlieren, es kann nicht mehr schlimmer kommen. Ich muss (nein, ich will) es jetzt verstehen, ich weiß nicht wie lange ich das noch durchhalten kann, bevor ich diesem Kampf aufgebe. Klingt vielleicht etwas hart, aber so ist es nun eben mal. Ich wühle in den letzten Ereignissen, kann aber im Moment noch keinen brauchbaren Auslöser finden. Noch nicht! Im Moment ist das auch nicht wirklich meine Prio 1, sondern wie ich am Montag das Vorstellungsgespräch in der Klinik hinter mich bringe.

@Reenchen
Danke für deine Erläuterungen, ich denke die waren hilfreich für mich.
Zitat von Reenchen:
Ohne das ganze Leben über den Haufen zu werfen, kann man trotzdem überlegen, woran es liegt, daß jetzt das Leben eben nicht mehr okay ist.

Zitat von Reenchen:
Denn wenn du nicht dahinter kommst, was dein Eigenanteil an der Angstreaktion war und ist und welche deine Überforderungsfaktoren sind, kannst du so oft konfrontieren, wie du willst. Es wird dir gar nichts bringen.

Wenn es jetzt wo ich seit knapp 4 Wochen AU bin, nicht besser wird, kann ich doch die Arbeit ausschließen? Ist wahrscheinlich auch wieder zu einfach gedacht.

Zitat von kopfloseshuhn:
können die angst macht dich nicht wertloser. Das wäre präziser gewrsen und so wars gemeint.

So habe ich es auch verstanden, bleib so!

23.03.2017 00:14 • #58


yellow_belly
Ich habe es wieder mal vergeigt! Ich bin am Ars..., bring gar nichts mehr fertig.
Aber der Reihe nach, ich habe die letzten Tage versucht mein Leben, gerade in Hinsicht auf mögliche Auslöser zu reflektieren. Ich kann bei einigen Dingen zumindest sagen, hmm, könnte sein. Aber was hat's geholfen. Nichts!
All das Liebe was ihr geschrieben habt, einfach raus aus meinem Kopf. Ich konnte es einfach nicht umsetzen. Konnte mich nicht dazu bringen, mich daran zu erinnern. Ich wollte vorhin noch schnell zum Frisör, ist halt wieder nötig. Es ging nicht, alleine der Gedanke, wenn du diese Schütze umhast und raus mußt. Ich kann doch nicht mit dem Teil um den Hals raus! Ich hab mir eine Analgin reingeworfen, weil ich die körperliche Symptome nicht ertragen wollte/konnte. Gewartet. Aber ich hab's nicht geschafft, bin dann wieder von Dannen gezogen. Laß mir einen Zopf wachsen. Das schlimmst ist aber, ich kann mir nicht verzeihen. Wie soll ich wieder in der Spiegel schauen? Was soll das noch werden? Ich würde mich am liebsten ganz tief irgendwo verkriechen.
Ich weiß es wird weitergehen, aber mir graut es vor meinem Montag Termin. Wie soll ich das schaffen?

25.03.2017 20:23 • #59


Icefalki
Hör auf, dich selbst zu kasteien. Je klüger, desto mehr und bessere Ausreden. Ist bei Angst nix Neues. Und den Mist verstehen, annehmen,Veränderungen vornehmen ist ein langer Weg.

Jetzt zum Montagtermin. Vorerst graut es Dir? Meinte Trick Kiste von damals: ich geh hin, egal wie, und kein Mensch auf der Welt kann mich davon abhalten, abzuhauen, wenn ich es will. So bin ich einigermaßen über die Runden gekommen. Denn meistens war alles halb so schlimm. Schlimm sind nur die Horrorgedanken. Und schlimm, weil es sich immer und immer wieder wiederholt. Das macht echt kaputt.

25.03.2017 20:35 • x 1 #60


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