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Ich bin 24 Jahre alt und habe vor kurzem einen neuen Job bekommen worüber ich mich ziemlich gefreut habe, da ich an einer sozialphobie leide und es deswegen extrem schwer für mich ist mit Menschen in Kontakt zu treten, geschweige denn mich irgendwo vorzustellen. Bin ich jedoch irgendwo angekommen macht mich das zum glücklichsten Menschen auf der Welt. Ich habe leider keine Freunde, nur einen festen Freund, daher brauche ich unbedingt eine feste Aufgabe, also eine Arbeit weil ich sonst sozial total verkümmern würde, da ich nur raus gehe wenn es unbedingt sein muss. Nun habe ich täglich wieder mit Menschen zu tun und dadurch wird mir mein Problem stets bewusster. Ich bin ein Mensch der sich nie in den Vordergrund drängt und immer für andere zurücksteckt ich bin sehr hilfsbereit und manchmal geht das leider übers Ziel hinaus aus diesem Grund werde ich oft ausgenutzt. Immer wieder sehe ich das die Menschen egoistisch sind und nur an sich denken und man als rücksichtsvoller Mensch einfach zu kurz kommt. Es klingt vielleicht blöd aber ich wünschte mir wirklich vom Herzen ich wäre auch so ein Mensch der einfach an sich denkt und wenn es ihm gut geht zufrieden ist. Leider kann ich es aber nicht ertragen jemanden zu sehen der Hilfe braucht. Kürzlich habe ich beispielsweise einer Arbeitskolleginnen angeboten sie von zu Hause abzuholen und zur Arbeit zu fahren da sie nicht mobil ist. als Dankeschön schrie sie mich an weil ich sie gebeten hatte sich nach Feierabend doch bitte ein bisschen zu beeilen denn wegen ihr kam ich jeden Tag eine halbe Stunde später nach Hause. Folge war das ich nicht sauer wurde im Gegenteil ich hatte bereut es ihr gesagt zu haben ich weiß dass das falsch ist und dass ich eigentlich im Recht bin aber ich bin absolut Harmonie süchtig und kann es nicht ertragen wenn jemand böse auf mich ist. Aus diesem Grund habe ich auch keine Freunde ich wurde immer nur ausgenutzt ich weiß das ich zu gutmütig bin aber es tut mir einfach im Herzen weh jemanden nicht zu helfen auch wenn ich weiß das nichts zurückkommen wird beim nächsten Mal bin ich wieder zu Stelle weil ich einfach nicht anders kann. Abends wenn ich zu Hause alleine bin muss ich oft weinen es ist schwer zu beschreiben irgendwie tue ich mir selber leid weil ich dadurch zu Grunde gehe und alle andere Menschen das gar nicht interessiert aber ich so viel für sie übrig habe und ich kann mir nicht erklären warum. Um Stress zu vermeiden äußere ich nie meine Meinung ich schau mir erst mal die Personen mich herum an und versuche ihn nicht zu widersprechen ich gehe grundsätzlich jedem Konflikt aus dem Weg. wenn ich mich streiten muss dann fängt mein Herz wie wild an zu klopfen ich fange an zu zittern und zu stottern manchmal kommen mir die Tränen und ich kann nicht mehr reden weil sonst alles heraus platzen würde also ziehe ich grundsätzlich immer den kürzeren. Meine Mutter ruft mich oft zu sich nach Hause nach der Arbeit sie will das ich mit dir einkaufen fahre dort meine Zeit verbringe und mich einfach nicht gehen lassen obwohl ich am nächsten Tag um 4:00 Uhr aufstehen muss wenn ich dann Zu Hause bin tut mir das einfach leid das ich gegangen bin obwohl sie gewollt hamtte dass ich noch da geblieben wäre und ich habe ein schlechtes Gewissen dass ich ihr zu verstehen gegeben habe dass ich nach Hause gehen wollte auch deswegen muss ich oft weinen. Ich weiß dass das total übertrieben ist und ich nicht mehr nur sensibel bin
hat vielleicht jemand ähnliche Erfahrungen oder geht es jemandem auch so ?

28.10.2016 18:29 • 29.10.2016 #1


3 Antworten ↓


alfred
Oh Je.
Das könnte glatt meine Geschichte sein.
Ich war früher auch so..wenn es streit gab bekam ich Herzklopfen und konnte mich nie richtig verteidigen.
Bin auch harmoniesüchtig........das geht natürlich nicht immer.
Wollte auch immer allen helfen und steckte selber immer zurück.
Habe das aber geändert.
Bin zwar immer noch harmoniesüchtig..ich mags ruhig und ausgeglichen.
Aber das mit dem helfen mache ich jetzt anders.
Wenn jemand wirklich hilkfe braucht dann mache ich das natürlich..keine Frage.
Aber was ich gemerkt habe...seit ich auch mal nicht kann oder auch keine lust habe werde ich besser akzeptiert...ist
doch total unlogisch...aber es ist so.
Auch hilfe anbieten wenn ich nicht gefragt werde lasse ich sein.
Du bist hilfsbereit und kannst dich zum Lohn auch noch anmeckern lassen..ne nicht mehr mit mir.
Mach dich rar und helfe nur wenn es gute Freunde sicnd oder jemand in not ist.
So mache ich es jetzt.........
Ich merke ja auch das mir nur wenige beistehen wenn es eng wird.
Lg.Alf

28.10.2016 18:42 • #2


A


Sozialphobie und Harmoniesucht

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Brandungsburg
Wenn du immer anderen Menschen hilfst, wirst du dabei jedes Mal eine Person vergessen und das bist du selbst! ... Nein sagen muss man üben, fang am besten klein an - sollten die Menschen dann sauer werden, mach dir bewusst, dass das meist nur von kurzer Dauer ist. Wenn du deine Mutter besuchst, du aber gehen möchtest, weil du früh aufstehen musst (oder warum auch immer), dann ist das absolut legitim und ich denke, dass sie dafür Verständnis hat. Auch wenn sie möchte, dass du noch bleibst, du bist ja nicht für immer weg, kein Grund für ein schlechtes Gewissen. Stress und Streit ist nie schön, wenn auch manchmal nicht vermeidbar, dir mangelt es an Selbstbewusstsein, daran würde ich arbeiten... mach' dir auch bewusst, dass nicht jede Meinungsverschiedenheit gleich ein Streit bedeutet.

29.10.2016 00:03 • x 1 #3


Hotin
Hallo Sarah1210,

zu Deinem neuen Job beglückwünsche ich Dich. Er soll Dich zufrieden stellen.
Zitat:
Ich bin ein Mensch der sich nie in den Vordergrund drängt und immer für andere zurücksteckt ich bin sehr
hilfsbereit und manchmal geht das leider übers Ziel hinaus aus diesem Grund werde ich oft ausgenutzt.


So ist mir das früher auch gegangen. Bis ich einiges, glaube ich, besser verstanden habe.
Zitat:
Immer wieder sehe ich das die Menschen egoistisch sind und nur an sich denken...


Das ein Mensch überwiegend egoistisch denkt, halte ich für richtig und normal.
Der Egoismus soll nur möglichst nie anderen nennenswert schaden.
Wenn Du das komplett zu Ende denkst, besteht die Rücksicht zu anderen und
die Hilfsbereitschaft auch sehr stark aus egoistischen Motiven.
Mann erkennt es nur selten sofort.

Zitat:
...und man als rücksichtsvoller Mensch einfach zu kurz kommt.


Wenn Du es falsch machst, oder so wie ich es früher gemacht habe, dann hast Du völlig Recht.
Zitat:
Es klingt vielleicht blöd aber ich wünschte mir wirklich vom Herzen ich wäre auch so ein Mensch der einfach
an sich denkt und wenn es ihm gut geht zufrieden ist.


Dann lerne es.
Zitat:
Leider kann ich es aber nicht ertragen jemanden zu sehen der Hilfe braucht.


Versuche es zukünftig zu ertragen. Sobald Du die Zusammenhänge verstanden hast, funktioniert das mit
dem ertragen können.
Schritt eins kann sein, häufiger nur noch dann zu helfen, wenn Dich ein anderer um Hilfe bittet.
Dann wirst Du im Schritt zwei erfahren, dass häufig die Menschen um Hilfe bitten, die Hilfe gar nicht
unbedingt benötigen.
Zitat:
Kürzlich habe ich beispielsweise einer Arbeitskolleginnen angeboten sie von zu Hause abzuholen und zur Arbeit zu
fahren da sie nicht mobil ist. als Dankeschön schrie sie mich an weil ich sie gebeten hatte sich nach Feierabend
doch bitte ein bisschen zu beeilen


Auch dies gibt es oft. Dann nimm Deine Hilfe sofort wieder weg.

Zitat:
Folge war das ich nicht sauer wurde im Gegenteil ich hatte bereut es ihr gesagt zu haben ich weiß dass das falsch
ist und dass ich eigentlich im Recht bin aber ich bin absolut Harmonie süchtig und kann es nicht ertragen wenn
jemand böse auf mich ist. Aus diesem Grund habe ich auch keine Freunde ich wurde immer nur ausgenutzt ich
weiß das ich zu gutmütig bin


Noch einmal. Wenn Du sogar weißt, dass Du selbst Schuld an Deinem Verhalten hast, dann ändere es. Falls zu
danach nicht mit Deinem neuen Verhalten klar kommst, kannst Du in Dein altes verhalten jederzeit wieder zurück.
Zitat:
irgendwie tue ich mir selber leid weil ich dadurch zu Grunde gehe und alle andere Menschen das gar nicht interessiert


Es wäre das gleiche, wenn Du hier beschreiben würdest, wie Du immer in ein Geschäft gehst, dort für eine Ware
bezahlst, die Ware aber nicht mit nach Hause nimmst. Aus welchem Grund sollen sich andere für Deine Fehler
interessieren?
Zitat:
aber ich so viel für sie übrig habe und ich kann mir nicht erklären warum.


Theoretisch ist Deine Denkweise sehr sozial und hilfreich.
Nur Menschen sind keine Automaten. Ihr Verhalten lässt sich nur nach einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit
vorhersagen. Sie funktionieren also nicht nach den von Dir aufgestellten Regeln. Folglich darfst du dauerhaft
nur dort helfen, wo Du auch etwas und sei es nur ein Dankeschön, zurück bekommst.
Zitat:
Um Stress zu vermeiden äußere ich nie meine Meinung ich schau mir erst mal die Personen mich herum an und
versuche ihn nicht zu widersprechen ich gehe grundsätzlich jedem Konflikt aus dem Weg.


Dies könnte einer der ersten Sätze aus einem Buch sein. Wie lerne ich ängstlich zu werden.
Zitat:
Meine Mutter ruft mich oft zu sich nach Hause nach der Arbeit sie will das ich mit dir einkaufen fahre dort
meine Zeit verbringe und mich einfach nicht gehen lassen


Glaubst du, Du schaffst es, als erstes mal Deiner Mutter zu widersprechen und ihr zu sagen, was Du möchtest?
Zitat:
Ich weiß dass das total übertrieben ist


Hier solltest Du ehrlich bleiben. Wenn Du wirklich wüsstest, das es übertrieben ist, brauchtest Du nicht zu weinen.

Ich finde, bald steht für Dich eine Entscheidung an. Wessen Leben willst Du ab morgen führen?
Deines, oder das der Menschen, die Dich immer so nett um Hilfe bitten, obwohl sie Deine Hilfe gar nicht
unbedingt benötigen?

Viele Grüße

Bernhard

29.10.2016 00:50 • x 2 #4





Prof. Dr. Borwin Bandelow