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J
Hallo zusammen.

Ich habe obsessive und intrusive Gedanken. Ich denke zwanghaft daran, wie ich gehänselt wurde, beleidigt oder gemobbt. Mir fallen da Situationen ein aus der Vergangenheit ein, aber ich denke auch über mögliche Situationen in der Zukunft.

Ich kann meine Gedanken kaum stoppen. Indem ich immer wieder über negative Situationen nachdenke bzw. die gedanklich abspiele, mache ich mich selber fertig. Es macht mich wütend und traurig, was ich erlebt habe.

Sind das Zwangsgedanken?
Was kann ich tun?

Ich hoffe, ihr könnt mir weiter helfen.

Liebe Grüße

12.09.2016 09:43 • 14.11.2016 #1


10 Antworten ↓


J
Bei mir war es ähnlich, wobei die Befürchtungen überwogen. Seit ich ein Neuroleptikum nehme, ist es deutlich abgeschwächt. Ich habe meine Gedanken besser im Griff.

12.09.2016 11:04 • x 1 #2


A


Aufdrängende Gedanken

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J
Ich nehme zurzeit auch Neuroleptika. Ohne geht es leider nicht.
Heute ist mal wieder ein Tag, an dem ich nicht weiß, was ich tun soll.
Es ist zu viel.

27.09.2016 23:22 • #3


J
Hier sind ein paar Situationen bzw. Erinnerungen, die flashbackartig auftreten.

Ich war schon einmal bei einer Hochzeit. An dem Tisch saßen zwei Jugendliche, zu denen ich kein Kontakt hatte. Der Jugendliche sagte auf einmal, dass man mich zusammen schlagen sollte und rief dann jemanden, der sich vor mir stolzierte und sagte, dass ich mit ihm vor die Tür gehen soll.

Ein anderes Mal, auch wieder bei einer Hochzeit, zeigte eine Frau mit dem Finger auf mich und sagte Er ist ein Türke, dann kamen drei-vier Jugendliche angelaufen und wollten mich zusammen schlagen. Es waren Kurden.

Als ich einmal an einer Raucherecke stand kam jemand zu mir und pustete sein Rauch in mein Gesicht. Ich tat so als ob nichts wäre. Dann wollte ich weg gehen, aber er stellte sich vor mich. Als ich dann schnell an ihm vorbei ging sagte er, dass er mich umbringen wird.

Ich erinnere mich sehr lebhaft daran, als ob ich es nochmals erlebe, als ob es Flashbacks sind.

Ich weiß nicht, was es sind. Sind es intrusive Gedanken? Sind es Zwangsgedanken?

Was ist es, wieso erinnere bzw. denke ich ständig daran? Wie kann ich es wieder weg bekommen?

Es ist ja nicht so, dass es mich beschäftigt. Es gibt nunmal Ar.löcher auf der Welt und weil ich ein sehr ängstlicher und schwacher Mensch bin, treffe ich mehr als andere.

Ich verstehe es nicht.

Ich hoffe, es kann jemand helfen.

04.10.2016 02:30 • #4


C
Bei mir hängt das mit der Depression zusammen. In meiner Klinikzeit erklärte ein Oberarzt es mal so: Wenn man depressiv ist, fühlt man sich schlecht, egal woran man denkt. Es ist alles grau, alles traurig, alles zu schwer oder man fühlt sich leer. Kurz: Der Zustand ist furchtbar! Versucht man nun an etwas schönes zu denken, entsteht im Gehirn daraus eine Dissonanz. Der Kopf merkt, dass da etwas nicht zusammenpasst, weil sich das Fühlen nicht dem Denken anpasst. Also reagiert er anders herum. Dem Fühlen folgen graue Gedanken; die wiederum stimulieren einen bestimmten Bereich im Gehirn der für Angst zuständig ist, es wird noch grauer im Kopf und die negativen Erinnerungen kommen hoch - das passt ja auch: Der Schritt rein könnte ganz abstrakt ein ich kann das eh nicht oder ein abstraktes Angstgefühl vor anderen Menschen sein, das wiederum die Erinnerung hoch holt. Dadurch wird dann ein bestimmter Gehirnbereich stimuliert, der nicht zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem unterscheiden kann und somit reagiert wie auf eine echte, gegenwärtige Bedrohung. Also wird daraus ein Teufelskreis: Man fühlt sich schlecht, denkt darum an negative Erlebnisse, etwas im Gehirn reagiert, als ob das jetzt passieren würde, man fühlt sich noch schlechter, denkt an noch mehr negative Dinge, die noch mehr negative Erinnerungen hoch holen...

Der Ansatz der Klinik lautete, diesem Denken bewusst etwas entgegen zu setzen. Achtsamkeit, zB: 5 Dinge, die ich gerade höre, auf der Haut fühle, schmecke, sehe, rieche benennen; Genuss: ein Stück Schokolade oder etwas Obst essen, einen Schluck Kaffee trinken und zwar ganz langsam, indem man das im Mund zergehen lässt und jede Nuance des Aromas wahrnimmt; Entspannung: progressive Muskelentspannung, Atmemeditation, Yoga; Beschäftigung mit Dinge, die einem früher Freude bereitet haben: Lesen, malen, kochen, handwerkliche Tätigkeiten, Sport oä. Und wenn es wirklich bestimmte Muster in den Gedanken gibt, also vielleicht immer die Erinnerung an Bedrohungssituationen, kann es eben auch helfen, mal therapeutisch zu schauen, ob man da wirklich so abgeklärt ist und es einen nicht beschäftigt. Verdrängte Emotionen können natürlich dazu beitragen, dass sich bestimmte Gedanken aufdrängen.

Am Ende konnte ich mit allen Tricks aus der Klinik damals nur wenig erreichen; allerdings hat mir der Aufenthalt dort auch in Bezug auf die Depression einfach nichts gebracht. Zu wissen, was da im Gehirn passiert, fand ich aber langfristig doch irgendwie nützlich, weil ich mir klar machen konnte, dass das normal ist, wenn es mir so schlecht geht. Als die Depression mithilfe einer guten ambulanten Therapie auf dem Rückzug war, wurde es von selbst besser mit solchen Gedanken... es gibt immer noch Tage, an denen ich da nicht herauskomme, aber es ist doch besser geworden.

LG,
Chaosdenkerin

08.10.2016 10:06 • x 3 #5


J
Hallo liebe chaosdenkerin

Bei mir ist es so, wie du schon beschrieben hast, dass ich negativ denke, aufgrund der Depression, auch in Bezug auf Erinnerungen. Dazu kommt, dass ich mich ziemlich wehrlos fühle und so bewerte ich auch die Situationen.

Also brauche ich eine positive Neubewertung und ich sollte, bis ich die Depression überwunden habe, Skills anwenden, weil ich wegen der Depression nicht anders kann als negativ zu denken?

Wenn ich z.B. positive Ablenkung, Freunde habe oder meine Neuroleptika nehme, dann habe ich diese Zwangsgedanken nicht oder ich bewerte sie als völlig belanglos und beschäftige mich nicht mit ihnen.

Liebe Grüße

10.10.2016 10:31 • #6


Medikamentenhüpferin
Hallo Levent,

Ich hatte früher sehr mit Zwangsgedanken und intrusiven Bildern zu kämpfen die sich um ehemalige Extremsituationen drehten. Was mir persönlich viel gebracht hat war, mir im nachhinein Strategien zu entwickeln die ich in dieser Situation perfekt hätte anwenden können und künftig kann. Damit konnte ich mit den Gedanken und Bildern besser umgehen, weil ich solchen Situationen schon im Kopf anders begegnen kann. Ich persönlich betrachte sowas als Schutzreaktion des Verstandes, der sich nach wie vor in Gefahr wähnt und dementsprechend dafür sorgen will das man aus künftigen Gefahren gut wieder rauskommst. Dir da weiterhelfen kann im Grunde jeder mit viel Lebenserfahrung mit dem du dich austauschen kannst. Solche im sozialen Kontakt vermittelten Erfahrungswerte sind dann auch viel greifbarer für dich als wenn du alleine theoretische Gedanken aufstellst. Am Ende stehen dann für dich hoffentlich neue Skills.
Um diese Gedanken und Bilder endgültig aus meinem inneren Fokus zu bekommen half es mir, mir ein spezielles Buch dafür zuzulegen wo ich einfach alles über jedes Bild niederschrieb, auch Gedanken, Sorgen und Ängste die heute dadurch entstehen. Damit konnte ich den Bildern gewissermaßen die Kraft nehmen. Im Zweifelsfall lässt es sich alles nachlesen, kein Grund also es aktiv im Gedächtnis zu behalten.

Ist natürlich jetzt nur meine ganz persönliche Bewältigungsstrategie, aber vielleicht bringts dich auf Ideen.

Liebe Grüße,
Amy

11.10.2016 03:14 • #7


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@Levent

Das was Du damals erlebt hast, hat dich emotional überfordert und ein Trauma hinterlassen.
Wenn Du die Situationen immer wieder vor Augen hältst, ist das mit großer Wahrscheinlichkeit eine sog. Traumawiederholung.
Dies kann imaginär geschehen, aber auch in der Realität.

Beispielsweise meine Schwester. Sie hat sich immer wieder Lebenspartner die sie fremdgeganen sind und sie geschlagen haben. Bis heute lebt sie mit einem solchem Mann zusammen.

Ich kann dir folgende Lektüren als Einstieg empfehlen. Dies ersetzt aber keine Therapie. Die Links gehen leider nicht. Du muss die Zeile kopieren und in der Adressleiste des Browsers einfügen.

Peter Levine - Vom Trauma befreien:
http://www.amazon.de/Vom-Trauma-befreien-seelische-körperliche/dp/3466307600

Etwas ausführlicher:
Peter Levine - Trauma und Gedächtnis: Die Spuren unserer Erinnerung in Körper und Gehirn
http://www.amazon.de/Trauma-Gedächtnis-traumatische-Erfahrungen-verarbeiten/dp/3466346193

Ich hatte darüber schon ein paar mal gepostet. Hier ein Beispiel:

Zitat:
Ein Trauma entsteht durch eine emotionale Überbelastung. Durch so Dinge wie z.B. Unfall, Gewalt, Demütigungen etc.. Je intensiver das Erlebnis, desto stärker ist das Trauma.

Ich glaube an die Theorie, dass an jedem dieser Punkte im Leben eine Momentaufnahme im Unterbewusstsein zurückbleibt und maßgeblich Einfluss auf zukünftige Bewertungen unseres Angstzentrums hat.
Das Unterbewusstsein hat lange vor eurem Bewusstsein eine Situation bewertet und bereitet den Körper auf die vermeidliche Gefahr vor. Angst ist nur eine der Reaktionen darauf.
Mit Momentaufnahme meine ich, dass beispielsweise ein Kind in euch sich emotional noch immer in dieser Situation befindet. Es muss nicht ein Kind dein, es ist immer eine Momentaufnahme von euch selbst zu diesem Zeitpunkt. Die Energie, die zum Aushalten dieser Situation benötigt wurde, bleibt dabei gespeichert.

Hat man viele dieser Momentaufnahmen in sich, kann das Leben zu einem einzigen Spießrutenlauf werden, weil das Unterbewusstsein den ganzen Tag die unzähligen Rorschachtests überbewertet.

An diese Dinge kann man wieder herankommen. Das geht mit einer entsprechend geleiteten Traumatherapie die mit Imaginationsübungen arbeitet. Das mag sich für Hui-Buh anhören, ich kann euch aber sagen es hilft ungemein. Selbst wenn die Angst bis an die Erinnerungsgrenze reicht. Die Situationen können aufgelöst werden. Das eigene seelische Leiden wird gemindert.
Angeschlossen an diese Therapie ist die Skills Technik aus der DBT Therapie und das erlernen von Imaginationsübungen wie Tresorübung, sicherer Ort, Traumreise, das innere Kind in's Bett bringen etcc.. Freisein hat die SKills gut erklärt. Die Skills-Technik wird eigentlich bei Borderline eingesetzt um ein SVV zu verhindern. Der Begriff dafür lautet Stresstoleranz. Ich halte es aber auch für sehr wirksam im Umgang mit Angstsymptomatik ohne eine BPS, genau so wie die SET-Technik.

Wenn man dann noch lernt sich Ressourcen zu schaffen und einen guten Umgang mit sich selbst pflegt und auf seine inneren Bedürfnisse eingeht, hat man selbst bei einer schweren Diagnose noch gute Chancen ein sich halbwegs frei anfühlendes Leben zu finden. Der Weg dorthin kann sehr lange sein, aber er lohnt sich immer.

11.10.2016 05:31 • #8


J
Wie heißt eigentlich diese Erkrankung, also zwanghaft sich immer wieder an negative Dinge erinnern?
Ist es eine Zwangsstörung? Mir fällt sonst nichts ein.
Seit zwei Jahren ist es bei mir extrem und kaum aushaltbar. Angefangen hat es jedoch mit dem Tod meines Vaters.

14.11.2016 02:45 • #9


4_0_4
Einen Namen dafür? Hmm - ein Stück weit halte ich das für eine normale Reaktion. Wenn überhaupt bei dir, wirklich sehr spekulativ, eine PTBS(?). Um dagegen etwas zu tun benötig man nicht unbedingt einen Namen.

Es sind scheinbar so viele Dinge in deinem Leben passiert, dass Du das nicht mehr verdrängen kannst. Ein Trauma hat immer das Bedürfnis aufgelöst zu werden.

Der Verstand versucht traumatisierende Erlebnisse zu verdrängen. Das halte ich für einen völlig normalen Schutzmechanismus.
Kennst Du den original Ghostbusters Film (Teil 1) mit Dan Akroid?
Da haben die alle Geister in eine Gefängnis eingesperrt. Irgend ein Idiot von der Umweltbehörde hat dann die Anlage abgestellt und die Geister sind alle entflohen. Chaos pur.

Wir können nur eine gewisse Anzahl an Dingen verdrängen. Jeder einzelne ist da anders. Jedoch beeinflussen uns diese Erlebnisse im Hintergrund, da sie uns programmieren.
Je besser wir mit uns umgehen, desto sicherer ist der Verdrängungsmechanismus. Treten schwere Ereignisse auf, die uns mental belasten, wird die Barriere zwischen Verdrängung und Realität geschwächt.
Der Tod deines Vaters ist sicherlich so ein Ereignis (sry dass ich das so trocken ausdrücke).

Du hast an ein paar Stellen über Dinge berichtet, in denen Du andeuten lässt, dass dies schwer belastende Erfahrungen für dich waren.
Aus diesem Grund habe ich dir das Buch genannt. Um die Funktionsweise eines Traumas zu verstehen.

14.11.2016 13:42 • #10


Icefalki
Levent, verzeih dir mal, dass du dich hilflos gefühlt hast, dass du Angst hattest. Ich denke, damit kommst du eher weiter.

Versuch immer an die wahren Gefühle zu kommen, und die waren doch Angst.

Ich kam weiter, als ich mir meine eigene Feigheit angesehen habe. Sie war versteckt hinter der Leistung. Glaub mir, keiner ist perfekt.

14.11.2016 14:05 • #11


A


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