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Blaumohnblume
Ihr Lieben,
vielleicht könnt ihr mir helfen....
Vor ungefähr einem halben Jahr habe ich einen Mann kennengelernt. Wir haben sofort sehr tiefe Gespräche geführt und es kam einem sehr vertraut vor. Wir haben einen gemeinsamen Freundeskreis, deswegen hat man sich automatisch in entspannterer Atmosphäre gesehen.
Er hat sehr schnell, sehr meine Nähe gesucht. Und ich seine. Wir sind sehr einer Wellenlänge. Er hat angefangen mir wahnsinnig viel zu schreiben, Lieblingslieder zu schicken etc. - Bloß wirkliche Handlungen im echten Leben gab es kaum. Ich dachte er wäre bloß sehr schüchtern. Da er ein Mensch ist, der gerne Blickkontakte meidet, eben auch rote Ohren bekommt, nicht gerne im Mittelpunkt steht und sich wahnsinnig den Kopf darüber zerbricht, was andere denken...


Eines Abends sind alle gegangen und wir blieben alleine in der Bar zurück, da hat er mir erzählt, wie gerne er mich hat - und wie viel er an mich denkt - war allerdings schon betrunken. Einen Tag später schrieb er, Wir sollten Freunde bleiben.
2 Wochen später hat er mich, wieder angetrunken, von jetzt auf gleich auf der Tanzfläche geküsst. Und sich direkt danach entschuldigt und ist gegangen. Ich war total perplex.
Danach fragte er ob wir zusammen zu einem Flohmarkt gehen wollen - schenkte mir eine Müslischale.. es war ein schöner Tag. Er hat viel erzählt, auch von sich - das fand ich schön. Er hat gesagt er konnte noch nie mit jemandem so reden, wie mit mir. Danach wieder Rückzug.

Er hat mehrfach gefragt, ob wir etwas unternehmen könnten, aber dann immer kurzfristig abgesagt. Das Ding ist aber, dass er das nicht macht, weil er dann besseres vorhat. Er sagt ständig allen ab - und bleibt dann einfach zuhause. Also zieht sich ständig zurück.
Also bot ich ihm an, dass wir das mit dem Freundebleiben doch lieber weiter verfolgen..weil der Rest ja nicht zu funktionieren scheint.

Nun ist es wieder passiert, dass wir zusammen unterwegs waren - und er sich offenbar Mut angetrunken hat. Dann hat er mir wirklich wortwörtlich seine Liebe gestanden und sich dafür entschuldigt, dass er es nicht hinkriegt und es ihm solche Angst macht. Er ist mittleweile 27 und hatte noch nie eine Freundin, und hat auch sonst nicht wirklich Frauen in seinem Leben..vielleicht aus besagten Gründen, und dass er es unbedingt hinbekommen möchte, mit mir. Aber er nicht versteht, wieso jemand wie ich, jemanden wie ihn mögen sollte. Weil ich doch viel besser wäre. Er hat angefangen lauter Dinge aufzuzählen, die er schrecklich an sich findet und ich fand es ganz schrecklich das mit anzuhören, weil ich ihn wirklich von Herzen mag und das jeden Tag ein bisschen mehr.
Er sagte z.B. hätte er einen Händewaschzwang. Und er würde sehr oft nicht gerne herausgehen. Und und und.
Wir saßen stundenlang da und haben geredet und sind sehr liebevoll miteinander umgegangen und ich habe ihm ganz deutlich versucht zu vermitteln, dass Ich ihn wirklich mag - genau wie er ist. Und ich eben einfach keinen anderen so gerne mag, wie ihn. Aber hatte das Gefühl es würde in seinem Kopf keinen Sinn ergeben, dass ich so denke.

Mir ist auch eben erst wirklich da bewusst geworden, dass es weit mehr ist, als nur einfache Schüchternheit.. Und ich habe über sämtliche seiner Handlungen noch einmal nachgedacht und sehe es nun auch in einem anderen Licht.

Er sagte mir dann er würde mich an dem Wochenende noch sehen wollen - und diesmal kriege ich das hin, wirklich. nur um dann wieder zu schreiben, dass es besser wäre, man würde befreundet bleiben. Er schrieb er sei völlig überfordert, hätte Kopfschmerzen und saß fast 2 Stunden an dem kleinen Text, der voller Wiedersprüche steckte.
Ich habe mich dann selbst zurückgezogen, weil es eben auch für mich sehr anstrengend ist..
Jetzt nach einer Woche Funkstille fragte er, ob wir uns Treffen und über alles reden könnten, weil es ihm Leid tue, wie alles lief.

Natürlich würde ich gerne mit ihm reden, weil er mir sehr wichtig ist und ich weder will, dass er, noch, dass ich traurig ist/bin.
Ich bin eigentlich ein sehr klarer Mensch und sehr reflektiert, aber in dieser Situation absolut überfordert.
Er mag mich, ich mag ihn, aber sobald man einen wirklichen Schritt auf ihn zugeht, kriegt er Angst und macht dicht - und sobald man zurückgeht, ist er selbst unglücklich.
Habt ihr irgendwelche Tipps für das kommende Gespräch?
Natürlich würde ich gerne, wenn es die Möglichkeit überhaupt gibt, das Ruder rumreißen, sodass er Mut fasst .. aber habe absolut keine AHnung wie...
Wenn ihr vielleicht selbst ähnliche Ängste habt, oder hattet, oder Probleme bei der Partnersuche... wie hätte man da am besten mit Euch agieren müssen?
Oder soll ich ihm zu liebe einfach Zurückgezogen bleiben, um ihn nicht weiter zu überfordern..?


Das Ding ist, dass wir tatsächlich exakte Gegenteile sind. Ich bin sehr aktiv und unternehmenslustig und umgebe mich gerne mit vielen Menschen.
Ich hab seinen Einfluss auf mich eher als beruhigend wahrgenommen - aber nie darüber nachgedacht, dass meine Lebensart für ihn Stress bedeuten könnte...?

Mit meinen Freundinnen habe ich schon aufgehört darüber wirklich zu reden, weil sie sein Hin und Her in eine Schublade stecken, in die er charakterlich nicht hineingehört.. Ich kenne auch wirklich doofe Männer und da gehört er nicht dazu.


Ich grüße euch alle ganz lieb und entschuldige mich schon einmal für diesen Brecher an Text, aber ich wusste nicht, wie ich es hätte kürzer fassen sollen.

30.01.2017 19:29 • 01.02.2017 #1


12 Antworten ↓


J
Hm, nach dem ewigen Hin und Her fürchte ich, das wird nichts mehr mit einer Beziehung. Ich denke, du kannst nicht bewirken, dass er sich ändert. Ich kenne das von mir selbst, dass ich mich zurückziehe, wenn mir jemand zu nahe kommt, kurzfristig absage usw. - als Sozialphobiker ist man in der Hinsicht wohl leider ein hoffnungsloser Fall. Das Traurige ist, dass man sich ja eigentlich Freundschaften und Beziehungen wünscht, aber einfach nicht kann. Selbst in der Therapie bin ich nicht weitergekommen, im Gegenteil, es wird immer schlimmer mit dem Abblocken von Kontakten. Tut mir leid, dass ich dazu nichts Positiveres sagen kann. Ist auch nur eine Einschätzung aufgrund meiner eigenen, ganz persönlichen Erfahrung.

30.01.2017 21:06 • #2


A


Wie nähert man sich jemandem mit einer Sozialphobie?

x 3


H
Naja, es gab damals, als ich noch unter dieser Phobie litt, einige Umstände die mir etwas komfortabler waren.
Aber diese lassen sich praktisch nicht mit einem tieferen Gespräch vereine.
-Ich musste immer die Möglichkeit haben das Gespräch abzubrechen, ohne das andere mich dann für seltsam hielten.
-Was ich nicht mochte waren Diskussionen, Themen die zu stark mit meiner Person verknüpft waren.
Das sind z.B. zwei Punkte die sich kaum realisieren lassen. Besonders wenn die Beziehung nicht nur oberflächlich bleiben soll.

30.01.2017 22:06 • #3


Blaumohnblume
Lieber Juwi,
es tut mir sehr leid zu hören, dass es dir in diesem Bereich nicht besser geht und du darunter leidest...
Und ich danke euch beiden für die Antwort.
Man fühlt sich in dem Thema etwas hilflos - aber daran kann man ja nur erahnen, wie hilflos sich der Betroffene direkt fühlt...

30.01.2017 22:38 • #4


J
Ja, man ist der Angst wirklich ausgeliefert. Ich konnte in meinem Leben nur eine kurze Fernbeziehung zu einem Mann, der sehr kühl und distanziert war, zulassen. Sonst war ich immer alleine (bin jetzt 39), dabei hätte ich mir immer so sehr eine eigene Familie gewünscht. Wurde leider nichts draus. Obwohl ich sagen muss, es hat sich auch nie ein Mann groß für mich interessiert. Offenbar strahle ich schon etwas Abweisendes aus, weil ich solche Angst vor Nähe habe. Freundschaften konnte ich früher aber zulassen, ich hatte eine richtige Clique enger Freunde. Die brach aber den Kontakt zu mir ab, als ich so depressiv wurde und ich sie mit meinem Rückzugsverhalten immer wieder vor den Kopf stieß. Alles nicht so leicht. Mir tut der Mann, den du da kennen gelernt hast, leid. Er hat es bestimmt auch schwer, weil er ja eben Kontakt zu dir möchte, aber irgendwie auch wieder nicht. Das ist sicher auch für ihn belastend.

31.01.2017 08:59 • #5


Blaumohnblume
Ja, mir tut er auch sehr leid. Vor Allem, weil er ein wahnsinnig intelligenter, herzensguter Mensch ist, mit dem ich sehr gerne Zeit verbringen würde..
Ich möchte Dich mit meiner Fragestellerei auf keinen Fall traurig machen, weil das Thema ja sehr belastend ist.. Aber gibt es gar keinen Weg, wie man sich so jemandem dann auf eine gesunde Art nähern kann? Wir haben ja demnächst ein Gespräch (wenn es denn tatsächlich zustande kommen wird) und ich bin völlig überfragt, wie ich dort agieren soll.
Ob ich ihm lieber liebevoll Freundschaften anbieten soll, um ihm die Last zu nehmen, oder ob ich auf die Gefühle tatsächlich noch einmal eingehen soll

31.01.2017 15:29 • #6


Z
Hey BlaumohnBlume,
Hab mal ein bisschen mitgelesen.
Bei ihm ist das so und bei vielen anderen mit Sozialphobie auch das man erst 100Schritte auf den jenigen zugehen muss bevor er einen auf dich zu geht.
Ich rate dir auf jeden Fall nochmal auf die Gefühle einzugehen. Das mit der Freundschaft würde ich nicht sagen. Du musst halt Geduld haben bis es bei im Klick macht und er den einen Schritt auf dich zugeht.
Und das tust du am besten damit, indem du ihn sagst wie gern du ihn hast und Verständnis hast für seine Ängste.
Er hat höchstwahrscheinlich sehr starke Minderwertigkeitskomplexe und glaubt dir noch nicht so recht das du ihn wirklich magst.
Deswegen solltest du ihm das oft sagen.
Ich hab selber Sozialphobie und weiß genau wie er sich fühlt. Vllt helfen dir ja die Tipps.
Lg

31.01.2017 16:32 • #7


J
Zitat von Blaumohnblume:
Aber gibt es gar keinen Weg, wie man sich so jemandem dann auf eine gesunde Art nähern kann?

Ich als Sozialphobikerin bekomme schon bei dem Ausdruck sich nähern ungute Gefühle Aber ich kann nur von mir ausgehen, vielleicht tickt dein Bekannter ja anders und man kann ihn doch knacken. Was du aber sicher brauchst, ist viel, viel Geduld. Einfühlungsvermögen und Verständnis bringst du ja schon mal mit, das ist gut. Du musst halt aufpassen, dass du dich nicht zu sehr verausgabst und zu viele Gefühle und Energie investierst, um am Ende womöglich leer auszugehen bzw. keinen positiven Ausgang der Geschichte zu haben. Wenn sich mir jemand nähern will, sage ich von vornherein so etwas wie Gewöhne dich nicht zu sehr an mich, ich bin ein schwieriger Mensch und nehme Reißaus, wenn es mir zu viel wird (oder ich sage gar nichts, aber mache das durch mein Verhalten klar).

31.01.2017 17:08 • #8


Wildrose
Setze ihn nicht unter Druck.
Gib ihm das Gefühl, daβ du ihn wertschätzt und ihn nicht fallen lässt, auch wenn
er dein Tempo nicht mitgehen kann oder will.
Du kannst ihm sehr oft sagen, wie liebenswert er ist, er wird es annehmen wollen,
aber schwer annehmen können.
Er sehnt sich nach dem, was ihm gleichzeitig Angst macht.
Angst, dem Ganzen nicht gewachsen zu sein.

31.01.2017 17:23 • #9


Blaumohnblume
Ihr Lieben,
ich danke Euch sehr für eure Antworten!
Ich denke, dass seine Schritte auf mich zu, wirklich nur durch Alk. möglich waren..Dann hat er jedes Mal die ganze Ladung Emotionen auf den Tisch gepackt, die er sonst zurückhält. Und danach dachte er sicher was habe ich da nur gemacht?. Und sich wieder in sein Schneckenhaus verkrochen.
Da man nicht jedem direkt eine Angststörung unterstellen möchte, wenn er sprunghaft ist, war es für mich eher ein Er mag mich. - doch nicht. - doch, sogar ziemlich. - Oh, nein überhauptnicht? - Kurz: seehr verwirrend.

Also habe ich mich selbst zurückgezogen, mit den Worten, dass ich alles Positive über ihn immer noch denke, aber es mir schwer fällt mit seinem Verhalten umzugehen.. Ich denke, dass ich ihm damit sicher vermittelt habe, dass ich ihn fallen lasse. Was ich natürlich nicht wollte...
Er schrieb mir damals, dass es ihm sehr wehtut, dass ich mich zurückziehe. Und ich das bitte nicht machen soll. In dem Moment konnte ich nicht richtig nachvollziehen, wieso ihm so viel an dem Kontakt zu mir läge.. da er mir ja eh ständig absagt und sich stetig verändert.

Mittlerweile ergibt in meinem Kopf aber alles einen Sinn.

Dass er nun eben noch einmal einen Kaffee trinken und über alles reden möchte, werte ich als sehr liebevolle Geste und es ist ihm sicher nicht leicht gefallen mich wieder zu kontaktieren.
Ich hoffe, dass dieses Treffen wirklich zustande kommt. Ganz sicher ist es ja wirklich nicht...
Falls nicht, versuche ich mich darauf zu konzentrieren, dass er es versucht hat. Und würde, wenn er könnte. Und werde weiterhin liebevoll über ihn denken.

Falls doch, werde ich eure Ratschläge mit in das Gespräch nehmen... und ihm so gut es geht vermitteln, dass ich ihn mag, genau, wie er ist, dass ich ihn verstehe und ihm jede Zeit der Welt geben würde..
Wer weiß, vielleicht bringt es ja etwas..!

31.01.2017 22:40 • #10


S
Hey Blaumohnblume,

es ist ja toll wie viele Gedanken du dir um ihn machst. Trotz seiner Defizite. Das wird er wohl selbst nicht so wahrnehmen oder die Vorstellung daran akzeptieren können.

So wie du das schilderst scheint es ja bei ihm keine ausschließliche soziale Phobie zu sein. Deine anschauliche Schilderung stellt einen Menschen dar, der starke vermeidende Verhaltensweisen entwickelt hat. Er ist im Widerspruch gefangen auf der einen Seite dir nahe sein zu wollen und auf der anderen Seite auf keinen Fall von dir abgelehnt zu werden. Die sich daraus ergebende emotionale Spannung ist schwer zu ertragen und lähmend. Der Waschzwang als Ausdrucksform passt da sehr gut. Dazu auch die gezielte Enthemmung durch Alk. um endlich das zu machen, was er eigentlich will. Ich kann mir gut vorstellen wie er immer wieder an den Punkt kommt, an dem er sich trotz aller guten Vorsätze und seiner Zuneigung innerlich abwertet und entscheidet, dass es besser für dich ist, wenn er dir sein Verhalten nicht weiter antut indem er sich distanziert. Du bist zu gut für ihn, etc... Er sagt kurzfristig ab. In diesem Moment ist dann plötzlich erstmal die panische Angst vor Versagen und dich zu enttäuschen weg. Entspannung tritt ein und eine gemischte innere Hoffnung entsteht, dass er dir soviel wert ist, dass du dennoch weiter in Kontakt bleibst, oder dass du ihn abschreibst. Beides ist irgendwie in Ordnung. Mit jeder Drehung wird der Ablauf mehr und mehr zu einem Teufelskreis, aus dem ihm ein Ausbruch immer umöglicher wird.

Ich weiß nicht ob er sich darüber im klaren ist, daß du einer der wenigen Chancen im Leben darstellen kannst, dafür das er sich zu überwinden lernt. Kaum eine Frau wird so eine Geduld wie du an den Tag legen. Mit jedem Jahr ohne Freundin wird es unwahrscheinlicher. Es kann aufgrund eures Gegensatzes schon etwas tolles daraus werden. Angewiesen bist du auf sein Gefühlschaos jedoch nicht. Persönlich habe ich dieses Lebensalter überflogen und hätte auch keiner Frau mein peinliches, unreifes Wesen antun wollen.

Ein frontales Vorgehen wäre eine Möglichkeit. Schildere ihm deine Beobachtungen und was das mit dir macht. Sage was du willst, wann aber auch Schluss mit deiner Akzeptanz ist. So konkret wie möglich um ihm seine Fehleinschätzugen deutlich vor Augen zu führen. Es gibt keine tausend Versuche. Irgendwann erlischt aller Zauber. Wenn dir nach Zärtlichkeit ist, dann ist das auch ein Schritt. Er hat schließlich keine Ahnung wie man mit einer Frau umgehen sollte. In keinerlei Hinsicht. Viel Initiate würde ich da von seiner Seite nicht erwarten. In seiner Vorstellung kann er nur versagen. Nähe wird er sich dennoch wünschen. Da wäre dann wieder der emotionale Konflikt.

Weil er schon so lange in seinem Verhaltsmuster festsitzt, würde ich nicht dafür votieren langfristig Verständniss zu zeigen und zu warten. Das hilft euch beiden nicht. Je häufiger er die gleichen Vereinbarungen nicht einhält, je unwahrscheinlicher ist, dass er es selbst schafft, daran etwas zu ändern. Ohne Impuls von außen kommt er da nicht raus. Sei es der Anstoß durch Liebe oder durch eine klare Abfuhr, die ihm zeigt das er etwas ändern muss.

Retten kann er sich schließlich nur selbst. Und auch wenn es nur bei Freundschaft bleibt, wäre es menschlich super, wenn du ihn in die therapeutische Richtung motivierst. Für ihn scheinen seine Ängste/Hemmungen eine längerfristige Herausforderung zu sein, der allein nur schwerlich beizukommen ist. Ich hoffe, ich konnte dir die Perspektive deines Gegenübers mit meinem Deutungsversuch etwas näher bringen und was er sich erhofft?

Ein Glück hat der Kerl. Und es zerreißt ihn innerlich, weil er weder emotional noch praktisch weiß, wie er damit umgehen soll.
Sei lieb gegrüßt.

31.01.2017 23:25 • #11


Blaumohnblume
Hallo Schokobrötchen,

vielen Dank für deine lange, ausführliche Antwort. Sie hat mir sehr, sehr geholfen.
Das gemischte Gefühl von Entspannung dadurch, dass die Angst weg ist, kann ich selbst als jemand der keine Soziale-Phobie hat, gut nachvollziehen.
Das Belastende ist erstmal weg, und in dem Fall bin das leider ich (unfreiwillig geworden). Bloß, sobald Zeit ins Land rückt, scheint eben auch der Gedanke an die Angst wieder zu verwässern und dann hat er noch im Kopf, dass er mich mag und kontaktiert mich eben wieder.

Diese Geduld, die ich mitbringe, habe ich tatsächlich durch Familie anerlernt. Durch diverse Geschichten dort, sind Menschen mit Problemen für mich nichts schlimmes, sondern einfach Menschen mit bestimmten Verhaltenszügen, mit denen man lernen kann, umzugehen... Am Ende ist jeder Mensch doch ein bisschen verrückt, nicht wahr?:)

Du sagtest: Persönlich habe ich dieses Lebensalter überflogen und hätte auch keiner Frau mein peinliches, unreifes Wesen antun wollen. Von welchem Lebensabschnitt sprichst du? Bzw. wann hört dieser auf? oder hat er je aufgehört?

Fühl dich lieb gegrüßt

01.02.2017 16:55 • #12


S
Gude Blaumohnblume,

ich denke, ohne wesentliche Ereignisse im Leben ändert sich an besonderen Verhaltenszügen nichts. Mit zunehmenden Alter schleift sich das ungünstige Verhalten immer weiter ein und wird immer schwerer zu beherrschen. Bei einem an eine soziale Phobie gekoppelten Geschehen wird dann die Kontaktfläche zu den Anderen immer geringer. Die Tendenz neue Menschen kennen zu lernen oder sich in Beziehungsangelegenheiten weiterzuentwickeln nimmt ab.

Ein möglichst frühzeitiges produktives Anpacken des Problems ist hilfreich. Dabei meine ich wirklich ein Aufarbeiten unter Erwägung der Möglichkeiten, die in Deutschland zur Verfügung stehen (Psychotherapie, Selbsthilfegruppe, ev. psychiatrische bzw. psychosomatische Begleitbehandlung, ggf. auch tagesklinisch oder vollstationär, auch als Reha). Viele kommen dann besser zurecht, wenn sie das für sie passende davon nutzen. Meiner Wahrnehmung nach schaffen es aber vor allem Frauen ihre Probleme in dieser Richtung zur erkennen und selbstbewußt anzugehen. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Als Mann bin ich in Eigenregie immer nur wieder an meinen eigenen Grenzen/Ängsten/Vermeidungstendenzen gescheitert.

Wie das bei deinem Freund selbst aussieht, kann ich natürlich nicht erahnen. Ich kann nur eine mögliche Grundtendenz schildern, die sich mir aus deiner Schilderung aufdrängt. Um es ganz klar zu sagen: Wenn jemand einen solches Verhalten schon sehr lange hat, dann wird er es in der ein oder anderen Form weiter mit sich tragen. Er kann aber besser damit umgehen lernen.

Selbst bin ich nun mitten in den Dreizigern. Ich habe gerlernt mich zu akzeptieren wie ich bin, mit all den Einschränkungen die das mit sich bringt. Ich versuche das mir mögliche, um mit Menschen in Kontakt zu kommen. Das ist eine sehr zähe Angelegenheit und weit von Beziehungsangelegenheiten entfernt. Que sera, sera.

Liebe Grüße

01.02.2017 22:45 • #13


A


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