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K
Hallo liebe Menschen,

Ich würde gerne wissen, wie Ihr mit dem Zittern umgeht, vor allem beim Essen! Besonders schlimm ist natürlich die Suppe. Die Gabel kann man ja noch kontrollieren. Aber die Suppe?

Ich fang mal von vorne an: eigentlich sollte es mir auch, wie auch viele andere foristen über sich selbst geschrieben haben, gut gehen: gute Beziehung und ein guter Job, der allerdings viel soziales Geschick abverlangt. Trotz meiner sozial Phobie oder auch Schüchternheit ( weiß nicht genau, welches es ist, mal stärker, mal schwächer) meistere ich den Job ganz gut. Das reden bei Team Meetings fällt mir aber ziemlich schwer-vor allem, wenn es die ganze Abteilung von etwa 20 Menschen ist, die zuhört. Hab mich bisher nie getraut irgendwas zu sagen. Manchmal habe ich schon vor dem Meeting Panik, dort krieg ich dann ein wenig Atemnot oder Bauchweh oder einfach Schwindel. Hab gemerkt, dass es hilft, sich einfach zu konzentrieren: auf das gesagte im Meeting, oder auch einfach aus dem Fenster sehen, mich beruhigt das. Trotzdem finde ich es schade, dass ich schon beim Gedanken, vor diesen eigentlich ganz netten Menschen zu reden, panisch werde. Da mein Beruf viel mit Ideen zu tun hat, werden meine so nie besprochen und aufgearbeitet. Und ich finde, ich bin es mir selbst schuldig, mich einzubringen, zu zeigen, dass ich gute und kluge Ideen habe. Leider hab ich auch mit erröten zu kämpfen. Ich kriege rote flecken an Dekolleté und Hals, richtige Panik flecken. Es ist zum heulen, aber irgendwie auch lustig. Manchmal den ich, ich bin in einem schlechten woodY allen Film. Auf jeden Fall kriege ich diese flecken auch bei freudigen Ereignissen oder wenn ich sauer bin oder oder oder...bin eigentlich ein eher temperamentvoller und lebenslustiger Mensch. In solchen Situationen aber wie ausgewechselt. Und das mag ich einfach nicht. Bin nicht ich selbst. Ich bin mir bei den Meetings immer sicher, ich verspreche mich, rede wirres Zeug sobald ich Anfang und werde eben rot und alle denken omg sie ist crazy . (Obwohl ich eigentlich echt Crazy bin und dazu stehen will...) So sag ich eben lieber gar nichts.

Dann auch das Essen, dass sich auch auf familienfeiern ausweitet. Letztens hat meine Hand so stark bei der Suppe gezittert, mir wird jetzt noch heiss, wenn ich dran denke. Es ist nun schon Monate her, dennoch vergeht keine Woche, dass ich nicht daran denke. Unmöglich, dass das niemand gemerkt hat! Mein Freund saß neben mir, er merkt sonst alles, hat es aber nicht angesprochen. Das weird-Este war, während ich so gezittert hab,hab ich auch noch small talk gemacht, da ich von meinem Schwiegervater was gefragt wurde. Hab gespürt, wie rot meine Birne ist so lächerlich, verbuche das als totale Panik Situation und habe immer Angst, es gibt supper als Vorspeise, da mach ich mir dann sorgen bis zum geht nicht mehr. Ich esse sie auch nie ganz auf seither, weil ich so zittern und ich mich schäme. Als ob es nicht schlimmeres im Leben gäbe!

Klar weiß ich, dass andere es wohl gar nicht so bemerken oder wenn ja, dass es ihnen egal ist. Manchmal werde ich auf meine Röte angesprochen - da sag ich einfach ich bin schüchtern obwohl ich nicht so wirke. So wirke ich nämlich echt nicht. Tief im inneren bin ich es aber doch. Oder ich bin einfach schüchtern und mutig - mein Gott, warum nicht.

Diese Dinge belasten mich im Alltag und machen mich manchmal scheinbar grundlos aggressiv- wenn die Eltern meines Freundes zum Essen einladen zB, schiebe ich erstmal Panik wegen OMG Suppe! Und werde zu ihm dann nörgelig und ungeduldig. Dass ich gar keine Lust hab. Dabei hab ich eigentlich schon Lust.

Danke, dass ihr bis hierher gelesen habt. Hab das noch niemandem erzählt. Ich bin gespannt darauf, wie ihr mit diesen oder ähnlichen Dingen umgeht. Viele Grüße!

03.08.2017 15:57 • 05.08.2017 x 1 #1


Hotin
Hallo Karlalara,

solange Dein Selbstbewusstsein noch nicht so stark ist, wirst Du noch mit dem Rot werden
leben müssen. Schlimm finde ich so etwas aber überhaupt nicht.
Erst wenn Du selbstsicherer bist, wird sich das nach und nach verlieren.
Also rede einfach so, wie Du es möchtest und achte nicht so sehr darauf, was die anderen denken könnten.

Wenn Du Dich selbst immer beobachtest, kannst Du bestimmt auch andere Menschen gut beobachten. Findest Du
es sehr schlimm, wenn andere Menschen Fehler machen?
Bestimmt nicht, oder doch? Andere werden Fehler bei Dir zwar kritisieren, aber auch nicht wirklich schlimm finden.
Man redet kurz darüber und weiter geht’s. Kritik solltest Du lernen auszuhalten.

In Job und Meeting, wird es vermutlich am Anfang etwas größere Überwindung kosten, in der Runde etwas zu sagen.
Ich sage Dir voraus, dass Du bei den ersten Malen, wo Du Dich zu Wort meldest, Kritik von Deinen Kollegen hören wirst.
Davor darfst Du nicht erschrecken. Sie werden Dich kritisieren, weil Du am Anfang etwas zurückhaltend reden wirst.
Dies spüren die anderen im Unterbewusstsein. Auch sie müssen sich erst daran gewöhnen, dass Du Dich zu Wort meldest.
Schon bald wirst Du dann aber in Deiner Art akzeptiert und dann hoffe ich, dass Deine Redeangst kein
Problem mehr für Dich sein wird.
Du solltest es immer wieder mit zuerst kurzen Wortbeiträgen probieren.

Viel Erfolg

Bernhard

03.08.2017 18:28 • x 2 #2


A


Suppenphobie und Redepanik

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K
Hallo Karlalara

Ich habe deinen Beitrag gelesen und dachte Wow...genauso geht es mir auch. Auch ich habe Mühe damit, Suppe zu essen oder das Glas zu heben, wenn ich zum Beispiel zum Essen bei den Eltern von meinem Freund eingeladen bin, mit dem ich mittlerweile schon über 3 Jahre zusammen bin, aus Angst vor Zittern. Auch ich habe einen guten Job und muss mich immer sehr gut vorbereiten wenn wir z.b. eine Besprechung haben. Improvisieren kann ich nicht. Wenn wir Gäste haben oder bei Verwandten zum Geburtstag eingeladen sind, habe ich extreme Hemmungen zu reden oder etwas zu erzählen. Ich bin dann die ganze Zeit ruhig, obwohl ich eigentlich gerne etwas sagen würde. Jedoch ist die Angst, was die anderen über mich denken könnten, leider stärker. Früher als Kind war ich zwar auch schüchtern, aber nicht so wie heute. Ich glaube, es wird von Zeit zu Zeit schlimmer. Und ich habe gedacht, mit dem Alter geht das weg.

Liebe Grüsse
Kristina

05.08.2017 15:59 • x 2 #3


K
Hallo Kristina, Danke für deine Antwort. Wie gehst du mit diesem Problem um, bzw. weiß das dein Freund auch? Ich war als Kind auch eher schüchtern, aber ich hatte einige schlimme Rückschläge im Leben die mich nun zu dem gemacht haben, was ich bin. Das komische ist, es merkt eigentlich niemand...diese Angst. Lg

05.08.2017 16:23 • x 1 #4


W
Hallo Karlalara,

Zitat von Karlalara:
Trotzdem finde ich es schade, dass ich schon beim Gedanken, vor diesen eigentlich ganz netten Menschen zu reden, panisch werde. Da mein Beruf viel mit Ideen zu tun hat, werden meine so nie besprochen und aufgearbeitet. Und ich finde, ich bin es mir selbst schuldig, mich einzubringen, zu zeigen, dass ich gute und kluge Ideen habe.
Vielleicht gibt es vor Eurem Meeting eine Rundmail in der die Themen angekündigt werden. Dann könntest Du Deine Ideen als Antwortmail schon grob umreißen, kurz danach oder unmittelbar vor dem Meeting und dann im Meeting darauf verweisen dass Du die Ausarbeitung konzentriert im Anschluss angehen würdest falls die Idee aufgegriffen wird, oder Du suchst Dir einen Verbündeten der sie mit Verweis auf Dich vorträgt. (Weil diejenige sich besser mit Powerpoint auskennt oder im Redefluss geübter ist).
Im Umgang mit Ideensuche gibt es doch auch schriftliche Methoden auf deren Erprobung Du vielleicht hinweisen könntest (636 u.s.w.).
Wenn es in Eurem Meeting nicht auch gleich um Beschlussfassung zu den Ideen geht könntest Du auch mehrmals fordern aufkeimende Ideen im Nachgang nachreichen zu können, denn das wird es auch von anderen Teilnehmern geben. Wenn sich keiner darauf einlässt dann erzählst oder mailst Du Deine Ideen jemandem der sich typischerweise immer Gehör verschaffen kann.

LG

05.08.2017 16:26 • x 1 #5


K
Hallo Karlalara

Ich habe vor Kurzem mit der Gesprächstherapie bei einer Psychologin angefangen. Und es tut wirklich gut, mit jemanden darüber zu reden, der mich versteht und gute Tipps gibt. Mein Freund weiss von meinem Problem, aber erwartet natürlich auch, dass ich mit ihm mitgehe, wenn wir bei Verwandten eingeladen sind. Ich würde dann am liebsten zuhause bleiben. Mit meinem Freund rede ich über alles. Ich sage ihm, dass ich jedes Mal zittern muss, wenn wir bei seinen Eltern zum Essen eingeladen sind. Aber er sagt dann einfach, ich solle mich entspannen, sie machen mir ja nichts. Aber ich denke, dass jemand der nicht hineinfühlen kann, das auch nicht verstehen kann.

Lg

05.08.2017 19:30 • x 2 #6





Dr. Reinhard Pichler