Pfeil rechts
7

L
Hallo liebes Forum. Nun habe ich mich auch hier angemeldet, um über meine Angst zu sprechen. Auch wenn ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die ein ähnliches Problem haben, belastet mich meine Angst, Vorträge zu halten, sehr.
Vielleicht kann mir jemand Tipps geben oder sich zumindest meinen Beitrag durchlesen, ich glaube, auch damit wäre mir vielleicht geholfen - wenn mich jemand versteht. Vielleicht hilft es mir aber auch schon, hier meine Gedanken zu sortieren.

Zu mir: Ich bin 22 Jahre alt, Studentin, und befinde mich derzeit im Rahmen meines Studiums im Ausland (Japan). Ich hatte schon immer Probleme damit, Referate etc. zu halten, wobei es in der Schule am schlimmsten war - das ging soweit, dass mir schwarz vor Augen wurde und ich im Sitzen weitersprechen musste, weil mich meine Beine nicht mehr hielten (umgefallen bin ich jedoch nicht, aber ich glaube, ich war kurz davor), oder dass ich keine Luft bekam und förmlich nach Luft ringen musste. Richtige Sätze kamen dabei selbstverständlich nicht heraus. Wo es ging, habe ich mich vor Referaten gedrückt. Obwohl ich relativ gut in der Schule war (vor allem schriftlich), habe ich meine mündliche Abitur-Prüfung verhauen - auch hier konnte ich nicht richtig denken, atmen, sprechen. Ich gehöre wohl zu den wenigen Leuten, die, wenn sie die Wahl haben, eine Klausur der mündlichen Prüfung vorziehen. Auch, wenn es um das bloße Vorlesen eines Textes aus dem Buch ging, hatte ich Schwierigkeiten, Luft zu bekommen. Daheim für mich lese ich sehr gerne.
Meine Lehrer sagten immer, so wird das nichts, in der Uni musst du noch mehr Referate halten, du kannst dich nicht immer drücken. Dennoch tat ich das, so oft es ging.

Nach der Schule habe ich sofort mit meinem Studium begonnen - Japanologie und Anglistik. Es war und ist immer noch meine Traumkombination und auch wenn meine Lehrer Recht hatten, dass ich hier Referate halten muss, so sind es doch nicht so viele wie befürchtet - und vor allem: Nur selten muss ich wirklich ganz alleine da vorne stehen. Vorträge zu zweit oder in Gruppen sind kein Problem für mich. Solange ich nicht alleine da vorne stehe, geht es mir gut. Und in den Fällen, wo ich dann wirklich alleine vorne war, ging es trotzdem. Ich weiß nicht genau, wieso, aber in meinem Studium fühle ich mich deutlich wohler als damals in der Schule; ich denke, das könnte ein Grund sein.
Und so dachte ich lange, es würde besser. Ich hatte meine Angst vielleicht nicht überwunden, aber zumindest einigermaßen im Griff.

Nun zur aktuellen Situation: Wie bereits gesagt, verbringe ich gerade zwei Auslandssemester in Japan. Auch hier musste ich im Sprachkurs bereits einige Vorträge halten - zu zweit oder auch alleine. Auch wenn ich da doch ziemlich aufgeregt war (ich bin von meinen Sprachkenntnissen nicht allzu überzeugt), liefen die meisten ganz gut - vielleicht auch deshalb, weil ich mich eine Ewigkeit darauf vorbereitet habe. Und ich mag die Leute um mich herum - die anderen Austauschstudenten, meine Lehrer. Alles wunderbar.
Bis auf eines: Am Freitag findet hier der Redewettbewerb für Austauschstudenten statt. Meine Rede ist soweit fertig, ich finde sie auch gar nicht so übel und bisher ging es mir auch soweit gut (vielleicht war ich aber auch nur zu abgelenkt, daran zu denken). Gestern Abend aber wurde mir erst richtig bewusst, dass ich Freitag auf einer Bühne stehen muss und eine Rede (meine erste überhaupt!) halten - vor mehreren Hundert Leuten. Und da fing die Panik an, die ich lange nicht mehr verspürt habe: Mein Herz begann zu rasen, mein Verstand arbeitete nicht richtig und ich bekam feuchte Hände, vor meinen Augen immer wieder ich, wie ich versage. Pure Angst, diese Rede halten zu müssen.
Die Übungen mit meiner Lehrerin und in Kleingruppen von 4-5 Leuten waren kein Problem, im Gegenteil, ich bekam sogar Lob für meine Aussprache und alle meinten, meine Rede sei inhaltlich auch sehr gut.
Nach Möglichkeit sollen wir sie auswendig können und so wenig wie möglich auf unser Blatt schauen. Und wenn ich daheim übe, dann kann ich sie auch - ich bin aber sicher, wenn ich dann Freitag da stehe, habe ich alles wieder vergessen.

Heute war eine richtige Probe im Saal. Jeder sollte auf die Bühne und seine Rede schon mal vortragen, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Bevor ich an die Reihe kam, merkte ich nicht viel, nur ein Grummeln im Magen - gut, das geht noch, dachte ich mir. Als ich dann jedoch aufgerufen wurde, fing es an: Meine Beine zitterten wieder wie bekloppt, ich spürte, wie ich rot anlief und als ich dann anfangen wollte, fiel mir absolut nichts mehr ein, sodass ich ablesen musste. Ich verlas mich andauernd, bekam wieder keine Luft, stockte alle paar Worte und bekam keinen geraden Satz heraus. Ich musste mich am Pult festhalten, um nicht umzufallen. Gegen Mitte war mein Hals plötzlich trocken, ich konnte nicht mehr sprechen, musste husten und glaubte zu ersticken. Irgendwann machte ich dann weiter, verhaspelte mich ohne Ende und schwitzte wie verrückt. Ich wollte weinen, mich verkrümeln, aber das konnte ich natürlich nicht - also lachte ich, weil es so peinlich war. Ich redete mir ein, wenn ich lächle, wird alles gut. Es wurde nicht gut, aber immerhin hielt ich mich so vor dem kompletten Zusammenbruch ab. Als es vorbei war, hastete ich zu meinem Sitz und wollte niemanden anschauen. Ein Kommilitone meinte zwar später, es sei gut gewesen, aber wieso habe ich dann diesen Horror erlebt? Auch meine Lehrerin meinte am Ende, ich sei gut, das wäre nur die Aufregung. Natürlich war es die Aufregung, aber ich meine, fast alle sind aufgeregt, aber niemand wirkt auch nur ansatzweise so erbärmlich wie ich. Oder ist es nur Einbildung? Ich weiß es nicht.
Mein Kopf sagt mir: Hey, du kannst es, die anderen sind auch aufgeregt, so schlimm ist es nicht, dein Text ist gut und es sind nur ein paar Minuten. Mein Körper aber macht das nicht mit. Es ist so unangenehm.

Wieso habe ich so ein Problem damit, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen?
Und das ist nur bei größeren Gruppen der Fall sowie bei Menschen, die ich nicht kenne. Mit meinen Freunden kann ich ohne Probleme reden, ich glaube, ich sage sogar sehr viel. Als Kind war ich sehr sehr schüchtern, aber das hat sich zum Glück mit der Zeit gelegt.

Meine Lehrerin ist sehr verständnisvoll; ich war letztens bei ihr in der Sprechstunde und habe ihr mein Problem geschildert. Sie sagte, ich soll bei den Proben schauen, wie es mir geht und dann überlegen, ob ich es machen will. Wenn gar nichts geht, kann ich zur Not sogar Freitagmorgen noch zu ihr kommen und sagen, dass ich das nicht schaffe. Das ist unheimlich lieb von ihr, aber irgendwo sagt mir mein Stolz, dass ich das nicht machen kann. Ich bin recht ehrgeizig; sich einfach zu drücken, wäre einfach zu bequem. Ich will diese Angst besiegen, ich will es besser machen, ich will diese Rede halten, ich will sie gut halten, ich will es einfach schaffen. Ich glaube/hoffe, wenn ich diese Rede (auf Japanisch) schaffe, machen mir weitere Referate nichts mehr aus.

Nur ist diese Angst da. Bis Freitag sind noch ein paar Tage, und Mittwoch und Donnerstag können wir wieder auf der Bühne üben. Morgen habe ich einen weiteren Termin bei meiner Lehrerin ausgemacht, wo ich noch einmal mit ihr sprechen möchte. Ich will diese Termine und Proben unbedingt wahrnehmen, nur habe ich Sorge, dass es nicht besser wird, sondern wieder so wie damals in der Schule, und das möchte ich auf keinen Fall. Es ist mir peinlich, diese Angst, ich will nicht, dass andere das mitbekommen, denn ich mag mein Ich aus der Schulzeit nicht besonders (es sind noch vier weitere Leute aus meiner Heimatuni hier, die sollen es nach Möglichkeit auch nicht bemerken).

Deshalb wende ich mich an euch. Habt ihr vielleicht Tipps für mich, wie ich das durchziehen kann? War jemand in einer ähnlichen Situation, und wenn ja, wie hat er sie gemeistert?

Ich weiß, der Beitrag ist sehr lang geworden; dennoch hoffe ich, dass jemand sich die Zeit nehmen kann, ihn zu lesen.
Vielen Dank schon einmal im Voraus.

26.01.2015 13:43 • 01.02.2015 #1


14 Antworten ↓


Ilovechocolate
Hallo Lyra,

herzlich willkommen =)

Deine Aufgeregtheit ist zu einem gewissen Grad einfach normal. Du bist sehr aufgeregt und steigerst dich zu viel hinein, da du dich an die schlechte Situation von damals erinnerst. Deine Gedanken kreisen dann nur noch um das ich will nicht auffallen, mich nicht hinsetzen müssen, nicht rot werden.... ..... genau das passiert dann, weil du es dir selber einredest.


Positiv denken, Paniker denken die Situation nicht zu Ende sondern stoppen in den Gedanken was wäre wenn....
Stell dir vor was als schlimmstes passieren würde, du kippst um? Dann kümmern sich bestimmt alle liebevoll um dich, im Endeffekt kann es jedem passieren.

Eine Übung ist zum Beispiel eine Entspannungsübung zu machen und dann den geplanten Akt des Vortrages in Gedanken durchzugehen und zwar im positiven Sinne. Stell dir vor wie du auf die Bühne kommst, wie positiv die Menschen reagieren, wie es dir Freude macht den Vortrag zu halten usw. bis du fertig bist und wieder hinter der Bühne bist. Wenn du sehr schlechte Gedanken während der Übung bekommst dann halte an und beginn von vorne.

Glaub an dich und setzte dich nicht unter Druck. Du musst es nicht machen das hat ja auch deine Lehrerin gesagt. Und wenn du es nicht machst bist du auch kein schlechterer Mensch. Nimm es an und stehe morgens auf indem du sagst und wenn ich nicht möchte dann tue ich es nicht . Ich denke es wird dir allein davon schon besser gehen.

Ich weiß das es sehr schwer ist, ich habe auch Probleme vor der Klasse zu stehen oder zu lesen.... wirklich sehr unangenehm. Trotzdem versuche ich es locker zu sehen, was kann passieren... ?.... eigentlich nichts... oder ?


LG

26.01.2015 15:21 • x 1 #2


A


Panische Angst vor Vorträgen

x 3


L
Hallo Lyra,

Ich kann mich gut in deine Lage versetzen.
Ich erlebe solche Situationen auch schon in kleinerem Kreis, bei Versammlungen im Verein oder
Betriebsversammlungen.
Ich hab vor ein paar Monaten auch zu diesem Thema eine genauere Beschreibung
meiner Umstände geschildert.
Ich denke es ist nicht gut alles verheimlichen zu wollte.
Man steigert sich so in eine immer größere Angst.
Heute denke ich es wäre besser gewesen den Zuhörern mitzuteilen dass man gerade Große angst hat zu
reden. Die Angst ist meiner Meinung nach überwiegend die Angst dass andere was mitbekommen.
Und wenn es jeder weiß, wovor sollte man dann noch Angst haben.

Vielleicht sind in deiner Situation für Freitag auch Medikamente sinnvoll die Beruhigend wirken.

Ich wünsche dir alles Gute.

26.01.2015 15:26 • x 1 #3


Luna70
Ich denke auch, es ist besser, gleich am Anfang kurz zu sagen, dass man sehr sehr aufgeregt ist. Am besten mit einem netten entschuldigenden Lächeln, um den Druck rauszunehmen, einen perfekten Vortrag halten zu müssen. Im Normalfall solltest du damit die Zuhörer auf deiner Seite haben und sicher kommt auch das ein oder andere Lächeln aus dem Zuschauer-Raum zurück. Damit wird es vielleicht gleich ein Stück leichter.

Hast du die Möglichkeit, deinen Vortrag vor einigen Leuten probeweise zu halten und dich dabei zu filmen, vielleicht mit dem Handy? Vielleicht bist du dann ganz überrascht, dass du doch viel souveräner wirkst, als du denkst. Dabei könntest du auch deine Körpersprache beobachten, manchmal hilft es schon, gerader zu stehen und der Atmung quasi mehr Raum zu geben. Langfristig hilft da bestimmt üben, üben, üben. Also nicht vermeiden, wo es geht sondern Gelegenheiten nutzen. Mit jedem Mal wird es besser.

Es kann dir doch gar nichts passieren. Ich habe noch nie von jemanden gehört, der während eines Vortrages ohnmächtig wurde. Du wirst auch nicht ersticken oder deine Stimme verlieren. Im schlimmsten Fall wird dein Vortrag nicht so besonders gut, aber davon geht ja die Welt nicht unter. Nur Mut, du schaffst das schon. Ich drücke dir die Daumen.

26.01.2015 15:50 • x 1 #4


L
Zunächst einmal vielen lieben Dank für eure Antworten! Es tut gut, wenn man sich verstanden fühlt.

Also sollte ich zuallerst sagen, dass ich sehr aufgeregt bin und hoffen, dass andere dann nicht zu hart mit mir ins Gericht gehen? Vielleicht versuche ich es bei der nächsten Probe einmal...ich muss mich nur überwinden, auch wirklich ins Publikum zu schauen. Wenn ich eine große Menschenmenge vor mir habe, schaue ich meist entweder durch sie hindurch oder gucke schnell wieder auf mein Blatt.

Es ist nicht so, dass ich noch nie versucht habe, jemandem zu sagen, dass ich Angst davor habe, gleich was vortragen zu müssen. Aber meist versuche ich es dabei gleichzeitig auch runterzuspielen, weil es mir schon leicht peinlich ist. Andere wirken immer so selbstsicher, ich will da keine Ausnahme machen. Ich habe mich dann auch nicht immer verstanden gefühlt, weil mir andere das Gefühl vermittelt haben, sie hätten keine Probleme oder weniger als ich. Und viele, die von sich meinen, sie seien sehr aufgeregt, machen es dann so gut. Ein Mädchen aus meiner Klasse meinte auch, sie hätte große Angst, und ihr Vortrag war einer der besten. Sie konnte wirklich alles auswendig aufsagen und hat nur ein paar Mal kurz innegehalten.

Ich glaube, ich gehe morgen nach der Uni vielleicht auch mal in den Supermarkt oder die Apotheke und schaue mal nach einem Beruhigungstee oder Ähnlichem. Eigentlich bin ich kein Fan von Medikamenten, aber bevor ich da vor lauter Aufregung dann echt nichts gebacken bekomme...bei der richtigen Vorstellung werden ja noch mehr Leute da sein als bei der Probe, und die war schon schlimm. Vielleicht hat das Zeug dann ja eine Art Placebo-Effekt und ich muss mir nur einreden, dass es hilft. Zum Glück ist noch etwas Zeit bis Freitag, dann kann ich vorher bei einer Probe mal schauen, ob es hilft...

Danke auf jeden Fall schon einmal!

26.01.2015 16:21 • #5


Luna70
Zitat von Lyra:
Ein Mädchen aus meiner Klasse meinte auch, sie hätte große Angst, und ihr Vortrag war einer der besten. Sie konnte wirklich alles auswendig aufsagen und hat nur ein paar Mal kurz innegehalten.



Manche Leute kokettieren da auch ein bisschen damit, damit nachher alle sagen wie toll sie das gemacht haben.

Ich weiß nicht, ob man in Japan Bachblüten kaufen kann. Es gibt Rescue-Tropfen, die sind für außergewöhnliches Situationen aller Art. Ob Placebo oder nicht, viele Leute schwören drauf.

26.01.2015 16:40 • #6


L
Hallo wieder und danke noch einmal für eure Antworten.

Ich wollte nur ein kleines Status-Update geben:
Ich war gestern wie geplant nach der Uni einkaufen und habe mir einen Beruhigungstee und (aus Angst, dass der nicht ausreicht) ein leichtes Beruhigungsmittel auf pflanzlicher Basis gekauft. Der Herr im Laden sagte mir, ich solle am Abend vor der Rede eine Tablette davon nehmen.

Jetzt war heute wieder Probe, allerdings nur in kleiner Runde und im Büro meiner Lehrerin (insgesamt 5 Leute) und ich habe ab und an gestockt, aber insgesamt war es kein Problem für mich, meine Rede aufzusagen (insgesamt drei Mal, und jedes Mal war es etwas besser).

Morgen ist wieder Probe auf der Bühne und ich überlege, heute Abend eine Tablette zu nehmen, um zu schauen, wie ich mich damit fühle. Ich möchte vor der tatsächlichen Rede nicht damit herumexperimentieren, nachher vertrag ich was nicht vernünftig oder mir geht es noch mieser.
Ich habe noch nie Beruhigungsmittel genommen und bin eigentlich auch gegen Medikamente, wenn nicht unbedingt nötig. Nur bin ich sehr sehr aufgeregt wegen Freitag. Ich habe mir den Packungszettel sorgfältig durchgelesen und da steht, dass man als Erwachsener auch zwei Tabletten pro Tag schlucken kann. Ich will aber nicht übertreiben und nur eine nehmen. Und auch nur bei der Rede, danach lasse ich die Finger von sowas.
Denkt ihr, das ist akzeptabel oder sollte ich es doch lieber lassen und mich nur auf den Tee verlassen?

28.01.2015 14:04 • #7


Hotin
Hallo Lyra,

das solltest Du schon selbst entscheiden, ob Du was leichtes zu Beruhigung nimmst.
Deine Angst vor dem Vortrag ist bestimmt ziemlich normal.
Die meisten Schauspieler haben das. Sie nennen das aber nicht Angst sondern Lampenfieber.
Vor Deiner Rede brauchst Du keine starke Angst zu haben. Ohne Lampenfieber kann so etwas kaum gehen.
Du hat doch Dein schriftliches Konzept. Die Leute, vor denen Du redest, warten auf Informationen. Ob Du das
sehr sicher, oder etwas nervöser angehst ist für die doch nicht so wichtig.
Nobody is perfekt. Du auch nicht und Du musst es auch nicht sein.
Zu sagen, das Du aufgeregt bist, würde ich mir zurückhalten, falls Du irgendwo stecken bleibst. Dann kannst
Du das ja immer noch als Joker benutzen.
Sprich bitte nicht zu schnell. Wenn nötig, mach ein paar kleine Pausen. Dann werden Deine Zuhörer die Rede
gut auffassen können und als angenehm empfinden. Konzentriere dich auf die richtige Betonung.
Das bekommst Du schon hin.
Außerdem, andere merken fast nie, wie nervös man wirklich ist. Und Versprecher und sonstige kleine Fehler
werden bei Vorträgen in der Regel nicht als negativ empfunden.

Eine erfolgreiche Vortragsrede wünsche ich Dir. Was hast Du denn für ein Thema?

Schreib uns danach. Wir möchten hören, wie gut Du das geschafft hast.

Viel Grüße

Hotin

28.01.2015 14:53 • x 1 #8


L
Auch dir danke.

Ja, es könnte sein, dass ich mich zu weit da hineinsteigere. Vielleicht ist es nur normales Lampenfieber - aber dadurch, dass ich nur daran denke, wie schlimm die Referate in der Schule waren, mache ich mir zu viel Druck und es wird nur schlimmer.
Das Problem ist, ich weiß nicht, wie ich aufhören kann, daran zu denken :/

Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin - aber ich möchte es gerne möglichst gut machen. Irgendwie ironisch - höchstwahrscheinlich bin ich ja diejenige, die sich selbst daran hindert, es gut zu machen.

Zu sagen, dass ich aufgeregt bin, klingt an sich nach einer guten Idee. Eventuell hast du ja Recht und es fällt anderen nicht so auf, was in mir vorgeht - nur wo sollte ich das sagen? Anfangs würde gehen, mittendrin...ich glaube, ich würde es vergessen vor lauter Aufregung. Ich habe mir sogar Luft holen! an die Absätze geschrieben. Ich muss mich nur überwinden, dann auch ins Publikum zu sehen - meist schaue ich entweder durch die Leute hindurch oder auf mein Blatt - damit ich bloß nicht merke, WIE VIELE es tatsächlich sind.

Langsam sprechen...das ist ein großes Problem. Mein Verstand sagt mir, wenn ich langsam rede, hören die Leute besser zu und ich verhaspel mich nicht so viel. Trotzdem spreche ich bei sowas viel zu schnell, weil ich dann denke, dass es dann schneller vorbeigeht. Es ist so schwer, langsam zu reden!

Das Thema war frei wählbar, ich habe mich dafür entschieden, nichts Ernstes zu nehmen, da ich dachte, dass es für mich leichter wäre - ich spreche scherzhaft darüber, wie unpraktisch es doch ist, groß zu sein. Denn ich bin über 1,80m und gelte damit in Japan quasi als Riese

Danke nochmals, ich glaube, es geht mir schon besser. Hoffentlich hält das an.
Ich melde mich auf jeden Fall wieder!

28.01.2015 17:36 • x 1 #9


Hotin
Hallo Lyra,

Du kannst Deinen Text doch noch einige Male langsam lesen. Vielleicht vor einem Spiegel. Damit schleifst Du das ein.
Zitat:
vor meinen Augen immer wieder ich, wie ich versage. Pure Angst, diese Rede halten zu müssen.

Habe gerade noch diesen Satz gefunden. So etwas darfst Du möglichst nicht machen.
Erfolg stellt sich ein, wenn Du Dir in der Zeit bis zu Deinem Vortrag suggerierst,
das Du alles, was Du dafür brauchst (langsam reden, atmen, pausen machen,
Blick ins Publikum) gut schaffst.

Das, was man erreichen will entsteht zuerst als Gedanke und Planung im Kopf.
Also stell Dir vor, das Du Deinen Vortrag erfolgreich hältst, nicht, das Du
vergisst Luft zu holen.

Viele Grüße

Hotin

28.01.2015 19:09 • #10


L
Ich habe gestern Abend also eine Tablette eingenommen und heute morgen noch einen Tee getrunken und bin dann mit gemischten Gefühlen zur Probe. Ich war wieder ziemlich aufgeregt, als ich drankam, aber ich bin überrascht, dass es doch einigermaßen glatt verlief. Ich habe wieder zu schnell gesprochen und meine Beine haben gezittert wie sonstwas, aber mir ist weder die Luft ausgegangen noch war mir schlecht. Ich habe nur an einer Stelle meinen Text komplett vergessen und musste die nächsten Sätze ablesen, aber meine Klassenkameraden haben mir alle beruhigend zugelächelt und das hat mir unglaublich Mut gegeben. Morgen werde ich auf jeden Fall in Richtung meiner Klasse schauen, wenn ich nicht mehr weiter weiß.
Es war so ein krasser Unterschied zu der vorherigen Probe, wo mir schwindelig war und ich keine Luft bekam. Kaum zu glauben, dass es sich so wenden kann.

Ich weiß nicht, ob es an dem Mittel lag oder nicht, aber ich bin sicher, dass diese netten Leute der Hauptgrund sind, dass es mir nun besser geht. Ich bin viel ruhiger als vorher und sogar recht guter Dinge, dass alles gut wird. Nicht perfekt, aber gut genug. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie erleichtert ich bin und auch glücklich. Wir haben, auch als die Probe vorbei war, alle noch zusammengesessen und uns gegenseitig beruhigt und Mut gemacht. Dann haben wir in einem leeren Raum uns gegenseitig nochmal zugehört und ich kann gar nicht beschreiben, was für ein schönes Gefühl das ist, mit so netten Menschen zusammen zu lernen.

Auch euch bin ich dankbar für eure Tipps. Ich melde mich wieder und berichte, wie die Rede verlief.

29.01.2015 14:21 • #11


Hotin
Hallo Lyra,

das ist doch wunderbar was Du erreicht hast. Du siehst, es geht.

Glaub an Dich und Deine Kraft und innere Ruhe.

Viel Erfolg

hotin

29.01.2015 14:46 • #12


L
Hallo,

ich hab's geschafft! Kaum zu glauben, aber ich hab es hinter mir und es lief insgesamt gut, wenn nicht sogar sehr gut!
Aber der Reihe nach:
Ich war bereits recht früh an der Reihe, was ich mir auch gewünscht hatte. Ich hatte gehofft, wenn ich es hinter mir hätte, würde ich mich besser auf den Rest des Tages konzentrieren können. Dummerweise gab es noch eine kurze Pause, genau bevor ich dran kam, in der mir auffiel, dass ich meinen Text größtenteils vergessen hatte...meine Beine zitterten leicht, als ich auf die Bühne ging und ich traute mich nicht, ins Publikum zu schauen. Dummerweise habe ich meine Zettel dann noch in der falschen Reihenfolge hingelegt, aber sowas passiert bei der Aufregung wohl.
Trotzdem habe ich es irgendwie geschafft, meine Rede einigermaßen fehlerfrei (nur ein kurzes Stocken hier und da) vorzutragen und was mir wirklich Mut gegeben hat, waren zum einen meine Klasse, zu der ich immer schauen konnte, wenn ich nicht mehr weiterwusste und zum anderen die Tatsache, dass meine Rede gut ankam und viele Leute gelacht haben. Ich habe das dafür genutzt, Pausen zu machen und tief durchzuatmen. Besonders eine Lehrerin in einer der vorderen Reihen hat fast die ganze Zeit hindurch gelacht, was mir das Gefühl gab, dass meine Rede gut war. So konnte ich fast die ganze Zeit hindurch lächeln, und ich muss sagen, dass es eindeutig einfacher ist, lächelnd vorzutragen.
Am Ende, als ich von der Bühne ging, zitterten meine Beine dann doch ziemlich stark, aber ich glaube, das hat niemand bemerkt. Meine Klasse empfang mich mit erhobenen Daumen und auch andere Kommilitonen kamen noch einzeln heran und lobten mich für die lustige Rede. Die einzige Kritik, die ich bekam, war dass ich etwas zu viel auf der Stelle herumgetänzelt bin und mir so meine Aufregung anzusehen war. Aber das ist mir relativ egal, es hat geklappt und das ist es, was zählt.

Zusätzlich, womit ich nie gerechnet hätte, wurde ich am Ende mit einigen weiteren Leuten erneut auf die Bühne gerufen. Wir bekamen noch eine Urkunde und einen kleinen Preis für unsere Reden, die alle ein interessantes, spannendes oder lustiges Thema hatten. Wenn also schon meine Präsentationsart nicht überzeugt hat, dann wohl der Inhalt

Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie glücklich ich bin, dass ich es so erfolgreich hinter mich gebracht habe. Jetzt im Nachhinein weiß ich gar nicht mehr, wieso ich so aufgeregt war. Es war ganz anders als damals in der Schule und ich habe das Gefühl, auch bei jetzt noch anstehenden Referaten das Ganze viel lockerer als früher angehen zu können. Ich kann es ja doch und das macht mich glücklich.

Vielen Dank an dieser Stelle auch euch hier im Forum für eure Ratschläge. Ich habe nicht einmal den Joker spielen müssen und sagen, dass ich so aufgeregt bin

30.01.2015 18:01 • #13


Hotin
Hallo Lyra.

Ein ganz großes Kompliment an Dich und
Herzlichen Glückwunsch zum gelungen Vortrag und Sonderpreis


Da hast Du Dir aber eine wichtige Tür weit aufgestoßen.
Deine Vorgehensweise zeigt mal wieder, wie man mit Ängsten auch anders
umgehen kann.

Viel Erfolg für Deine Zukunft

Hotin

31.01.2015 02:37 • x 1 #14


L
Auch von mir die besten Glückwünsche.
Es wird dir jetzt bestimmt in den nächsten Vorträgen viel leichter fallen.
Ich freu mich für dich dass es so gut gelaufen ist.

lg

01.02.2015 16:17 • x 1 #15


A


x 4






Dr. Reinhard Pichler