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J
Guten Abend liebe Mitglieder,

ich heiße Juri, bin 32 Jahre alt und leide seit meiner Kindheit an Ohnmachtsanfällen und der Angst davor.

Ich möchte meine Geschichte kurz erzählen, in der Hoffnung dass jemand in ähnlicher Situation war oder ist und mir vielleicht Tipps zur Lösung des Problems geben kann.
Vielleicht können wir gemeinsam eine Lösung finden.

Die ersten Anfälle traten bei mir bei Verletzungen, Blutentnahmen oder Zahnarztbehandlungen auf.

Mit dem älter werden hatte ich immer mehr Angst vor solchen Situationen und der daraus resultierenden Ohnmacht. Ich hatte solche Situationen gemieden um mich und andere zu schützen.

Mit der Zeit entwickelten sich andere Ängste wie soziale Phobie und ich bekam in immer mehr Situationen, die wohl irgendwie für mein Unterbewusstsein bedrohlich waren, Angst, Panik und auch dann tatsächlich immer wieder Ohnmachtsanfälle.

Je nach dem welche Person bzw. welcher Arzt meinen Anfall beobachtete bzw. von mir geschildert bekommen hat wurde der Anfall auch unterschiedlich interpretiert. Von “ach, so eine ohnmacht bei der Blutentnahme ist doch nichts schlimmes und passiert oft“ bis hin “oh Gott, es besteht ein Verdacht auf Epilepsie“ habe ich schon gehört.

Ich habe einige Krankenhäuser, Kardiologen, Neurologen, MRTSs usw. durch. Immer hieß es dass körperlich alles okay sei.

Irgendwann mal hieß es, es kann nur eine psychische Störung sein, die zur Überreakion des Körpers führt, und diese die Angst vor Ohnmacht bzw. die Ohnmacht selbst auslöst.

Ich habe mich damit abgefunden und eine Verhaltenstherapie gemacht, welche einige Zeit auch erfolgreich gewirkt hat. Bis zum nächsten Anfall. Dann kam alles wieder hoch, die Ängste, die Panikattacken und die innere Unruhe.

Im Schnitt komme ich auf einen Anfall alle paar Jahre, je nach dem was ich mache. Zuerst kann man ja sagen dass es ja nicht viel ist und man wohl damit leben kann. Aber wenn man schaut wieviele Situationen ich meiden muss, wie oft ich an der Grenze zum Anfall stehe und mich zusammenreißen muss. Dass mann täglich jede Situationen bewerten muss ob diese evtl. für einen gefährlich werden kann - das ist kein ruhiges Leben.

Nach dem ich letztes Jahr in der Nacht plötzlich aufgestanden bin, bekam ich wieder einen Anfall. Wie immer Notaufnahme usw. Hier hatte ich eine Neurologin von mir die sofort Epilepsie vermutete.
Nach dem ich ihr meine Geschichte erzählte, hat Sie mir einen Termin im neurologischen Zentrum in Erlangen gemacht. Dort sitzen die Experten für Epilepsie und haben die besten Techniken um herauszufinden was los ist.
Ich wurde dort stationiert und bekam ein Video-EEG. Das heißt man wird am Kopf und am Körper verdrahtet und mit Kameras überwacht.
Passiert ein Anfall so kann man klar sehen was im Kopf und mit dem Herzen passiert.
Bei mir war das Auslösen eines Anfalls ganz einfach - etwas Blutentnahme und weg war ich.

Nun war klar, ich hatte keine Epilepsie, sondern eine Vosovagale Synkope. Einfacher gesagt ein Blutdruckabfall und Kreislaufzusammenbruch mit kurzzeitiger Bewusstlosigkeit.

Das heißt ich habe nun zwei Probleme zu lösen: 1. Blutkreislauf trainieren damit dieser in Stresssituationen nicht so abfällt (das kann man sehr gut täglich machen) und 2. Nervensystem bzw. mein Unterbewusstsein zu trainieren um keine Ängste und Panik zu produzieren die zum Blutdruckabfall und somit zur Ohnmacht führen.

Ich erzählte das jetzt nicht um jemanden Angst zu machen, sondern um zu zeigen wie es mir und bestimmt auch einigen anderen ergeht.
Man hat innere Unruhe, bestimmte körperliche Reaktionen und kann diese nicht interpretieren, das macht Angst. Die Angst wird zu Gewohnheit und man hat Panik in verschiedenen Situationen.
Evtl. kommt es so weit wie bei mir und man wird tatsächlich ohnmächtig. Aber man versteht nicht warum? Wo ist der Auslöser und wie schaltet man den ab?

Das ist das was ich rausfinden möchte.
Es hilft zumindest mir nicht durch Konfrontation mich an die Situation zu gewöhnen (z.b. täglich Blut abnehmen), ich muss den Kern des Problems finden. Und dafür suche ich Experten, Selbsthilfegruppen, Ratschläge und Erfahrungen.

Ich hoffe ihr könnt damit etwas anfangen
und bin froh über jede Stellungnahme bzw. Diskussion.

Vielen Dank
Juri

26.03.2017 21:55 • 27.03.2017 #1


2 Antworten ↓


M
Hallo Juri,

wieso macht dir das Angst?
Ich habe selber de Neigung, auch seit Kindheit. Aber bei mir hat es nie eine Bedeutung gehabt oder mich beeinflusst. Klar es ist blöd wenn es kommt und auch ein ekeliges Gefühl, kann auch Peinlich sein, aber mehr auch nicht. Die einzige Gefahr ist, das es wirklich zum Bewusstseinsverlust kommt und man fällt und sich dabei verletzt, was aber selten vorkommt. Aber um das zu umgehen ist es wichtig auf die Präsynkope zu reagieren und sich dann hinzusetzten oder besser hinlegen. Dann besteht keine Gefahr mehr. Weitere Möglichkeit aber nicht immer so wirksam bei Präsynkope, bestimmte Muskelgruppen dann anzuspannen um das versacken des Blutes in den Beinen zu vermeiden. http://www.aerztezeitung.de/medizin/kra ... macht.html

Es gibt s auch die Möglichkeit das mit Kompressionsstrümpfen zu vermeiden.
Wichtig ist das du die Angst davor verlierst und weiß wie du reagieren musst wenn es trotzdem dazu kommt. Immer mehr dich da reinzusteigern und Situation zu meiden hilft dir nicht weiter und macht es noch schlimmer. Es darf nicht sein Leben bestimmen.

H

26.03.2017 23:23 • #2


J
Hallo mirra,

danke für deine Antwort.

Du hast natürlich recht, sich auf die Angst zu fixieren und die Situationen vermeiden macht keinen Sinn und macht das nur noch schlimmer.
Habe ich die Erfahrung auch schon gemacht.

Es ist jedoch nicht so das ich ständig daran denke und Situationen meide. Früher war das schlimmer, jetzt versuche ich das zu ändern. Aber allein die Überwindung der Angst stärkt anscheinend nicht meine Psyche. Bei nächsten mal in der selben oder ähnlichen Situationen ist die Anspannung wieder da.

Das ist ein Prozess das mein Unterbewusstsein eigenständig übernimmt anhand der früheren Erfahrungen.
Ich hatte die ersten Jahre wirklich bewusst jede Veränderung im Körper bemerkt und dadurch in mir die Angst hochgeschaukelt, da ich die körperliche Reaktionen nicht deuten konnte.
Später als ich genau wusste dass diese Symptome typisch für die Angst sind, konnte ich auch dagegen mit gezielten Maßnahmen vorgehen.
Aber jeder späterer Anfall, auch wenn dieser nur ein mal im Jahr passiert ist, hat mich, bzw. meine Psyche wieder zurückgeworfen und das hat sich noch fester in Unterbewusstsein eingeprägt.

Auch ist es nicht so einfach in jeder Situation sich einfach hinzulegen bei der Präsynkope. Z.B. im Bus, Kino oder wenn man mitten in der Betriebsbesprechung sitzt.
Das mit dem Anspannen habe ich auch schon getestet und funktioniert auch in manchen Situationen. Es kommt jedoch immer auf die Intensität des Stresses in der Situationen an. Ist man nur leicht angespannt (z.B. bei einer Besprechung) kann man durchaus durch Anspannen dagegenwirken. Muss man jedoch z.B. selber einen Vortrag halten, hilft das nicht.

Im bewussten ist mir das alles klar und ich weiß dass die Angst unbegründet ist, aber mein Unterbewusstsein hat wohl aus der Kindheit und der früheren Situationen und Erfahrungen einen Schutzmechanismus entwickelt und reagiert bei jeder noch so harmlosen Situationen extrem.

Die Übungen für den Körper ist das eine, das werde ich auf jeden Fall machen.
Aber das Hauptproblem ist im Kopf. Und hier ist irgendwo ein Ventil das noch nicht umgelegt wurde. Ich weiß nur nicht wonach ich suchen muss.

Juri

27.03.2017 10:21 • #3





Dr. Matthias Nagel