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Hallo ihr Lieben,

ich habe mittlerweile meine 5 Therapiestunde (TP) hinter mir. Mir geht es mal einigermaßen gut und mal sehr schlecht nach einer Sitzung.
Heute war einer der negativen Tage. Dann würde ich am liebsten die ganze Therapie beenden, weil ich das Gefühl habe, dass das alles keinen Sinn macht.
Heute habe ich einen für mich erfreulichen Schritt gemacht und mich endlich getraut offen mit meinen Kollegen über meine Probleme auch bzgl. der Arbeit zu sprechen.
Mein Therapeut hat das dann mit übertriebenem Stolz meinerseits beurteilt, was mich gekränkt und irgendwie auch einen Schritt zurückgeworfen hat.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Therapien gemacht? Ist die ständige Wechsel zwischen Hoch und Tief in der Therapie normal? Konntet ihr realtiv schnell offen über alles sprechen oder habt ihr viel Zeit gebraucht?

Würde mich über Antworten sehr freuen.

Liebe Grüße Polly

18.06.2009 20:19 • 23.06.2009 #1


24 Antworten ↓


P
Hallöchen,
Ja das ist ganz normal.Hab 2 Therapien hinter mir und es war bei mir genau so.Klar,es wird ja auch alles was belastet wieder aufgewühlt.Meine Thera meinte immer die Angst muss dasein wenns wieder einen Schritt weiter geht.Weil die neuen Verhaltensweisen eben neu sind und das ist ungewohnt und auf alles neue reagiert man erst mit Angst.Das ist gut wenn du dich deiner angst stellst.Abbrechen wäre nur ein Grund wenn du mit dem Thera nicht klar kommst.Allerdings würde ich ihn auf seine Aussage nochmal ansprechen,meine Thera hat mir ermuntert stolz auf mich zu sein.Das gehört zum Selbstbewusstsein dazu.
Liebe Grüße

19.06.2009 07:51 • #2


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Therapie Hoch und Tief

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Hallo Polly! Diese Hochs und Tiefs sind völlig normal. Du hast vielleicht streckenweise das Gefühl aus der Bahn geworfen zu werden, aber das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Spaziergang soll eine Therapie ja auch gar nicht sein oder?

19.06.2009 11:01 • #3


P
Huhu,

Mir ging es auch nach vielen Sitzungen gut, nach manchen aber total schlecht.
Wenn ich über meine Erfolge berichten konnte wurde ich oft gelobt, und auch sie nochmal zu erzählen tat mir gut.
Wenn ich aber über meinen toten Papa geredet hab oder über Probleme, dann kam das an die Oberfläche und mir ging es richtig mies.
Das ist normal.
Im Alltag verdrängt man seine Gedanken und Gefühle und Ängste oft, aber in der Therapie muss man sich damit auseinandersetzen und das ist nicht immer einfach und schön.
Aber es ist wichtig.
Und es ist gut, dass man so dazu gezwungen wird, sonst würde man wohl alles n sich rein fressen, und das ist auf Dauer schrecklich und macht krank.
Also sieh die Therapie als Chance, auch, wenn es dir danach oft schlecht geht

Allerdings finde ich es krass, dass deine Therapeutin dich so bewertet.
Ich hatte einen Therapeuten, der kaum geredet hat.
Allerdings war ich auch sehr aktiv im Gespräch.. also ich hab immer von mir alleine geredet, hab auch meine Probleme erkannt und ja zumeist auch selber gelöst. Mein Therapeut hatte eigentlich wenig Arbeit
Nur einmal, da hat er mich drauf hingewiesen, dass ich es mir selber schwerer mache, als es ist -und da hatte er auch Recht, das hat mir sehr geholfen. Er war nicht so, dass er gewertet hat oder so.. nicht wie du es beschreibst. Denn sowas würde mich glaub ich auch nerven, wenn einer, der mich 5 Stunden lang gesehen hat, meint, er könne über mich urteilen
Sag ihr doch mal, dass dich das stört?

Alles Gute,
Pilongo

19.06.2009 12:15 • #4


Christina
Hallo Polly,

tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie kann bei Angststörungen helfen, muss aber nicht. Meistens ist Verhaltenstherapie die bessere Wahl, vor allem wegen der Symptome. Ein gewisses Auf und Ab ist normal, gerade am Anfang. Da wird ja noch viel aufgewühlt und - logischerweise in der kurzen Zeit - noch wenig geholfen. Trotzdem sollte es darum gehen, Dich erst einmal zu unterstützen und aufzubauen, um überhaupt das nötige Vertrauen entwickeln zu können.

Dass Dein Therapeut Dich beurteilt oder Du Dich beurteilt (und auch gekränkt) fühlst, ist nicht Sinn der Sache. Auch nicht in einer tiefenpsychologisch fundierten Therapie. Es kann niemals darum gehen, Deine Gefühle als angemessen oder übertrieben zu bewerten. Du solltest das m.E. unbedingt ansprechen. Vielleicht war es nur ein Missverständnis und lässt sich klären. Wenn es aber Methode hat, Dich runterzieht und/oder Dein Vertrauen in den Therapeuten untergräbt, ist es schon fraglich, ob diese Therapie bei diesem Therapeuten viel bringen wird. Du bist die Auftraggeberin der Therapie, Du entscheidest, welche Symptome/Verhaltensweisen/Gefühle bearbeitet werden sollen. Du sollst Dich zu Deinem Wohle entwickeln - nicht zum Wohlgefallen des Therapeuten...

Liebe Grüße
Christina

19.06.2009 12:18 • #5


P
Lieben Dank für die Antworten!

Für mich steht auch definitiv fest, dass ich eine Therapie bis zum Schluss durchziehen werde und ich weiß auch, dass es kein leichter Weg wird, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich mit meinem Therapeuten wirklich die richtige Wahl getroffen habe.
Ich habe das Gefühl, er versucht mir auch Ängste einzureden, wo gar keine sind. Bestes Beispiel die letzte Therapiestunde.
Es ging um ein Formular wegen der Entbindung der Schweigepflicht.
Einerseits hatte ich also die Wahl das meine Hausärztin (zu der ich auch sehr großes Vertrauen habe) monatlich einen Bericht über die Therapie bekommt oder andererseits alles zwischen meinem Therapeuten und mir bleibt.
Ich hatte mich ursprünglich dafür entschieden, dass meine Hausärztin benachrichtigt werden soll, da ich auch möchte, dass sie mich weiterhin durch diese Zeit begleitet und ich mich bei einem Rückfall jederzeit wieder an sie wenden würde.
Mein Therapeut begründete meine Entscheidung gleich wieder mit meiner Angst (der Angst nicht nein sagen zu können und anderen Leuten vor den Kopf zu stoßen), was in diesem Fall aber überhaupt nicht zutrifft, denn ich wollte gerne, dass sie informiert wird.
Dann meinte er 80 % aller Patienten wollen das die Therapiegespräche nicht an den Hausarzt gegeben werden und nur 20 % (nämlich die Angstpatienten) würden ihn von der Schweigepflicht entbinden.
Zudem würde die Politik die Therapeuten dazu veranlassen Gesetzesbruch zu begehen (durch die Entbindung der Schweigepflicht). Letztendlich habe ich mich umentschieden und meine Hausärztin bekommt nun keine monatlichen Berichte.
Allerdings fühle ich mich doch irgendwie etwas manipuliert und ich finde es fraglich, ob solche Therapiemethoden angemessen sind.

Ich möchte auch noch gerne auf das Thema Arbeit zurückkommen. Nachdem ich ja nun mit meinen Kollegen gesprochen hatte und eigentlich sehr erleichtert gewesen bin, hat mein Therapeut es geschafft mir das alles wieder total zu Nichte zu machen. Ich bin mir nun nicht so ganz sicher, ob das auch an meinem Schwarz-weiß-Denken liegt.
Durch diese Erkankung war ich nun leider über einen längeren Zeitraum krankgeschrieben und gehe ab Montag wieder zur Arbeit, weil mich die Führungsebene unter Druck gesetzt hat.
Mein Therapeut meinte unter anderem, dass sich eine längere Krankheitszeit negativ auf das Arbeitszeugnis auswirken kann (was mir natürlich klar ist), aber die Zeit zurückdrehen kann ich nun mal nicht.....und dann meinte er noch mein Arbeitszeugnis könnte ich nur durch Anwesenheit bei der Arbeit retten. Aber um jeden Preis?
Jetzt habe ich natürlich noch stärkere Angst vor Fehlzeiten bei der Arbeit, vor allem weil ich letztes Jahr erst einen Unfall hatte und damals bin ich sehr schnell an meinen Arbeitsplatz zurück gekehrt....mittlerweile streikt mein Körper einfach.
Die Therapie soll mir doch helfen Ängst zu bekämpfen und nicht noch weitere schüren.
Was haltet ihr von diesen Methoden?

@ Christina: mein Therapeut hatte mir von einer Verhaltenstherapie abgeraten. Er meinte bei einer VT würde alles nur oberflächlich bekämpft werden und die Wahrscheinlichkeit, dass die gleichen Schwierigkeiten nach 3 bis 4 Jahren wieder auftreten wären sehr groß.

Liebe Grüße Polly

19.06.2009 17:24 • #6


P
Huhu Polly,

Nicht immer gefällt uns das, was der Therapeut uns sagt.

Ich war beim Therapeuten wegen Panikattacken und dem Tod meines Papas. Beides hing zusammen.

Ich hab dann irgendwann den Obduktionsbericht bekommen, in mühamer kleinarbeit alle einzelnen Todesursachen nachgeschlagen, die Ursachen für die Ursachen gefunden, Alles aufgeschrieben, Alles sortiert, mir alles erklärt.
Dann ging es mir gut.
Dann saß ich in der Therapiestunde und hab erzählt.
Ich denke, mein Papa ist gestorben, weil er einfach so viel geraucht hat. Rauchen, kaum Bewegung, ständiger Stress.. das war wohl nur eine Frage der Zeit.
Und mein Therapeut knallt mir hin: Dass Rauchen tödlich sein kann, das kann ich nicht verneinen. Aber Menschen sterben eben, ob sie rauchen oder nicht. Da können Sie garn ichts dran ändern.
Danach ging es mir grottenshclecht.
Hab mir den Tod mit Logik so schön erklärt, und seitdem weiß ich aber, dass das Schicksal anders funktioniert, dass es auch mich jeden Tag treffen könnte, oder jemanden, den ich kenne -der Horror
Aber inzwischen weiß ich auch, dass er halt Recht hatte.
Sich verzweifelt an Logik zu klammern geht nicht, der Tod ist allgegenwärtig. Das wollte er mir damit zeigen, und da bin ich auch sehr froh drüber. Denn so hab ich gelernt, wirklich mit dem Tod umzugehen und mich nicht an eine Scheinwahrheit zu klammern.

Das wollte ich dir nur schreiben..
Vielleicht denkst du in einigen Wochen ganz anders drüber.

Aber vielleicht tut dir auch die VT gut und nicht die Tiefenpsychologische Variante.. das muss wohl jeder für sich selber rausfinden.
Ich kenne auch viele, die VT ablehnen, weil man da angeblich konditioniert wird wie ein Hund, ohne sich wirklich über die Ängste Gedanken zu machen -mir hats super geholfen.
Wobei ich trotzdem viel nachgedacht hab dabei.

Du musst selber entscheiden, was dir gut tut.

Alles Gute,
Pilongo

19.06.2009 17:56 • #7


Christina
Zitat von Polly:
Mein Therapeut begründete meine Entscheidung gleich wieder mit meiner Angst (der Angst nicht nein sagen zu können und anderen Leuten vor den Kopf zu stoßen), was in diesem Fall aber überhaupt nicht zutrifft, denn ich wollte gerne, dass sie informiert wird.
Stimmt doch. Anscheinend konntest Du ihm gegenüber nicht nein sagen...

Zitat von Polly:
Dann meinte er 80 % aller Patienten wollen das die Therapiegespräche nicht an den Hausarzt gegeben werden und nur 20 % (nämlich die Angstpatienten) würden ihn von der Schweigepflicht entbinden.
Diese Querulanten aber auch! Wollen sich einfach nicht mit einem einzigen Gott zufrieden geben! V.a. machen diese 20 % dem guten Mann richtig Arbeit, denn er muss ihretwegen Berichte verfassen...

Zitat von Polly:
Was haltet ihr von diesen Methoden?
Nichts! So, wie Du es berichtest, ist dieser Therapeut manipulativ - was nichts mit der Methode (TP) zu tun hat. Eigentlich sollte er Dich unter großer eigener Zurückhaltung befähigen, Deinen eigenen Weg zu finden und zu gehen. Ich selbst bin auch (wieder) in tiefenpsychologischer Behandlung, nachdem ich aus einigen vorangegangenen Therapien aufgrund von Therapeutenfehlern ziemliche Schäden davongetragen habe. Darunter war eine VT und eine mehrjährige Psychoanalyse. Ich habe mir das gut überlegt, die jetzige Therapeutin sehr sorgfältig ausgewählt, und ich beherrsche den VT-Kram im Blindflug, da kann mir niemand mehr etwas Neues erzählen. Unter diesem Aspekt hat meine Therapeutin dann auch zu der aktuellen Therapie geraten - normalerweise hätte sie bei einer Angststörung eher eine VT empfohlen.

Zitat von Polly:
@ Christina: mein Therapeut hatte mir von einer Verhaltenstherapie abgeraten. Er meinte bei einer VT würde alles nur oberflächlich bekämpft werden und die Wahrscheinlichkeit, dass die gleichen Schwierigkeiten nach 3 bis 4 Jahren wieder auftreten wären sehr groß.
Leider sind einige Therapeuten schulenblind. D.h., manche Tiefenpsychologen halten die VT für eine Art Dressur, manche Verhaltenstherapeuten halten die Tiefenpsychologie und besonders die Psychoanalyse für die Krankheit, für deren Lösung sie sich hält. Beides zeugt von Ahnungslosigkeit und spricht nicht für die jeweiligen Vertreter ihrer Art. VT bekämpft keineswegs alles nur oberflächlich und auch nicht nur die Symptome. Es ist viel mehr als Konfrontationsübungen, obwohl die natürlich bei Ängsten eine besonders wichtige Rolle spielen und der Grund für eine VT sind - weil sie in der TP eben gar nicht vorkommen und man mit seinen Symptomen dort doch erstmal allein gelassen wird. Auch in der VT geht es um Ursachen, die Herangehensweise ist jedoch anders. In gewisser Weise hat Dein Therapeut Recht: Laut Psychotherapieforschung sind die Veränderungen durch TP nachhaltiger, d.h. nach einer erfolgreichen Therapie treten die Probleme nicht mehr auf. Bei der VT sind u.U. Auffrischungen nötig, d.h., Symptome treten wieder auf, man muss aufpassen, nicht wieder in dieselbe Spirale zu rutschen wie damals - aber man fängt nicht jedesmal wieder bei Null an. Dafür muss man andererseits anerkennen, dass die VT gerade bei Ängsten sehr viel schneller und erfolgreicher greift als TP und von Anfang an Möglichkeiten einbezieht, mit den Symptomen umzugehen. Wer berufstätig ist und es bleiben möchte, ist damit i.d.R. besser bedient. Bei der tiefenpsychologischen Variante besteht die Gefahr, dass sich Symptome erstmal noch verschlimmern. Außerdem ist der Umgang mit Symptomen nicht Bestandteil der Therapie. Wer sich also nicht irgendwann freiwillig in seine angstbesetzten Situationen traut, kann in der TP viel über sich lernen, ohne sein Verhalten zu verändern und ohne die Ängste abzubauen. Die erfolgreiche TP ist nachhaltiger, aber erstmal muss sie erfolgreich sein.

Was für mich für eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie spricht, ist der geringere Druck auf den Patienten, irgendwelchen (Leistungs)Normen zu entsprechen. Wenn man irgendwie nicht so recht will, wird das in der TP bei einem guten Therapeuten (ich weiß nicht, ob man Deinen dazu zählen kann) ergebnisoffen und geduldig bearbeitet. In der VT wird mehr eigene Motivation (fast schon als selbstverständlich) vorausgesetzt und derartigen Widerständen u.U. mangelhaft nachgegangen. Das begünstigt dann oben beschriebene Rückfälle, spiegelt aber auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Realitäten wider.

Liebe Grüße
Christina

19.06.2009 18:15 • #8


P
Hallo zusammen,

@ Pilongo: ich bin oft wütend auf meinen Therapeuten, aber vielleicht auch, weil er mich mit Dingen konfrontiert, die ich mir selbst verbaut habe oder mir nicht eingestehen will, dass ich solche Verhaltensmuster an den Tag lege....letztendlich merke ich dann, dass ich auf mich selbst sauer bin. Allerdings vergehen immer erst ein paar Tage bis ich zu solchen Erkenntnissen gelange. Ich bin ja auch noch ziemlich am Anfang.
Dir hat die Therapie aber anscheinend sehr gut getan, was mich auch wieder darin besärkt das ganze durchzuziehen.

@ Christina:
Später ist man immer klüger
Ich habe auch gemerkt, dass ich dieses Mal nicht Nein gegenüber meinem Therapeuten sagen konnte, was ich auch sehr schade finde. Einerseits denke ich vielleicht ist es seine Methode mich dazuzubringen wirklich Nein zu sagen, wenn ich auch NEIN meine. Andererseits frage ich mich aber, ob er das jetzt nicht nur einfach zu seinem Vorteil genutzt hat, um z. B. den Bericht nicht schreiben zu müssen.

Nach meiner ersten Therapiestunde konnte ich mich entscheiden, ob ich bei ihm die Therapie machen will oder nicht.
Ursprünglich wollte ich die Therapie nicht bei ihm machen. Allerdings musste ich in der zweiten Therapiestunde 60 Minuten lang meine Entscheidung begründen.
Habe mich dann vielleicht auch ein wenig überreden lassen und auch Angst nicht besonders schnell einen neuen Therapieplatz zu finden. In der ländlichen Gegend ja meist etwas schwierig.
Ist das üblich, dass man seine Entscheidung in einer einstündigen Sitzung begründen muss?

Meine größte Angst ist es auch, dass mein Therapeut großen Schaden anrichtet anstatt mir zu helfen. Ich finde es sehr schwierig die Therapie noch neben der Arbeit zu machen, da mich manche Therapiestunden noch Tage lang belasten bevor ich irgendeine Wirkung erkennen kann.

Wie lange bist du schon in therapeutischer Behandlung und wieviele Therapien hast du gemacht? Arbeitest du neben der Therapie noch?

Liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag[/img]

21.06.2009 13:43 • #9


Schlafkappe
Auch Hallo zusammen.
Hab jetzt gerade eure Beiträge gelesen. Mir hat man eine TP empfohlen. Nachdem ich mich jetzt durchgelesen habe, bin ich erst recht verwirrt. Leider hab ich bis jetzt noch keine Erfahrungen in ambulanter Therapie. VT oder TP? Das Dumme ist, ich kann mich eigentlich noch gar nicht aufraffen, überhaupt damit anzufangen. Mach gerade ET bei einer psych. Beratungsstelle. Die Themen, die da angesprochen werden, belasten mich anschließend immer. Das schreckt mich nur noch mehr ab. Will mir gerade einreden, dass ich so was ja gar nicht nötig habe, was vollkommener Quatsch ist. Also, wie motiviere ich mich und wie weiß ich, was für mich das Richtige ist? Vielleicht machen mir Tipps von euch die Entscheidung leichter.

21.06.2009 16:04 • #10


Christina
Zitat von Polly:
Einerseits denke ich vielleicht ist es seine Methode mich dazuzubringen wirklich Nein zu sagen, wenn ich auch NEIN meine.
Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie hat keine Methoden, den Patienten zu irgendetwas zu bringen.

Zitat von Polly:
Nach meiner ersten Therapiestunde konnte ich mich entscheiden, ob ich bei ihm die Therapie machen will oder nicht.
Ursprünglich wollte ich die Therapie nicht bei ihm machen. Allerdings musste ich in der zweiten Therapiestunde 60 Minuten lang meine Entscheidung begründen.
Habe mich dann vielleicht auch ein wenig überreden lassen und auch Angst nicht besonders schnell einen neuen Therapieplatz zu finden. In der ländlichen Gegend ja meist etwas schwierig.
Ist das üblich, dass man seine Entscheidung in einer einstündigen Sitzung begründen muss?
Nein, das ist überhaupt nicht üblich. Man kann in dieser Situation doch nicht viel mehr als ein vages Gefühl fehlenden Vertrauens oder fehlender Sympathie haben. Dann ist es von Patientenseite vielleicht sinnvoll, die vollen fünf probatorischen Sitzungen durchzuziehen, bevor man sich endgültig entscheidet. Wegen der lausigen Bezahlung finden das die Therapeuten nicht so toll. Aber auch nach fünf Sitzungen dürfte es schwer werden, die Entscheidung (pro oder kontra) vernünftig zu begründen. In der Hoffnung darauf, dass die Therapeuten alle auf einem vergleichbaren Qualitätsniveau arbeiten, kann das immer nur eine Bauchentscheidung sein. Interessant übrigens, dass Dein Therapeut noch keine Stunde darauf verwendet hat, wieso Du Dich nun für die Therapie bei ihm entschieden hast. BTW: TP ist die Therapieform, bei der der Patient entscheidet, was Thema wird. Das gibt es einfach nicht, dass man da irgendetwas muss.

Zitat von Polly:
Meine größte Angst ist es auch, dass mein Therapeut großen Schaden anrichtet anstatt mir zu helfen. Ich finde es sehr schwierig die Therapie noch neben der Arbeit zu machen, da mich manche Therapiestunden noch Tage lang belasten bevor ich irgendeine Wirkung erkennen kann.
Wenn Du wirklich eine positive Wirkung (= nicht nur Selbsterkenntnis, sondern auch Besserung Deines Befindens) feststellen kannst, ist es das vielleicht wert. Wenn die Wirkung aber nur das Nachlassung der Belastung oder Verunsicherung ist, würde ich an Deiner Stelle die Sache nochmal überdenken.

Zitat von Polly:
Wie lange bist du schon in therapeutischer Behandlung und wieviele Therapien hast du gemacht? Arbeitest du neben der Therapie noch?
Meine Angststörung hat vor 19 Jahren angefangen. Damals machte ich sofort eine VT, mit der ich ruckzuck wieder weiter studieren und selbständig leben konnte. Leider wurde ich von der Therapeutin extrem unter Druck gesetzt (um es kurz zu fassen), was nach zwei Jahren zu einem gravierenden Rückfall führte. Es ging gar nichts mehr. Dann begann ich eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie, die später in eine Psychoanalyse umgewandelt wurde. Nach der Probestunde hatte ich ein ungutes Gefühl, befürchtete aber auch, so schnell niemand anderes zu finden. Außerdem traute ich meiner Wahrnehmung nicht so, dachte, das müsse alles so sein. Die Analytikerin machte diverse Fehler, beeinflusste mich sehr subtil (deswegen reagiere ich auf so etwas heute ziemlich allergisch). Die Symptome verschlimmerten sich, insgesamt war ich mehrere Jahre wie ein Grundschulkind auf meine Eltern angewiesen, das Studium konnte ich vergessen in dieser Zeit. Ich merkte in der Therapie, wie schwer gestört ich wohl sein musste, denn sonst hätte ich die therapeutischen Bemühungen ja besser nutzen können. Dem wurde mit mehr Stunden begegnet. Zum Schluss war ich bei einer hochfrequenten Analyse mit drei Stunden pro Woche. Irgendwann konnten meine Eltern nicht mehr und stellten mich vor die Wahl Rauswurf oder Klinik. Notgedrungen ging ich in eine Klinik (leider psychodynamisch arbeitend), die ich - was die Symptome betrifft - als geheilt verließ. Ich nahm mein Studium wieder auf, wohnte wieder allein und ging weiter einmal pro Woche zu derselben Therapeutin wie vorher (auf Anraten der Klinik nur noch einmal). Das war begleitend, rückblickend mitunter auch Smalltalk und allgemeine Lebensberatung. Wieder leider, denn dass ich nur funktionierte und Normen erfüllte, aber nichts tat, wo ich mit dem Herzen dabei war, kam nie ans Licht. Jahre später hatte ich dann einen zweiten Rückfall. Wieder vernichtend. Ich versuchte es wieder mit TP, diesmal bei einem anderen Therapeuten. Und da gingen mir die Augen auf, was therapeutische Abstinenz und all die anderen Regeln, die die Analytikerin verletzt hatte, in der Praxis und für mich als Patientin überhaupt bedeuteten. Ich war so frustriert, dass ich erstmal gar keine Therapie mehr machte und dafür versuchte, die Analytikerin zu verklagen. Das konnte ich wegen der Beweislage natürlich vergessen. Aber ihren Reaktionen auf die Anwaltsschreiben konnte ich immerhin entnehmen, dass sie kein so ganz reines Gewissen haben konnte. Meine jetzige Therapeutin habe ich mir dann von meiner Ärztin empfehlen lassen. TP deshalb, weil ich die Geschichte mit der Analytikerin aufarbeiten wollte und weil ich mich mit VT-Methoden selbst sehr gut auskenne (nein, nicht aus meiner anfänglichen VT). Trotzdem war ich Anfang dieses Jahres in einer verhaltenstherapeutisch arbeitenden Klinik, um der Entwicklung nochmal Schub zu verleihen. Das war mit der Therapeutin abgesprochen und wurde von ihr unterstützt. Ich arbeite zu Hause, und ich empfinde die Therapiestunden nicht als Belastung, das sollten sie auch nicht sein. Natürlich kann einem ein belastendes Thema nachgehen, aber die therapeutische Beziehung sollte dabei so etwas wie einen sicheren Hafen darstellen. Am Anfang war es noch so, dass ich mir über Äußerungen der Therapeutin Gedanken gemacht habe, befürchtete, dass sie mich auch wieder manipuliert. Deshalb habe ich einige Zeit lang immer nachgefragt, was wie gemeint war, habe kaum etwas unwidersprochen stehen lassen können. Jetzt ist das geklärt. Und da musste die Therapeutin durch, dafür war sie u.a. da. Hätte ich bei der etwas begründen müssen, hätte sie mich nie wieder gesehen. Der Therapeut vorher übrigens auch nicht. Aber die arbeiten beide korrekt...

Liebe Grüße
Christina

21.06.2009 16:18 • #11


Christina
Hallo Schlafkappe,

welche Therapieform die richtige für Dich ist, hängt davon ab, was bei Dir im Vordergrund steht. Wenn Du Symptome hast, die Dich im Alltag behindern, wäre eine VT vorzuziehen, weil sie immer - und meist zuerst - die aktuelle Situation anpackt und zu verbessern sucht. Das heißt nicht, dass die Ursachen egal wären, es wird aber das Wichtige und Dringende zuerst gemacht. Vom Therapeuten bekommst Du Begründungen und Anleitungen, er hat die Rolle eines Trainers, der Dich quasi zur Selbsthilfe anleitet.

Wenn Du im Alltag gut zurecht kommst und noch Spielraum für mögliche Verunsicherungen durch die Therapie selbst hast und wenn es Dir sehr um Selbsterkenntnis geht, dann wäre TP angebracht. Da solltest Du keine Anleitungen bekommen, sondern jemanden, der Dir geduldig zuhört und Dir durch gelegentliche Fragen oder Deutungen hilft, Dich selbst zu ergründen. Die meiste Initiative geht von Dir aus.

Liebe Grüße
Christina

21.06.2009 16:33 • #12


Schlafkappe
Erst mal Danke, für die prompte Antwort.
Das schlimmste ist ja glaub ich, dass ich gar keine Initiative ergreifen will oder kann. Meinen Alltag hab ich seit fast 20 Jahren mehr oder weniger selbst im Griff. An dem liegt es also nicht. Mir fehlt einfach gerade die Kraft, sich mit mir auseinanderzusetzen. Aber so wie ich dich verstehe, ist TP für mich wohl doch das Bessere. Also, Tritt in Hintern und los. Woher kennst du dich so gut aus? Wenn ich fragen darf?

21.06.2009 16:39 • #13


Christina
Zitat von Schlafkappe:
Woher kennst du dich so gut aus? Wenn ich fragen darf?
Selbsterfahrung (siehe oben) und Psychologiestudium...

Liebe Grüße
Christina

21.06.2009 16:59 • #14


P
Hallo,

wird man über die fünf probatorischen Sitzungen denn nicht informiert? Mein Therapeut hat das nämlich nicht gemacht. Und wenn ich solche Möglichkeiten habe, dann würde ich das natürlich auch gerne wissen.
Bis jetzt hat mich die Therapie nur zur Selbsterkenntnis gebracht und einen sicheren Hafen stellt sie für mich absolut nicht da. Ich gehe jeden Donnerstag mit einem flauen Gefühl im Magen hin.
Ich bin mir mittlerweile wirklich sehr unsicher, ob ich bei diesem Therapeuten bleiben möchte.
Habe ich denn noch eine Möglichkeit die Therapie zu beenden, wenn 6 oder mehr Sitzungen vorbei sind? Bzw. die Möglichkeit einen anderen Therapeuten zu wählen? Und übernimmt die Krankenkasse die Kosten dafür dann noch?
Die Wartelisten von den Therapeuten in dieser Umgebung sind so lang (bis zu einem halben Jahr oder länger), allerdings belasten die Probleme mich jetzt und ich finde es schwierig so lange noch alleine damit klarzukommen.
Gibt es irgendwelche Möglichkeiten schneller an einen Therapieplatz zu kommen?
Liebe Grüße Polly

21.06.2009 17:21 • #15


Christina
Zitat von Polly:
wird man über die fünf probatorischen Sitzungen denn nicht informiert? Mein Therapeut hat das nämlich nicht gemacht. Und wenn ich solche Möglichkeiten habe, dann würde ich das natürlich auch gerne wissen.
Anscheinend nicht immer. Ich weiß auch nicht, ob es immer noch regelmäßig fünf Sitzungen sind. Vielleicht wurde es inzwischen auf drei reduziert. Aber auf jeden Fall gibt es mehr als eine... Und wenn Dir ein Therapeut nicht zusagt, kannst Du das auch mit dem Satz Der ist doof. begründen. Du bist da niemandem Rechenschaft schuldig.

Zitat von Polly:
Habe ich denn noch eine Möglichkeit die Therapie zu beenden, wenn 6 oder mehr Sitzungen vorbei sind? Bzw. die Möglichkeit einen anderen Therapeuten zu wählen? Und übernimmt die Krankenkasse die Kosten dafür dann noch?
Du musst die Krankenkasse fragen - oder vielleicht die Psychotherapeutenkammer. Eigentlich muss ein Therapeutenwechsel und erst recht ein Verfahrenswechsel übernommen werden, sogar wenn die übliche Therapiedauer überschritten wird. Aber nicht jede Kasse informiert darüber so gründlich, wie es wünschenswert wäre. Evtl. musst Du nachhaken.

Zitat von Polly:
Die Wartelisten von den Therapeuten in dieser Umgebung sind so lang (bis zu einem halben Jahr oder länger), allerdings belasten die Probleme mich jetzt und ich finde es schwierig so lange noch alleine damit klarzukommen.
Gibt es irgendwelche Möglichkeiten schneller an einen Therapieplatz zu kommen?
Ambulanzen und psychotherapeutische Ausbildungsinstitute. Oder frag (D)einen Facharzt nach einem Therapeuten, der kann Dich vielleicht als dringend irgendwo unterbringen.

Liebe Grüße
Christina

21.06.2009 17:44 • #16


Schlafkappe
Mir geht es da wie Polly. Was ist, wenn ich mit der Therapeutin nicht klar komm? Trau ich mich das einfach so zu sagen? Fragen über Fragen. Hab allerdings während meiner Therapie auch gewechselt. Hatte zuerst einen Mann, und konnte dann behaupten, ich komm mit einer Frau besser klar, was nicht ganz die Wahrheit war. Bin dann mit der Frau ganz gut klar gekommen. Aber es ist ja ganz schön schwierig überhaupt einen Platz zu bekommen. Hab bis jetzt bei einer nachgefragt, bei der ich schon mal war
(da gings aber nur um Medis), die hat dieses und nächstes Jahr keinen Platz mehr. Dazu bin ich Fremden gegenüber sehr zurückhaltend. Vielleicht starte ich ja doch noch einen Versuch.

21.06.2009 18:48 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

H
Hallo Schlafkappe,

mir gehts da ähnlich, hab morgen auch wieder einen Termin, bei dem bin ich
schon über eine längere Zeit.

Bin aber froh, überhaupt einen Therapeuten zu haben, denn die Wartezeiten bei anderen sind schon sehr lange.

Weiß auch noch nicht, wie es weitergehen soll. Hab bei meinen das Gefühl, er versteht mich nicht richtig. Und da fängst ja schon wieder an, ich denke
vielleicht liegts ja an mir.

Hab schon überlegt, ihm das morgen zu sagen, jedoch traue ich mich nicht wirklich.

Liebe Grüße

21.06.2009 18:56 • #18


Schlafkappe
Hey Heidelinde,
trau dich einfach, mit einem abgerissenen Kopf ist glaub ich noch keiner bei einem Therapeuten raus gegangen. Ich hab leicht reden, aber es muß dir gut tun und in dem Moment mußt du nur an dich denken. Der Therapeut sieht dich ja dann nie mehr. Aber ich versteh das, ich wär kein Haar besser, aber ich glaub ich würds mit klopfendem Herzen schaffen.
Drück dir die Daumen!

21.06.2009 20:51 • #19


H
Hallo Schlafkappe,

ja ich ich sollte es ihm wirklich sagen. Wollte jedoch erstmal noch bei ihm bleiben, weil ganz ohne, allein schon wegen meinem Problem bei der Arbeit (siehe Mobbing).

Weil ich habs zwar noch nicht in Anspruch genommen, kann aber jederzeit zu ihm kommen und er wird mich für ein paar Tage krankschreiben, falls
ich nicht mehr kann.

Und das gibt mir schon ein bischen Sicherheit.

Ich finde es schon erschreckend, wie lange Leute denen es wirklich schlecht geht, auf einen Therapieplatz warten müssen.

Liebe Grüße

21.06.2009 21:03 • #20


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Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf