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F
Liebe Alle

Ich bin seit letzten Juli krankgeschrieben. Es war nicht mein erster Ausfall, auch nicht mein zweiter, sondern mein Dritter. Ich bin immer wieder stark erschöpft und überfordert. Nun habe ich ein Belastungstraining über die Invalidenversicherung (IV) absolviert. Nach knapp Monaten war ich auch 35%, eine weitere Steigerung nicht mehr möglich, im Gegenteil mir geht's wieder sehr viel schlechter.

Heute hatte ich ein Gespräch mit Psychologin, Psychiater und Fallbetreuerin IV. Mein Dossier wird geschlossen und eine Rentenprüfung eingeleitet. Ob es dann tatsächlich zu einer Rente kommt, ist nicht sicher. Es wurde dann noch im Plauderton vom Sozialamt gesprochen (bin fast durchgedreht, da war nur noch Matsch in meinem Kopf). Das wovor ich am meisten Angst hatte, trifft nun vermutlich ein. Ich fühle mich ausgemustert und habe versagt.

Ging es jemandem ähnlich von euch, infolge Krankheit nicht mehr arbeitsfähig und damit sozialer Abstieg? Wenn ja, wie ging es euch damit? Wie kamt ihr mit der Situation klar, was hat euch geholfen, wie geht es euch heute damit?

Ich brauche dringend Austausch und bin um jede Antwort froh und dankbar.

26.07.2016 16:13 • 06.08.2016 #1


28 Antworten ↓


J
Ich habe das durchgemacht bzw. mache es immer noch durch. Früher habe ich gut verdient, stand mit beiden Beinen fest im Leben, war unabhängig. Durch die schwere Depression musste ich vor rund vier Jahren meinen Job aufgeben. Danach habe ich mich mit Krankengeld Arbeitslosengeld Notstandshilfe Sozialhilfe durchgehangelt. Mein Einkommen ist sehr stark geschrumpft. Mir geht es nicht gut damit. Erstens ist es wenig Geld, zweitens kommt das Geld von der öffentlichen Hand, ohne dass ich dafür eine Leistung erbringe. Ich will aus dieser Situation unbedingt wieder raus und bin schon seit Längerem wieder auf Jobsuche, obwohl ich noch nicht stabil bin und mein Therapeut wie auch mein Psychiater meinen, ich solle doch um Pension ansuchen.

26.07.2016 16:28 • #2


A


Sozialer Abstieg - wer hat das durchgemacht?

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I
35% ist umgerechnet knapp unter der Abstufung der Arbeitsfähigkeit von mindestens 3 Stunden am Tag bezogen auf eine 40 Stunden Woche (5x8 Std.). Damit fällst du in den Bereich der vollen Erwerbsminderung. http://www.behindertenbeauftragte.de/DE ... _node.html

26.07.2016 16:37 • #3


F
Danke euch beiden für die Antworten. @juwi, belastet es dich zusätzlich? Was würde dir helfen, damit es dir besser geht? Kriegst du keine Rente? Oder empfändest du die Rente auch als Belastung? Ich fühle mich ausgemustert.... Es kommt mir heute, nach dem Gepräch, irgendwie vor wie Endstation.

26.07.2016 16:45 • #4


G
@Freisein
Du bist mit dem, was Dir gerade widerfährt ganz bestimmt nicht allein. Ich habe selbst und sehr häufig bei Mitpatienten erlebt.
Ich bin schon seit vielen Jahren E.U., und damals gab es natürlich auch den sozialen Abstieg. Wobei ich da in vielerlei Beziehung noch großes Glück hatte, da ich früher mal sehr gut verdiente und paar materielle Werte hatte. Trotzdem änderte sich mein Leben allein schon des Geldes wegen (habe heute vielleicht 10-20 % von dem, was ich früher mal hatte). Das schmerzt erst mal, man fühlt sich wertlos. Alles sackt weg. Später stellt man fest, dass andere Menschen auch mit weniger zurechtkommen müssen, man auf relativ hohem Niveau jammert. Bis dahin brauchte ich aber eine Zeit.

26.07.2016 16:49 • x 1 #5


I
@Freisein
Wie stark ist denn den Arbeitswille? Wieviele stunden traust du dir zu? bist du schwerbehindert? Ich hab ja kurz vorm Absteieg von Krankengeld auf Hartz die Kurve noch gekriegt und bin in relativ kurzer Zeit wieder voll in den ersten Arbeitsmarkt integriert worden. Die unterstützenden Mittel aus dem Katalog an Leistungen für Schwerbehinderte waren zunächst Zuschuss zur befriseten Probebeschäftigung (Arge hat für 3 Monate 100% vom Gehalt übernommen) und dann Wiedereingliederszuschuss von der Arge (50% Zuschuss über 12 Monate). Das hat mir den einstieg enorm erleichtert, weil ich mich so nicht unter großartigem Leistungsdruck gefühlt habe.

26.07.2016 16:55 • x 1 #6


F
Es tut irgendwie einfach so weh. So wie gekämpft und gekämpft und gekämpft, im Wahrsten Sinne des Wortes mein halbes Leben und am Ende doch nicht geschafft. Ich bin intelligent, an dem mangelt es nicht, aber ich habe es nicht hingekriegt, das hat sich meinem Kopf entzogen, ich konnte es nicht mehr beeinflussen, ich kann es nicht erzwingen, so sehr ich auch will. Es entzieht sich meinem Willen. Ich frage mich warum nur. Was habe ich all die Jahre falsch gemacht, ich wollte doch nur ein normales Leben, ich wollte doch nur auch dabei sein und nicht aussen vor. Ich bin doch immer wieder aufgestanden und hab wieder von vorne angefangen, und nochmal und nochmal. Und jetzt ist es so wie es ist und ich hab Angst und es tut weh, einfach nur weh.

@Intimidator mein Arbeitwille ist riesig. Ich will das alles gar nicht was nun folgt. Leider will meine Seele, mein Geist oder whatever nicht so wie mein Wille will. Ich kriege Schwächeanfälle am laufenden Band bei aktuell 35%, Tinnitus ist laut, ständig erhöhte Temperatur. Mein Körper will nicht. Der Kopf schon.

Leider hatte ich von Anfang an kein Krankenttaggeld, der Arbeitgeber hatte keine Versicherung. Ich bin nun Arbeitsamt, da muss ich 20% arbeitsfähig bin (Belastungstraining hat 30 % ergeben). Da krieg ich noch was bis Rahmenfrist abgelaufen ist, danach Sozialamt. Oder eben Rente.

Schon allein an diesem Punkt zu stehen ist für mich irgendwie Mega schwer. Da bricht grad ein Kartenhaus zusammen.

26.07.2016 16:57 • #7


I
Hört sich für mich definitiv nicht nach Arbeitsfähigkeit an. Das musst du deinem Kopf wohl beibringen. Bleibt höchstens kleine Hinzuverdinstmöglichkeitem im geschützten Rahmen.

26.07.2016 17:04 • #8


G
Du fragst dich was Du falsch gemacht hast!? NICHTS. Nichst hast Du falsch gemacht. Wir werden/sind doch nicht krank, weil wir etwas falsch gemacht haben. Das Du vieles nicht willentlich beeinflussen kannst, ist hier bei vielen ein leider typischer Bestandteil der Erkrankung. Du kannst mir glauben, der Wunsch ein normales (gesundes) leben zu führen, eint uns hier alle.
Du empfindest Deine Situation sehr schmerzlich. Das kann Dir jetzt auch keiner nehmen. Und ich weiß nicht, ob ich Dir sagen darf, dass Du durch diesen Schmerz hindurch mußt. Ich weiß, das ist momentan wenig tröstlich für Dich. Ich habe das auch erlebt, aber man kann sich auch in die neue, veränderte Lebenssituation einfinden. Glaub mir, es geht! Es braucht aber auch Zeit.
ich seh' gerade, Du bist 39. Ich war damals 36, als sich alles änderte. Es wird ein langer Weg, Achtung und Wertigkeit nicht mehr leistungsbezogen , sondern aus Dir selbst, als mensch zu schöpfen. Aber ich denk' das ist der einzig gangbare Weg. Für mich war er das jedenfalls. Erst als ich verstand, dass ich mich auch ohne Beruf und Geld annehmen und achten kann, wurde es besser.

26.07.2016 17:05 • x 2 #9


anjaf
Bin auch erwerbsgemindert seit mehreren Jahren. Ich habe mich damit abgefunden weiss das es kein Zurueck mehr gibt. Man gewoehnt sich mit der Zeit aber daran. Bin und lebe bescheiden und sparsam. Von daher komm ich einigermassen ueber die Runden. Also da will ich nicht klagen. Nur immer so unfit zu sein, das macht mir arg zu schaffen. Und ja die Einsamkeit auch. Na ja...

26.07.2016 18:12 • #10


F
Danke Gnomenreigen. Ja, es ist schmerzlich. An der Intelligenz hapert s nicht. An der Qualifikation hapert s nicht. Am Willen hapert s nicht. Ich kann nicht kapieren wieso es dann nicht geht, wenn doch alles da ist, nur das eine nicht, die Energie. Die letzte Therapeutin, die ich während 3 Jahren hatte, hat mir gesagt, ich soll mir immer wieder sagen, wenn ich Angst habe, und ich mache es trotzdem. Das hab ich gemacht. Ich hab studiert, ich bin geflogen, vor meinem ersten Zusammenbruch vor 10 Jahren bin ich noch Auto gefahren. Ich hab Präsentationen gehalten (allerdings nur mit Tavor). Vor 80 Leuten (zwar nur 5 min, aber trotzdem). Ich hab jeden Tag die Angst ausgehalten und ging trotzdem zur Arbeit. Irgendwann nur noch mit Tavor. Die Angst ging nicht weg (ausgenommen Flugangst und auch ein bisschen vor Präsentationen). Sie hat sich dann nur ein neues Türchen gesucht (mach ich das richtig, mach ich das falsch, ist das die richtige Entscheidung, passiert etwas Schlimmes, das ich mir gar nicht ausmalen kann, irgendwie war vieles so bedrohlich, nicht greifbar, ist mein Chef böse auf mich, Angst vor Konflikten, ich bin eine Zumutung, hab ich etwas falsches gesagt, hätte ich das nicht sagen dürfen, was darf ich dann sagen? Hab ich mich falsch verhalten, wie verhält sich ein Normaler, ist das jetzt Schlimm, passiert da was Schlimmes! Was ist richtig, was ist falsch, Hilfe, ich weiss es nicht, ich kann nicht mehr, ich bin ein Vollidiot). So lief das ab. Tagaus, tagein. Paranoia, die Reden schlecht über mich, aber nein, hallo das weisst du ja gar nicht, warum sollten die schlecht über dich reden, und wenn schon, ja aber, doch, die reden schlecht, hab ich was falsch gemacht, oje, was passiert nun, ich muss mich verstecken, ich kann das nicht, Angst, Bedrohung. Oh, ich hab mich sicher falsch verhalten. Tagaus, tagein. Die vernünftigen Argumente greifen nicht, kaum oder nur kurz....

@ anjaf du bist immer noch so unfit? Wie lebst du so, was machst du so den ganzen Tag? Kannst du dir die Therapie z.b. noch leisten, geht das finanziell?

Vor dem hab ich auch Angst, dass es nicht besser wird. Manchmal denke ich, das ist doch kein Leben so. Und dann denke ich, andere Schaffen s doch auch, ich MUSS etwas falsch machen. Bin wohl zu verkopft. Das könnte ich ja versuchen zu ändern. Mehr die Sinne einschalten und Kopf ausschalten. Vielleicht geht das.

Ich hab auch Angst vor Rente. Und vor Sozialamt. Ich hab grad nur noch Angst. Das ist so lähmend.

26.07.2016 18:21 • #11


G
@anjaf
das sind genau meine Themen, bei mir ist das auch so, mir ging es erst ab da besser, wo ich das wirklich verinnerlicht hatte, dass es kein Zurück mehr gibt. Und was Du schriebst sind auch meine Hauptprobleme, diese ewige Schwäche, Müdigkeit und Lustlosigkeit. Und durch diese ganzen Lebensumstände die Einsamkeit. Erstens hat man nicht so viel Geld, wie jemand. der arbeiten geht, also kann man schon mal vieles nicht so (was Geld kostet) und dann ist man noch so unfit (wie du sagst) alles total kontraproduktiv, um der Einsamkeit zu entfliehen. Aber wie gesagt, dafür find' ich Deine Aussage echt gut, wenn man wirklich verstanden hat, dass man mit diesen Bedingungen leben muß und nicht gegen sie und das eigene Dasein, geht's dann schon irgendwie

26.07.2016 18:36 • #12


F
Oh Mann und Frau. Dann gründen wir hier einen Club der Einsamen, damit wir nicht mehr einsam sind. Mit Skype und allem drumrum. Das kostet nix.

Ich danke euch allen für eure Antworten. Darf ich auf euch zurück kommen diesbezüglich? Im Moment bin ich nur noch müde vor lauter Weinen und will was essen und dann Truxal und Trimipramin und Glotze und Bett. Vielleicht melde ich mich heute nochmal. Danke Danke für eure Unterstützung und das Verständnis!

26.07.2016 18:43 • #13


J
Zitat von Freisein:
Danke euch beiden für die Antworten. @juwi, belastet es dich zusätzlich? Was würde dir helfen, damit es dir besser geht? Kriegst du keine Rente? Oder empfändest du die Rente auch als Belastung? Ich fühle mich ausgemustert.... Es kommt mir heute, nach dem Gepräch, irgendwie vor wie Endstation.

Ja, sicher belastet mich das zusätzlich, dass ich auf dem Abstellgleis stehe und keine Perspektive habe. Die Pension klingt für mich so nach Endstation und an der möchte ich nicht landen (hatte sie dennoch vor rund 3 Jahren beantragt - wurde abgelehnt, gegen den Bescheid klagen wollte ich nicht). Es war schon so demütigend, zum Sozialamt gehen zu müssen - ich habe danach zuhause geweint vor Scham und Angst, dass ich aus der Nummer nicht mehr rauskomm.
Was würde mir helfen? Ein Arbeitgeber, der mir trotz vierjähriger Pause und nach wie vor bestehender psychischer Erkrankung eine Chance gibt. Ein Job würde alles ins Positive drehen. Ich hätte keine Geldsorgen mehr, würde mich nicht mehr so nutz- und wertlos fühlen und hätte endlich wieder soziale Kontakte. Ich weiß aber nicht, wie ich das anstellen soll, wieder an einen Job zu kommen. Ich bewerbe mich und bekomme meist nicht einmal eine Antwort.

26.07.2016 18:43 • #14


G
@Freisein
Du kannst mir wirklich glauben, wenn ich Dir sage: Genau so war es bei mir. Ich wurde immer kaputter, alles immer kräftezehrender, bsi der Punkt kam, wo ich die Fassade nicht mehr aufrecht erhalten konnte. Ich wurde krank geschrieben, sehr lange Zeit, Klinik etc... dann kam die Rente. Und da findet man sich plötzlich mit Mitte 30 in einer Situation wieder, wo man mal dachte, das sei erst 30, 40 Jahre später so. Da kommt viel Trauer, Angst, Schmerz. Man sieht nur wie das eigene leben zu Ende zu gehen scheint. Glaub mir, ich hab das alles selbst durch, ich weiß, wie Dir ist, wie Du dich fühlst. Ich selbst habe es nicht mehr zurück in ein normales Leben geschafft, mittlerweile sind fast 16 Jahre vergangen. Aber was ist die Alternative? ich hab irgendwann kapiert, dass ich das wirklich nicht schaffen könnte. Ich kann nicht mehr auto fahren, tageweise nichts merken, lesen, dann liege ich mal wieder 'ne Zeit im Bett, überhaupt nicht belastbar eben. Dummerweise hat sich durch Krankheit und Rente eben alles verändert und ich lebe wohl so wie anjaf und viele andere hier sehr zurückgezogen. Aber ich will Dich jetzt und hier auch nicht noch zusätzlich mit meinem Kram runterziehen, wie es mir erging, hat für Dich gar nichts zu sagen. Vielen geht es auch mal wieder besser, manche finden wieder zurück ins Arbeitsleben, siehe intimitator z.B. der hat's geschafft

26.07.2016 18:50 • #15


anjaf
Du bist 39 Jahre Freisein. Ich habe nur bis zum 32. Lebensjahr gearbeitet. Die Rente wegen voller Erwerbsminderung beantragte ich mit 36 und beziehe die seitdem dauerhaft und ohne zeitliche Beschraenkung. Fuer mich ist das schlimmste dieses staendige muede sein, Allergien in allen Varieanten, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit. Die Einsamkeit hat eben auch viel damit zu tun das ich kaum vor die Tuer komme. Jetzt bei diesem beschissenen Sommer ist es ganz schlimm! Nur mein treuer Ex steht mir zur Seite und leidet selbst unter bipolarer Stoerung. Das wars auch schon. Sonst in puncto Verwandtschaft usw. interessiert man sich nicht grossartig fuer mich. Keine Geschwister, Eltern verstorben. Nur mein Ex und mein Garten (momentan kann ich da auch nix machen da zu unfit) geben mir etwas Sinn. Tja Freundschaftsversuche sind hier gescheitert und Beziehung auch. Tut alles immer noch verdammt weh!

Wo wohnst du denn Freisein? Ich wohne bei Bonn.

Du kannst leider nichts erzwingen wenn du gesundheitlich nicht in der Lage bist. Hast du noch familiaere Kontakte?

26.07.2016 19:14 • #16


F
@Gnomenreigen Danke für deine Worte. Jetzt nach dem ersten Schock kommt die Scham. Ich war die letzte Woche so schwach, bei der geringsten Anstrengung wurde mit schwindelig, und heute, nach dem ganzen Gespräch und dem vielen Weinen bin ich nicht mehr ganz so schwach, nur lauter lauter Tinnitus und müde. War die Schwäche Angst? Ich schäme mich so...

Ich finde es sehr sehr schade, dass du und anjaf so zurückgezogen lebt. Ich bin sicher, ihr könntet anderen Menschen viel Gutes geben. Gibt es denn nicht irgendeine Betroffenen Gruppe in eurer Nähe, wo ihr auch Kontakte knüpfen könntet? Krank und einsam, das kanns doch nicht sein, das muss doch irgendwie anders gehen....... Wir Menschen sind Herdentiere.

@anjaf mit der Müdigkeit habe ich auch so meine Mühe. Die anderen leben und machen und tun und ich muss etappenweise putzen z.b. und jetzt bei diesen 35 % konnte ich auch das nicht mehr. Noch hab ich meinen Freund, der hat den letzten Monat geputzt.
Die erhöhte KörperTemperatur macht mir zu schaffen, weil ich mich dann auch so fühl, so schlapp. Und der Tinnitus treibt mich manchmal in den Wahnsinn.

Ich wohne in der Schweiz, in einer kleinen Kleinstadt. Meine Eltern, mein Bruder leben noch, aber der Kontakt ist schwierig, ich fühl mich dort meistens wie ausgesaugt nach einem Besuch und muss daher den Besuch jeweils zeitlich begrenzen auf etwa 2 Stunden. Es tut mir selber weh, dass es so ist, oaber ich muss mich da schützen. Das laugt mich so aus da.

Wieso sind Freundschaftsversuche gescheitert? Ist es die Distanz? Vielleicht ist es auch schwieriger, weil wenn man gesund ist, kann man auch viel mehr ertragen von anderen und nimmt das Meiste nicht so persönlich. Wenn man geschwächt ist hingegen schon, das finde ich gefährlich, man rutscht dann so in dunkle düstere Gedanken, die wir Realität erscheinen, dabei sind sie es vielleicht gar nicht alle so. Das haben auch Gesunde, die mal geschwächt sind. Nur eben, wenn man immer geschwächt ist, ist es schwierig. Verstehst du was ich meine?

26.07.2016 21:15 • #17

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F
@juwi ich verstehe dich. Ich fühle ähnlich. Lieber Sozialamt, als Rente, auch wenns mir dann finanziell beschissener geht. Bei mir ist es, weil ich irgendwie das Gefühl habe ich bin selber Schuld und habe nichts anderes verdient. Das muss man mir erst *beep*, dieses Denken. Ich kann mich im Moment gar nicht damit abfinden, mit dem Ganzen, wie das jetzt ist, ob es besser wird, es muss.

26.07.2016 21:28 • #18


G
@Freisein
welchen Grund solltest Du haben, Dich zu schämen!? Du hast nichts selbst verursacht. Niemand würde sich z.B. für eine körperliche Erkrankung schämen, wenn er z.B. Rheuma hat, zu hohen oder niedrigen Blutdruck. Mach Dir nicht das Leben selbst noch schwerer, als es eh für Dich durch die Krankheit schon ist!
Danke, ist lieb von Dir, dass Du schreibst, wir könnten anderen Menschen was geben. Ich würde das auch gerne tun. Und da ich in einer 3,5 Mio Stadt lebe, dachte ich mal, es gäbe sicher viele Angebote für depressive Menschen. Dem ist aber nicht so. 2 Selbsthilfegruppen habe ich gefunden,wobei eine geschlossen ist. Die andere fast 2 h von mir entfernt. Bin da noch unentschlossen. Dachte nun, kein Problem, hier gibt es ja genug Einsame, gründe/bilde ich eben hier ne Gruppe, um real mal was zu unternehmen.
Aber leider bestand da kein Interesse, sich mal zu treffen, mal zwanglos 'nen Kaffee zusammen zu trinken. Hatte kürzlich sogar noch mal Einzelne mit gleichem Wohnort hier angeschrieben, entweder gar keine Antwort oder freundliche Ablehnung. Versteh ich zwar alles nicht, ist aber so. - Du kannst mir glauben, in dem Moment, wo Du keine Familie mehr hast, nicht arbeiteten gehst, keine Freunde hast... wird es schon ziemlich schwierig, auf natürlichem Wege mal zufällig jemand kennen zu lernen. Sucht man jetzt krampfig oder geht auf die Leute zu, erlebt man oft, eigentlich immer, dass kein Interesse besteht. Mit der Zeit bin ich da auch etwas müde geworden, immer den Leuten hinterher zu rennen/telefonieren. Sicher sind ein großer Punkt auch die Ängste und Depressionen hier, die Kommunikation und Kennenlernen nicht gerade erleichtern. Trotzdem habe ich immer wieder versucht, auf die Menschen zuzugehen, wenn es mir gut genug dafür geht. Was sollte man sonst auch tun.....

27.07.2016 09:01 • #19


enten
@Freisein
dieses sich schämen wird einem doch nur von der Gesellschaft aufgedrückt.
Ein sichtbare Erkrankung und schon sehe die Sache ganz anders aus.
Das Gefühl sich ständig rechtfertigen zu müssen,für eine leider nur psychische Erkrankung,gepaart mit irgendwelchen Sprüchen,die einige auf Lager haben,zerrt gewaltig an den Nerven,die eh schon fast blank liegen.
Gesellschaftsfähig ist bei psychischen Erkrankungen gerade mal der Burn Out und wird deshalb auch ganz schnell in Managerkrankheit umgetauft.
Natürlich ist da ein Gefühl,an den Rand der Gesellschaft gestoßen zu werden,aber nur dann wenn DU es zulässt.
Es gibt Möglichkeiten sich woanders,trotz Erkrankung,einbringen zu können.
Sei es auf ehrenamtlicher Basis im Altenheim,Kh oder Tierheim,Kirche usw.,es findet sich immer irgendetwas wo man trotz seiner Erkrankung wertgeschätzt wird.
Das dürfte eines der wichtigsten Punkte für uns sein,sich nicht nutzlos zu fühlen und vor allem nicht den Kopf in den Sand zu stecken.
Wer sich schämen sollte,sind die Menschen,die anstatt Hilfe zu leisten psychisch Kranke ausschliessen und lieber wegschauen..bis es sie oder einen Angehörigen/Freund sebst mal erwischt.
Dann wird eine handvoll Menschen plötzlich wach..
Liebe Grüße

27.07.2016 09:44 • x 1 #20


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