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Guten Abend zusammen, ich möchte einfach mal meine Gedanken und Ängste mit euch teilen. Es beschäftigt mich jeden Tag aufs neue ein ganz anderes Thema, wo ich nicht immer die passenden Menschen finde mit denen ich darüber reden kann. Hier denke ich finden sich Gleichgesinnte mit denen man super kommunizieren kann, aber ich möchte einfach mal anfangen und los schreiben.

Derzeit beschäftigt mich die aktuelle Situation in Deutschland sehr, besonders das Thema Flüchtlinge, ich komme aus einer ländlichen Gegend in der sich das ganze noch in einem überschaubaren Rahmen bewegt, aber was man so in den Nachrichten liest oder auch mitbekommt durch bekannte...einfach schlimm. Die Tage wurde 10 Minuten entfernt von mir (mit dem Auto) eine Spaziergängerin mit Ihrem Hund von Flüchtlingen belästigt...fast um die Ecke, das gibt mir zu schaffen.

Ich mache in meiner Freizeit gerne Fotos, von Gebäuden, Landschaften, Nachtaufnahmen und komme dort gerne runter vom Alltag und tauche in meine Welt wo ich mich auf etwas konzentriere und die Gedanken die man sich so macht den Tag über, einfach mal vergessen kann. Allerdings habe ich derzeit Angst Fotos zu machen, ich würde so gerne mal Abends durch eine Stadt in meiner Umgebung laufen und Fotos machen, so wie früher, aber ich habe Angst. Angst vor Gewalttaten, Belästigung, ein mulmiges Gefühl welches ich in mir trage.

Und alles nur wegen den Flüchtlingen. Mir ist bewusst dass es früher wo es noch normal war auch Konflikte, Gewalt und alles gegeben hat, aber diese neue Situation macht mir mehr Angst wie früher. Früher waren es die Einheimischen die Gewalt oder Krawall gemacht haben, jetzt sind es fremde Menschen, die eine andere Kultur besitzen. Ich habe gegen niemanden etwas, bin deutscher aber habe mehr ausländische Freund wie deutsche. Aber diese Situation macht mir zu schaffen.

Ich möchte einfach abends raus gehen können in eine Stadt, meine Kamera und mein Stativ dabei haben und mir die Zeit nehmen Fotos zu machen ohne in ständiger Angst ausgeraubt oder belästigt zu werden. Ich möchte einfach dieses Gefühl der Sicherheit wieder haben wie es einst mal war, und ich möchte vor allem nicht mein Hobby aufgegeben...nicht wegen soetwas...Ich möchte weiter machen und auch so leben können wie früher ohne in Angst zu leben wenn ich meinem Hobby nachgehen möchte.

Vielleicht finde ich ein paar Ratschläge, oder einfach jemanden mit einem offenen Ohr zum reden.

Ich hoffe dieses Thema ist geduldet...vielen Dank für eure Zeit.

11.02.2016 01:00 • 11.02.2016 #1


1 Antwort ↓

L
Diese Ängste sind durchaus verständlich, gerade da die Medien und ganz Deutschland sehr von diesem Thema aufgeladen sind.

Ich wohne ebenfalls in einer ländlichen Gegend, bin da auch bis zum Realschulabschluss zur Schule gegangen. Politik hat mich seit der 9. Klasse interessiert, von da ab hab ich mich intensiv mit allen möglichen Themen beschäftigt, natürlich dann auch mit dem Flüchtlingsthema. Aber wirklich intensiv ist es seit einem halben Jahr. Mittlerweile fahre ich jeden Tag in die Stadt, wo ich mein Abitur absolvieren möchte. Da laufen äußerst viele Flüchtlinge rum, gerade in diesem Bezirk, denn in der Nähe sind viele Flüchtlinge untergebracht.

Ich muss aber ehrlich sagen, ich habe nicht mehr vor denen Angst, als vor vielen Deutschen. Und vor allem, mich hat noch keiner von der Seite doof angelabert, wie so mancher Einheimischer. Es gibt auch welche, die an dem Berufsschulzentrum, dass ich besuche, tätig sind. Die sind auch ganz in Ordnung. Um ehrlich zu sein, für mich hat sich das Gefühl von Sicherheit nicht wirklich verändert.

Aber trotzdem beschäftigt mich das Thema sehr, auch psychisch gesehen. Denn ich habe große Angst, dass Deutschland sich zurückentwickelt. Es gibt praktisch nur noch schwarz-weiß in Deutschland. Entweder rechts oder links, dafür oder dagegen. Das finde ich sehr gefährlich, gerade für so eine liberale Gesellschaft. Und außerdem habe ich das Gefühl, dass viele ihre Menschlichkeit ein Stück weit verlieren, gerade Jugendliche in meinem Alter. Was ich so manchmal höre ist einfach nur abscheulich und rückständig. Man kann auch kein Ton mehr sagen, ohne irgend jemanden persönlich anzugreifen. Ist man der Meinung von jemand anderes, ist man der beste Freund von demjenigen. Ist man dagegen ist mein der schlimmste Fein. Das macht mich ängstlich.

Man kann über nichts mehr diskutieren, ganz besonders wenn es ums Thema Flüchtlinge geht. Ich habe Angst, dass das eskaliert. Ich möchte das nicht. Ich bin Deutschland aufgewachsen. Ich musste nie Angst haben. Mir wurde nie meine Meinung verboten. Andere Menschen wurden nie wegen irgend eines Vorurteils diskriminiert. Und doch passiert es jetzt. Vor meinen Augen. Ob es nun rechts oder links ist. Gewalt kommt von beiden Seiten.

Ich habe Angst, Deutschland wird sich zurückentwickeln, doch ich habe noch viel mehr Angst, dass es sich bereits zurückentwickelt hat. Besonders was die Bildung, die Diskussionsfähigkeit, das selbstständige Denken, das Empathie Empfinden und die Menschlichkeit angeht. Ich lasse es mir nicht anmerken, weder öffentlich, noch vor Freunden oder Familie. Ich versuche stark zu sein und dagegen zu halten. Aber es belastet mich einfach sehr stark. Ich habe sogar schon deswegen geweint. Ich werde manchmal wütend, obwohl ich es gar nicht sein will. All das möchte ich nicht. Aber es ist leider so.

Ich hoffe wir bekommen das hier in Deutschland, in den Griff, sowie in Europa und auf der restlichen Welt. Das sind so meine Ängste. Aber deine kann ich natürlich auch verstehen, nur meine gehen in eine etwas andere Art von Angst über. Ich liebe unsere liberale Gesellschaft und möchte, dass sie fortbesteht und nicht zerbricht.

Ich hoffe es konnte dir irgendwie weiterhelfen. Mir hilft es jedenfalls, es mal so aufzuschreiben.

LG

11.02.2016 02:28 • x 1 #2





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