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Plumbum
Huhu allseits,

zur Zeit widme ich mich verstärkt meiner Kindheitsbewältigung und in diesem Zusammenhang sind mir ein paar Gedanken durch den Kopf gegangen, die vielleicht dem ein oder anderen hier auch helfen könnten.
Meine Kindheit war von ständiger Angst vor dem gewaltätigen Vater geprägt, während ich der Gewalt und Angst bisher meine Hauptaufmerksamkeit gewidmed habe bin ich nun soweit, dass ganze Geschehen aus einer anderen Warte zu betrachten. Nämlich was ich TROTZ dieses Tyrannen geschafft habe. Ich habe einen guten Schulabschluß, eine gute Ausbildung und meinen Führerschein geschafft. Wisst ihr, worauf ich hinaus will? Es ist unglaublich, was jeder von uns in seinem Leben schon geschafft hat und doch achten wir nicht darauf, weil unser Selbstwertgefühl so im Keller ist, dass wir dazu neigen die eigene Leistung nicht anzuerkennen. Ich fange langsam an zu sehen, was ich alles erreicht habe. Trotz ständiger Kritik, trotz ständiger Angst. Und ich muss sagen, ich fühl mich besser. Das erstemal in meinem Leben fühl ich mich dazugehörend zum Rest der Welt und nicht mehr als Aussenseiterin. Konzentriert euch mehr darauf wer ihr wirklich seid und nicht darauf was andere aus euch gemacht haben oder machen wollten!

Liebe Grüsse
Plumbum

01.07.2015 05:28 • 24.08.2015 x 2 #1


9 Antworten ↓


S
Danke für Deinen Text.

Das ist eine sehr gute Einstellung. Dass Du trotz aller Widrigkeiten nicht aufgegeben hast und nun auch mit Dir selbst zufrieden sein kannst, ist eine große Leistung.

01.07.2015 09:31 • #2


A


Selbstachtung ist wichtig!

x 3


Plumbum
Danke Dir sevens, aber es geht ja nicht nur um mich. Sovielen von uns wurde von klein auf beigebracht zu sehen was wir nicht geschafft haben anstatt sich darüber zu freuen was man erreicht hat. Lass mich das an einem willkürlichen Beispiel verdeutlichen. Hätte ich es z.b. geschafft, ein unglaublich sperriges Möbelstück in eine Wohnung, im 5. Stock zu bugsieren, hätte mein Vater mokiert, warum ich in der Zeit nicht auch gleich die Küche aufgebaut hab...
Es geht darum sich zu erinnern, wer man ist und was einem selbst wichtig ist, was einem selbst genug ist. Sich mit den eigenen Augen sehen und nicht mit der Erwartungshaltung anderer. Dazu kommt, das die Leute die uns mit überzogenen Leistungsforderungen überziehen, oft selbst nicht einen Bruchteil unserer Leistungsfähigkeit besitzen.
Es geht darum, sich von falschen Erziehungsmustern zu befreien. Von Werten und Sichtweisen die nicht die eigenen sind. Meine Eltern z.b. haben aus mir eine pflichtbewusste, toughe Frau gemacht die sich immer und zu jederzeit unter Kontrolle hat und mit jeder Situation fertig wird. Du kannst dir nicht vorstellen, unter was für einem unglaublichen Druck ich gelebt habe, denn DAS BIN ICH NICHT! Ich bin chaotisch, schusselig, freundlich und gehe auf Menschen zu weil sie mich interessieren nicht weil sie mir irgendwann mal nützlich sein könnten... allein der Gedanke widert mich an!
Und die Veränderung hat bereits begonnen. Jedesmal wenn ich bei uns am Ort unterwegs bin um einzukaufen oder andere Besorgungen zu erledigen, komm ich mit wildfremden Menschen ins Gespräch. Ich lege es nicht darauf an, es ergibt sich einfach. Und ich find das toll! Ich frag meine Wurstverkäuferin wie es ihr geht, und meinen Tankwart wo der nächste Urlaub stattfindet oder meinen Nachbarn, was die Balkonbepflanzung macht? Neulich hab ich einer Frau an der Supermarktkasse gesagt, dass ich ihren Pullover einfach klasse finde. Hätten meine Eltern das mitbekommen, wäre ich für verrückt erklärt worden. Macht man doch nicht! Einfach die Leut anquatschen. Man macht das vielleicht nicht ICH aber schon!
Und weisst Du was das beste ist? Ich werde vermisst! Wenn unsere Nachbarn meinem Mann über den Weg laufen, fragen sie nach mir. Wenn ich in einem Geschäft nicht regelmässig auftauche, werde ich vorwurfsvoll gefragt, wo ich mich denn solange rumgetrieben habe? *lach* Ich finde das einfach wunderbar und alles was dafür nötig war... ich musste nur ich selbst sein.

Liebe Grüsse
Plumbum

01.07.2015 14:13 • x 2 #3


S
Es ist schön, auch mal so einen positiven Text hier zu lesen.

Meine ganze Zustimmung. Vielen Menschen wird bereits in der Kindheit der Mut genommen, sich was zu trauen. Durch die eigenen Eltern. Ging mir auch so. Ich konnte meinem Vater nichts recht machen, er hat in erster Linie meine Fehler gesehen. Und mir immer wieder so Dinge gesagt wie: Du bist ein Träumer. Du schaffst mal keinen Schulabschluss.

Heute habe ich ein abgeschlossenes Universitätsstudium, Diplom, mit Abschlussnote 2,0.

Aber was ich auch habe, ist die Angst vorm nächsten Schritt. Selbstzweifel und Unsicherheit, ob ich auch alles richtig mache, ob ich auch nicht das Falsche sage. Das wird man nur noch schwer los. Ich habe Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass ich in meinem Leben mitentscheiden kann. Dass ich kein Spielball irgendwelcher Leute sein muss, die mich herumscheuchen.

Falls ich irgendwann mal Kinder haben sollte, werde ich sie loben und ermutigen, so oft es nur geht.

01.07.2015 23:02 • #4


Plumbum
Zitat von sevens:
Heute habe ich ein abgeschlossenes Universitätsstudium, Diplom, mit Abschlussnote 2,0.



Donnerwetter! Ich würde mal sagen, da hat Dein alter Herr seinen Filius gewaltig unterschätzt! Tolle Leistung!

Zitat:
Aber was ich auch habe, ist die Angst vorm nächsten Schritt. Selbstzweifel und Unsicherheit, ob ich auch alles richtig mache, ob ich auch nicht das Falsche sage. Das wird man nur noch schwer los. Ich habe Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass ich in meinem Leben mitentscheiden kann. Dass ich kein Spielball irgendwelcher Leute sein muss, die mich herumscheuchen.



Schau, wenn der nächste Schritt etwas ist woran DU glaubst, wovon DU überzeugt bist. Wie kann er dann falsch sein? Dasselbe gilt für Deine Meinung. Das BIST DU. Du kannst also garnichts falsch machen, wenn Du dir selbst treu bleibst.

Zitat:
Falls ich irgendwann mal Kinder haben sollte, werde ich sie loben und ermutigen, so oft es nur geht.


Mach, das bloss nicht! Dann würdest Du einen selbstverliebten, total von sich überzeugten Idioten heranziehen. Kritik ist wichtig aber nicht so wie es unsere Eltern betrieben haben. Kritik sollte wie die Beschneidung eines Baumes sein, sie soll dafür sorgen das dein Baum (Kind) stärker wächst und viele starke Äste entwickelt.

Alles Liebe
Plumbum

01.07.2015 23:24 • x 1 #5


E
Hallo Plumbum,
ein sehr schöner Beitrag
Das sieht man mal, dass man sich ein Beispiel an dir nehmen sollte

Selbstachtung wird wirklich unterschätzt. Seit ich lerne, mich selbst anzunehmen wie ich bin und mich auch mal selbst für meine Leistungen zu loben, geht es auch mir wesentlich besser.

Alles Liebe,
easy-dev

13.07.2015 08:35 • #6


S
Sich selbst anzunehmen wie man ist, ist nicht immer einfach. Manchen Menschen fällt das schwerer. Nicht von Natur aus, sondern weil sie keine guten Startbedingungen hatten. Wenn du als Kind oft genug gesagt bekommst, dass du ein Versager bist, hast du das im Blut. Es ist kaum möglich, dieses Denken wieder abzulegen. An allem, was du tust, hängt ein kleiner Zweifel: Eigentlich bin ich ja ein Versager und kann das gar nicht.
Selbst wenn du dich hundert Mal darüber hinweg gesetzt hast und bewiesen hast, dass es nicht so ist: Sobald du mal einen Fehler machst, kommt alles wieder zurück. Eben doch ein Versager. War ja klar.

Warum merken manche Eltern einfach nicht, was sie ihren Kindern antun?

14.07.2015 09:53 • #7


Plumbum
Danke Dir easy-dev
Versteh mich nicht falsch, auch ich hab immerwieder Phasen wo es nicht so gut geht aber... ich denke, dass ich auf einem guten Weg bin.

@sevens Das ist in der Tat eine gute Frage. Meinem Vater unterstelle ich 2 Beweggründe: zum einen war es ihm schlicht egal und zum anderen hatte ich manchmal das Gefühl, er hat es regelrecht genossen mich fertig zu machen. Dazu fällt mir ein sehr gutes Beispiel ein, wahre Begebenheit: Ich war so etwa 8 Jahre alt, hatte mit meiner kleinen Schwester gespielt. Da hörte ich meinen Vater aus der Küche keifen: Du schaugst jetzt, das du euer Zimmer aufräumst!. (Dieser Tonfall war übrigens normal... ich hab nie von ihm gehört Kleines könntest du bitte oder Süße würdest du...?) Und ich weiß noch genau, das ich mir dachte Diesmal nicht! Diesmal wirst Du mir meine gute Laune nicht verderben!. Also ging ich guter Dinge Richtung Zimmer und antwortete fröhlich Ok, Papa! . Da kam dieser Irre aus der Küche und auf mich zugeschossen, erst dachte ich er wolle mich schlagen, und knurrte mich an : Was hast du gesagt?. Ich bin so erschrocken, das ich sofort am ganzen Leib zu zittern begann und total verängstigt meine Antwort wiederholte. Dann knurrte er mich an (es war wirklich wie knurren, ich kann es nicht anders beschreiben) Das heißt Ja Papa! Ok kannst zu einem Deppen sagen! und rauschte davon. Ich war total fertig mit den Nerven... und er hatte es wiedermal geschafft, meine Fröhlichkeit und gute Laune war dahin. Mal ernsthaft so jemanden sollte man nicht auf kleine Kinder loslassen...

Grüsse
Plumbum

15.07.2015 18:50 • #8


ichbinMel
Zitat von Plumbum:
Danke Dir easy-dev
Versteh mich nicht falsch, auch ich hab immerwieder Phasen wo es nicht so gut geht aber... ich denke, dass ich auf einem guten Weg bin.

@sevens Das ist in der Tat eine gute Frage. Meinem Vater unterstelle ich 2 Beweggründe: zum einen war es ihm schlicht egal und zum anderen hatte ich manchmal das Gefühl, er hat es regelrecht genossen mich fertig zu machen. Dazu fällt mir ein sehr gutes Beispiel ein, wahre Begebenheit: Ich war so etwa 8 Jahre alt, hatte mit meiner kleinen Schwester gespielt. Da hörte ich meinen Vater aus der Küche keifen: Du schaugst jetzt, das du euer Zimmer aufräumst!. (Dieser Tonfall war übrigens normal... ich hab nie von ihm gehört Kleines könntest du bitte oder Süße würdest du...?) Und ich weiß noch genau, das ich mir dachte Diesmal nicht! Diesmal wirst Du mir meine gute Laune nicht verderben!. Also ging ich guter Dinge Richtung Zimmer und antwortete fröhlich Ok, Papa! . Da kam dieser Irre aus der Küche und auf mich zugeschossen, erst dachte ich er wolle mich schlagen, und knurrte mich an : Was hast du gesagt?. Ich bin so erschrocken, das ich sofort am ganzen Leib zu zittern begann und total verängstigt meine Antwort wiederholte. Dann knurrte er mich an (es war wirklich wie knurren, ich kann es nicht anders beschreiben) Das heißt Ja Papa! Ok kannst zu einem Deppen sagen! und rauschte davon. Ich war total fertig mit den Nerven... und er hatte es wiedermal geschafft, meine Fröhlichkeit und gute Laune war dahin. Mal ernsthaft so jemanden sollte man nicht auf kleine Kinder loslassen...

Grüsse
Plumbum


Gott was gibt es bloss für Ar. ...schlimm das tut mir echt leid sowas ...

23.08.2015 22:50 • x 1 #9


Plumbum
Danke Mel...

Liebe Grüsse
Plumbum

24.08.2015 22:24 • #10


A


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