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B
Ich habe schon ein paar Einträge gelesen, und gesehen, dass es vielen ähnlich geht wie mir. Ich fühle mich die meiste Zeit einsam. In meiner Schulzeit hatte ich schon keine besonders engen Freundschaften. Nach dem Gymnasium habe ich ein Studium angefangen und bin auch von Zuhause ausgezogen, auch wenn es mir nicht leicht fiel. Ich wollte einen Neuanfang, alles besser machen, einen Freundeskreis aufbauen. Und nach fast zwei Jahren habe ich es nicht geschafft. Ich habe quasi niemanden. Die ganze Zeit zweifelt man an sich, was man falsch macht, dass man es nicht schafft Freundschaften zu schließen, die von beiden Seiten ausgehen, Leute, die einem von sich aus schreiben und fragen, ob man etwas unternehmen möchte. Wenn ich mal mit ein paar Leuten unterwegs bin, habe ich viel Spaß und auch sie scheinen Spaß mit mir zu haben. Aber es bleibt bei diesen vereinzelten Unternehmungen. Es entstehen keine engeren Freundschaften, die auch nach der Unizeit in irgendeiner Weise Bestand haben könnten. Es ist traurig und ich bin so müde, Leuten hinterherzulaufen, verzweifelt zu suchen, mit wem ich mal etwas unternehmen könnte, damit mir nicht die Decke auf den Kopf fällt. Ich fühle mich wie in einem Gefängnis, ein Loch aus dem ich nicht herauskomme.
Ich bin aktuell auch in einer Beziehung, allerdings wohnen wir beide an unterschiedlichen Enden von Deutschland, Fernbeziehung also. Die Beziehung läuft auch gut, wir machen das beste aus der Situation.
Einerseits bin ich sehr glücklich mit ihm, andererseits hatte es für mich aber auch eine negative Seite. Mein Freund hat wirklich einen großen Bekanntenkreis und ich finde es toll, durch ihn Leute kennenlernen zu können. Er nimmt mich zu Geburtstagen und anderen Feiern mit, wenn es eben möglich ist.
Aber ich merke auch, dass ich neidisch/eifersüchtig bin, wenn er mir wieder erzählt, was er mit Freunden vor hat oder dass er feiern war, neidisch, weil ich mich auch so sehr danach sehne, auch regelmäßig mit Freunden auszugehen, Freunde zu haben, die einen mitnehmen und nicht immer derjenige sein zu müssen, der der Initiator ist. Mein Freund kann ja nichts dafür, aber meine negativen Gedanken und das Gefühl der Einsamkeit haben sich in letzter Zeit sehr verstärkt, weil ich sehe, was ich verpasse, was ich bereits alles in meiner Schulzeit verpasst habe und was ich verpassen werde, wenn ich es nicht schaffe, etwas zu ändern. Das schlimmste ist, dass ich sehe, wie sich das Ganze bereits negativ auf mich ausgewirkt hat: Ich habe keine Lust zum Sport zu gehen. Zwischendurch zwinge ich mich dazu, weil ich weiß, dass ich mich nicht so hängen lassen darf. Aber oft gebe ich doch der Unlust nach. Ich habe meine Neugierde verloren. Ich muss sagen, es ist erschreckend und beängstigend...Ich könnte gefühlt, ewig so weiterschreiben. Ich rede mit meiner Mutter darüber, und es tut gut, mit ihr darüber reden zu können, es nicht immer in sich hineinfressen zu müssen. Aber letztendlich hilft es nur für den Moment. Das Gefühl der Einsamkeit ist spätestens zurück, wenn ich nach einem Wochenende bei meinen Eltern wieder in meiner eigenen Wohnung bin...

30.06.2017 16:55 • 03.07.2017 #1


2 Antworten ↓


The_Nexus_Bloom
Kann ich gut nachvollziehen und kenn ich alles auch. Es ist nicht sehr angenehm, zu sehen, was man alles verpasst hat und die Hoffnung geringer und die Angst größer.

Du darfst dich deswegen aber nicht fertig machen. Manche Menschen sind einfach kompatibler mit dem Großteil der Leute und manche sind eben nur mit ner kleineren Anzahl kompatibel. Du scheinst noch nicht viel rumgekommen zu sein, also hast du auch wahrscheinlich noch gar nicht viele Leute kennengelernt.

Ich bin mittlerweile schon einige Male umgezogen und es ist immer zufällig, mit wem man so zusammengewürfelt wird, gerade im Studium. Du sagst, du willst nicht immer der Initiator sein, aber das ist eigentlich die beste Möglichkeit, um andere Menschen wirklich kennenzulernen. Wenn du ein netter Mensch bist - und du wirkst so - dann wirst du mit der Zeit auch Menschen finden, die gerne mit dir Kontakt haben wollen. Nur kannst du es halt nicht erzwingen und musst auch etwas Glück haben.

Du sagst, du musst was ändern. Was denn? Bist du nicht zufrieden mit dir als Person? Für andere Menschen solltest du dich nämlich auf gar keinen Fall ändern.

30.06.2017 17:27 • x 1 #2


B
Danke für deine Antwort.

Ja, das stimmt. Ich bin noch nicht viel rumgekommen und das gibt mir auch Hoffnung.

Du hast auf jeden Fall recht, ich darf mich deswegen nicht fertig machen. Und in einigen Momenten bin ich auch so stark, mir das klar zu machen. Aber dann gibt es wieder Momente, in denen ich es nicht schaffe und mich wieder das Gefühl der Einsamkeit überwältigt. Und ich kann nicht sagen, dass ich mit meiner Person unzufrieden bin, eigentlich ganz im Gegenteil. Aber es gibt mir manchmal zu denken, woran es liegen könnte, dass ich so wenig mit Menschen unternehme. An sich hätte ich auch kein Problem der Initiator zu sein. Aber es ist schon einige Male passiert, dass ich Leute, mit denen ich mich echt gut verstehe, gefragt habe, ob man nicht mal was zusammen unternehmen möchte. Ich habe auch konkrete Vorschläge gemacht. Da kommt dann immer ein sehr gern zurück, aber dabei blieb es dann häufig auch. Selbst wenn ich noch ein zweites und ein drittes Mal gefragt habe. Ich möchte auch nicht um ein Treffen betteln. Ich werden nicht aufhören, Leute wieder zu fragen. Aber die Personen nochmal zu fragen, bei denen ich es vergeblich mehrmals versucht habe...eher nicht. Ständig eine Ablehnung zu bekommen oder vertröstet zu werden, ist kein schönes Gefühl.

Ich hoffe einfach, dass ich noch tolle Leute kennenlerne, mit denen ich auf einer Wellenlänge bin. Aber bis dahin werde ich wahrscheinlich immer wieder in diese negativen Gefühle geraten.

03.07.2017 01:38 • #3





Dr. Reinhard Pichler