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Dubist
Zitat von Fugazi:
Vielleicht geht es denen ja noch viel schlechter als mir? Wenn ich anfange, mich mit anderen zu vergleichen, dann habe ich eigentlich schon verloren, denn ich neige sehr oft dazu, mich mit denjenigen zu vergleichen, die mehr haben, gesünder sind, reicher sind etc. etc. . Zumindest ist das meine persönliche Erfahrung. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Warum sollte ausgerechnet meins das Schwerste sein?

Ich weiß, daß es Dinge gibt, vor denen ich mich hüten muß, damit es mir nicht schlecht geht. Das heißt nicht, daß es mir stets gelingt, diese Dinge zu vermeiden, aber das Wissen darum ist schon sehr hilfreich. Bei mir ist es beispielsweise Hochmut. Oder Grübeln. Oder Selbstmitleid. Dinge, die mich von den anderen Menschen trennen, auf die ich aber Einfluß habe, wenn ich aufmerksam mit mir selbst bin. Mitspracherecht habe


was ist hochmut bei dir? Versteh ich grad nicht. Wie meinst du das?

Im Grunde läuft es immer auf das Gleiche hinaus: ICH bin für mein Wohlergehen verantwortlich. Ich habe keinen Einfluß darauf, was mir im Leben so alles passiert, aber ich habe immer die Wahl, wie ich damit umgehe.

31.10.2014 12:13 • #41


F
Ich kann da wirklich nur für mich sprechen... Hochmut hat viele Gesichter in meinem Leben. Aber unter'm Strich ist es das Gegenteil von Demut. Und Demut bedeutet für mich, daß ich mich nicht größer mache als ich bin, aber auch nicht kleiner. Zum Beispiel empfinde ich mich (rückblickend betrachtet) als hochmütig, wenn ich davon ausgehe, daß niemand mich versteht und ich allein derjenige bin, dem es am schlechtesten von allen geht. Ergo: Ich kann mich ganz klein machen (Mir geht's ja so schlecht...) und bin dabei aber doch ganz schön hochmütig.

01.11.2014 00:21 • #42


A


Einsame Zeiten überleben

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Fenni
Ich steige erst sehr spät in die Diskussion ein, weil erst jetzt nachgelesen.

Hängen geblieben ist bei mir das durchweg gebliebene Interesse über die meisten Beiträge am Startthema, auch wenn die Diskussion – bis auf ein kurzes Geplänkel - teils ein paar andere (auch interessante) Entwicklungen genommen hat.

Auch wenn ich selber keine weiteren Tipps zufügen kann oder will, war ja einer der daraufhin besprochenen Gedanken, das Alleinsein gut ausfüllen zu können aber phasenweise unter Einsamkeit zu leiden.

Und dazu kann ich für mich persönlich nur anmerken:
Meine Schwachstelle ist meine „Stärke“, gut alleine sein zu können.
Könnte ich das nicht, würde ich wahrscheinlich viel mehr Kompromisse und (wenn auch vielleicht nur oberflächliche) Nähe eingehen.

Dass bei dem vielen Alleinsein auch im Wechsel Phasen unglücklicher Einsamkeit vorhanden sind, halte ich für normal – bei uns Menschen als soziale Wesen. Ich muß mich in den Phasen auch über kleine Tricks und Strategien arrangieren.

Wenn ich dann zu den Tipps doch selber etwas beisteuere, dann keinen neuen Tipp, sondern den Kommentar, dass, Geld hin oder her, Haustiere da wirklich oft Großes leisten.


Und hängen geblieben sind zwei Kommentarwünsche an Fugazi:

Zitat von Fugazi:
In meinem Leben ist es so - das weiß ich heute - daß Beziehungen zu anderen Menschen oftmals daran gescheitert sind, daß ICH eine zu hohe Anspruchshaltung an mein Gegenüber hatte (und ich meine nicht nur in Liebesbeziehungen). Ich wollte oft gerettet werden.

Ich glaube, das Thema „gerettet werden wollen“ ist bei gar nicht wenigen ein Beziehungsscheiterungsgrund. Ich vermute, ich schreibe auch von eigenen (zum Glück länger vergangenen) Erfahrungen. Ich habe die Idee im Kopf, dass die zunächst recht mathematisch-logische Lösung, um das Problem zu überwinden, nämlich ein sich selber retten (denn dann ist man ja gerettet und muß es nicht mehr von jemand anderen werden), auch eine praktische Lösung sein könnte. Wie auch immer man soetwas schafft, sie praktikabel umzusetzen.


Zitat von Fugazi:
Vor ein paar Tagen habe ich mich in diesem Forum angemeldet, weil es mir schlecht ging. Ich fühlte mich einsam, verfasste einen Beitrag, auf den hin ich ein paar wertschätzende und verständnisvolle Antworten bekam. Heute geht es mir viel besser. Nicht, weil ich diese Antworten bekam, sondern, weil ICH eine Entscheidung getroffen habe. Ich will es mir nicht schlecht gehen lassen.

Was wäre eventuell passiert, wenn auf deinen Beitrag gar keine Antwort oder nur negative oder nicht verständnisvolle gekommen wären? Nicht als reale Möglichkeit (wär ja auch noch schöner ), sondern nur als theoretisches Szenario, emotional durchgespielt. Deine anschließenden Beiträge auf den eben zitierten Beitrag wirken auf mich wie eine positive Reaktion des Gesamterlebens: Das Öffnen und selber tätig werden - plus dem entgegengekommenen Verständnis, das andere Leute in vergleichbaren Empfindungen eventuell in Nähe gebracht hat.

01.11.2014 01:55 • #43


F
Zitat:
Ich habe die Idee im Kopf, dass die zunächst recht mathematisch-logische Lösung, um das Problem zu überwinden, nämlich ein sich selber retten (denn dann ist man ja gerettet und muß es nicht mehr von jemand anderen werden), auch eine praktische Lösung sein könnte.


Das halte ich für die einzige Lösung dieses Problems , womit wir wieder beim Thema Eigenverantwortlichkeit wären...

Zitat:
Was wäre eventuell passiert, wenn auf deinen Beitrag gar keine Antwort oder nur negative oder nicht verständnisvolle gekommen wären? Nicht als reale Möglichkeit (wär ja auch noch schöner ), sondern nur als theoretisches Szenario, emotional durchgespielt. Deine anschließenden Beiträge auf den eben zitierten Beitrag wirken auf mich wie eine positive Reaktion des Gesamterlebens: Das Öffnen und selber tätig werden - plus dem entgegengekommenen Verständnis, das andere Leute in vergleichbaren Empfindungen eventuell in Nähe gebracht hat.


Ja, ich gebe dir Recht, daß diese Antworten etwas mit der von mir getroffenen Entscheidung zu tun haben. Der Punkt ist aber, daß ICH diese Entscheidung treffen mußte, damit es mir besser geht. Denn Grund für diese Entscheidung war nicht, daß ich positive Rückmeldungen bekommen habe, sondern die Erkenntnis, daß es mich nicht rettet, das Köpchen gestreichelt zu bekommen . ICH muß auch etwas tun. Aber ich gebe dir Recht: es ist ein Zusammenspiel (Der Mensch ist des Menschen Arznei ).

Mir war es halt wichtig hervorzuheben, daß ohne das Zutun meiner selbst, alles Verständnis und alle Anteilnahme verpuffen würden. Und bei mir war es lange Zeit so, daß ich diese Verantwortung für mich nicht übernehmen wollte.

01.11.2014 11:35 • x 1 #44


M
Zitat von Fugazi:
Zitat:
Der Punkt ist aber, daß ICH diese Entscheidung treffen mußte, damit es mir besser geht.


Der Punkt ist dass ich nie die Entscheidung getroffen habe mir soll es jetzt schlecht gehen. Das kam immer von außen, wurde mir aufgezwungen und Geist und Körper haben kapituliert.

02.11.2014 19:12 • #45


Dubist
Zitat von martamitte50:
Zitat von Fugazi:
Zitat:
Der Punkt ist aber, daß ICH diese Entscheidung treffen mußte, damit es mir besser geht.


Der Punkt ist dass ich nie die Entscheidung getroffen habe mir soll es jetzt schlecht gehen. Das kam immer von außen, wurde mir aufgezwungen und Geist und Körper haben kapituliert.


Das kann vorkommen, das Geist und Körper kapitulieren und doch hängt Glück nicht immer damit zusammen wie die äußeren Umstände sind, was von Aussen kommt oder kam.
Gott sei Dank nicht.
Es gibt ein Licht, das uns hilft selbst dunkle Zeiten überstehen zu können.

03.11.2014 08:05 • #46


F
Zitat:
Der Punkt ist dass ich nie die Entscheidung getroffen habe mir soll es jetzt schlecht gehen. Das kam immer von außen, wurde mir aufgezwungen und Geist und Körper haben kapituliert.


Wie ich bereits sagte: Natürlich haben wir nicht die Wahl, was uns passiert und wir haben auch wenig Einfluß darauf, was andere Menschen tun oder sagen, aber wir haben die Wahl, wie wir damit umgehen.

Ich bleibe mal bei mir: Als ich anfing, für mein Leben die Verantwortung zu übernehmen, da war ich bereits 32 Jahre alt. Bis zu diesem Zeitpunkt zog ich es vor, mich auf die verschiedensten Weisen, dem Leben zu entziehen. Und bis heute spüre ich immer wieder, wie es mich lockt, zum Arzt zu gehen, mir für'n halbes Jahr 'ne AU zu besorgen und mich zu verkriechen. Heute ist auch wieder so ein Tag: ich bin wach geworden, hab geheult und wollte der Welt mal wieder sagen, daß sie mich am A... *beep* kann. Aber was wäre das Ergebnis? Ich würde WIEDER mal in meiner Bude hocken, mich selbst ins Dunkel führen und käme nicht einen Schritt weiter. Das hab ich jetzt schon so oft durchexerziert, daß ich da echt die Schnauze von voll habe.

Ja... es ist ungerecht. Andere Menschen oder Geschehnisse lassen es mir schlecht ergehen und ich muß die Karre jedesmal wieder aus dem Dreck ziehen. Aber was wäre denn die Alternative? Im Dreck zu bleiben? Danke... davon hab ich die Nase voll. Was bleibt? Ich muß was tun.

Alles sehr leicht gesagt, nicht wahr? Wenn man drin steckt und jemand sagt einem so etwas, dann kommt man sich schon fast verhöhnt vor. Das weiß ich. Oder besser gesagt: bei mir war das so. Aber letztlich ist es - meiner Meinung und Erfahrung nach - der einzige Weg. Und ich für meinen Teil bin entschlossen, ihn weiter zu gehen.

Gestern habe ich etwas schönes gelesen, was ich an dieser Stelle gern mit euch teilen möchte:

Ehrlichkeit ist eine stärkere Medizin als Mitleid, das zwar trösten
kann, jedoch oft auch mit Täuschung verbunden ist.
(Gretel Ehrlich)

03.11.2014 11:20 • #47


boomerine
Fugazi, du hast in deinen 3.ten Absatz, einen Satz, daran halte ich mich fest, am liebsten in der Bude bleiben, nichts sehen und nichts hören. Ich fühle mich im Moment wieder mal ausgenutzt. Gesundheitlich bin ich auch nicht auf der Höhe, ich fühle mich einfach ausgelaugt. Seit ich im Krankenhaus war ( verdacht auf Darmverschluß ) musste ich meine Ernährung umstellen, damit habe ich wieder abgenommen, irgendwie fehlt mir die Kraft einfach für fast alles. Jeder Termin, alles was mit Arbeit verbunden ist irgendwie ein Kraftakt. Jeder erwartet und zurück kommen tut nichts, wenn ich nein sage, zieht man sich zurück und ist sauer. Wie verhält man sich richtig ? den goldenen Mittelweg finde ich zur Zeit einfach nicht. Was mir auch zu denken gibt, das ist mein Hund, er wird 13Jahre alt, er bekommt die ersten großen Probleme mit der Hüfte, ersteht sehr schwer auf. Gassi gehen ist eigentlich nur noch eine Runde um den Block. Ich glaube jetzt zu wissen was mein Hauptproblem ist, mein Hund, ich sitze jetzt mit Tränen hier und schreibe diese Zeilen.

03.11.2014 19:20 • #48


F
Oh Mann boomerine... das tut mir echt leid mit deinem Hund. Meine Katze mußte vor drei Wochen eingeschläfert werden und ich glaube ich kann mich in dein Gefühl hineinversetzen Das war übrigens der Grund, warum ich heute Morgen geheult habe...

Ja... wir haben Tage, an denen geht einfach nix mehr und ich glaube, daß es bis zu einem gewissen Grad auch völlig ok ist, wenn man nix hören und sehen will. Ich weiß von mir, daß ich verdammt aufpassen muß, daß ich frühzeitig den Absprung finden muß, bevor ich wieder auf dem Boden aufschlage.

Ich wünsche dir Kraft und Zuversicht und hoffe für dich, daß du was ändern kannst...

03.11.2014 19:57 • #49


Dubist
Zitat von Fugazi:
Ich kann da wirklich nur für mich sprechen... Hochmut hat viele Gesichter in meinem Leben. Aber unter'm Strich ist es das Gegenteil von Demut. Und Demut bedeutet für mich, daß ich mich nicht größer mache als ich bin, aber auch nicht kleiner. Zum Beispiel empfinde ich mich (rückblickend betrachtet) als hochmütig, wenn ich davon ausgehe, daß niemand mich versteht und ich allein derjenige bin, dem es am schlechtesten von allen geht. Ergo: Ich kann mich ganz klein machen (Mir geht's ja so schlecht...) und bin dabei aber doch ganz schön hochmütig.



Das hast du falsch verstanden. Glaube ich und ich kann dich da beruhigen.
Das ist eher Selbstmitleid und auch sehr schlecht für dich.

Hochmut ist sich überheben, Auf andere niedersehen. Der Beste und Tollste sein und selbstverherrlicht. Hochmut hat auch viel mit Neid zu tun.
Dei meisten die Hochmütig sind,sind auch sehr neidbesetzt.

04.11.2014 07:55 • #50


F
Zitat:
Das hast du falsch verstanden


Nein. Ich habe nur ein anderes Verständnis von Hochmut als du . Das ist etwas, was ich in meiner Therapie gelernt habe, daß es eben nicht nur die Form von Hochmut gibt, die uns allen geläufig ist, sondern eben auch diese, sich über alle zu erheben, indem man sich zum Kleinsten macht. Hab etwas gebraucht, dieser Denke folgen zu können, mußte meiner Therapeutin aber letzten Endes Recht geben. Im Keller kann es genauso einsam sein, wie an der Spitze.

Zitat:
Das ist eher Selbstmitleid und auch sehr schlecht für dich.


Und das ist dann die Folge dieses Hochmuts (nach meinem Verständnis).

04.11.2014 11:50 • #51


boomerine
Ich werde als hochmütig betrachtet, bin es aber nicht, ich hatte dieses Kapitel bei meinen letzten Therapeuten, wie soll ich das beschreiben, ich bin nicht Selbstbewusst, daher wirke ich auf andere arrogant, oberflächlich und hochmütig. Wer mich aber kennengelernt hat, kann die dies bezeugen, wie du schreibst `Du bist` es ist schlicht und einfach Demut mit dabei. Zuviel Respekt, vor alles und allem. In diesem Sinne machen wir uns klein.

04.11.2014 19:44 • #52


F
Ich mach das genau wie du, boomerine. Nach außen den großen Zampano, innen drin fühle ich mich wie 'ne Bratwurst...

04.11.2014 20:41 • #53


M
Zitat von boomerine:
Zuviel Respekt, vor alles und allem.


So geht es mir auch, andere scheinen so selbstverständlich zu leben. Ich grüble immer, die kleinsten Hürden sind für mich schon ein Weltuntergang.

05.11.2014 00:01 • #54


H
Zitat von boomerine:
Ich werde als hochmütig betrachtet, bin es aber nicht, ich hatte dieses Kapitel bei meinen letzten Therapeuten, wie soll ich das beschreiben, ich bin nicht Selbstbewusst, daher wirke ich auf andere arrogant, oberflächlich und hochmütig. Wer mich aber kennengelernt hat, kann die dies bezeugen, wie du schreibst `Du bist` es ist schlicht und einfach Demut mit dabei. Zuviel Respekt, vor alles und allem. In diesem Sinne machen wir uns klein.

Was mir immer wieder aufgefallen ist, dass sich Viele gar keine Mühe mehr machen und einen wirklich kennenlernen wollen. Je älter ich werde, umso mehr beobachte ich das.

05.11.2014 00:14 • #55


Dubist
Zitat von holger014:
Zitat von boomerine:
Ich werde als hochmütig betrachtet, bin es aber nicht, ich hatte dieses Kapitel bei meinen letzten Therapeuten, wie soll ich das beschreiben, ich bin nicht Selbstbewusst, daher wirke ich auf andere arrogant, oberflächlich und hochmütig. Wer mich aber kennengelernt hat, kann die dies bezeugen, wie du schreibst `Du bist` es ist schlicht und einfach Demut mit dabei. Zuviel Respekt, vor alles und allem. In diesem Sinne machen wir uns klein.

Was mir immer wieder aufgefallen ist, dass sich Viele gar keine Mühe mehr machen und einen wirklich kennenlernen wollen. Je älter ich werde, umso mehr beobachte ich das.




Ich auch und doch gibt es Menschen die riesengrosse Probleme haben, die sich niemand anvertrauen können und keine Hoffnung mehr haben. Denen kann man noch ein Licht sein.

05.11.2014 07:52 • #56


boomerine
In diesem Sinn muss ich dir recht geben.

05.11.2014 19:08 • x 1 #57

Sponsor-Mitgliedschaft

Dubist
Zitat von boomerine:
In diesem Sinn muss ich dir recht geben.


ohne Worte

06.11.2014 07:35 • #58


A


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