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Hallo,

ich bin grade echt fertig, da ich mich grade sehr verletzt fühle, obwohl ich weiß, dass sie eigendlich nichts dafür kann.

Wir sind seit 3 Monaten zusammen. Sie hat mir gesagt, dass sie unter Beziehungsangst leide, und Angst hat mich zu verletzen. Sie hatte schon viele Beziehungen, die aber alle nicht länger als 3 Monate hielten.
Ich finde wir stehen uns sehr nah. Wir sehen uns beinahe jeden Tag und ich übernachte auch fast immer bei mir. Ich verbringe gerne Zeit mit ihr, und könnte mir weiterhin viel vorstellen.
Sie hat mir ihre Angst wie folgt beschrieben: Wenn wir uns körperlich nahe stehen (aber wahrscheinlich auch geistig, nur dann würde es mir nicht auffallen), schaltet ihr Kopf auf eine Art Panik-Modus, wobei ihr dann viele und allmögliche Sachen durch den Kopf gehen. Meistens aber warum ich nicht jetzt nicht der Richtige bin, d.h. sie geht vom schlimmsten aus, was ist wenn ich unehrlich bin? was ist wenn ich sie verarsche oder nicht gut behandle? und so weiter.
Dieses Gefühl hat sie über die Zeit abgebaut. Sie sagte dass sie mir endlich Vertrauen konnte und ihr Kopf sozusagen keine faxen gemacht hat. Außerdem sagt sie, dass sie es nicht kontrollieren kann und es sie traurig macht, dieses Problem zu haben, da sie mir sozusagen logisch gesehen Vertrauen kann und sie Nähe zulassen möchte, aber nicht kann.
Also wir wollen beide eine Beziehung. Ich habe bisher versucht ihr keinen Druck zu machen, wir hatten eine Art codewort wenn ihr körperliche Nähe zuviel wurde.
Gestern aber hat mir eine alte Freundin (die ich nur aus dem Internet kenne, nicht mal persönlich) wieder geschrieben, (ich habe seitdem ich mit ihr zusammen bin eigendlich kein Kontakt mehr gehabt), ich habe ihr das sogar gezeigt, dass sie mir geschrieben habe, da ich echt nicht fande, dass etwas dabei ist und es nur freundschaftlich ist. Plötzlich kam genau diese Blockade der Nähe wieder auf. Sie sagt sie hat mit sowas früher schon schlechte Erfahrungen gemacht und das kam jetzt alles wieder hoch. Sie hat gesagt, dass sie das aufgebaute Vertrauen wieder verloren hat, und als wir uns näher kamen, hatte sie wieder diese innere Blockade. Obwohl sie logisch gesehen weiß, dass es unsinn ist. Trotzdem macht ihr Kopf da sozusagen dicht.
Ich bin echt fertig jetzt, da es mich schon sehr verletzt hat, als sie gesagt hat, sie könne mir jetzt nicht vertrauen. Sie ist mir wirklich wichtig. Ich weiß jetzt im moment gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich sagte ihr, dann baue ich dieses Vertrauen einfach wieder auf, es hat schonmal geklappt und es wird wieder klappen. Nur im Prinzip habe ich einfach Angst, dass sich dies bei jeder Kleinigkeit wieder entladen könnte.
Wie finded man in so einem Fall eine konkrete Lösung? Es sind ja wirklich unbewusste Sachen. Mir fällt wirklich nur ein, weiter zu machen wie bisher und ihr zu zeigen wie wichtig sie mir ist und dass sie mir vertrauen kann. Aber ich weiß nicht, ob man das Problem eigendlich viel tiefer angehen müsste?

Danke fürs lesen, ich würde mich sehr über Ratschläge freuen.

15.10.2016 11:17 • 16.10.2016 #1


8 Antworten ↓


N
Hallo,

immerhin war sie ehrlich,für mich klingt das nach schweren Verlustängsten ihrerseits.
Das Problem dabei ist: Du kannst es nie richtig machen:
Bist Du immer für sie da,hat sie die unerträgliche Verlustangst im Nacken,wendest Du Dich ab bzw, distanzierst Dich,wird sie bestätigt in ihrer Wahrnehmung von sich selbst.(Nicht gut genug).


Im Grunde braucht sie beides:

Bestätigung ihrer Selbstwahrnehmung und Autonomiegefühl(dazu müsstest Du Schluss machen bzw. Grenzen aufzeigen) und gleichzeitig das volle Vertrauen,dass der Partner alles mitmacht.
Kann nicht funktionieren,weil es sich gegenseitig ausschliesst,sie wird sich also niemals wohl und anerkannt fühlen,weil sie selbst keine Basis in sich hat.
Die kannst Du für sie leider auch nicht schaffen.

Also : Take it or leave it.

15.10.2016 12:02 • x 1 #2


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Wie mit der Beziehungsangst von Freundin umgehen

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Hallo Redal,

eine Säule einer Beziehung ist Vertrauen. Kann sie das nicht zu Dir aufbauen, bzw. wirft es bei so etwas schon fast schwarz-weiß artig in die Tonne, hat sie echt ein Problem.
Ein Partner kann eine Stütze sein, auch gewisse Dinge kompensieren aber er ist nie Therapeut. Er kann nur eine Basis sein und etwas Rückhalt geben.
Wenn sie das nicht annehmen kann, halte ich eine Beziehung für fragwürdig. Auch frage ich mich in wie weit das empfinden und zulassen von Liebe gestört ist. Es gilt zu hinterfragen, ob sie überhaupt beziehungsfähig ist.

Das alles kann sie nur in einer Therapie bearbeiten. Ist die in Therapie?

15.10.2016 12:54 • x 2 #3


R
Hallo. Danke für eure antworten. Sie ist nicht in Therapie. Also deswegen verlassen kommt zumindest jetzt nicht für mich in Frage. In möchte lernen damit umzugehen und ihr bestenfalls darüber hinweg helfen.
Sie sagte mir selber dass sie sich Beziehungsunfähig sieht, deshalb hat es auch etwas gedauert bis sie sich darauf eingelassen hat. Trotzdem denke ich dass s wirklich was echtes ist und es uns beiden gut tut. In den letzten 2 Tagen hat sich das auch wieder gebessert, wir hatten viel nähe. Allerdings machen mir eure antworten ein bisschen sorge. Also meint ihr, dass letztendlich nur eine Therapie helfen kann?

16.10.2016 11:29 • #4


N
Hallo Redal,

Liebe ist was schönes und es ist auch toll,dass du so zu Deiner Freundin stehst.
Du solltest auf jeden Fall darauf gefasst sein,dass es für Dich gefühlsmässig eine Berg und Talfahrt werden könnte,weil es für Deine Freundin schwierig ist,ein gesundes Nähe-Distanz-Verhältnis zu leben.
Da emotional selbst nicht unter die Räder zu geraten ist nicht leicht...
Vielleicht kannst Du sie ja darin bestärken,in Therapie zu gehen,alleine kommt sie da schwer raus,weil sie unbewusste Muster wiederholt,die sie selbst bei sich nicht erkennen kann.
Mit Hilfe eines Therapeuten kann man diese Muster aufdecken und dann in Zusammenarbeit schrittweise zum Positiven verändern.

16.10.2016 11:41 • x 1 #5


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Zitat von Redal90:
Also meint ihr, dass letztendlich nur eine Therapie helfen kann?


Ja und Jein. Eine Therapie mit stabilem Rückhalt, ist erfolgreicher. Das erfolgreich ohne Therapie und in Eigenregie zu bewältigen zu können, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Diese Symptomatik ist mir bekannt.

Du solltest dich entscheiden was Du willst. Liebst Du sie, wirst Du nicht darum herum kommen dich mit der Symptomatik auseinander zu setzen. Es geht hier um Geduld, Kompromissbereitschaft und Mustererkennung.

Frage dich bitte einmal warum Du verletzt warst, als sie dir gesagt hat, das sie dir jetzt nicht vertrauen kann.
Es ist ganz einfach. Du tust viel um ihr Vertrauen zu gewinnen. Bist offen und zeigst ihr, das Du keine Geheimnisse hast. Deine Erwartung ist, dass sie das wertschätzt und dir nun mehr Vertraut. Diese Erwartung wurde nicht erfüllt und somit kam in dir ein Gefühl der Verletzung hoch.

Wie NewChance schon geschrieben hat. Sie hat zum Schutz vor emotionalem Leid, vermutlich durch das Zutun anderer, Verhaltensmuster erlernt. Ohne Therapie kann sie im erstem Moment nicht anders - ihre Impulskontrolle versagt. Und wenn sie dann dies hinterher erkennt, kann es sein, dass sie von einem Schamgefühl überrollt wird. Falls sie erkennt das sie dich mit der Überreaktion verletzt hat, haben ihre Verlustängste wieder Nahrung. Die Realitätsbewertung wird verschlechtert. Sie reagiert weniger rational beim Bewerten von Zukünftigen Ereignissen in eurer Beziehung und sie findet schneller vermeintliche Anzeichen für die Gefahr das man sie verlässt oder betrügt. Die bisherigen, negativen Erlebnisse in anderen Beziehungen werden bestätigt. Die Impulskontrolle wird weiter geschwächt.
Das ist eine mögliche Abwärtsspirale. Im schlimmsten Fall ist dann irgendwann der Leidensdruck einer der Seiten zu groß und eine Trennung geschieht.

Wenn Du die Muster erkennst, kannst Du einen besseren emotionalen Umgang mit diesen Reaktionen lernen.

Ja, ich denke ohne eine Therapie wird das schwer. Eine Therapie zu erzwingen ist schlecht und kontraproduktiv. Es ist wichtig, dass sie dafür sensibilisiert wird. In deinem Fall, sollte sie darauf Vertrauen können Rückhalt zu bekommen. Ist die Beziehung jedoch mit täglichen, dauerhaften Problemen und mit viel emotionalem Leid durchtränkt, wird eine Therapie kaum möglich sein.
Bei euch scheint es aber besser zu laufen. Ihr müsst euch beide dafür entscheiden. Du für den Rückhalt und die für die Therapie. Es ist nicht nur eine Entscheidung rein aus Liebe heraus, sondern auch aus dem Verstand heraus.

16.10.2016 12:57 • x 1 #6


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Tippfehler: Du für den Rückhalt und sie für die Therapie.

16.10.2016 13:20 • #7


DanPanic
Durch deine eigene, innere Stärke, die du aber erst mal aufbauen musst, kannst du ihr den nötigen Halt und Sicherheit geben.

Du spürst sicher selbst die Unsicherheit in deinen Fragen, wie du dich verhalten solltest, dass du ihren Freiraum akzeptierst, aber doch Einfluss auf den Werdegang nehmen willst usw. Sie braucht in ihrer eigenen Unsicherheit wiederum jemanden, der eine klare, vertrauensvolle Linie fährt.

Wenn du es schaffst, ihr zu verdeutlichen, dass du ihre emotionale Bindungsangst zwar gut verstehen kannst, aber du dir selbst treu bleiben musst und nicht alles machen wirst, wie sie es sich vorstellt, dann hast du sie. Sag ihr dass eine starke Beziehung darin besteht, durch Höhen und Tiefen zu gehen und es für dich wichtig ist, ihr Vertrauen zu haben, nicht anders herum!

LG

16.10.2016 14:04 • #8


R
Vielen lieben Dank für eure Hilfe. Ich habe viel von ihren Verhaltensweisen wieder erkannt und werde versuchen bewusst damit umzugehen. Nochmal danke an euch, echt super dass ihr mir so ausführliche Antworten gibt und ich werde nicht zögern meinem weiteren Weg mit ihr fragen zu stellen.

16.10.2016 18:23 • #9





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