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B
Hallo Zusammen

Ehrlich gesagt komme ich nicht mehr ganz weiter und benötige einen Tipp, bin 23 / M.
Vor ca. 7 Jahre hatte ich meine erste Beziehung diese hielt jedoch nur 9 Monate nachdem ich betrogen worden bin. Ich hab dann Schluss gemacht und bin seit dem mehr oder weniger Single. Was ich erst später mitbekommen habe war, dass mein damalig bester Freund vor mit etwas mit Ihr hatte, jedoch war klar das wir miteinander was am laufen hatten.

Ich hatte in den letzten Jahre immer wieder kürzere Beziehungen (ca. 2-4 Monate). Manchmal habe ich Schluss, gemacht manchmal Sie. Der Punkt ist nun, habe vor einiger Zeit, so ca. 7 Monaten eingesehen, dass ich mich nicht einfach auf jemanden einlassen kann. Ich würde gerne, jedoch habe ich Angst diesen Schritt zu wagen, da ich verletzt werden könnte. Ich lerne jemanden kennen, wir haben Dates (mit und ohne Sex) und das ist immer noch gut und auch kein Problem für mich. Ich erfahre viel über die andere Person, gebe aber von mir tendenziell wenig bekannt (Gefühle oder Probleme, wie der Tag war...). Sobald es dann aber ernster wird ziehe ich mich komplett zurück und reagiere auf SMS oder Anrufe gar nicht mehr oder nur sehr abweisend. Es bleibt meistens nur bei ein paar Dates.

Meine Angst ist, mich auf jemanden zu 100% einzulassen und zu vertrauen und nach vielleicht 1-2 Jahren verletzt oder verlassen zu werden. Ich persönlich sag mir dann lieber Okay, gehst diese Beziehung besser nicht ein, dann wirst du auch nicht verletzt oder verlassen. Mittlerweile bin ich fast schon soweit, dass wenn ich jemanden neues kennenlerne schon gar nicht mehr Date, da ich ja so oder so nichts festeres werden kann. Ich stell mir nun die Frage, kann ich dass überhaupt loswerden oder jemals ändern? Ich habe in diesen 7 Jahren unglaubliche Frauen kennengelernt (nicht nur äusserlich). Wir hätten sicherlich gut zusammengepasst und diese Chance habe ich wegen meiner Angst verpasst. Ich wünschte mir, diese Chancen nicht mehr zu verpassen und zuzugreifen zu können. Am liebsten würde ich nicht in eine Therapie gehen, sondern dies selber versuchen zu behandeln. Hat vielleicht jemand einen Tipp um diese Angst zu bekämpfen?

Bis jetzt habe ich über dieses Problem oder dies Angst mit niemandem gesprochen. Ich habe viele Kollegen auch gute, bei denen ist es jedoch auch so. Ich erfahre immer viel über Sie, weil es mich interessiert und ich nachfrage. Sie wissen aber über privates von mir praktisch nichts. Wenn Sie bei mir nachfragen, versuche ich das Gespräch geschickt umzuleiten. Es hat vermutlich damit zu tun, dass ich anderen nicht vertrauen kann da mich mein bester Freund betrogen hat. Meistens schaue ich, dass bei Kollegen, Freunden oder Familie das ganze überspiele. Wenn mich jemand fragt wies mir geht, kommen die allgemeinen Floskeln als Antwort. Im inneren jedoch bin ich nicht zufrieden mit der Situation. Es ist ein ewiger Rattenschwanz, entweder ich erzähle jemanden davon und vertraue oder ich erzähle niemandem davon und komme nicht weiter.

22.07.2016 12:30 • 01.08.2016 #1


4 Antworten ↓


Icefalki
Hallo, stell dir doch mal die Frage, warum bei dir verletzt und verlassen werden so angstbesetzt ist?

Das das weh tut, keine Frage. Aber eine Garantie für Glückseligkeit gibt es ja bekanntlich nie.

Hast du als Kind da Erfahrungen machen müssen?

22.07.2016 16:39 • #2


A


Bindungsangst überwinden aber wie?

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B
Hallo Icefalki
Ich denke ich habe Angst verletzt dass die Sachen, Gedanken oder Probleme die ich jemandem anvertraue missbraucht werden können. Vielleicht nicht heute oder morgen, vielleicht in einem Jahr oder zwei um mich irgend einer Art schlecht zu machen oder zu demütigen. Daher fällt es mir schwer mich zu öffnen, da ich dann verletztlicher wirke. Beim verlassen zu werden ist mehr der Gedanke, dass ich Zeit und Energie investiere in etwas, dass vielleicht 2 Jahre hält und dann wieder fertig ist weil es für jemanden nicht mehr stimmt oder Sie mich verlässt.

Als Kind hatte ich diese Erfahrungen nicht. Es hiess immer, es ist wichtig Stark zu sein und wenig Schwäche zu zeigen. Als ich 16 war (vor 7 Jahren) haben sich meine Eltern getrennt, vielleicht hat dies einen Einfluss darauf?

22.07.2016 16:49 • #3


Icefalki
Als Jugendlicher hast du doch die Erfahrungen machen müssen. Damit werden sehr wohl die Weichen gestellt.

Und wenn du gelernt hast, dass Schwäche zeigen negativ bewertet wurde, brauchst du dich nicht zu wundern, woher deine Problematik kommt.

Ich hab als Jugendliche das volle Programm des Fremdgehns meines Vater miterlebt. Inklusive Suicidversuche meiner Mutter. Und damals hab ich mir auch geschworen, lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

@boarder25, ob man will, oder nicht, diese Erlebnisse sind prägend und man bildet sich eine Meinung, oder es bildet sich ein Gefühl.


Nur keine Schwäche zulassen. Man kann nur verletzt werden.

Ich musste das alles auch lernen, dass Schwäche nicht unbedingt das Ende vom Leben ist.

Überleg doch mal. Wenn man liebt, ist es absolut natürlich, dass man verletzt werden kann, evtl. auch wird.

Doch ohne Liebe, Vertrauen, nur mit angezogener Handbremse durchs Leben, ist doch auch nicht toll.

Und Menschen, denen man was anvertraut hat, und die das missbrauchen, kann man eh vergessen. Sind es nicht wert.

Dabei geht es aber um ein gewisses Selbstbewusstsein, das zu den eigenen Schwäche stehen kann.

Und um das geht es hier. Bei mir weiß man um meine Macken. Sollte sich jetzt jemand darüber lustig machen, dann guck ich dem ganz tief in die Augen und sag, stimmt. Das sind meine Probleme. Daran arbeite ich, wie siehts bei dir aus? Alles easy?

Wenn du dich in deiner Gesamtheit akzeptieren kannst, dich magst, kann dir keiner was. Denn es stimmt doch. Du hast eben dieses oder jenes Problem, damit beschäftigst du dich, dir ist das bewusst und damit sagt dir dein Gegenüber nichts Neues.

Wenn du dich aber aus Angst vor Verletzungen zurückziehst, es selbst leugnest, dann geschieht das auch, es trifft dich. Denn es ist die Wahrheit und du willst sie nicht hören. Weißt du sie aber, trifft dich alles recht wenig.

Und jetzt zu Beziehungen. Du kannst uralt werden, wenn eine Beziehung endet, ist das eben so und einer wird immer leiden. Und was heißt hier Zeit und Energie investiert haben? Du hattest doch auch was davon.

Ich hab über meine Angst, in Therapie, mit viel Nachdenken eines gelernt. Ehrlichkeit zu sich selbst, ein Annehmen der eigenen Problematiken, Schwäche zuzugeben lernen, die Autenzität zu leben, die ich bin. Nach außen und innen.

Und keiner kann mir noch was. Ich bin ich. Und es wird Menschen geben, die mich nicht mögen, oder vielleicht auch über mich reden. Ist mir doch sowas von egal. Viel Spaß dabei.

Und zu einer Beziehung gehören immer zwei. Beim Scheitern derselben kann man seinen Teil dabei anschauen.

24.07.2016 12:23 • #4


FeuerWasser
Deine Bindungsängste entstanden wohl nicht aufgrund der 1. Beziehung und der Negativerfahrung. Bindungsängste begünden sich in einer instabilen
Mutter-(Eltern)-Kind-Beziehung. Der Grundstein wird schon sehr früh gelegt und basiert auf einer Traumatisierung. Natürlich können auch Bindungsängste
aufgrund von schlechten Beziehungserfahrungen herrühren aber das sind häufig Beziehungen die auch ein Trauma auslösen, wo Gewalt, Suchterkrankungen etc
eine große Rolle spielen. Wobei Zweiteres immer noch einfacher zu behandeln ist als Ersteres.

Auch mein Partner befindet sich schon seit längerer Zeit in Therapie. Wir hatten ein langes auf und ab, oft hatte ich ihn monatelang nicht gesehen, hat (hatte)
Depressionen und Schlafstörungen, on-off.... ständiges provozieren von Streitigkeiten, Kontaktabbruch und hinterher wieder Kontakt gesucht aber nur noch distanziert, hat völlig dicht gemacht, das volle Programm. Jeder Mensch mit einem normalen Nähe-Distanz-Verhalten würde da schreiend davonlaufen.

Nähe verursacht Angst. Wenn man anfängt Nähe zu meiden nimmt man sich auch selbst die Chance neue, positive Erfahrungen zu machen. Du lernst eine Freu kennen, merkst irgendwann es wird dir zu eng und fährst dann mit Vollgas im Rückwärtsgang. Das ist verständlich hat aber zur Folge, dass du immer wieder zum Ausgangspunkt zurück rennst und dich im Endeffekt nie von der Stelle bewegst. Der Weg ist nicht, mögliche Verletzungen zu meiden sondern einen gesunden Weg zu finden mit möglichen Verletzungen umzugehen und um das zu lernen musst du dich der Eventualität aussetzen und es dann aushalten und nicht wegrennen. Passieren kann immer was, auf Beziehungen jeglicher Art gibt es keine Garantie.

01.08.2016 23:12 • #5





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