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K
Ich habe seit 13 Jahren schwere Agoraphobie (mit Panikstörung). Das bedeutet, in meinem Fall, dass ich diese Zeit fast ausschließlich zuhause verbracht habe.

Ich habe mehrere Verhaltenstherapien gemacht und eine tiefenpsychologische Therapie.
Bei der tiefenpsychologischen Therapie hatte ich wohl das Konzept nicht verstanden. Die Therapeutin schwieg, schrieb Dinge auf, ich redete und sie schwieg weiter.

Ich hatte mir das anders vorgestellt, nahm aber fast alles was mir komisch vorkam zähneknirschend so hin. Ich sagte mir immer wieder dass die schon wissen was sie tun.

Ich schrieb, bevor ich die Therapie begann, viel über mein Leben, meine Problematik etc. auf. Ich nahm einen Fragebogen aus einer anderen Klinik als Vorlage und füllte diesen Fragebogen sehr ausführlich aus. Das fiel mir total schwer weil mich meine Probleme natürlich geballt ansprangen und ich nicht wusste wie sich meine Offenheit auswirkte. Das war nicht leicht auszuhalten. Ich kam dann auf knapp 30 Seiten.
Am Anfang der Therapie gab ich dann alles meiner Therapeutin. Ich sprach sie mehrmals auf den Fragebogen an und sie meinte sie sei noch nicht damit durch. War ja auch viel zu lesen.

Eines Tages war es dann soweit und ich fragte sie, ob ihr als Psychologin etwas aufgefallen sei, was mir dadurch dass ich ja selbst betroffen bin, bis dahin verborgen blieb.
Sie sagte: Sie hatten eine schwere Kindheit.
Okay, bin mal gespannt, wo das jetzt hinführt.
Es führte nirgends hin. Das war der einzige Satz den sie sagte.

Sie redete in den Einzelstunden nicht mit mir und jetzt das. Es war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich konnte mir nicht erklären wie mir dauerhaftes Anschweigen helfen könnte. Eins war jetzt jedenfalls klar: Von der Therapeuten selbst bräuchte ich nichts zu erwarten. Gar nichts. Also fragte ich sie ob sie mir Bücher über Angststörungen geben könnte. Sie sagte: Das ist doch hier keine Leihbücherei.
Da rastete ich aus und brüllte sie an. Dass ich nicht verstehe, warum sie so handelt. Was das soll. Wie mir das helfen soll. Wohin das führt.

Wohin es führte bekam ich dann ziemlich schnell raus. Ich bin nicht therapierbar, mir ist nicht zu helfen. Ich soll in ein Heim und das wäre mit meiner Rechtsbetreuerin auch schon alles abgesprochen.

Da brach ich dann richtig in Panik aus. Ich ging zu einem Arzt, der die Statonsärztin während ihres Urlaubs vertreten hatte und erhoffte mir dort Unterstützung. Ich wusste nicht an wen ich mich wenden sollte. Der Arzt wollte sich da aber raushalten.

Jetzt, wo ich das alles aufschreibe, geht's mir schlecht.

Ich packte ganz schnell ein paar Sachen, sah zu dass ich vom Klinikgelände runterkam und fuhr dann per Anhalter fast 100 km nach Hause.
Wieviel Schiss ich bei dieser Fahrt hatte kann man sich glaub ich nur vorstellen wenn man weiß, dass meine Ängste so groß sind dass ich froh war wenn ich mal den Weg durch den Hausflur zum Briefkasten geschafft habe.

Dass meine Rechtsbetreuerin in die Heim-Sache involviert war stimmte übrigens nicht. Da kannte ich sie noch nicht lange / gut genug um zu wissen dass sie immer persönlich mit mir sprechen würde wenn es um sowas wichtiges gehen würde. Tja, und die Psychologin war so überzeugend und ich so in Panik dass ich garnicht darüber nachdachte dass es gelogen sein könnte.

Das Ende vom Lied ist dass ich seitdem nie wieder eine stationäre Therapie gemacht habe. Ich war vorher schon misstrauisch gegenüber Therapeuten und fühlte mich oft unverstanden oder nicht ernstgenommen.
Bei der tiefenpsychologischen Therapie wollte ich alles richtig machen. Das war der wichtigste Grund, warum ich der Therapeutin soviel aufschrieb bevor ich überhaupt in die Klinik kam. Ich wollte mein Misstrauen aushebeln, auf die Therapeutin nicht meine bisherigen Erfahrungen übertragen und mir dadurch irgendwas versauen. Übrigens schrieb ich in dem Fragebogen auch von meinen Erfahrungen mit Therapeuten. Ich wollte mal alles anders machen.

Hat mich echt nach vorne gebracht, meine tolle Idee.
Jetzt bin ich völlig ratlos wie ich eine stationäre Therapie angehen könnte.

Ich möchte lieber eine ambulante Therapie machen. Einen Therapeuten hätte ich auch schon. Dem gegenüber bin ich auch misstrauisch aber er hat mich schon ein paar Mal positiv überrascht.
Das Problem ist nur dass meine Ängste zu groß sind um den Termin einmal pro Woche zu schaffen. Nach Rumgezerre mit meinem Arzt bekam ich dann 0,5 mg Tavor um die Termine wahrzunehmen. Mein innerer Widerstand scheint aber so groß zu sein dass meine Psyche sozusagen die Wirkung des Tavors ausgehebelt hat.
Ich musste die Therapie abbrechen bevor sie überhaupt angefangen hat.

13.04.2014 13:05 • 21.04.2014 #1


65 Antworten ↓


M
Ich kann durchaus verstehen,dass du da ein starkes Misstrauen entwickelt hast,
denn diese Vorgehensweise der Therapeutin ist gelinde gesagt eine
Frechheit!
Wenn ein Mensch sowieso schon ziemlich unten ist,noch so drauf zu treten,
ist mir unverständlich.....
hast du eigentlich einen vertrauenswürdigen Hausarzt,den du in diese Geschichte
einweihen kannst?
Trotzdem solltest du dem neuen Therapeuten eine Chance geben,
allerdings würde ich ihm schon erzählen,was du da erlebt hast,
vielleicht hast du diesmal das Glück,eine wirklich helfende Hand
gefunden zu haben,
viel,viel Glück!

13.04.2014 14:23 • #2


A


Therapie - Starkes Misstrauen gegenüber Psychologen

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K
Hallo MitSouKo63.
Danke für deine Antwort und dafür dass du dir den langen Text durchgelesen hast. Ich weiß das zu schätzen.

Auf was genau bezieht sich das drauftreten? Meinst du etwas bestimmtes? Oder allgemein?

Das mit der Therapeutin war nur der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte.

Ich hab zwei Überlegungen zu der letzten stationären Therapie: Dass eine Therapie, die vielleicht vielen anderen Menschen geholfen hat bei mir nicht gegriffen hat, bedeutet (für mich) letzendlich erstmal nur dass irgendwas nicht gepasst hat. Wenn nicht sofort die Schuldfrage von Seiten der Therapeuten im Raum stehen würde würde ich das ziemlich wertfrei sehen.
Vielleicht bedeutet es für die Therapeutin persönlich aber etwas anderes. Ich weiß es nicht.
Entweder sie meinte das wirklich so, was sie in Bezug auf das Heim gesagt hat. Oder es war so eine Art Provokation/Konfrontation Mal gucken was passiert..- Das fände ich dann aber ziemlich unüberlegt.

Gedankenlosigkeit begegnet mir ziemlich oft.

Es ist alles so verwirrend für mich. Ich weiß zum Beispiel dass ich Krankheitsgewinn habe. Ich kann da auch ziemlich viel benennen und aufdröseln. Ich hatte ja genug Zeit darüber nachzudenken.
Der Krankheitsgewinn ist so ein großer Punkt bei mir, wo ich denke: Mensch, da müsste man mal genauer hingucken wie ich das loslassen kann.
Da ich merke dass ich da nicht alleine weiterkomme nehme ich meinen Mut zusammen und spreche das Thema bei verschieden Therapeuten an. Reaktion: Manchmal Erstaunen darüber dass ich den Begriff kenne. Und dann immer das selbe:
Wenn Sie wissen dass sie Krankheitsgewinn haben dann lassen Sie das doch einfach.

Na das ich da nicht selber drauf gekommen bin.
Die Reaktion meinerseits ist dann dass ich noch mehr Schiss hab das Thema bei Therapeuten anzusprechen und ich fühle mich mal wieder unverstanden.
Anscheinend bedeutet der Begriff Krankheitsgewinn etwas anderes für sie als für mich.

Nein, einen Hausarzt habe ich garnicht. Der einzige Arzt (der auch 'ne Nummer für sich ist), zu dem ich Kontakt habe ist der in der Tagesklinik. Ich bin schon lange nicht mehr in der Tagesklinik hab mich aber nicht getraut mir einen Hausarzt zu suchen.
Einmal hab ich mich doch durchgerungen und bin zu einer Hausärztin hier in meiner Nähe gegangen. Sie wollte erstmal meine gesamte Lebensgeschichte erfahren (nicht nur körperliche Krankheiten oder was man sonst so erwartet dort gefragt zu werden). Ich erkannte den Sinn nicht dahinter. Sie war aber ganz nett und interessiert also erzählte ich was sie wissen wollte. Zumindest bis zu dem Punkt an dem ich erzählte dass ich freiwillig bei meinen Eltern auszog und in ein Kinderheim zog. Sie fragte wie alt ich da war. und als ich das beantwortete war für sie der Ofen aus. Schublade auf, ich rein, Schublade zu. So einfach ist das. Mit 13 kann man keine Probleme haben, alles pubertäres Gehabe.
Fall erledigt.
Danach hab ich mich nicht mehr getraut mir jemanden zu suchen weil ich nicht einschätzen kann was mich erwartet oder was ein Hausarzt für mich tun könnte.

P.s.: Die helfende Hand ist ja nur theoretisch, solange ich es nicht schaffe dorthin zu fahren.

13.04.2014 16:13 • #3


A
Hi
ich verstehe deine Zweifel und misstrauen gegenüber Therapeuten und Ärzte. Es ist auch der absolute Hammer, deine letzte Therapeutin. Aber ich finde du solltest nicht sofort an jedem zweifeln,der dir viell
wirklich helfen möchte. Ich würde dir raten eine Hausärztin oder Hausarzt zu suchen,dem würde ich mich anvertrauen und auch ehrlich zu ihm sein,bzw. Mitteilen das du schon schlechte Erfahrungen mit Ärzte machen musstest. Denn die meisten Ärzte geben einem gute Adressen mit von Therapeuten

Denn so wie ich es verstanden habe von deinem 2 Text, hast du es wohl nur gemeint das dich diese Ärztin in irgendeine Schublade gesteckt hat, bzw. Es kam dir so vor,von deiner Textstellung her, habe ich es so verstanden. Gib diesem einen
ce dir zu helfen und Versuch vielleicht auch mal nicht alle Therapeuten oder Ärzte in einen Topf zu stecken. Es ist schwer gerade mit deinem schlechten Erfahrungen die du schon gesammelt hast. Aber lass dich nicht unterkriegen,auch du wirst den passenden Therapeuten finden.

Meiner hat mich von Anfang an gefragt ob es mit uns beiden denn passen würde,denn er sagte wenn ich mich nicht wohl fühle bei ihm dann könne ich auch nicht offen mit ihm reden. Denn er sagt immer die Chemie zwischen Patient und Therapeuten muss einfach stimmen,sonst klappt es nicht

Viel Glück und Kopf hoch. Denn in jedem noch so dunkle loch strahlt ein sonnenstrahl hinein.

14.04.2014 13:42 • #4


K
Hallo Apfel.

Ich habe nicht sofort an jedem gezweifelt.
Wenn die Therapeutin die große Ausnahme gewesen wäre hätte ich sie auch so eingeordnet denke ich. Außerdem habe ich mich der Therapeutin anvertraut obwohl ich vorher schon große Zweifel an Therapeuten hatte.-Die Erfahrung mit ihr führte jetzt nicht zu einem Abbau des Misstrauens sondern es kam eher noch 'ne Schippe dazu. Da wird's beim nächsten Therapeuten dann nicht leichter.

Ich seh das genau andersrum wie du. Nicht ich sollte den Therapeuten eine Chance geben sondern ein Therapeut sollte mir eine Chance geben.

Achso, ich hätte jetzt übrigens (theoretisch) einen Therapeuten. Dem misstraue ich auch aber nicht so doll wie anderen. Weißt du warum? Weil er mir zugehört hat und ich das Gefühl hatte dass er sich Gedanken macht.- Sowas positives entgeht mir auch nicht.

Na ja, wie gesagt...theoretisch. Ich schaff den Weg nicht zu ihm also ist nix mit Therapie.

14.04.2014 17:48 • #5


A
Ich wollte dich damit nicht angreifen. Sorry wenn es dir so vorkam.

Aber du hast ja theoretisch schon einen neuen Therapeuten bei dem du wenigstens schonmal was positives hast. Du fühlst dich bei ihm verstanden weil er dir zuhört. Dann würde ich an deiner Stelle ihm die Chance geben,dich zu verstehen. Nur du musst es auch wollen.

Du sagst du schaffst es nicht dorthin. Aber du bist ja auch aus dieser Klinik nach Hause abgehauen. Auch wenn du auf der Heimfahrt eine totale Panik hattest,aber du hast es geschafft. Und ich finde da hast Du doch auch ein kleinen Schritt gemacht. Und wenn du alleine nicht zum Therapeuten möchtest oder kannst,dann nimm dir jemanden mit dem du vertraust und dich begleitet. Freundin,Familienmitglied,mit jemandem wo du dich wohl fühlst.

14.04.2014 19:20 • #6


K
Hmmm..nee, ich wollte nur ganz deutlich sein, da komm ich dann manchmal etwas komisch rüber. Auch sorry von mir.

Uff...was ich von der Sache mit dem abhauen halten soll weiß ich nicht. In der Situation hab ich mich auf gewisse Art bedroht gefühlt, abgeschoben und ausgeliefert, dehalb hab ich das geschafft. Wie bekommst du denn da den Bogen zu dem jetzigen Therapeuten? *neugierig guck

Achso, das hatte ich vergessen zu schreiben. *ups :
Ich hatte jemanden auf der Fahrt zum Therapeuten dabei. Meine Betreuerin, der vertraue ich auch. Die hätte mich auch erstmal regelmäßig dorthin gefahren (solange es bewilligt worden wäre und der Therapeut es für sinnvoll hält). Und Tavor (0,5 mg) hatte ich auch genommen als meine Ängste durch die Decke knallten. Trotz dieser, für mich erstmal entlastenden Umstände, hab ich es nicht geschafft. Das Tavor wirkte nach einem oder zwei Mal nehmen (an verschiedenen Tagen) nicht mehr und dann kam ich nicht mehr gegen meine Ängste an.
Das ich Tavor genommen habe war übrigens eine Ausnahme.

14.04.2014 20:05 • #7


A
Also an manchen Terminen geht es super gut und dann habe ich auch Tage wo es mir schwer fällt. Aber nach dem Termin bin ich meist motivierter. Und habe wieder mehr vertrauen das ich es schaffen kann. Und dies motiviert mich und ich versuche weiter daran zu arbeiten. Aber auch ich bekomme öfter mal wieder schlechte Tage und habe DJs Gefühl nicht weiter zu kommen. Und komplett angstfrei bin ich auch noch nicht.

Aber glaub einfach an dich. Du kannst es. Auch wenn du nur aus der Klinik abgehauen bist weil du dich bedroht gefühlt hast. Aber du bis einfach abgehauen. Und du hast es geschafft. Ich z.b. konnte letztens auch alleine plötzlich Auto fahren,weil ich mich über etwas so aufgeregt habe und normalerweise habe ich immer totale Angstsymptome dabei. Aber in dieser Situation konnte ich es auf einmal.

Versuch es einfach die Therapie zu beginnen,das ist der eure Schritt in Richtung Freiheit.

15.04.2014 14:27 • #8


K
Zitat:
Ich z.b. konnte letztens auch alleine plötzlich Auto fahren,weil ich mich über etwas so aufgeregt habe und normalerweise habe ich immer totale Angstsymptome dabei. Aber in dieser Situation konnte ich es auf einmal.
Ist ja abgefahren.
Wie war's am nächsten Tag dann mit dem Auto fahren?

16.04.2014 10:26 • #9


A
Naja habe es dann nochmal versucht,und es ging irgendwie nicht. Ich war am zittern,mir war übel,leicht schwindelig. Und dann konnte ich nicht,Ich hatte Angst durch den Schwindel.

Obwohl es ja nur Angstsymptome waren und ich wusste das ich ja fahren kann,ging es aber dennoch nicht. Die Angst mit ihren Symptomen hat mir dann da einen streich gespielt.

Z.b. gestern, habe ich mit meinen Kindern zu Abend gegessen,als ich plötzlich wie durch Nebel, für paar Sekunden gesehen habe. Bin dann total hektisch auf die Couch und habe Blutdruck gemessen. Alles ok. Und vorhin habe ich meinen Sohn vom kiga abgeholt,beim rein gehen hatte ich kribbeln in den Füßen und totale schwäche in den Beinen. Ich dachte ich kippe um. Und nun bin ich zuhause und versuche nicht in Panik zu geraten. Obwohl die Angst ziemlich heftig und stark vorhanden ist.

Wie du siehst ist es bei mir auch mal eetwas schlimmer. Und letzte Woche hatte ich noch keine Symptome nur Anspannung. Ich glaube unser Unterbewusstsein spielt da auch viel mit.

16.04.2014 10:54 • #10


M
Hallo Krümel,

13 Jahre sind eine lange Zeit. Da liegt es doch auf der Hand, dass all deine Therapien dir nicht geholfen haben, ein ganz normales Leben zu führen. Ich weiß leider selbst, wie grausam diese Krankheit ist. Wie viel Unverständnis sie hervorruft, wie allein man sich fühlt und ich weiß auch, dass kein Arzt oder Therapeut sich in diese Lage versetzen kann. Niemand, der das nicht selbst erlebt, kann es nicht verstehen und weder mitreden noch wirklich helfen. Ich selbst habe viele Jahre an dieser Krankheit gelitten. Fünf Jahre war das so massiv, dass ich keinen Schritt mehr vor die Tür setzen konnte. Damals schwor ich mir, wenn ich jemals wieder aus dieser Krankheit herauskommen würde, werde ich der ganzen Welt mitteilen, wie ich das geschafft habe. Mittlerweile habe ich es geschafft. Seit ein paar Jahren kann ich mein Leben wieder genießen. Allerdings sind meine Kinder mittlerweile groß, vieles kann man nicht zurückbekommen. Ein paar Jahre trauerte ich noch diesen verlorenen Jahren nach und vergaß dabei, wie froh ich eigentlich sein müsste, es geschafft zu haben. So erinnerte ich mich wieder an meinen Schwur. Ich wollte Menschen helfen, die in dieser Falle sitzen. Ich schrieb einen Ratgeber, und zwar so, wie ich ihn damals gebraucht hätte. Dieser Ratgeber ist noch nicht veröffentlicht. Und es soll hier auch auf keinen Fall wie Werbung rüberkommen. Auch wenn es unglaubwürdig klingen mag, ich habe diesen Ratgeber nur geschrieben, um Menschen zu helfen, die in der gleichen Situation sind, wo ich einmal war. Ich glaube, dass jeder Betroffene, das genauso machen würde und das versteht. Wenn du magst, kann ich dir nächste Woche die pdf des Ratgebers schicken. Ich hoffe, ich kann dir damit helfen.

Ganz liebe Grüße aus Aachen

Marion

16.04.2014 11:45 • #11


A
@marion

Geht es in deinem ratgeber reinlich um agoraphobie oder auch um angst und panikstörung? Wäre schö wenn du bescheid geben würdest wenn der ratgeber draussen ist, würde ihn dann lesen.

16.04.2014 12:48 • #12


K
@ Apfel.
Ja, denke auch dass das Unterbewusstsein da ordentlich mitmischt. Ich finde es immer so ärgerlich dass man oft garnicht so zuordnen kann warum man jetzt Panik hat obwohl man denkt ist ist doch eigentlich grad alles in Ordnung. Man fühlt sich dann so ausgeliefert. Das macht es so schwierig, dass man immer so ein Gefühl von Unsicherheit hat. Die panik kann ja jeder Zeit ohne vorwarnung angerauscht kommen.

@ Marion: Erstmal Danke für's lesen und schreiben und Willkommen im Forum.
Ein ganz normales Leben hatte ich leider vor der Krankheit auch nicht. Ich glaube dass es auch ein Grund ist, warum ich krank geworden bin.
Ja, sie ruft sehr viel Unverständnis hervor und irgendwie teilweise auch Agression bei anderen hab ich das Gefühl.
Mir sagte mal jemand: Dein Pech ist es, dass niemand deine Krankheit sehen kann. So sieht's aus.
Ich laufe bei einer Panikattacke nunmal nicht heulend und schreiend im Kreis damit andere es sehen können wie schlecht es mir gerade geht.
Deinen Schwur finde ich ziemlich beeidruckend. Wie geht es dir denn damit wieder gesund zu sein? Ich kann mir das irgendwie garnicht vorstellen.
Weißt du was mich bei deinem Text am meisten berührt?
Ich sag's dir: Die Stelle an der du schreibst dass du ein paar Jahre um die verlorenen Jahre getrauert hast.
Da hatte ich einen richtigen Kloß im Hals als ich das gelesen habe. Ich habe sowas vorher noch nie von jemanden gehört oder gelesen. Ich hatte das Thema auch schon versucht bei Therapeuten anzusprechen. Auf viel Gegenliebe bin ich nicht gestoßen weil sie nicht nachvollziehen konnten was es denn da zu trauern gibt. Ich denke dass trauern gehört genauso dazu, wie froh ich eigentlich sein müsste, es geschafft zu haben. Das eine schließt das andere ja nicht aus.
Klar, wenn du magst kannst du mir das gerne als pdf schicken. Möchtest du auch Rückmeldung dazu oder was schwebt dir so vor?

16.04.2014 14:40 • #13


M
Hallo Krümel, hallo apfel,

erst mal Danke, dass ihr mich so nett hier aufgenommen habt. Eigentlich war mein Leben auch nie in Ordnung und ist es auch immer noch nicht, aber ich bin gesund. Und wenn man so viele Jahre unter schlimmsten Panikattacken gelitten hat und sie endlich los ist, dann kann das Leben noch so beschissen sein, hauptsache man ist diese grausame Krankheit los. Alles andere kann man regeln oder in den Griff kriegen. So empfinde ich das zumindest heute. Mich haut so schnell nichts mehr um. Bei mir war alles anders herum. Das wollte mir natürlich nie jemand glauben. Man diagnostizierte im Laufe der Zeit bei mir sämtliche psychische Krankheiten, die es so gibt. Doch angefangen hat es mit körperlichen Symptomen, die aber so heftig waren, dass ich mich auf jede Diagnose einließ, nur um geholfen zu werden. Als sich nach und nach herausstellte, dass diese Symptome doch durch körperliche Krankheiten verursacht wurden, steckte ich psychisch schon so tief drin, dass ich nicht mehr rauskam. Von da an erst stimmten sämtliche psychische Diagnosen. Und dann ist man verdammt allein. Und das Schlimmste ist, es interessiert niemanden, im Gegenteil, man wird noch beschimpft, dass man sich vor alles drücken will, dass man zu faul ist, dass man sich anstellt usw. Das tut weh, vor allem, wenn man selbst unbedingt irgendwo dabei sein will, es aber auf keinen Fall schafft. Denken all diese Leute wirklich, ich wäre nicht gerne bei Schulauftritten meiner Kinder dabeigewesen oder ich hätte nicht gerne Weihnachten mit meiner Familie verbracht, ohne jede Sekunde zu denken, dass ich tot umfalle und meinen Kindern damit für den Rest des Lebens Weihnachten versaue? Ich war auch jemand, der nicht gejammert hat und panisch rumgerannt ist. Man lernt mit der Zeit sich zu verstellen, so dass es niemandem auffällt. Und wenn man sich dann so irgendwo hingezwungen hat, bekommt man danach auch noch gesagt: Na, siehste, hat doch gut funktioniert. Kannste ja jetzt immer dahin gehen. Aber wem erzähle ich das, ihr kennt das ja alles leider auch bestens.

Man lebt wie ein Zombie, ist froh für jeden Tag, den man hinter sich gebracht hat und verliert irgendwann ganz die Hoffnung, dass sich jemals irgendwas ändern wird. Wenn ich meine Kinder nicht gehabt hätte, wäre ich nie mehr aus dem Bett aufgestanden. Ich habe die Tage gezählt, dass sie endlich groß genug sind und mich nicht mehr brauchen. Aber anmerken durften sie es mir auch nicht. Es war so anstrengend immer tadellos funktionieren zu wollen, obwohl man innerlich stirbt. Bis heute noch frage ich mich, wo ist die Hilfe in so einem Fall? Was hat man von Therapeuten, die in der Not nicht da sind und man monatelang auf einen Termin warten muss? Und was nützt dann dieser Termin, wenn man nicht hingehen kann, weil man es einfach nicht schafft? Haben sie wirklich Interesse daran solchen Menschen zu helfen? Wenn das so wäre, müssten sie doch dem Patienten helfen, das Haus zu verlassen ohne diese furchtbare Ausrede: Das müssen Sie schon selbst schaffen, das ist der erste Schritt. Ein Therapeut müsste immer erreichbar sein und wenn es nötig ist, seinen Patienten an der Hand hinausführen, damit er sich sicher fühlen kann, bis er es wieder allein schafft. Zur Not müsste er ihn zu Ärzten oder wichtigen Terminen begleiten. Das wäre richtige Hilfe, dann müsste kein Angstpatient mehr so tief fallen und sich immer mehr in seine Ängste verstricken. Ich wäre gerne so eine Therapeutin geworden, aber leider ist das nicht erlaubt, wenn man selbst psychische Krankheiten hatte. Zudem wäre es mir schwer gefallen, all diese Dinge zu lernen, von denen ich selbst erfahren habe, dass sie nicht helfen. Ich habe mir sogar mal ein Buch mit allen Prüfungsfragen und Antworten gekauft. Es ging einfach nicht, ich habe nichts davon in meinen Kopf bekommen.

Ojeh, jetzt habe ich wieder eine Menge geschrieben. Wenn ich mit diesem Thema anfange, kann ich einfach nicht mehr aufhören. Es hat mein halbes Leben bestimmt und ich wünsche mir einfach, irgendetwas tun oder bewegen zu können, dass psychisch Kranken mehr tatsächliche Hilfe zukommt. Ich wünsche mir jeden Einzelnen an die Hand zu nehmen und aus dieser schrecklichen Krankheit herauszuführen. So wie ich mir jahrelang gewünscht habe, dass mich jemand an die Hand nimmt. Jemand, der weiß, wie ich mich fühle, jemand, dem ich nichts erklären muss, vor dem ich mich nicht verstellen muss und wovon ich weiß, dass er mir wirklich helfen will.

Dies alles mag verrückt klingen, aber ich bin mir sicher, dass ihr das versteht.

Das mit dem Ratgeber ist so. Er ist noch in Korrektur. Ich hoffe, ich werde ihn spätestens nächste Woche zurückbekommen. Sobald ich ihn habe, werde ich euch die pdf senden, und zwar, ohne irgendwelche Erwartungen. Außer, dass ich euch damit helfen konnte.

Liebe Grüße

Marion

16.04.2014 23:05 • #14


kalina
Liebe Marion,

Du sprichst da sehr wahre Worte.

Ich würde auch sehr gerne Deinen Ratgeber lesen und würde mich freuen,

wenn Du ihn mir auch per pdf zukommen lassen könntest.

Schön, dass es Dir wieder so gut geht.

Liebe Grüße

kalina

17.04.2014 00:05 • #15


A
Hallo marion,

Deine ganze sache könnte komplett auf mich passen. Ich leide auch schon verdammte 6 Jahre darunter. Ich habe auch 2 kleine kinder, 6 und 2 jahre. Ich darf mir auch immer anhören reiß dich zusammen du bist mutter. Ich habe mit täglicher Angst zu tun im Moment. Versuche es nicht bis zur panik kommen zu lassen.

Gestern hat sich dann mein kleiner die lippe beim spielen aufgehauen, er hat so stark geblutet das wor ins Krankenhaus mussten mit ihm. Er musste zum Glück nicht genäht werden. Aber dadurch weil ich vorher schon mit starker angst zi tun hatte, hat mir das den rest gegeben. Ich konnte einfach nicht mit fahren so panisch war ich und lauter symptome.

Mein mann verstand das, aber meine mutter meinte ich solle jetzt mit ich wäre die mutter.

Also genau das selbe wie bei dir. Ich bin froh das du so offen darüber reden kannst und es auch tust, das hilft ungemein.

Danke

17.04.2014 10:08 • #16


K
Irgendwie hab ich im Laufe der Jahre vergessen wie es sich anfühlt mich angstfrei außerhalb der Wohnung zu bewegen. Na ja, vielleicht nicht vergessen aber verschüttet ist das Gefühl.

Ich hab Angst davor gesund zu sein. Klingt doof und paradox, ich weiß.
Ich hab Angst dass zu schnell Erwartungen an mich gestellt werden die ich nicht erfüllen kann. Ehrlich gesagt liegt mir nichts fernen als funktionieren zu wollen. Wenn es soweit wäre dass sich überhaupt die Frage nach einem Beruf stellt würde ich mir gern die Zeit nehmen erstmal überhaupt rauszufinden, was ich selbst möchte und was mir gut tut. Irgendwann hab ich aufgehört darüber nachzudenken.

Die Gesellschafft, ihre Wertvorstellungen z.B., damit kann ich nicht umgehen. Haste was dann biste was.
Die Dinge die ich in meinem Leben geschafft hab und auf die ich stolz bin interessieren niemanden weil sie nicht in das Raster passen, das andere als erfolgreich einstufen.
Ist euch schonmal aufgefallen, dass man wenn man sagt ...aus dem ist was geworden. dann ist damit fast immer der berufliche Werdegang gemeint ist.
Ich merke, ich schweife ab.

Zitat:
Na, siehste, hat doch gut funktioniert. Kannste ja jetzt immer dahin gehen.
Das kenne ich leider zu gut.
Ich musste, obwohl ich volljährig war, durch meine Angststörung, wieder in ein Kinderheim ziehen. Machte ich auch nur einen Schritt vor die Tür dann hieß es sofort Toll! Es klappt ja. Dann kannst du ja auch zur Schule gehen. Ich hab jahrelang versucht zu erklären dass es einen großen Unterschied macht ob ich mal kurz vor die Tür gehe oder jeden Morgen zur Schule muss. Der Weg dorthin, die Zeit die ich dort bin, der Weg zurück. Und dann müsste ich in der Schule ja zumindest so stabil sein dass ich mich auf den Unterricht konzentrieren kann. Ich habe es nicht geschafft das rüberzubringen dass ich damit total überfordert wäre.
Gingen die anderen aus dem Heim ins Kino, blieb ich zuhause. Trafen die anderen sich mit Freunden draußen, blieb ich zuhause. Gingen die anderen in die Disco, blieb ich zuhause. Aber klar, ich verzichte auf alles, was Spaß macht damit ich nicht zur Schule muss. Der Preis wäre doch ganz schön hoch nur um nicht in die Schule gehen zu müssen, oder?
Einmal kam die Heimleitung auf die Idee mir Geld anzubieten. Alles was ich dafür tun müsse sei in die Stadt zur Sparkasse zu fahren um das Geld abzuholen. Ich fand das eine Frechheit.
Ich musste mir auch ständig anhören wie toll das Mädchen B. aus dem Heim ist. Die macht ja jetzt ihre Ausbildung. Das ist sooo toll. Nimm dir mal ein Beispiel an B. Ähm...B. hatte aber keine Angststörung oder sonstige Auffälligkeiten. Warum vergleicht man uns dann trotzdem miteinander?
Diese Zeit im Heim hat mich total geprägt und ich ging garnicht mehr raus weil ich nicht wusste wie ich es erklären sollte.

Zitat:
Man lebt wie ein Zombie, ist froh für jeden Tag, den man hinter sich gebracht hat und verliert irgendwann ganz die Hoffnung, dass sich jemals irgendwas ändern wird.
Wahre Worte.

Zitat:
Man diagnostizierte im Laufe der Zeit bei mir sämtliche psychische Krankheiten, die es so gibt.
Ich hab nur alle Persönlichkeitsstörungen zu bieten. Natürlich nicht wirklich. Ich fragte meinen Arzt, weil auf einer Überweisung nur Persönlichkeitsstöung stand welche ich denn seiner Meinung nach habe. Er sagte Von allem ein bißchen was.-Schon klar. Einmal Hirn einschalten bitte.

Warum Psychologen nicht zu einem nach Hause kommen versteh ich bis heute nicht. Wer hat das beschlossen und warum? Ich glaub das weiß niemand mehr, aber man beruft sich halt drauf.
Hätte ich eine andere Erkrankung könnte ich Therapie machen, denn dann würde ich ja den Weg schaffen. Yay!
Der letzte Thrapeut sagte Ihm sei schon klar dass ich das Ziel der Therapie schon von Anfang an leisten können muss. (Damit meinte er den Weg zu ihm.) ...das Ziel der Therapie von Anfang an leisten. Für mich steckt da ein Widerspruch in dem Satz.
Und warum macht man das bei Agoraphobie so? Wenn ich jetzt Angst vor Katzen hätte. Würde mein Therapeut sich dann 15 Stück anschaffen damit ich von Anfang an damit konfrontiert werde? Müsste er doch eigentlich.
Bei anderen Problemen darf man sich rantasten.

Liebe Marion, das was du darüber schreibst, wie du dir Therapie gewünscht hättest - da wage ich noch nichtmal von zu träumen. Mir hätte es gereicht wenn der Therapeut ein Mal die Woche zu mir gekommen wäre damit ich sicherstellen kann dass ich den Termin einhalten kann und mir keine Gedanken darüber machen muss wie ich ausgefallene Therapiestunden bezahlen soll.
Jetzt ist es so, dass ich ja den Weg zu ihm nicht schaffe, aufgrund von innerem Widerstand, der sich durch Ängste bemerkbar macht (das vermuten wir zumindest beide).
Mit der Erkenntnis werde ich dann sozusagen entlassen. Denn damit ist das Thema für den Therapeuten erledigt.

17.04.2014 10:12 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

A
Also da habe ich mit meinem therapeuten aber Glück gehabt. Er sagte nur zu mir, wenn sie hilfe möchten dann müssen sie den termin alleine vereinbaren. Aber er wäre notfalls auch die ersten male zu mir gekommen, aber den Schritt hilfe zu bekommen den musste ich dann selbst tun,in dem ich dort angerufen habe und mit ihm einen termin gemacht hatte. Aber ich persönlich bin dann zu ihm so schwer es mir auch gefallen ist und so schwer es mir manchmal auch fällt. Aber ich wollte es so, denn ich dachte ok das ist jetzt der Schritt in Richtung Freiheit.

Trotz therapie habe ich aber seit 2 wochen wieder fast taglich mit Symptomen zu tun umd daraus resultierender Angst. Obwohl ich taglich am konfrontieren bin. Ich war sogar schonmal fast 1 jahr Angstfrei. Umd ich kann dir sagen das war eine richtig gut Zeit. Ich war shoppen,bin auto gefahren jane alles das gemacht worauf ich lust und Spaß hatte. Und dann durch kleinen stress, abends der plötzliche schwindelanfall, 1 nacht im kh und am nächsten morgen,im zimmer ein kleiner gleichgewichtstest, aussage der Ärztin,es ist der Stress. Der schwindel bleibt noch ein paar tage.
Und dann geht es wieder. Ekg und blutabnahme ergaben auch nichts. Tja und nun sitze ich hier und hoffe da bald wieder raus zukommen und endlich wieder mein Leben,leben zu konnen ohne Angst.

17.04.2014 10:59 • #18


Fee*72
Meine letzte Therapeutin meinte,sie kommt nich zu mir..wenn ich Hilfe möchte,muss ich zu ihr kommen..das is auch ein Teil der Angststellung...
hab aber schon einige andere gehabt,,und auch negative Erfahrungen gesammelt..

17.04.2014 11:30 • #19


G
@ Krümel

Du scheinst ziemlich intelligent zu sein. Aber du machst auf mich auch den Eindruck, dass du (deswegen?) glaubst, alles besser zu wissen als alle anderen und dass du dich in deinen Zustand richtig verbissen hast.

Meinst du ganz ehrlich, dass es einen Sinn hat, ernsthaft mit dir darüber zu sprechen - außer dir beizupflichten, wie schwer du es hast?

17.04.2014 11:35 • #20


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Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf