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casira
Hallo zusammen,
kennt ihr das Angst vor der Angst selbst zu haben?
Kurze vorab Info:
Als ich 12/13 Jahre alt war habe ich meinen ersten heftigen Panikanfall bekommen. Es ging nur darum das mein Vater damals zur Arbeit fahren wollte und ich angst hatte das er nie wieder zurück kommt. (Es gab gibt bis heute keinerlei Anzeichen dafür). Ich hatte solch eine Panik (Herzrasen, schweiß ausbrüche, blackouts), dass ich mich nicht mehr an alles genau erinnern kann.

In den mittlerweile 18 Jahren die vergangen sind seitdem habe ich immer wieder mal Angst vor einer solchen Angst. Ich leide unter mehreren Panikstörungen (Agoraphobie, Platzangst, Verlustangst, Angst vor dem alleinesein). Manchmal bekomme ich es super hin und kann den ganzen Tag alleine zu hause sein, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Doch manchmal an Tagen wie heute komme ich einfach nicht zu ruhe, nur weil mein Mann morgen für 3 Std. ca. 30KM wegfährt. Ständig denke ich darüber nach, was ist wenn ich einen Anfall bekomme der so ist wie der von damals. Wie soll ich nur alleine damit fertig werden?! Damals war meine Mutter bei mir. Hat mich versucht zu beruhigen. Aber meine Eltern sind z.Z. in Urlaub (Portugal).

Ich hasse dieses Gefühl. Angst vor etwas zu haben, dass evtl. gar nicht kommt.
Angst vor der Angst. Wie bekämpft ihr soetwas?
In der Regel lade ich mir dann jemanden ein. (Leider hat morgen niemand Zeit), nehme Globulis oder im Notfall auch Notfalltropfen. (Bitte keine Diskusion darüber ob das wirkt oder nicht. Denn bei mir helfen Globulis und das ist doch die hauptsache)

Danke für das lesen und evtl auch für einen Tipp, Ratschlag oder einfach nur einen netten Kommentar

31.10.2014 23:41 • 06.11.2014 #1


7 Antworten ↓


Bellaina
Hallo casira
Die Angst vor der Angst kenne ich nur zu gut und durchlebe sie auch seid mehreren Jahren. Leider habe ich auch noch nicht den richtigen Weg gefunden damit umzu gehen (globuli nehme ich auch, wirken aber nur bedingt). Dennoch möchte ich dir sagen: DU BIST NICHT ALLEIN! Und das ist schon mal sehr beruhigend, wenn man weiß das man nicht spinnt oder Ähnliches sondern das es sehr sehr viele Menschen gibt die mit dem gleichen Problem zu kämpfen haben. Vielleicht hast du ein Hobby, das dich die Angst vergessen lässt? Versuch es doch mal damit.
Früher hatte ich zum beispiel noch regelmäßig tanztraining, das hat mich immer ganz gut abgelenkt. Heute kann ich es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr, aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls mach dich nicht verrückt und Versuch tief und langsam durch zu atmen wenn so eine Angst auftritt.

Du schaffst das - wir schaffen das!

Und was mir geraten wurde, wenn alles nicht mehr hilft dann schreib hier

Liebe Grüße

31.10.2014 23:59 • #2


A


Angst vor der Angst selbst Was macht ihr dann?

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Hotin
Hallo casira,
am besten freundest Du dich mit Deinen Ängsten an. Du bekommst sicher keinen Anfall.
selbst wenn sich die Angst etwas verstärkt, versuch ruhig zu beiben, es läßt bald wieder nach.
Angst ist ein normales Steuersignal im Körper. Man kann es nicht beseitigen. Du kannst auch
nicht vor deinem Schatten weglaufen. Die Hauptfunktion der Angst ist Dich zu schützen.
Solltest Du mal genauer wissen wollen, was da abläuft, es gibt viele Bücher die das beschreiben.
Oder schreib mir mal genau, was Du da wissen möchtest.
Voraussetzung, dass man mit seinen Angstgefühlen gut zurechtkommt, ist natürlich, dass man
ansonsten gesund ist. Ich denke, das ist bei Dir der Fall.
Und: Du kannst und must etwas Neues lernen. Wärst Du dazu bereit ? Als Mensch hast Du einen eigenen
Willen. Wenn du das umsetzen kannst, wird Dir das Angstgefühl bald nicht mehr fremd und unheimlich vorkommen.

Viele Grüße
Hotin

01.11.2014 01:01 • #3


Pattex
Hallo zusammen,
ich habe seit gut drei Jahren ähnliche Probleme. Am Anfang war es extrem schlimm. Ausgelöst dadurch, dass ich beruflich immer mal wieder (meist kurzfristig und für 2-3 Wochen am Stück) unterwegs sein musste und in der Zeit nicht nach Hause kam. Das führte irgendwann zu Atemnot, dass ich dachte, ich hätte eine schlimme Erkrankung, Asthma oder sowas. Durch diese Gedanken kam schnell Herzrasen, allgmeines Unwohlsein usw. dazu. Mein Arzt hat es zum Glück schnell erkannt und ich machte eine Therapie, die mir wirklich geholfen hat und es ging mir monatelang danach wirklich ziemlich gut. Leider kommen stressbedingt einige Anzeichen im Moment wieder...

Zitat von Bellaina:
Früher hatte ich zum beispiel noch regelmäßig tanztraining, das hat mich immer ganz gut abgelenkt


Ich lese in diesem Forum oft Ratschläge, man solle sich ablenken. Ich denke aber, dass man da sehr genau unterscheiden muss zwischen sich ablenken und einfach positive Gedanken zulassen und versuchen, was Schönes zu machen, was ein bisschen Ausgleich zum Alltag mit der Angst bringen kann. So meint es Bellaina sicher auch.
Ablenken macht man automatisch. Ich habe das auch gemacht am Anfang. Immer was zu trinken dabei haben, wen anrufen oder am Handy rumspielen, Musik anmachen. Aber genau das, und das habe ich in der Therapie gelernt und verstanden, ist falsch. Du kannst dich bei Panikattacken ablenken wie du willst.

1. funktioniert es eh meist kaum, sich wirklich erfolgreich abzulenken. Meine Therapeutin sagte mal Versuchen Sie mal zwei Minuten nicht an einen blauen Elefanten zu denken. Was passiert? Du denkst natürlich an einen blauen Elefanten.
2. ist das Schlimmste, dass es so erst recht immer und immer wieder kommt.

Man kann das nur wirksam bekämpfen, wenn man bereit ist sich langfristig offensiv damit zu befassen. Dazu gehört, dass man die Angst zulässt. Immer wieder. Irgendwann wird man feststellen, dass es eben nur Angst ist. Die Symptome sind keine Krankheit, sie sind nicht schlimm. Sie existieren nur im Kopf. Und da musst Du sie bekämpfen.

Grüße, Pattex

01.11.2014 08:45 • x 1 #4


Hotin
@ Pattex,

interessanter Beitrag von Dir.
Wir können hier gar nicht genug positive Beiträge lesen.

Hört sich gut an.
Viele Grüße
Hotin

01.11.2014 17:02 • #5


Pattex
@ Hotin

Danke, das freut mich. Ich bin auch nicht hier, um mich selbst oder andere zu bemitleiden. Ich hab jetzt leider schon lange genug mit diesen Angstzuständen zu tun um zu wissen, dass ich mir selbst und anderen Betroffenen damit nicht helfen würde. Es ist leider ein Stück harte Arbeit, sich so weit mit der Angst auseinanderzusetzen, dass man damit gut leben kann und es im Griff hat.

01.11.2014 18:06 • #6


Hotin
@ Pattex,

Hallo Pattex,
wie recht Du hast.
Mit Ängsten klar zu kommen ist wirklich ein ganzes Stück harte Arbeit.
Und ich habe extrem viel über zwischenmenschliche Kommunikation, richtig streiten,
Transaktionsanalyse, Verhalten in der Partnerschaft und vieles mehr gelernt.
Früher war ich ängstlich, unsicher und deshalb introvertiert. Heute macht mir das
Leben viel mehr Spass. Auch wenn der berufliche und finanzielle Erfolg nicht so
besonders waren.
Ich wollte mal reich werden - Lebensziel verfehlt.
Bin leider nur auf Lebensängste spezialisiert. Und dafür habe ich noch nie einen Euro
bekommen. Jeder sagt nur immer Kann doch gar nicht sein! , Glaube ich nicht! oder
Schwätzer! Nur seit 30 Jahren lebe ich ganz gut damit.

Viele Grüße
Hotin

01.11.2014 18:24 • #7


Schokokeks
Hallo Casira,

ich weiß ganz genau, wie es dir geht. Ich hatte Dank Trevilor eine sehr heftige Attacke mit einen nicht mehr zählbaren Puls und habe den Notarzt gerufen. Diese Nacht sitzt mir auch noch sehr im Nacken und ich habe Sorge, dass eine Attacke wieder so enden könnte.
Ich habe meine Angst schon ein paar Jahre und habe auch riesen Probleme allein zu sein. Mir hilft es immer, wenn ich allein bin, zu wissen es ist zumindest jemand erreichbar, den ich in großer Not anrufen kann und der zu mir kommen würde. Ich weiß, dass man die Angst durchstehen soll, bin aber selbst der Meinung, dies dann gezielt zu üben und am Anfang zu versuchen, dies mit einem Rückhalt zu tun. Z.B. 2 Stunden allein zu hause sein, aber es wäre jemand erreichbar oder allein Busfahren und am Ende der Strecke wartet dann jemand auf dich. Diese gezielten Übungen holen mich meist wieder aus den schlechten Phasen heraus.

Ich habe auch gute Phasen dazwischen, aber kenne eben auch die schlechten Wochen. Ich denke es ist sehr wichtig zu lernen die Angst zu akzeptieren. Sie ist und wird wahrscheinlich dein ständiger Begleiter sein und in stressigen und dir nicht gut tuenden Phasen sich auch immer mal wieder zu Wort melden, die Frage ist nur wie du sie begrüßt. Schreist du sie wütend an und schubst sie weg oder begrüßt du sie vielleicht einfach mit einem höflichen Nicken oder Guten Tag.

Ich biete dir gern an, schreibe mir, wenn du gerade wieder Probleme hast allein zu sein und ich versuche so schnell wie möglich zu antworten
Was mir persönlich auch immer sehr hilft, ist klassische Musik.

Sei gedrückt
Keks

06.11.2014 16:50 • #8





Dr. Reinhard Pichler