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M
Hallo in die Runde,

heute muss ich mich auch outen, bis jetzt habe ich mich immer ganz gut im Griff gehabt, aber im Moment stehe ich inmitten der Angst völlig neben mir. Wer bin ich: männlich 37, ca. 1,77m, ~60kg aus dem Raum Chemnitz.

Ich habe schon immer etwas Angst vor allen möglichen Dingen (z.B. Knall, Erschrecken, Erwartungsangst). Vor Jahren habe ich eine Zahnarztangst relativ erfolgreich in Therapie bekämpft und konnte dann auch wieder hingehen - natürlich immer noch mit einem flauen Gefühl im Magen, aber es ging. Solange nur geschaut und vlt. Zahnstein entfernt wird, alles i.O., aber wehe es ist mehr. Ich hatte zwei Behandlungen mit lokaler Betäubung, da gingen bei mir kurz die Lichter aus. Bei den Kiddies musste letztens gespritzt und Zähne entfernt werden, da lag ich wieder in der Praxis flach - obwohl die Kinder bester Laune waren und es mich persönlich ja gar nicht betraf, aber ich konnte die Situation einfach nicht aushalten. Spritze, Taubheit, etc - ich pack's einfach nicht im Kopf.

Also wie gesagt - Spritze. Das einzige was ich in der Vergangenheit so halbwegs akzeptiert und ertragen habe, waren Blutabnahmen aus der Vene. Da lieg ich ja sowieso schon . Aber alles was rein geht (z.B. Impfungen) oder mit Piek in den Finger verbunden ist, lässt mir die (auch gerade jetzt) Muskeln erstarren, Hitze, kribbeln, ... Panik.

Mir fehlen jetzt seit 20 Jahren Impfungen, es wurde noch nie Blut aus dem Finger genommen, auch ansonsten wenig untersucht. Im Grunde bin ich auch gesund, habe außer leichten Ibu (für gelegentliche Kopfschmerzen) keine Medis im Haus. Und wenn es doch mal eine Untersuchung gab, dann Blut aus der Vene oder nichtinvasive Sachen wie Ultraschall oder Röntgen. Alles war immer ohne Befund.

So lebe ich seit Jahrzehnten mit einem über Sono, Blut und Stuhl-Tests diagnostizierten Reizdarm, da ich Magen- und Darmspiegelung nicht schaffe. Mit Mitarbeit geht schon gar nicht und in Kurznarkose habe ich Angst vor der Spritze und der Sache an sich.

Nachdem Blackout beim Zahnarzt mit den Kindern habe ich nun immer mehr in mich hineingehorcht und jedes Zipperlein hat Auswirkungen. Es kam dann Herzklpofen und Schwindel hinzu, der eher situativ ist und durch zu viele Gedanken im Kopf ausgelöst wird. Ich hatte dann zwei PA beim AUto fahren mit den Kiddies hinten drin und seitdem vermeide ich es. Auf Straßen wo ich nicht einfach an den Rand fahren kann geht es im Moment gar nicht mehr und durch den Stadtverkehr ist es eine Tortour und unglaubliche Anstrengung.

Es kam Angst, darauf die Magen-Darm-Beschwerden, Blutdruck, Puls, darauf nochmehr Angst ... Teufelskreis. Ich habe keine körperlichen Schmerzen.

Ich war vor ca. 14 Tagen beim HA, der diagnostizierte eine ausgeprägte Angststörung, Arbeitsunfähigkeit und verwies mich zur Psychiatrie. Leider ist Urlaubszeit und kaum ein Facharzt erreichbar. Und wenn doch, dann Termine nach September. Ich starre hier die Wand an und kann kaum noch. Jeder Tag ist Horror - der Nachtschlaf funktioniert meistens gut, aber direkt nach dem Aufwachen fangen die Gedanken im Kopf und Symptome in Magen-Darm wieder an. Manchmal kann ich aber auch nur kurz schlafen, durchdöse dann die Restnacht mit Herzklopfen, Hitze, zittern, wirren Gedanken.

Mir fehlt jeglicher Appetit, ich zwinge mir Essen rein, manchmal, besonders früh, geht aber gar nichts. Ich fühle mich körperlich schwach, depressiv, angsterfüllt, zittere oft, brauche Wärme. Ich kann den Tag kaum noch selbst bestreiten, bin abhängig von anderen Familienmitgliedern. Arbeiten geht im Moment gar nicht. Hobbys, Probleme anderer, meine Kinder - nichts geht, alles ist zu viel im Moment.

Ich war zweimal kurz davor in die psych. Notaufnahme zu gehen, aber habe es beide male, sicher auch aus Angst vor Spritzen, etc. nicht getan. Ich bin gefangen zwischen Wahn und Angst.

Sobald man mit jemandem über die Dinge sprechen kann, bessern sich die Symptome oft schlagartig. Das hält aber meist nicht länger als ein paar Minuten, Stunden oder den restlichen Tag. Spätestens am nächsten Tag geht's wieder von vorn los - die Probleme sind ja nicht gelöst.

Im Moment weiß ich nicht wie ich mir helfen (lassen) kann. Ambulant, stationär? Ich tendiere ja zu stationär, einfach aus Angst abzumagern und gar nicht mehr aus den ANgstgedanken raus zu kommen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen noch weitere Wochen hier dahin zu siechen und dann vielleicht wöchentlich eine Therapiestunde zu bekommen. Ich war in meinem Leben noch nie im Krankenhaus und habe solche Angst dort Ärzten, Schwestern, Apparaturen und Medis ausgeliefert zu sein. Ich träume davon . Mir geht es dabei schlecht, ich habe eine LMAA-Haltung, starre komatös die Decke an und glaube dass ich dort sterben werde. Einfach unbeschreiblich diese Gedanken - zum Glück ist die Nacht dann meist vorbei.

Ich danke allen die bis hier her durchgehalten haben .

Schreibt einfach ein paar Worte an mich, eigene Erfahrungen, ... dass es nicht hoffnungslos ist :/.
Vielleicht war ja auch schonmal jemand in Chemnitz oder Zschopau in der Klinik?

Liebe Grüße,
Murk37

07.08.2016 15:01 • 11.01.2017 #1


22 Antworten ↓


Schlaflose
Ich wollte dir gerade vorschlagen, dir von deinem Hausarzt ein Antiderpessivum verschreiben zu lassen, die auch bei Ängsten sehr gut wirken. Aber wenn du auch vor Medikamenten Angst hast, weiß ich auch nicht.

07.08.2016 15:40 • #2


A


Angst und Wahn - ich weiß nicht mehr vor und zurück

x 3


M
Danke für die Hilfe. Ja die Medis - wo es geht vermeide ich sie. Liegt aber gar nicht mal nur an den (Neben-)Wirkungen, sondern eher in der Verabreichung. Ich bekomme einfach keine Tabletten hinter. Alles was halbierbar ist geht so, aber so Kapseln oder so, geht nicht .

Meine HA hat mir Opipramol 50mg für den Ernstfall mitgegeben, das sind ja recht kleine Teile. Aber da ich ja schlafen kann, habe ich sie noch nicht genommen - die aufhellende Wirkung soll ja erst nach 2 Wochen einsetzen. Als NW steht da Übelkeit, und davon habe ich schon genug.

07.08.2016 16:51 • #3


Icefalki
Murks, dass bei Angst alles Angst macht, ist sowas von normal. Selbst Medis, die helfen können, machen Angst.

Letztendlich, wenn du genügend Angst hast, tust du was. Zu Beginn ist es quasi unmöglich, ist mehr eine Starre, die Handeln beinahe unmöglich macht. Das einzige, das hilft, ist das Vermeiden. Und die Welt wird dadurch immer kleiner.

Ich denke, dass viele hier das alles auch erlebt haben. Dann kommt der Punkt, wenn nix mehr geht, dass man sich Hilfe holt. Wann das geschieht liegt an jedem selbst.

Eine Einnahme von Medis, viele fürchten sie wie den Teufel, für andere sind sie ein Geschenk.

Der Weg aus der Angst ist individuell, hart, aber gehbar. Ohne eigenes Zutun wirds aber leider nicht besser.

Es hilft, überhaupt mal zu wissen, was Angst im Körper auslöst. Warum man solch eine übertrieben Angst entwickelt, ist auch so eine Frage.

Wie man damit umgeht, das heißt es rauszufinden. Wege gibt es da viele. Ob Klinik, oder niedergelassene Therapeuten, entscheide selbst.

07.08.2016 17:10 • x 2 #4


G
Hallo murks,

Medikamente können eine grosse Erleichterung verschaffen.Und man kann sie später wieder absetzen.
Du musst Dir das vorstellen wie ein gebrochenes Bein: das braucht einen Gips.
Deine Psyche ist das gebrochene Bein und das Medikament der Gips.

Auf jeden Fall würde ich handeln und Hilfe suchen,es kann nur besser werden!
Mir hat Lorazepam (Tavor) gut geholfen,man sollte es nur kurzfristig einnehmen,weil es schnell abhängig macht.
Aber um eine Akutzeit zu überstehen und den Weg in eine Klinik zu schaffen dafür ist es meines Erachtens sinnvoll.

07.08.2016 18:08 • #5


J
Hallöchen ,

Eine super antwort fürs Rätsels Lösung suche ich bis heute. War fast zwei Jahre Beschwerdefrei.
Opripramol macht dem Magen nix. Hatte das mal mit 150 mg Tag und naja geholfen hat es mir leider nicht.

Die pieckser in Finger mag ich auch nicht - das Ohrläppchen ist in solchen Fällen klasse. Da merkst nix

Versuch mit deinem hausarzt zusammen eine schnelle aufnahme bzw Termin zu bewirken.
Denke deine Kids sind dann gut versorgt oder ?
Ich habe hier ein Buch über Ängste das lese ich derzeit.

07.08.2016 18:47 • x 1 #6


M
Vielen Dank euch allen!

Der Tipp mit dem Ohrläppchen ist für mich eine super Erleichterung! Ich hoffe der Doc sieht das im Fall der Fälle auch so, bzw. die Blutwerte sind dort identisch zur Entnahme aus den Fingern. Ich denke generell, wenn ich dieses sche*** Spritzen-Problem in den Griff bekomme, wird einiges einfacher.

Ja, die Kinder sind versorgt. Zum Glück. Meine Frau ist echt die Beste, ich bin ihr so unendlich dankbar dafür. Sie bringt unglaubliches Verständnis auf, aber kann mir bei meinem Problem natürlich nicht direkt helfen. Es bricht mir so sehr das Herz, andere jetzt für mich so einspannen zu müssen - Familie wie Kollegen. Ach Leute, ich stehe hier grad im eigenen Wasser, aber es befreit.

07.08.2016 19:30 • #7


J
Zitat von Murk37:
Vielen Dank euch allen!

Der Tipp mit dem Ohrläppchen ist für mich eine super Erleichterung! Ich hoffe der Doc sieht das im Fall der Fälle auch so, bzw. die Blutwerte sind dort identisch zur Entnahme aus den Fingern. Ich denke generell, wenn ich dieses sche*** Spritzen-Problem in den Griff bekomme, wird einiges einfacher.

Ja, die Kinder sind versorgt. Zum Glück. Meine Frau ist echt die Beste, ich bin ihr so unendlich dankbar dafür. Sie bringt unglaubliches Verständnis auf, aber kann mir bei meinem Problem natürlich nicht direkt helfen. Es bricht mir so sehr das Herz, andere jetzt für mich so einspannen zu müssen - Familie wie Kollegen. Ach Leute, ich stehe hier grad im eigenen Wasser, aber es befreit.



Finger und Ohrläppchen sind gleich von den Werten her . hatte jahrelang eine spritzenphobie , Blutentnahme ging gerade so ... dann hatte ich Fehlgeburten und musste zum gerinnungsmediziner.... Tja und Ergebniss hieß dann täglich Heparin spritzen und 3 x Woche Blutentnahme, 1 x Woche Ohrläppchen... die haben mich ins kh eingewiesen damit ich das spritzen lernte. Das erste mal hab ich 15 min gebraucht, von heulen bis kurz vorm kotzen und Schwindel das volle Programm .... musste auch nach Geburt weiter spritzen..... seit dem bin ich abgehärtet.... selbst pieks in Finger geht. Ach ja und kurz vor der Schwangerschaft wurde ich natürlich noch geimpft - ich weiß nur zu gut wie du dich da gefühlt hast.

Auch wenn ich die angst überwunden hatte , zack da kam die nächste. Daher kann nur Therapie helfen , da bin ich im Oktober mit dran.
hatte sonst immer panikattacken auf autobahnbrücken , vor allem vor der einen , Deutschlands höchste und die steht bei uns vor der Tür.... geheuer ist die mir bis heute nicht aber ich kann drüber fahren ohne Panik.
Es kam wie es kommen musste , ich stand 30 min auf einer anderen Autobahnbrücke im stau ( wir haben ganz viele hier ) ... die Brücke bewegte sich natürlich, schwankte so das sie fast umkippte , die Straße zerbrach unter mir ^^^ eingekesselt von lkw s und Bullen Hitze , dazu flogen meine besten Freunde die wespen ( Panik und Allergiker) die ganze zeit ums auto... kurze Zeit später War die Brückenangst ertragbar und dann weg.

ich wünschte die Krankheitsängste würden so einfach zu überlisten sein.

wenn ich auf den Brücken Angst hatte ( ohnmächtig zu werden und dann mit Auto da runter stürzen ) hab ich irgendwen angerufen um nicht alleine zu sein. Versuch das doch mal im Alleingang und mit deiner Frau am Telefon.
Sei froh das deine Frau so hinter dir steht. Das ist viel wert.

07.08.2016 21:06 • #8


M
Morgens ist es immer am schlimmsten. Die Nacht war praktisch 3 Uhr zu Ende. Nur noch rumgedöse. Die Gedanken an den Tag sind unerträglich, alles so leer und irgendwie unbezwingbar. Sobald die ersten Autos draußen vorbei fahren fängt der Stress in mir an - also die Aufgaben bzw. das Tun Anderer stresst mich, da es mir unmachbar erscheint.

Ich hatte die Kinder noch im Haus und musste sie für die Schule fertig machen. Fast unmachbar, wie in Trance.

Heute muss ich zur HA, keine Ahnung was ich machen soll. Einweisung in Klinik oder weiter zu Hause? Ist für mich eine Entscheidung zwischen Tag nicht überstehen oder ausgeliefert zu sein. Und ob ich den Tag in der Klinik besser überstehe weiß ich auch nicht.

Früh ist es immer so schlimm, ich kann mir nicht vorstellen den Tag zu überstehen. Ich suche mir irgendwas zu essen zusammen, habe aber keinen Appetit. Zubereiten geht schon gar nicht, Küchengerüche schnüren mir die Luft ab. Ich bekomme meist nur frische Obst und Gemüse Sachen runter. Nicht grad energiereich, aber wenigstens etwas. In der Klinik gibts bestimmt irgendwas vorgesetzt und dann friss oder stirb. Im Moment esse ich über den ganzen Tag kleine Dinge und trinke Saftschorle.

Zum Abend hin wird es dann besser und ich werde wieder klarer im Kopf, bin auch belastbarer und kann mir gut vorstellen das ambulant therapieren zu lassen - aber der nächste Morgen radiert alle guten Gedanken wieder aus.

Hilfe, ich werde wahnsinnig.

08.08.2016 06:23 • #9


G
Guten Morgen murk,

das wird Dich jetzt wenig beruhigen aber mir ging es vor meinem Klinikaufenthalt genauso.
Morgens ist es immer am schlimmsten,weil man keine Ahnung hat,wie man den Tag überleben soll.

Im Laufe des Tages wird es dann manchmal besser und man denkt sich: ach,ist doch alles halb so wild,ich muss mich nur ein bisschen mehr zusammennehmen,dann wird es schon.
Dann ist einem das gewohnte Umfeld natürlich lieber als noch mehr Ungewissheit,was in der Klinik noch auf einen zukommen könnte.
Das ist ja das fiese an dieser besch... Angst,dass sie einen handlungsunfähig macht.

Bei mir war es so,dass mir die Klinik irgendwann als einzige Rettung erschien und ich dankbar war,dass ich reinkonnte.
Ich war nurnoch ein zitterndes Häufchen Elend,nachts zitternd und schwitzend aufgewacht,ständig Übelkeit,furchtbar.

Die Ärzte können Dir Dinge vorschlagen aber entscheiden musst Du selbst.
Leider wirkt alles bedrohlich und niemand kann einem eine Garantie geben,was das Richtige ist.
Man muss das einfach ausprobieren und dann selbst sehen,was einem am besten bekommt.
Zwingen kann Dich niemand zu etwas ,auch nicht in der Klinik.Man kann sich dort auch wieder selbst entlassen,sofern man nicht suizid gefährdet ist.

Sich Hilfe zu holen ist der erste Schritt zur Besserung.
Hast Du ein gutes Verhältnis zu Deinem Hausarzt?Das wäre gut.
Vielleicht kann er dir gleich ein Notfallmedikament mitgeben.
Ich wollte auch nichts nehmen,hatte Angst,dann noch mehr die Kontrolle zu verlieren.
Aber darum geht es nicht.Es geht darum,erstmal eine rasche Entlastung zu schaffen,so dass man zunächst wieder klar denken kann und in die Handlungsfähigkeit zurückkommt.

08.08.2016 06:56 • #10


M
Hallo liebe GreenTee,

danke für deine Worte.

Leider ist das Verhältniss zum HA nicht so innig, also ich kann mich nicht wirklich auf ihn einlassen und ich denke auch dass er mit der Angst nicht soo viel anfangen kann. Bis jetzt war das auch nicht nötig, mal Erkältung, Krankenschein und gut. Aber Ärzte-Hopping wäre das Letzte was ich jetzt wöllte.

Mir erscheint die Klinik auch als einzige Rettung, aber ich traue mich nicht. Wie und wann hat sich bei dir dort die Besserung eingestellt? Wie lang warst du dort? Konnten sie gut auf dich eingehen?

08.08.2016 07:23 • #11


G
ich will Dir nichts vormachen,einfach war es nicht aber heilsam.
Ich war vier Wochen dort: 2 Wochen vollstationär und 2 Wochen teilstationär.

Mein Psychiater wollte mich zunächst nicht einweisen,weil er der Meinung war,das könnte meine Ängste noch verstärken,weil dort halt Menschen in seelischer Not sind und das könnte mich noch mehr runterziehen.
Ich muss gestehen,er hatte nicht Unrecht,ich bin dort an meine Grenzen gekommen aber am untersten Punkt war so eine Art Umkehr.
Da hab ich gemerkt: ich kann es schaffen und das geht im Endeffekt nur aus eigener Kraft.
Das kann Dir keiner abnehmen.Und blöderweise muss man erst an diesen beschriebenen Punkt kommen und dann fragt man sich:leben oder sterben.

Mir war zunächst wichtig,dass ich in einen sicheren Rahmen komme,mit erfahrenen Ärzten und Pflegern,so dass man rund um die Uhr Ansprechpartner hat.
Man bekommt dort eine Rundumversorgung ,Ziel ist es aber ,dass man wieder in die Eigenverantwortung geht.
Also kurz gesagt: ein Wellnessurlaub ist es nicht,man wird schon phasenweise hart rangenommen.

Mir persönlich hat dort der Kontakt zu den Mitpatienten viel gebracht.
Man musste nicht mehr so tun,als wäre alles in Ordnung und konnte sich so zeigen,wie man ist.
Sehr befreiend.

Das dann in den Alltag mitzunehmen ist die nächste Stufe: nicht nur die Maske zeigen sondern wie es einem wirklich geht.
Man wundert sich,wieviel Verständnis man bekommt,wenn man einfach ehrlich ist und auch mal sagt,es geht einem nicht so gut.

08.08.2016 07:51 • #12


M
Zitat von GreenTree:
ich will Dir nichts vormachen,einfach war es nicht aber heilsam.
Ich war vier Wochen dort: 2 Wochen vollstationär und 2 Wochen teilstationär.

Mein Psychiater wollte mich zunächst nicht einweisen,weil er der Meinung war,das könnte meine Ängste noch verstärken,weil dort halt Menschen in seelischer Not sind und das könnte mich noch mehr runterziehen.
Ich muss gestehen,er hatte nicht Unrecht,ich bin dort an meine Grenzen gekommen aber am untersten Punkt war so eine Art Umkehr.
Da hab ich gemerkt: ich kann es schaffen und das geht im Endeffekt nur aus eigener Kraft.
Das kann Dir keiner abnehmen.Und blöderweise muss man erst an diesen beschriebenen Punkt kommen und dann fragt man sich:leben oder sterben.

Das kann ich verstehen. Bei mir sieht es so aus. Ich komme ja bislang nicht mal an einen Psychiater, keine Termine, vielleicht im September. So sitze ich jetzt schon 2 Wochen hier uns starre die Wand an, die eigentlichen Ängste sind jetzt noch mächtig in eine Depression übergegangen. Ich glaube, den Punkt habe ich langsam erreicht, morgens denke ich ans sterben und abends gehts wieder Richtung leben. Ich habe Angst, dass sich der Morgen verstärkt und hangele deshalb auch nach einem sicheren Rahmen, wo ich mich im Fall der Fälle anlehnen und Hilfe suchen kann. Also ich will damit nicht sagen dass ich mir etwas antuen möchte, davor habe ich auch zuviel Angst - aber morgens würde ich rein gedanklich sterben akzeptieren, und das macht mir Angst.

Zitat von GreenTree:
Mir war zunächst wichtig,dass ich in einen sicheren Rahmen komme,mit erfahrenen Ärzten und Pflegern,so dass man rund um die Uhr Ansprechpartner hat.
Man bekommt dort eine Rundumversorgung ,Ziel ist es aber ,dass man wieder in die Eigenverantwortung geht.
Also kurz gesagt: ein Wellnessurlaub ist es nicht,man wird schon phasenweise hart rangenommen.

Mir persönlich hat dort der Kontakt zu den Mitpatienten viel gebracht.
Man musste nicht mehr so tun,als wäre alles in Ordnung und konnte sich so zeigen,wie man ist.
Sehr befreiend.

Das dann in den Alltag mitzunehmen ist die nächste Stufe: nicht nur die Maske zeigen sondern wie es einem wirklich geht.
Man wundert sich,wieviel Verständnis man bekommt,wenn man einfach ehrlich ist und auch mal sagt,es geht einem nicht so gut.

Das ist auch mein Ziel, wieder eigenverantwortlich zu sein und auch handlungsfähig.

Meine Maske habe ich vor 3 Wochen abgelegt, es gibt zwar erstmal eine Erleichterung, aber wenn man keine Hilfe bekommt, dann ist es jetzt viel schlimmer wie vorher. Reden hilft sehr, aber im Moment nicht anhaltend. Ich möchte meine Mitmenschen nicht über Gebühr mit mir belasten, das Leben ist so leider schon anstrengend genug. Und, ich bin unendlich dankbar dafür dass sie versuchen alles so gut es geht zu meistern. Aber das ganze Leben zu hause ist mir im Moment zu viel, Freude, mal Hektik, Alltag - ich kann nicht dran teilhaben. Meine Ängste und Sorgen belasten mich zu sehr.

08.08.2016 08:26 • #13


Robinson
Hallo Murk,
Blutabnehmen geht jetzt bei mir, bin früher immer fast umgekippt. Hatte mal schlechte Erfahrung gehabt. Aber mir ging es mal so mies, da hatte ich garkeinen Nerv, darauf zu achten, hab hinterher gemerkt das ich nichts gemerkt habe. Das lief so nebenbei ab. Und beim 5-8 mal war die Angst weg. Ich kann sogar hinsehen und mit der Schwester flirten. Also Übungssache und neulernen dabei dass es nicht schlimm ist. Aber das ist bei jeder Phobie so. Weiss jetzt nicht ob das beim Zugang legen oder wie das heisst auch so wäre. Also Positive Erfahrung machen hilft.

Soviel erstmal zum Thema Blutabnehmen. Baustelle bei mir ist Zahnarzt. Aber da hab ich auch schon positive Erfahrungen gemacht.

LG Robinson...

08.08.2016 08:29 • #14


G
auf Termine muss man ewig warten.
Ich bin zum Psychiater ohne Termin.
Als erstes hatte mich die Sprechstundendame zusammengefaltet,was mir denn einfiele,ohne Termin zu kommen.
Und warum ich so lange nicht da war.
Es war zu erwarten aber ich war trotzdem am Boden zerstört.

Ich bin heulend rausgerannt,da es mich meine letzte Kraft gekostet hatte überhaupt hinzugehen.
Im Flur hab ich mich dann ausgeheult und bin dann erneut rein.

Dann hab ich eine Weile gewartet und kam dann auch dran.

Mir wurde ein Anitidepressumiv verschrieben,was es zunächst noch schlimmer machte.
Auch nach mehrwöchiger Einnahme,leider.
Da steckt der Arzt aber nicht drin.
Parallel dazu habe ich die Tavor (Lorazepam) bekommen,damit die Nebenwirkungen nicht alles noch schlimmer machen.

Die Lorazepam wollte ich aber nicht nehmen,weil ich Angst vor dieser Abhängigkeit hatte.
Deswegen wurde es so schlimm,dass ich in die Klinik gegangen bin.

Dort wurden die Medikamente allesamt ausgeschlichen und jetzt?

Jetzt bin ich wieder zuhause und frage mich : was tut MIR jetzt gut?

Der einzige Arzt,der SOFORT erkannt hatte,wie schlimm es ist: bei dem werde ich diese Woche noch vorstellig.

Es ist der Hausarzt meiner Eltern,der sofort bereit war,mich einzuweisen und mir parallel Entlastung verschafft hat,indem er sagte,dass das Tavor nicht so schlimm ist und es Menschen gibt,die dieses Medikament auch langfristig nehmen.

Ich wünschte,ich hätte es gleich in vollem Umfang genommen!

08.08.2016 11:12 • #15


M
Ich bin ehrlich, ich konnte dir jetzt nicht folgen, was ursächlich und am Ende hilfreich war . Den Psychiater zu erreichen war aber wohl der negative Hit, aber so ungefähr habe ich mir das hier auch vorgestellt.

Ich habe es heute in die Hand genommen. Klinik.
Ganz nette Ärztin am Telefon, Termin zum Gespräch am Mittwoch, Aufnahme (falls meine Probleme passen ) noch diese Woche möglich - sie haben Kapazität, im Sommer haben weniger Leute Angst .

Ich sehe wieder Licht am Ende des Tunnels.

08.08.2016 14:31 • #16


G
entschuldige ,murk,es war auch etwas wirr geschrieben,bin da zu sehr in Erinnerungen abgeglitten,wollte eigentlich sagen:
es war gar nicht so einfach,in die Klinik zu kommen aber der Aufenthalt IN der Klinik hat mir eine Menge gebracht.

Freut mich riesig für Dich,dass Du es in die Hand genommen hast und Dich bald vorstellen kannst,toll!

08.08.2016 15:03 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

M
Oh Mann, bin ich aufgeregt wegen morgen.

Gestern Abend war so toll, mir ging es richtig gut. Ich konnte sogar wieder essen. Ich konnte richtig sehen und spühren wie sich der Bauch entspannt - es bewegte sich plötzlich alles.

Habe geschlafen wie ein Baby, bis zum Wecker heute früh. Ich war sogar wirklich guter Laune. Dann ging der Mist im Bauch aber wieder los. Also es ist wirklich jeden Tag so, man weckt auf, und ein paar Minuten später verspannt sich wieder alles da unten und es blubbert und gurrt so leise vor sich hin. Gefühlt wird oben dann alles zugeschnührt und der Appetit geht dann auch gleich wieder in den Keller. Stuhlgang ist dann auch immer so spannend, man muss, sitzt auf dem Hocker aber der Schließmuskel kann sich nicht entscheiden, freilassen oder anhalten. Das Geschäft selbst ist dann eigentlich immer i.O. . Naja, genug davon .

Jedenfalls bin ich aufgrund dieses blöden Bauches total down, mir fehlt jegliche Energie, würde ich sagen. Erst zum Mittag, wenn jemand so lieb ist und mir was zu Essen mit zubereitet, wird es besser - ist zwar immer noch ein essen ohne großen Appetit, aber es geht schon ein bisschen. Danach wird's besser.

Heute war ich wieder beim Ergo-Therapeut - mein Retter in der schweren terminlosen Zeit. Er macht auch Biofeedback und Bioregulation (Suchbegriff: Raymedy) - für mich ein bisschen wie Raumschiff Enterprise. Manche halten es für Hokus-Pokus, andere für die Medizin der Zukunft. Ich finde es einfach großartig wie man bei ihm ganzheitlich betrachtet wird, nicht so als Maschine wie in der Schulmedizin . Ich habe deshlab so ein Vertrauen in ihn, weil er auch meinen Sohn mit seinen Methoden in einer Erkrankung sehr erfolgreich therapiert hat, die andere Ärzte ewig nicht mal diagnostizieren konnten. Wie dem auch sei, er konnte mit seinen Untersuchungsmethoden jedenfalls keine ernsthaften organischen Probleme bei mir finden, lediglich der Kreislauf ist nicht so zum Bäume ausreißen und auch der Dünndarm ist wohl etwas außer tritt - aber in meiner Situation wäre das völlig normal. Dann hat er noch abweichende Werte im linken Bein erkannt und tippte auf eine leichte Entzündung, von der er garantiert nichts wusste - aber als ich ihm dann von einem (1 Woche alten) Bremsen-Stich und anschließender Schwellung berichtete war ihm alles klar. Insgesamt fühlte ich mich besser untersucht und verstanden als bei meiner HA. Er war auch so ehrlich und sagte mir, dass er meinen Weg über die Klinik für den richtigen Weg hält. Eine so akute Situation sollte mit viel Aufmerksamkeit behandelt werden.
OK, Schluß mit dem Exkurs - ich will niemanden bekehren , höchstens zum erweitern seiner Horizonte anregen. Genau diese Tugend fehlt manchen Göttern in Weiß und ich selbst werde wohl in nächster Zeit ganz viel von dieser Fähigkeit brauchen .

Naja, schauen wir morgen mal. Ich werd' wohl davon morgen lieber nichts erzählen - will ja nicht als Esotheriker da stehen. Meine HA würde mich rausschmeißen . Mich selbst befreit es aber ungemein, als Mensch im 21. Jh. nicht schon als allwissend dastehen zu müssen, sondern zu erkennen, das es immer Neues zu entdecken gibt. Und nein, ich glaube an keinen Gott ...

So und nun zu meiner eigentlichen Frage:
Hat jemand ne Idee wie ich morgens meinen Bauch beruhigen kann? Ich gaube dann wäre der ganze Tag besser zu ertragen.

Liebe Grüße,
Murk

09.08.2016 15:12 • #18


G
Hallo murk,

ich bin es schon wieder.
Das hab ich mir gedacht,dass Du schon ganz aufgeregt bist.
Diese quälende Zeit zuhause bis man endlich aufgenommen ist hast Du ja Gott sei dank morgen hinter Dir.
Ich hab in der Zeit zuhause viel Kamillentee getrunken,weil ich Magenprobleme hatte (hatten übrigens viele in der Klinik).
In der Apotheke hab ich mir Omep geholt,das half nach 2 Tagen Einnahme.


Freut mich,dass Du wieder das Licht am Ende des Tunnels sehen kannst.
Ich wünsche Dir von Herzen,dass Du Dich dort weitestgehend stabilisieren kannst!

09.08.2016 15:37 • #19


M
Hallo liebe Gemeinde,

ein halbes Jahr ist vergangen, und ich möchte mal Feedback geben. Leider hört man ja selten wieder was von den Leuten ...

Ich war insgesamt 8 Wochen in der Klinik. Die anfängliche Erwartungsangst hat sich schnell gelegt, da ich nun nicht mehr alleine war mit meinem Problem, sondern ich praktisch von solchen Spinnern umgeben war. Irgendwie war das beruhigend und wir hatten viel Spaß untereinander und auch die Therapien und Therapeuten waren (mal mehr, mal weniger) hilfreich. Was ich weniger schön fand, dass man auf körperliche Belange praktisch keinen Deut gegeben hat, es wurde alles als psychisch erklärt. So kam es, dass ich mich die ganze Zeit fragte, ist nun etwas körperliches der Auslöser für die Symptome der Angst oder ist es umgekehrt? Untersuchungen gab es nicht weiter, man soll sich ja nicht mehr so auf seinen Körper fokussieren. Es hat mir geholfen die Symptome als das zu akzeptieren was sie sind - Symptome. Im Moment glaube ich mir wieder, nicht ernsthaft körperlich krank zu sein. Meine Magen-Darm Probleme habe ich inzwischen im Griff, es lag zum Teil an der ständigen Angst und dem damit verbundenen Streß, aber auch an der Ernährung. Nach einem (privaten) Darmflora-Test und Ernährungsumstellung geht es mir wieder besser - mit dem Krankenhaus-Essen wäre das aber nichts geworden.

Kaum war ich raus, habe ich mir eine neue HA gesucht und bin auf eine verständnisvolle Zeitgenössin gestoßen. Sie unterstützt mich seither recht gut, die körperlichen Symptome abklären zu lassen. Es hat mich manchmal viel Überwindung gekostet, manches habe ich auch erstmal abgelehnt (aus Angst), aber ich bin froh dass mich jemand begleitet. Bald gehe ich zum HNO, Kardiologe und auch zum Zahnarzt, zur Diagnose wegen dem immer mal wieder aufkommenden Schwindel. Da ich aber noch nie deswegen wirklch umgefallen bin, glaube ich schon auch langsam an phobischen Schwindel, vor allem da er im liegen völlig weg ist, oder auch wenn ich irgendwas voll im Flow erledige. Erst wenn ich nach dem aufstehen wieder mit grübeln anfange oder am Tag anderweitig Zeit dafür habe, schwindelt es mich.

Ein Problem aber treibt mich in den Wahnsinn. Diese Angst vor erneuten Ohnmachtsanfällen. Immer wenn irgendwas mit Spritzen gemacht wird, oder soll, entwickelt sich meine Angst immer wieder zur Ohnmacht. Ich weiß inzwischen dass es wohl eine der wenigen (einzigen?) spezifischen Phobien ist, wo das vorkommt und auf eine Fehlreaktion des autonomen Nervensystems zurückzuführen ist. Nach dem Herzklopfen und hohen Blutdruck folgt direkt eine Gefäßerweiterung und Blutdruckabfall mit dem Ziel der Ohnmacht oder mindestens Schwächeanfall. In der Evolution der Natur gibt es diese Reaktion wohl, dass sich ein gerissenes Tier damit Tod stellt und für den Angreifer im besten Falle keine fressenswerte Beute mehr darstellt. Tiere machen das meistens in Situationen, in denen Flucht oder Kampf nicht mehr sinnvoll erscheint - so wie bei mir eben auf dem Zahnarztstuhl oder im Anblick der Spritze. Ich habe das Gefühl, dort mit der Psychologin und Verhaltenstherapie gerade nicht mehr weiter zu kommen.

Naja, seht meinen Beitrag erstmal als Lebenszeichen und Bitte den Faden fortzuführen. Vielleicht hat ja noch jemand ein paar Vorschläge, Ideen, Ablenkungen für mich .

Liebe Grüße vom Murk37

11.01.2017 12:33 • #20


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